Heute sollte für die nächsten Tage das letzte mal sein, dass wir Land betreten. Denn heute Nachmittag brechen wir auf nach Turks and Caicos, eine kleine Inselgruppe südlich der Bahamas. Das sind etwa 320 Seemeilen und damit wohl, je nach Wind, gute drei Tage die wir unterwegs auf offener See sein werden. Doch davor musste noch einiges erledigt werden. Nach dem Frühstück ist Reinhard gleich losgefahren um uns bei den Behörden abzumelden und unsere Gasflasche die wir gestern noch zum auffüllen gebracht haben abzuholen. In der Zwischenzeit haben wir uns um unsere Wasservorräte gekümmert. Wir haben einen 700 Liter Tank an Bord und als Reserve nochmal etwa 200 Liter in Kanistern. Das Wasser in den Kanistern haben wir zuletzt in Sint Maarten aufgefüllt, ist also schon ne Zeit lang her. Da das Wasser dadurch, dass es in den Kanistern ist auch nicht besser wird, haben wir die Kanister einzeln durchprobiert, fünf Kanister ausgesondert und das gute Wasser in unseren Tank gekippt. So konnten wir alle Kanister heute neu befüllen und würden wieder frisches Wasser haben.
Reinhard war zwischenzeitlich wieder an Bord gekommen, leider jedoch mit der leeren Gasflasche, so schnell konnten die das Gas scheinbar nicht auffüllen. Aber die Flasche die wir gestern früh neu angeschlossen haben sollte eigentlich noch zwei Wochen reichen.
Gegen zehn sind wir nochmal alle an Land gefahren um nochmal einkaufen zu gehen. Hier auf Puerto Rico war alles angenehm günstig, was auf den Turks and Caicos mit Sicherheit nicht der Fall sein wird. Deshalb haben wir nochmal richtig groß eingekauft. Unser Kühlschrank war danach wieder voll bis oben hin und auch die Vorratskammern waren prall gefüllt mit Nudeln, Tomatensauce, Reis, Bohnen, Milch, Cornflakes, Cola und Trinkwasser.
So zu sagen als letzten Akt an Land wollten wir nochmal essen gehen bevor es los ging. Gleich am Dinghy Dock war ein Sizzler, so ein Steak und Burger Restaurant. Dort gab’s für 9$ ein Mittagsbuffet das wir uns genehmigen wollten. Ich muss echt sagen, das war überraschend gut. Riesige Auswahl, alles lecker und richtig amerikanisch: Getränke wurden selbstverständlich ungefragt nachgeschenkt. Doch auch die allgemeine Kundschaft war auffallend amerikanisch, wir vier waren so ziemlich die einzigen in diesem komplett vollen Lokal die wohl unter 100 Kilo auf die Waage gebracht haben. Fairerweise muss ich jedoch zugeben, dass dieses all you can eat schon wirklich dazu verführt mehr als genug zu essen. Speziell Andi und ich haben die 9$ locker reingegessen. Nach dem Essen waren wir auch richtig vollgefressen und Reinhard konnte sich den Kommentar nicht verkneifen, dass man ja vor so einer längeren Seereise normalerweise nur leicht isst um der Übelkeit vorzubeugen. Ich muss gestehen soweit hab ich nur bedingt gedacht. Aber es wird schon werden, ist ja nicht mein erster Tag auf See.
Zurück auf der RUNAWAY waren wir gegen drei, haben alles abfahrbereit gemacht und sind zum Fuel Dock gefahren um unseren Wassertank und die Kanister aufzufüllen.
Letztendlich sind wir um vier aus dem Hafen ausgelaufen und haben Kurs auf 320º gesetzt. Die Wellen kamen etwa zwei bis drei Meter hoch von steuerbord, wir hatten also schon etwas Bewegung. War aber jetzt nichts dramatisches.
Wie üblich bei Nachtfahrten haben wir die Wachen in drei-Stunden-Schichten organisiert. Meine Wache war gleich von neun Uhr bis Mitternacht.
Nachts wird es schon etwas kühler als tagsüber, vorallem aber kann es vorkommen, dass einen ne Welle erwischt und komplett durchnässt. Deshalb ziehen wir zur Nachtwache Regenklamotten an. Die Rettungsweste wird nachts beim rausgehen sowieso angelegt und weil doch ab und zu ein paar Wellen kamen haben wir uns auch noch zusätzlich angegurtet um nicht unbemerkt von ner Welle oder einem umschlagenden Segel ins Meer geworfen zu werden.

Meine Wache war ansonsten ziemlich ruhig, es war Vollmond, alles war sehr hell. In 9 Meilen Entfernung hab ich einen Tanker vorbei fahren sehen. Aber sonst war eigentlich nichts. Nur drei Stunden Zeit die Fahrt zu genießen, die Sterne zu beobachten und ab und zu den Kurs leicht zu korrigieren. Ach ja, da war doch noch was. Fünf Minuten bevor meine Wache zu Ende war musste mich natürlich noch eine Welle erwischen. Ich hatte zwar regenfeste Sachen an aber trotzdem wurde ich doch mehr nass als mir lieb gewesen wäre.
Nach meiner Wache bin ich auch gleich in meine Koje, wie üblich ließ mich das Schaukeln rasch einschlafen. In neun Stunden stand ja auch schon wieder meine nächste Wache an.