Turks and Caicos

Um kurz vor drei musste ich aufstehen um meine Wache anzutreten. Man gewöhnt sich schon erstaunlich schnell an diesen unsteten Tagesablauf. War kein Problem um drei Uhr voll wach zu sein. Da wir etwas mit einem Elektrizitätsengpass zu kämpfen hatten mussten wir unnötige Stromverbraucher ausschalten, somit auch den Autopiloten der einen eingestellten Kompasskurs halten kann. Stattdessen wurde das Ruder selbst in die Hand genommen und gesteuert. Erfordert etwas Fingerspitzengefühl, macht aber Spaß und lässt die Zeit schneller vorbei gehen. Ab fünf hat die Morgendämmerung eingesetzt. Wie schon gestern der Sonnenuntergang war auch das an Farbenpracht kaum zu überbieten. Bis kurz nach sechs hat sich das hingezogen bis die Sonne sich endlich am Horizont gezeigt hat. Ein klasse Start in den Tag, der einen voller Tatendrang den Abenteuer des heutigen Tages entgegenfiebern lässt.

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Grand Turk, die Insel auf der sich die Hauptstadt der Turks and Caicis, Cockburntown, befindet war inzwischen auch in Sicht. Langsam kam auch der Rest der Crew aus den Federn und wir näherten uns immer mehr dem Ende dieser nun insgesamt 350 Seemeilen langen Etappe. Drei Tage waren wir unterwegs, auch wenn durch den rotierenden Schlaf-Wach-Rhythmus alles irgendwie zu einem einzigen langen Tag zu verschmelzen schien. Mir hats auf jeden Fall gefallen, es war zwar keine zweiwöchige Atlantik-Überquerung aber schon mal ein Anfang. Gegen zwölf haben wir unseren Anker vor Cockburntown geworfen. Brauchte allerdings wieder ein paar Versuche, denn der Boden war sehr steinig, was als Ankergrund nicht gerade ideal ist.
Die Insel Grand Turk lässt sich vom Wasser aus in erster Linie als flach beschreiben. Das Wasser lässt sich in erster Linie als transparent beschreiben. Kein Witz, das dürfte das bisher klarste Wasser sein in dem ich bisher sein durfte. Absolut glasklar, wie Wasser aus dem Schwimmbad. Nachdem die RUNAWAY soweit aufklariert war sind wir erst mal alle ins Wasser gesprungen. Das tägliche baden und schwimmen hab ich auf der Überfahrt schon etwas vermisst. Unter Wasser hat sich der Eindruck des sauberen Wassers bestätigt, die Sichtweite lag bei mehr als 25 Meter. Ideale Voraussetzungen zum Schnorcheln und Tauchen.

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Cockburntown


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Doch bevor wir solche Ausflüge planen konnten mussten wir uns erst mal offiziell im Land anmelden und ein Customs and Immigration Office aufsuchen. Da wir aus unserem Fehler auf Culebra gelernt haben ist diesmal nur Reinhard an Land gefahren und wir sind an Bord geblieben.
Als er wieder kam hieß es erst mal wieder Anker lichten, denn wir mussten uns mit der kompletten Yacht am Customs Dock präsentieren. Das war noch etwa eine halbe Stunde weiter südlich. Sehr ungewöhnlich, aber da kann man nichts machen. Als wir am Pier festgemacht haben kam mehr oder weniger die Beamte auf uns zu und wir durften alle möglichen Formulare ausfüllen. Und natürlich die üblichen Bearbeitungsgebühren in Höhe von horrenden 80$ für eine Woche Aufenthalt berappen. Aber wer denkt das sei teuer: die zweite Woche hätte uns satte 300$ gekostet. Diese teuren und umständlichen Einreisebestimmungen lassen aber wenigstens darauf hoffen hier auf weniger Touristen anzutreffen. Tatsächlich hab ich hier auch erst zwei andere Yachten gesehen.
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Nach diesen Formalitäten ging es offiziell angemeldet zurück zu unserem ersten Ankerplatz. Da wars auch schon gegen vier Uhr.
Wir hatten ja auf der ganzen Überfahrt mit unserer Schleppangel keinen einzigen Fisch gefangen, vielmehr am ersten Tag sogar noch einen unserer Köder verloren. Deshalb wollten Andi und ich nun einen anderen Ansatz verfolgen. Schnorchelausrüstung an, ein paar Meter Angelschnur mit Haken und Köder dran in die Hand genommen und einfach mal raus geschwommen. Das Meer war an unserem Ankerplatz so zwischen drei und sechs Meter tief, mit vielen kleinen Höhlen im Boden in denen sich Fische verstecken konnten. Die sind wir angeschwommen und haben da auf gut Glück mal die Haken runter gelassen. Meiner anfänglichen Skepsis zum Trotz muss ich sagen: nie war es einfacher an Fisch zu kommen. Im Prinzip kann man sich die Fische sogar aussuchen die man haben möchte. Man lässt den Haken einfach vor dem Exemplar der Wahl runter, wartet kurz und hat ihn kurz darauf eigentlich auch schon am Haken. Nur die richtig großen Bonefish waren etwas wählerischer, da haben wir trotz aller Bemühungen keinen am Haken halten können. Aber fünf kleinere haben wir rausgezogen, innerhalb einer Stunde. Ausgenommen, geschuppt, gewürzt und ab in die Pfanne. Frischer geht’s nicht mehr. Dazu Bratkartoffeln. Geschmacklich waren die Fische ziemlich gut, auch von dr Größe her ideal: ein Fisch pro Person. Nach unserer längeren Fisch-Abstinenz vermute ich mal, dass es die nächsten Tage Fisch bis zum abwinken geben wird. Nach den Einreisegebühren tut das auch der Bordkasse gut.
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