Ah, heute war so ein richtiger Reisetag, einer an dem einfach alles zusammen kommt. Ein Tag voller Herausforderungen, Überraschungen und Happyends.
Doch der Reihe nach. Um 8 ging mein Wecker, damit ich all mein Zeug zusammenpacken und noch in Ruhe frühstücken konnte, denn bis um 12 musste ich den Campingplatz verlassen haben. Kurz nachdem der Wecker ging hats nochmal angefangen zu regnen. Ich dacht schon: Super, im Regen abbauen und dann lauter nasse Sachen mitschleppen. Hat dann aber nur ganz kurz und leicht geregnet. Glück gehabt. Zurück lassen musste ich leider mein aufblasbares Kopfkissen, aus einem mir unerfindlichen Grund ist es plötzlich undicht und damit nutzlos für mich geworden. Toll, in Zukunft also ohne Kissen schlafen. An der Campingplatz Lobby hab ich dann nochmal das kostenlose Internet ausgenutzt und mir verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten in Saint Sebastièn rausgesucht, denn da wollt ich als nächstes hin. Raus aus Frankreich und rein nach Spanien. War ja jetzt auch schon nen guten Monat in Frankreich unterwegs.
Das Wetter zu Rollerfahren war mittelmäßig. Zwar hats nicht geregnet, aber es war bewölkt und mit Fahrtwind doch ziemlich kühl. Bis Saint Sebastièn warens etwa 80 Kilometer. Ich fahr also und fahr also und dann plötzlich und ohne Vorwarnung bin ich scheinbar in Spanien. Hab nicht mal das offizielle Grenzschild gesehen. Woran ichs gemerkt hab? Die Sprache auf den Schildern war nicht mehr Französisch sondern zweisprachig, Baskisch und Spanisch. Überhaupt hat man deutlich gemerkt, dass die Leute hier gar nicht zu Spanien gehören wollen sondern sich als eigenständige Region sehen. Spanisch wird so gut wie gar nicht gesprochen und auf vielen Verkehrsschildern war der spanische Name der Städte mit Grafittis übersprüht, so dass man nur noch den baskischen Namen lesen konnte.
Nach etwa 2 Stunden Fahrt kam ich dann Saint Sebastièn an. Vom ersten Eindruck her ne echt schöne Stadt.
Ich hab zuerst ne Jugendherberge angesteuert. Die war aber schon voll, genau so wiw eine zweite. Der Grund dafür ist, dass zur Zeit ein Festival in der Stadt stattfindet und dadurch natürlich die Betten knapp werden. Bin dann noch bei einem Hostel vorbei, aber da war auch nichts zu holen. Also was tun? Hilft alles nichts, hier gibt’s einfach nichts. Also hab ich mich entschlossen weiter zu fahren nach Bilbao. Nochmal 120 Kilometer. Die Strecke führte immer recht nah an der Atlantikküste entlang. War wirklich ne absolut klasse Strecke. Ich war natürlich etwas untermotorisiert, aber landschaftlich wars atemberaubend. So stellt man sich Spanien einfach nicht vor. Ich habs mir immer recht trocken und überwiegend in rot- und brauntönen vorgestellt. Aber hier im Norden in den Pyrenäen… ganz anders. Siehst aus wie mitten in den Alpen, nur dass zur rechten Seite hin immer das Meer zu sehen ist. Überall Berge, grüne Wiesen mit Kühen, Schafen und Pferde, Wald als wär man im Schwarzwald und zwischen drin immer wieder Sandstrände an denen hunderte von Leuten liegen.
Tja, nächstes Highlight auf meiner Fahrt war dann, dass der Motor etwas zu stottern angefangen hat. Trotz Vollgas (Ich fahre immer Vollgas) verliert er plötzlich Schub. Das geht so lange bis er plötzlich ausgeht. Erst dacht ich der Motor ist vielleicht einfach nur überhitzt, bin ja grad ein 3 Kilometer langes Stück mit 8% Steigung hochgefahren (Trotz Vollgas 10-15 km/h). Also als er mal wieder aus ging rechts ran und ne Pause gemacht um ihn abkühlen zu lassen. Das wars aber auch nicht. Hab ihm dann gar nicht mehr richtig anbekommen, nur noch so 3-Sekundenweise. Benzin konnts eigentlich auch nicht sein, Reservelämpchen hat noch nicht aufgeleuchtet und auch ao zeigt er mir noch nen viertelt vollen Tank an. Trotzdem mal den Tankdeckel aufgeschraubt und ne Blick riskiert. Absolute Trockenheit. Das die Tankanzeige nen falschen Wert liefert, damit hab ich nicht gerechnet. Ich dacht wenn sie defekt ist dann fällt sie ganz auf Null. Wieder was dazu gelernt. Also was tun? Ne Tankstelle muss her. Blöderweise bin ich praktisch mitten im Gebirge. Also trotz der extrem schlechten Erfahrungen in Arles mein 5 Jahre altes Navi nach der nächsten Tankstelle befragt. 7 Kilometer. Bergiges Gelände. Da freut man sich doch. Aber hilft ja nix, also los geschoben. Einen schönen Berg hatte ich dabei bei dem ich sicher 400 Meter am Stück runter rollen konnte. So was hebt die Laune mehr als man denkt. Also ich dann schon eine halbe Stunde des voraussichtlich zweistündigen Marsches hinter mir hatte sah ich doch tatsächlich ne Tankstelle. Die Freude war groß und ich hätte mit Freuden 2 € für nen Liter bezahlt, jedoch wurden mir hier nur 1,40 € abgenommen. Vollgetankt gings dann ohne Probleme weiter. Nachdem ich den Roller doch ne Weile geschoben hab, wurde mir wieder viel mehr bewusst wie angenehm doch das fahren ist und was dieser Roller so für mich tut. Ne ganze Weile begleitete mich noch der Gedanke, dass ich ihn ja irgendwann zurück lassen muss, was mir zeitweise schon so vorkam als würd ich nen guten Freund im Stich lassen.
Gegen 8 Uhr bin ich dann in Bilbao angekommen. Die Lage von dem Hostel das ich mir ausgesucht habe ist echt nicht schlecht, direkt gegenüber vom Guggenheim Museum.
Da werd ich morgen mal reinschauen.
Jedenfalls war ich um kurz nach 8 am Hostel. Da stand ich erst mal vor verschlossener Tür. Ein paar andere Gäste haben mich dann von innen rein gelassen. Die Rezeption war ungewöhnlicherweise nur bis um 8 besetzt, deshalb konnt ich mich nicht anmelden. Naja, was macht man in so nem Fall? Richtig, einfach ein freies Bett im Schlafsaal suchen und rein legen. Wird sich schon keiner beschweren. Nachdem ich dann noch von anderen Gästen die Kombination für die Türschließanlage erfahren hab, konnt ich noch in die Stadt gehen. Für heute sollts mal nur ein kurzer Spaziergang durch die Altstadt sein. Architektonisch hat Bilbao wirklich viel zu bieten, aber dazu morgen mehr. Die Altstadt war auch recht schön, ich wollt noch was essen. Dabei kam mir natürlich entgegen, dass man in Spanien sehr spät zu abend isst. Ab 21 Uhr haben sich die Restaurants langsam gefüllt. Bei einem Hamburger und ein paar Bier hab ich dann diesen Artikel an einem schönen Tisch draußen geschrieben.
Um 12 bin ich dann zurück zum Hostel und bis jetzt hat sich noch keiner beschwert, dass ich in seinem Bett liegen würde.