Ein Tag am Strand

Eingeschlafen bin ich noch recht gut, die Wellen wirkten recht einschläfernd. Bin nur mal aufgewacht weil ich geträumt hab, dass mich die Flut doch erreicht hat. Und ich bin aufgewacht weil irgendein Viech gegen 3 Uhr an meinem Zelt rumgeschnüffelt hat. Ich tippe auf einen Hund. Der muss so blöd auf mein Regenzelt gestiegen sein, dass mir eine Halterung für den Hering rausgerissen ist. Das hab ich aber erst am nächsten Morgen gesehen. Als ich nachts das Viech hörte und es dann mein Zelt eben irgendwie angegangen ist hab ich im Zelt ein bisschen Rabatz gemacht und dann ist es wohl weitergezogen. Die Nacht war übrigens erstaunlich kalt, ich hab den Schlafsack diesmal nicht als Decke benutzt sondern wirklich als Schlafsack.
Am Morgen musste ich außerdem feststellen, dass im Frontfach meines kleinen Rucksacks meine Tube Sonnencreme ausgelaufen ist und allerlei Kleinkram eingesaut hat. Also hab ich alles rausgeholt, sauber gemacht und wollte gerade das Innere des Rucksacks sauber machen als ich die Mutter aller Ohrwürmer darin entdeckte. Ich hatte ja schon mal auf meiner Wanderung die Donau entlang nen Tag wo ich hunderte dieser Biester in Rucksack und Zelt hatte, aber dieses eine Exemplar war phänomenal groß. Gute 3 Zentimeter, davon ein Zentimeter lange Zangen. Die sahen echt aus als hätten sie schmerzhaft sein können.

image

image

So, was macht man jetzt den ganzen Tag wenn man wirklich 24 Stunden lang am Strand ist? Nun zuerst einmal lesen, was irgendwie zu einem meiner liebsten Beschäftigungen geworden ist. Zur Zeit Stieg Larsons „The girl with the dragon tattoo“. Dann musste ich nochmal zu meinem Roller laufen und frisches Wasser holen. 20 Minuten hin, 20 Minuten zurück. Klar hab ich alle Wertgegenstände aus dem Zelt mitgenommen aber etwas mulmig war mir schon das Zeug so lange allein zu lassen. Andererseits kommen da auch nur Spaziergänger vorbei die wirklich nicht danach aussahen als würden sie jetzt gleich mein Zelt durchsuchen.
Tja, was noch? All die male wo ich jetzt schon an Stränden war hab ich immer etwas mit mir gerungen ob ich nicht nochmal ne Sandburg bauen soll, was ich als Kind immer sehr gern getan hab. Aber irgendwie fühlte ich mich immer zu alt dafür. Was solln denn die Leute denken wenn ein fünfundzwanzig jähriger wie ein kleines Kind am Wasser spielt und Sandburgen baut? Ja, so hab ich wirklich lange gedacht. Tja, ich bin jetzt über drei Monate unterwegs und wenn ma so reist wie ich dann kommt man immer mehr an den Punkt wo man endgültig sagt: „Fu*k it! Mir doch scheiß egal was die denken!“ Und ich glaub diesen Punkt hab ich heute endgültig erreicht. Und es war großartig. Das hat früher immer ne mehr oder weniger große Rolle für mich gespielt was andere von mir halten oder über mich denken. Und ich hab mir schon oft gedacht, dass mir das ja eigentlich egal sein kann. Gedacht, nicht gelebt. Und ich denke ich kann sagen damit ist jetzt Schluss.
Ich kann also hier und heute sagen, dass es mir noch genau so viel Spaß macht wie als Kind eine Sandburg zu bauen. Wenn ich auch heute etwas anders dran heran gehe. So hatte meine Burg beispielsweise einen Wassergraben drum herum der sich selbstständig mit Wasser füllte und das Wasser um die Burg in Meer fließen lies. Der Physiker in mir fand das natürlich faszinierend. Auch wollt ich mir mehr Zeit für die künstlerische Ausgestaltung der Burg an sich nehmen und weniger auf die Mauern achten die die Burg vor den Wellen schützen sollten, worauf als Kind immer mein Hauptaugenmerk lag.

image

image

Leider konnt ich sie nicht ganz so zuende gestalten wie ich wollte, da die Flut kam und meine Burg 30 Minuten nachdem ich die Bilder gemacht hab nicht mehr stand.
Baden war ich natürlich auch, das Wetter war ja warm genug. Ich meine sogar mir einen leichten Sonnenbrand am Rücken eingefangen zu haben. Die Wellen hätten für meinen Geschmack etwas größer sein können aber man kann ja nicht alles haben. Da ich so voller Salzwasser abends nicht in meinen Schlafsack wollte musste ich nochmal die 20 Minuten zum Badestrand laufen um mich dort zu duschen. Dann hab ich noch ein paar Bilder gemacht, Abendessen gekocht und den Sonnenuntergang genossen.

image

image

image

image

image

Ab 8 wars dann wieder dunkel und Zeit fürs Bett. Dafür, dass ich eigentlich recht wenig gemacht hab war ich auch erstaunlich müde.
Ach ja, noch zu den Flutmarken die ich gestern angebracht hab: Das Meer ist so gut wie gar nicht mehr gestiegen, es war wohl gestern Abend schon recht nahe am Flutscheitel. Mein Zelt steht also sicher.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.