Um acht gings wieder raus aus den Federn. Schlafen ist überhaupt kein Problem, das Geschaukel und der Lärm der gegen die Rümpfe schlagenden Wellen stören mich überhaupt nicht. Einzig die Tatsache, dass man keine Fenster aufmachen kann ist etwas ungut, die Luft in den Kabinen ist schon etwas stickig und recht warm.
Frühstück hab ich mir alleine gemacht, Reinhard hatte gerade Wache und die beiden anderen haben geschlafen. Das einzige worauf man achten muss ist halt die Kaffeetasse nicht zu voll zu machen, sonst schwappt das raus. Und immer gut festhalten wenn man läuft, vor allem mit Messern in der Hand. Und so hoch waren die Wellen zum Glück auch nicht.
Um neun hab ich die nächste Wache übernommen. Der Wind kam immer noch konstant aus OSO, mit nur gelegentlichen leichten Richtungsänderungen. Ansonsten passierte während meiner Wache nicht viel bemerkenswertes. Ich hab kein anderes Schiff gesehen, keine Welle abgekriegt und ein Fisch hat auch nicht angebissen. Als um zwölf meine Schicht vorbei war hab ich mich kurz nochmal ne Stunde hingelegt.
Nachmittags haben wir in vielleicht zweihundert Metern ne Gruppe Wale, vermutlich Pilotwale, an uns vorbeiziehen sehen. Viel hat man leider nicht von ihnen gesehen, nur halt immer wieder die Rücken- und Schwanzflossen aus dem Wasser auftauchen.

Danach haben Andi und ich uns ans Kochen gemacht. Feste Essenszeiten machen wenig Sinn, denn jeder hat ja nen anderen Schlafrhythmus. Wir haben uns so gegen vier an Schinkennudeln gemacht. Die Töpfe und Pfannen konnten wur auf dem Gasherd festschnallen und auch sonst ging das kochen auf See gut. Die Bordbibliothek führt witzigerweise sogar ein Segelkochbuch, bei dem die Gerichte nach Windstärken geordnet sind. Das liest sich zwar alles recht vernünftig, bei zehn Meter hohen Wellen würd ich persönlich aber nicht mehr kochen sondern nur noch trockenes Brot essen.
So verging dieser erste komplette Tag auf See und der Sonnenuntergang nahte. Wenn ich so drüber nachdenke ist es schon ne Zeit lang her, dass ich so nen schönen Sonnenuntergang gesehen hab. Kaum Wolken am Horizont und zwischen mir und der Sonne absolut nichts was die Sicht hätte versperren können. Nur das endlos weite, flache Meer ringsum. Der Sonnenuntergang kommt sicher in die Top 10.
Danach hab ich mich ins Bett gelegt um für meine drei Stunden lange Wache ab Mitternacht ausgeschlafen zu sein.