Feel the Musik

Nach der gestrigen Nacht war heute etwas mehr Schlaf nötig. Hab dann hier im Haus nen Reiseführer über Trinidad gefunden und darin etwas geblättert. Der war natürlich auf französisch geschrieben, deshalb gings mit dem Lesen etwas langsamer voran. Aber hab doch ein paar neue Ideen gekriegt was man hier so machen kann. Ist alles mehr privat organisiert, keine großen Anbieter von Inselrundfahrten oder so was. Tourismus an sich gibt’s hier praktisch nicht, wer hier her kommt mach das weil ihn die Arbeit her bringt. Und vielleicht noch die zwei Wochen Carnival die jetzt demnächst beginnen.
Um 3 sind Margot und ich dann losgelaufen um zu nem Pool zu gehen. Meer gibt’s hier zwar auch, aber zum Baden lädt das nicht gerade ein. Das Wasser ist auf keinen Fall mit Barbados zu vergleichen. Zum einen mündet der Orinoco in Venezuela keine 100 Kilometer von Port of Spain entfernt in den karibischen Ozean und bringt ne Menge Dreck mit, zum anderen stehen hier um Trinidad richtig viele Ölplattformen im Meer. Dazu noch die ganzen Schiffe die das Öl dann in die ganze Welt schippern…
Wie gesagt zum Pool. Ist natürlich kein öffentlicher Pool, so was gibt’s hier nicht. Der Pool ist Teil einer Wohnanlage im Zentrum der Stadt. Drei riesige Hochhäuser in denen wahrscheinlich alle Ausländer wohnen die für ihre Firma auf Trinidad im Einsatz sind. Entsprechend luxuriös wirkt auch alles. Sehr kontrastreich zu den umgebenden Vierteln. Wir mussten uns also nur irgendwie am Empfang vorbei mogeln um in die Anlage zu kommen, denn das ganze st natürlich privat. Der Trick ist hier wie so oft Selbstvertrauen. Wir sind einfach rein, haben die drei Rezeptionisten gegrüßt und sind weiter gegangen als würde uns der Laden gehören. Für diese Dreistigkeit wurden wir dann mit einem recht schönen Pool mit Ausblick auf die Berge belohnt, den wir fast ganz für uns alleine hatten. A propos Berge: Das ist was was ich auf Barbados echt vermisst hab. Man hat da einfach keinen Hintergrund gesehen, nur den Himmel. Hier jetzt die Berge zu haben ist schon was.
image
image
image
Zum im wahrsten Sinne des Wortes krönenden Abschluß sind wir dann noch aufs Dach von einem der Hochhäuser gegangen um den Sonnenuntergang anzuschauen. In den Turm selber kommt man allerdings auch nicht so leicht rein, man braucht ne Magnetstreifenkarte um die Eingangstür zu öffnen. Oder man wartet wie wir bis jemand vorbei kommt und sagt dann, dass wir beide unsere Karten im Apartment vergessen haben und ob der Herr nicht die Tür für uns mit seiner Karte öffnen kann damit wir rein können. Als wir dann drin waren gings per Aufzug in den 18. Stock und dann die Treppe aufs Dach. Wie man sich denken kann eine grandiose Aussicht.

image
image
image
image
image
Leider war es auf dem Meer zu bewölkt um die Sonne versinken zu sehen, sie hat sich mehr hinter einem Dunstvorhang verkrochen. Dann sind wir wieder runter, durch die Tiefgarage raus auf die Straße und sind mal in den Stadtteil Saint James gelaufen. Die Autos sahen immer noch gut aus, wie eigentlich überall auf Trinidad, der Rest jedoch war schon etwas heruntergekommener. Viel Müll, streunende Hunde und die Häuser generell in nem schlechteren Zustand. Wir waren auf der Suche nach was zu essen, genauer gesagt wollten wir uns Rotis holen. Die sind den Doubles nicht ganz unähnlich. Ein großer Pfannkuchen auf den dann alles mögliche kommen kann, verschiedene Currys, Fleischsorten, Gemüse und Soßen. Das ganze wird dann zusammengeklappt und hat dann in etwa die Form und Größe eines Milchkartons. Das Ding dann zu essen ohne sich selbst mit dem teilweise sehr flüssigen Inhalt zu bekleckern ist eine Kunst für sich. Ich jedenfalls was sehr froh am morgen noch meinen Bart gestutzt zu haben, so dass da nicht all zu viel drin hängen blieb. Aber ansonsten wars sehr gut, sehr günstig und sehr sättigend. Was jetzt noch fehlte war ein Bier. Also rein in die nächste Bar und für jeden ein Bier bestellt. Dann wurde auch draußen ein Tisch frei und wir konnten uns hinsetzen und ein bisschen das Treiben auf der Straße beobachten. Margot hat mir erzählt, dass das hier die Bar ist in der der frühere Ministerpräsident einmal die Woche gekommen ist um zu zeigen wie volksnah er ist. Und die Bar ist schon wirklich sehr volksnah.
Nach dem Bier sind wir dann wieder nach hause gelaufen, hat auch ne halbe Stunde gedauert. Schnell geduscht, umgezogen und fertig für die Nacht gemacht, ist ja Freitag. Zusammen mit Jeremy sind wir erst mal in die Brooklin Bar und haben dort ein paar Freunde von Margot getroffen. Danach sind wir weiter, wollten eigentlich zu ner Art DJ Wettbewerb, wurden dann aber von Live Musik in nem Hinterhof angelockt. Das war richtig gut. Lauter junge Leute, nach jedem Song ist ein Teil der Musiker von der Bühne gegangen und ein paar neue sind für das nächste Lied gekommen. Und die haben ihre Instrumente echt beherrscht. Da haben wir dann so eineinhalb Stunden zugehört.
image
Da dort keine Getränke verkauft wurden sind wir über die Straße zurück zur Brooklin Bar um uns mit Bier zu versorgen. Dort ist dann auch gleich die nächste Überraschung vorgefahren. Der Carib Promotion Truck.
image
Der hat einfach vor der Bar geparkt, die komplette Straße zugestellt, und mit Musik und Giveaways zu ner spontanen Straßenparty angeregt. Da ich auch gerade ein Carib in der Hand hatte als die Promo-Mädels vorbeikamen gab’s ein kostenloses Carib-Kopftuch für mich. Ein Freibier wär mir zwar lieber gewesen, aber ich nehm was ich kriegen kann.
Irgendwann sind wir dann noch auf Alex, ein Freund von Margot, und Miguel, ein spanischer Dokumentarfilmer, getroffen mit denen wir dann noch zu nem Steel Pan Konzert gegangen sind. Ein sehr einzigartiges Instrument, das praktisch nur auf Trinidad gespielt wird. Kann man sich als umgedrehtes altes Ölfass vorstellen dessen Boden so bearbeitet wurde, dass je nach dem wo man drauf haut ein anderer Ton erzeugt wird. Der Sound hat was von nem Xylophon, klingt aber deutlich metallener. Und natürlich spielen die nicht einzeln sondern ein Orchester von an die 50 Leute, ganz junge und ganz alte. War schon ne coole Sache.

Um das Ganze etwas anschaulicher zu machen hab ich mir mal die Arbeit gemacht ein Video davon hochzuladen.


YouTube Direkt
image
Gegen zwei haben wir uns dann auf den Heimweg gemacht, natürlich nicht ohne vorher nochmal ein paar Doubles zu uns zu nehmen. Ein idealer Mitternachtssnack.