Tag Zwei

Um Mitternacht hat meine Wache heute begonnen. Das Meer war sehr ruhig, kaum Wellen. Auch Wolken gab’s nur wenige und der noch fast volle Mond hat die Nacht taghell werden lassen. Viel gab es, von kleineren Kurskorrekturen um den Wind besser einzufangen abgesehen, nicht zu tun. Gesehen hab ich nichts, in alle Richtungen sah es gleich aus. Kein Licht von einem anderen Schiff, kein Licht an Land. In diesem unglaublich großen Gebiet gab es nur die RUNAWAY und sonst gar nichts. So steuert man drei Stunden durch die Nacht und hat genügend Zeit sich darüber Gedanken zu machen welche Entscheidungen und Umstände einen in diese faszinierende Lage gebracht haben.
Um drei ging meine Wache zuende und Andi hat mich abgelöst. Ich konnte noch nicht gleich einschlafen, so dass ich noch etwa ne Stunde gelesen hab bevor mich die RUNAWAY in einen sanften Schlaf gewogen hat.
So gegen zehn rum wurde ich wieder wach und hab mir Frühstück gemacht. Inzwischen fahren wir schon deutlich langsamer als noch gestern, wir machen nur noch um die vier Knoten. Aber das schöne ist: Wir haben ja Zeit.

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Absolutes Nichts

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Um zwölf Uhr mittags hab ich wieder die Wache übernommen. Tagsüber ist es nochmal ganz was anderes als in der Nacht. Man hat die Gesellschaft der restlichen Crew (sofern die gerade nicht schläft), man braucht eigentlich keine Regenklamotten und man kann sich freier bewegen weil man sich nicht wie nachts am Schiff festgurten muss. Trotzdem gefällt mir die Nachtschicht besser. Das hat einfach was magisches. So ging meine Schicht um drei auch wieder vorüber und schon kurz darauf hab ich mich um das Abendessen gekümmert, Backed Beans mit Reis. Gegessen haben wir zur Abwechslung mal wieder draußen, ist doch sehr angenehm den Wind zu haben der einem da um die Nase weht. Im Inneren der Yacht ist es doch immer sehr stickig und warm weil man halt während der Fahrt kein Fenster öffnen darf sonst schaut das Meer im Inneren vorbei.
Nach dem Abendessen wars für mich fast schon wieder Zeit ins Bett zu gehen, um drei in der Nacht ist meine nächste Wache. Doch vorher wollte ich mir noch den Sonnenuntergang ansehen. Da wir inzwischen immer weiter in den Norden fahren geht die Sonne auch immer später unter, heute war es gegen sieben so weit. Wie schon gestern war das einfach klasse. Das muss an der klaren Luft hier liegen, ich hab so weit ich mich erinnern kann noch nie so intensive Farben gesehen. Auch die schiere Größe des Schauspiels war atemberaubend weil halt einfach nichts da ist was die Sicht auf den Himmel verdecken könnte. Ich hab auch versucht das ganze Geschehen auf Foto zu bannen aber das war einfach lächerlich. Da ließ sich nicht annähernd die Farbenpracht, Größe und Intensität dieses Naturschauspiels einfangen. Also hab ich den Foto weggelegt und schweigend die Viertelstunde Glückseligkeit genossen bevor ich mich nach Sonnenuntergang in meine Koje gelegt hab.

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