Warten auf bessere Zeiten

Als wir heute morgen die aktuelle Wettervorhersage für die Region betrachtet haben war klar, dass wir heute wieder nicht weiter Segeln können. Ab ein Uhr soll es heftige Gewitter mit mehreren Zentimeter Regen geben. Also haben wir den Tag locker angehen lassen. Gemütliches Frühstück und anschließend hab ich mich in die Koje gehauen und gelesen. Man merkt schon wie hier so langsam alle etwas gereizter werden und die allgemeine Laune immer mehr in Keller geht. Der Katamaran ist zwar relativ geräumig, aber wenn man da tagelang rumsitzt und das Wetter auch noch schlecht ist schlägt das schon aufs Gemüt. Ich hoffe einfach mal, dass heute der letzte Tag hier ist und wir morgen weiter können.
Zu allem Überfluss blieb das angekündigte Gewitter auch komplett aus, den ganze Tag über war es zwar bewölkt, aber kein Gewitter und auch nur ein kleines bisschen Regen.
Aber so ist das nun mal. Man muss dazu sagen wir hatten in den letzten Wochen auch immer Glück mit dem Wetter, ist ja jetzt das erste mal, dass es nicht richtig weiter geht.
Was macht man den ganzen Tag auf dem Katamaran wenn es nichts zu tun gibt? Wie schon gesagt, lesen ist eine mögliche Beschäftigung. Bücher hab ich noch genug. Musik hören. Sich Zuhause mal wieder melden (heute ist Muttertag). Meine Kabine hab ich auch mal wieder aufgeräumt und sauber gemacht.
Bisher bin ich nun ganze 45 Tage, also eineinhalb Monate an Bord. Erstaunlich wie die Zeit vergeht, kam mir gar nicht so lange vor. Gab ja auch jeden Tag irgendwie was neues zu tun. Auch ein Blick auf meine bisherigen Ausgaben überrascht positiv. Für die eineinhalb Monate hab ich im Schnitt 25€ pro Tag ausgegeben. Überraschend günstig, wenn man bedenkt, dass da alles mit drin ist: Unterkunft, Verpflegung, Wasser, Diesel, Benzin, gelegentliche Busfahrten, Eintritte zu diversen Sehenswürdigkeiten, Postkarten, ab und zu mal ein Bier an Land, auch mal was Essen gehen,… und dazu halt die Tatsache, dass ich hier nicht nur einfach in der Karibik bin, sondern auch noch von Insel zu Insel segeln darf. Segeln lern ich nebenbei auch noch, genau so wie generelle Seemanschaft und deren Fachsprache (wer weiß schon was ein Lümmelbeschlag ist?). Ach ja, und Knoten. Wenn ich nur daran denke wie dilettantisch ich in meinem bisherigen Leben Knoten eingesetzt hab kommt mir das große Lachen. Da gab’s einen standard Knoten und noch die Schleife, die wurden so lange wiederholt geknotet bis die Sache hielt. Inzwischen kenn ich die verschiedensten Knoten, jeder optimal für einen anderen Verwendungszweck. Jeder einfach zu knoten (wenn man erst mal weiß wie), ideal für die jeweilige Aufgabe (der Tautline Hitch, eine Schlaufe die sich wie eine Ratsche nur in eine Richtung schieben lässt und in die andere blockiert) und obendrein auch noch ästhetisch (schlicht und elegant: Der Palstek). Allein um die Knoten richtig zu lernen hat sichs schon gelohnt an Bord zu kommen.
So ging der Tag eben auch irgendwie rum. War für mich jetzt nicht so schlimm wie vielleicht für manch andere Crewmitglieder, aber ich fänds schon auch gut wenn wir morgen weiter segeln könnten.
Der Sonnenuntergang war auch eher ein Witz, war halt zu bewölkt.
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Die Crew zu Sonnenuntergang