Achterbahn

Der heutige Tag war wirklich wie eine Achterbahnfahrt. Auf und ab, Hochpunkt und Tiefpunkt.
Angefangen hats mit nem Tiefpunkt. Die drei Leute mit denen ich ein vierer Zimmer hatte wollten wohl sehr früh los und waren dabei nicht gerade leise. War also sehr früh wach, konnte aber nochmal einschlafen und bin sogar ohne Wecker rechtzeitig zum Frühstück aufgewacht. Dazu kam noch, dass wolkenloser Himmel war. Weniger erfreulich war dann, dass meine Versuche meinen kleinen Rucksack zu nähen nicht ganz so erfolgreich waren wie ichs mir erhofft habe. Denn da rissen langsam die Träger aus.

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Hebt zwar jetzt wieder einigermaßen, aber lange wird ders nicht mehr tun. Um zwölf bin ich dann runter zum Roller um weiter zu fahren. Wollte wieder n bisschen raus aus den Städten und mehr vom Land sehen, also hab ich mir mal als nächstes Ziel Madrid gesetzt. Hört sich jetzt vielleicht widersprüchlich an, aber wenn man bedenkt, dass das fast 600 Kilometer sind hab ich denk ich 3 Tage die ich unterwegs bin ohne in ne Stadt zu müssen. Hab auch gleich noch ordentlich Vorräte eingekauft um ein paar Tage in der Wildnis durchzukommen. Schon nach wenigen Kilometern und mit guter Musik im Ohr stellte sich dieses wunderbare Gefühl der Freiheit ein. Die Wolken hingen scheinbar nur über der Küste, alles war herrlich grün und es ging immer Richtung Süden auf die ersten Berge zu. Und je höher es auf die Passhöhen ging desto näher kam ich dem nächsten Tiefpunkt. Manchmal war die Strecke so steil, das der Roller es nicht mehr gepackt hat. Also absteigen, gasgeben und nebenher den Berg hochlaufen. N bisschen blöd kommt man sich dabei schon vor, aber was solls. Richtig blöd wurds erst, als er anfing auch normale Steigungen nicht mehr zu packen die sonst eigentlich kein Problem sind. Hat einfach keine Power mehr. Hab schon vermutet, dass der Motor eventuell einfach zu heiß wird, ist ja luftgekühlt und wo kein Fahrtwind da keine Kühlung. Und um die Variomatik, also die automatische Gangschaltung, hab ich mir auch Sorgen gemacht. Ich hatte das Gefühl die schaltet schon bei viel zu geringen Drehzahlen hoch und dann geht halt gar nichts mehr. Wie dem auch sei, irgendwann hatte ich den ersten Pass erreicht und die Aussicht war auch schön.

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Dann gings wieder ne Zeit lang bergab und es kam der nächste Pass mit den selben Problemen.

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Danach kam ein echt klasse Stück. Ewig lange gerade Straße und man hat richtig gemerkt, dass die Landschaft sich langsam verändert, man konnte richtig dabei zusehen wie nun immer alles trockener und die Landschaft mehr Braun- und Rottöne annahm.

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Dann gings rein in ne Schlucht die der Ebro in die Berge gefressen hat. Ein echt schöner Canyon.

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Nach etwa 30 Kilometern gings raus aus dem Tal und die Landschaft wurde etwas breiter umd hügeliger. Auf fast allen Feldern wurde hier Getreide angebaut. Tanken war auch mal wieder angesagt und da passierte dann der Super-Gau. Ich bin abfahrbereit, kick den Roller per Kickstarter an und der Kickhebel bleibt hängen, wird also nicht so wie üblich per Feder zurück gestellt sondern blockiert den Motor. Fazit: Roller kann nicht mehr gestartet werden. Extrem ärgerlich, aber wenn nichts gebrochen ist kann ichs reparieren. Will also das Gehäuse mit Kicker und Variomatik aufschrauben und was muss ich feststellen: ich krieg die Schrauben nicht auf weil der entsprechende Bit sich in der Plastikhalterung durchdreht. Da ist guter Rat teuer, nämlich genau 4,20 €. Soviel kostete in der Tankstelle ein Satz Inbusschlüssel mit dem ich das Gehäuse dann öffnen konnte. Also die Sachlage inspiziert und festgestellt, dass es sich prinzipiell nur um ne Kleinigkeit handelt. Im Prinzip in unter einer Minute zu reparieren wenn man 4 Hände hat. Die hatte ich allerdings nicht. Also hab ich etwa ne Stunde rumbasteln müssen bis ich die Feder die den Kickhebel wieder in Ausgangsposition zurück bringt richtig eingespannt habe. Das hat mich tierisch Nerven gekostet, meine beiden Hände pechschwarz gefärbt und mich einige nicht zitierbare Flüche ausstoßen lassen. Aber: Er lief wieder.
Also gings weiter und langsam wurds Zeit nen Schlafplatz zu suchen. Das war schwieriger als gedacht, denn Wiesen oder so gibts hier nicht. Bloß steile Hügel, Weizenfelder und massig Windräder. Hab dann aber doch was gefunden, mit klasse Aussicht aufs unter mir gelegene Tal und den Sonnenuntergang.

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Zeltplatz mit Aussicht

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Weizenfelder im Tal

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Sonnenuntergang hinter Wolken

Einziger Nachteil hier: die Windräder und der Wind der hier Nachts weht. Ein Lärm wie ein Güterzug der in 20 Metern Entfernung vorbei rauscht. Aber mit Ohrenstöpseln gehts.