Irgendjemand meinte heute Nacht um 3 besonders viel Lärm machen zu müssen als er den Schlafsaal betrat. Auch danach war’s nicht wirklich ruhiger. Ist halt so im Schlafsaal, man gewöhnt sich dran. Am morgen bin ich dann nochmal schnell ein Baguette kaufen gegangen weil mir gestern der Toast ausgegangen war. Dann nochmal gut gefrühstückt und ausgecheckt. Dann hab ich so ein bisschen mit mir gehadert ob ich jetzt noch in die Alcàzar Paläste reingehen soll oder nicht. Ich hab mich dann dagegen entschieden und bin stattdessen lieber mit vollem Gepäck ins 15 Kilometer entfernte Santiponce gefahren. Denn dort befindet sich Itálica, eine der ältesten (206 v. Chr) römischen Städte in Spanien, natürlich nur noch als Ruinen. Aber das wollt ich mir anschauen. Eintritt war für Europäer auch kostenlos. Meinen Rucksack hab ich am Ticketschalter abgegeben und konnte so unbeschwert die Anlage besichtigen.
Ein Highlight war dann noch die Arena die Platz für 25000 Menschen bot.
Danach ging’s dann weiter. Ich hatte eigentlich kein genaues Ziel, wollte nur irgendwie in die Nähe des Doñana National Parks. Auf dem Weg dahin hab ich immer mehr mit dem Gedanken gespielt zu campen, deshalb hab ich nochmal ordentlich Wasser und Verpflegung eingekauft. Der Roller und ich waren bis zum Limit beladen.
Als ich dann so immer weiter Richtung Westen gefahren bin und mich damit immer mehr dem Meer näherte, ist so die Idee in mir gewachsen einfach mein Zelt am Strand aufzuschlagen, natürlich soweit wie möglich abseits der Touristenmassen.
Ich weiß nicht ob es Einbildung ist oder Tatsache, aber immer wenn ich in einen Natur oder National Park reinfahre kommt mir die Landschaft so unglaublich schön und unberührt vor wie sonst selten. Das war auch hier der Fall. Eine etwa 15 Kilometer lange, schnurgerade Straße die den National Park durchschnitt. Eingezäunt, damit keine Tiere auf die Straße rennen. Und links und rechts Pinienwälder soweit das Auge reicht.
Irgendwann hab ich dann das Ende der Straße erreicht und damit den Ort Matalascañas. Endlich wieder Meer. Es scheint schon recht Nebensaison zu sein, denn es war nicht mehr viel los. Absolut unverständlich, denn es waren sicher noch an die 30ºC.
Es hätte die Option auf genügend Campingplätze in der Nähe gegeben, aber ich wollte wie gesagt am Strand nächtigen. Also runter zum Strand und nach rechts. 20 Minuten, mit vollem Gepäck über den Sand. Das hört sich lustiger an als es war, denn das war wirklich anstrengend (nicht zu vergessen die Hitze).
Tja und dann gab’s ja noch ein anderes Problem. Wo kann ich denn eigentlich mein Zelt sicher aufschlagen? Denn es sah so aus als wäre gerade Ebbe und ich hab natürlich keine Ahnung wie hoch das Wasser hier bei Flut steigt. Der Strand hatte etwa eine Breite von 100 Meter und dann kam auch schon eine etwa 15 Meter hohe Steilküste. Dann, während ich so den Strand auf der Suche nach einem geeigneten Platz entlang wandere, taucht es plötzlich auf. Ein Podest, wie geschaffen für mich. Von der Steilküste runtergespülter Sand der einen etwa einen Meter hohen Hügel aufgeschüttet hat. Der Sand dort war hart wie Beton, also ideal für mich, kein Sand den mir der Wind ins Zelt wehen kann. Und das unglaublichste daran: Die Spitze dieses Hügels war auf einer Fläche von ein mal zwei Meter absolut eben, wie geschaffen für mein Zelt. Noch dazu gleich dahinter eine Art Nische in der Steilküste die ich ideal als windgeschützte Kochnische nutzen kann. Kurz: einen besseren Platz gibt es wohl auf der ganzen Welt nicht.
Auch mit der Abgeschiedenheit war ich zufrieden, sporadisch kamen mal ein paar Spaziergänger vorbei. Das erste was ich natürlich gemacht hab, gleich nach dem ich das Zelt aufgebaut hab, war die Steilküste hochzuklettern.
Da es doch recht windig war haben das viele Gleitschirmflieger ausgenutzt. Die sind teilweise wirklich halsbrecherisch nahe an der Kante entlang geflogen.
Als dann der Sonnenuntergang nahte hab ich mit mein Abendessen gekocht, Bohnen in Tomatensauce. So konnt ich dann mein Essen bei bester Aussicht zu mir nehmen.
Ich fühlte mich also vor der Flut halbwegs sicher, wollte aber doch aus Neugier wissen wie hoch das Wasser in der Nacht wohl steigen würde. Also hab ich vorm schlafen gehen noch ein paar Flutmarken angebracht, alle zwei Meter von meinem Zelt bis zum Wasser einen tiefen Querstrich im Sand den das Wasser wegspülen würde wenn es so hoch kommt.
Sonnenuntergang war um 8 Uhr und da meine Batterien in meiner Taschenlampe den Geist aufgegeben haben konnte ich auch nicht mehr lesen. So hab ich noch etwas den absolut klaren Sternenhimmel angeschaut und bin dann mit dem rauschen der Wellen schlafen gegangen.