Avignon

Gestern Nacht hat sich noch n Gewitter zusammen gebraut. Bis um 9 Uhr in der früh hatts noch geregnet. Das hielt meine Motivation aufzustehen dann ziemlich gut in Grenzen. Die Sachen die ich gestern noch gewaschen und zum trocknen aufgehängt habe waren natürlich auch komplett durchnässt, ebenso wie mein Helm den ich am Roller festgemacht hab, denn das eigentliche Helmfach benutz ich als Tresor um Wertsachen ein zu schließen. Das Zelt war beim abbauen und einpacken natürlich auch noch nass, aber da kann man halt nix machen. Wenigstens hat sich das Wetter gefangen und als ich losgefahren bin hat die Sonne wieder gescheint. Das Ziel für heute sollte Avignon sein, keine 100 km entfernt. Also hab ich mir den Luxus gegönnt und bin statt Schnellstraße die bergige Straße am Rand der Schlucht entlang die ich gestern schon mitm Bus in die andere Richtung gefahren bin. Auch wieder ein Motorradfahrer-Geheimtipp. Der Roller tut sich bergauf erfahrungsgemäß eher schwer, deshalb hab ich für den Streckenteil ne gute Stunde gebraucht. Aber die Aussicht war wieder mal klasse.
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In Avignon angekommen ging’s gleich aufn Campingplatz. Von der Lage her echt super, man muss nur einmal die Rhône überqueren und schon ist man in der Altstadt. Aber der Platz an sich… naja. Kein Gras, nur trockener, staubiger Erdboden. Wir erinnern uns, mein Zelt war noch nass. Das war dann natürlich die ideale Kombination. Schon beim Aufbauen sah mein Zelt aus als hätt ichs in ne Matschpfütze geworfen. Aber was solls, kann man nix machen. Nachdem das Zelt stand und Gepäck und Roller aufgeräumt waren bin ich also rüber zur Altstadt. Das Stadtbild wird vom Papstpalast dominiert, denn im 14. und 15. Jahrhundert war nicht Rom sondern Avignon der Herrschaftssitz des Papstes.
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Auch gleich ins Auge sticht die Pont Satin Bénézet.
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Da kann man sich natürlich die Frage stellen: Warum hört die mitten im Fluß auf? Ganz einfach, weil Hochwasser und Kriege der Brücke stark zugesetzt haben. 1660 wurde sie dann endgültig aufgegeben.

In der Stadt selbst war wirklich extrem viel los. Das lag daran, dass gerade ein dreiwöchiges Kunst- und Kultur-festival stattfand. Alle 50 Meter war ein Straßenkünstler der die Leute unterhielt. Ganz nette Atmosphäre. Überhaupt ist Avignon eine absolute Künstlerstadt. Speziell Theater und Cabaret Vorstellungen gibt’s hier wahnsinnig viele. Und das hat einen ganz bemerkenswerten Effekt. Ich nenn es mal die Inflation der Werbung. Denn wie macht man auf ein Stück aufmerksam? Richtig, man hängt ein Plakat auf und verteilt gegebenenfalls ein paar Flyer. In ner kleineren Stadt mit entsprechend geringen Theaterangebot funktioniert das auch. Aber nicht in Avignon. Dadurch, dass man nicht als einziger sein Plakat hängen hat sondern nur noch einer von vielen ist, sticht man nicht mehr aus der Masse heraus und der Werbeeffekt verpufft. Die Lösung dieses Dilemmas scheint erstaunlich simpel zu sein: Man hängt einfach mehr Plakate seiner eigenen Vorstellung auf und schon hat man durch die schiere Masse der eigenen Plakate die Aufmerksamkeit des potentiellen Theatergängers auf sein Stück gelenkt. So weit, so gut. Der einzige Haken dabei ist, dass das scheinbar alle so machen. Deshalb ich die ganze Stadt zugepflastert mit einer unvorstellbaren Anzahl an Theaterplakaten.
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Für die Verteilung von Flyern  scheint das gleiche zu gelten: In den 5 Stunden in denen ich in Avignon war hab ich sicher 20 Flyer in die Hand gedrückt bekommen. Einfach verrückt.

Hab mich heute auch zu einem Restaurant Besuch hinreißen lassen. Exzellentes Gaspacho als Vorspeise, nur das Steak hat danach leider enttäuscht. Inklusive ein Glas Wein hat das ganze aber auch nur 20 € gekostet. Erstaunlich günstig für Frankreich, normal zahlt man deutlich mehr.
Nach dem Essen bin ich dann weiter durch die Stadt geschlendert und hab den zahlreichen Musikern zugehört, die waren fast alle richtig gut. Tja und gegen 22:30 Uhr ging’s zurück zum Zelt.