Wie geplant ging der Wecker heute morgen um 3 Uhr. Kurz gefrühstückt, zwei Kaffee getrunken und schon waren wir bereit. Um vier Uhr haben wir bei noch ziemlich dunkler Nacht den Anker hochgeholt und den Turks and Caicos „Good Bye“ gesagt.
Nach einem schönen Sonnenaufgang auf See haben wir uns mit steuern etwas abgewechselt, damit jeder nochmal ein klein wenig schlafen konnte.
Als ich mich gerade richtig gemütlich hingelegt hab wurden wir alle mit einem „Delphine!“ an Deck gerufen. Und tatsächlich, eine Schule von um die zehn Delphinen schwamm vor unserem Katamaran her. Ganz verspielt sind sie immer wieder aus dem Wasser gesprungen, links und rechts vor dem Boot hin und her geschwommen und haben sich sogar von unseren Rümpfen anschieben lassen. Sehr cool. Das ganze Spektakel ging so um die fünf Minuten, dann wurde es ihnen wohl zu langweilig und sind weiter gezogen.
Danach wurde ganz routinemäßig weiter gesegelt bis die Insel Mayaguana in Sicht kam. Dort sollte sich laut unseren Infos eine Einreisebehörde befinden bei der wir uns offiziell auf den Bahamas anmelden können. Sonst gibt’s auf der Insel, die zwar recht groß aber nur mit etwa zehn Häusern besiedelt ist, eigentlich gar nichts. Wir waren erst mal wieder absolut begeistert vom Wasser hier, sechzehn Meter tief und man konnte den Grund trotzdem sehen. Da war die Vorfreude aufs schwimmen groß. Doch erst mal mussten wir in die Abrahams Bucht einfahren und dort den Anker werfen. Doch soweit kam es nicht. Die Bucht war durch ein Riff geschützt welches nur durch eine enge Passage passierbar war. Und die war auch nicht sonderlich tief. Vorsicht tasteten wir uns unter Motor vorwärts, am Grund unter uns immer größere Steine und Korallen. Dazu kamen noch ein paar Wellen, so dass man bei dem klaren Wasser einfach nicht ausmachen konnte wie tief die Korallenköpfe nun lagen. Plötzlich gab’s ein quälend quietschendes Geräusch, ein Ruck durchzog die RUNAWAY und der Alptraum eines jeden Seefahreres wurde Wirklichkeit: wir hatten eine Koralle gerammt, mit unserem rechten Kiel, der 1,2 Meter Tiefgang hat. Nicht ausgeschlossen, dass es das Ruder auch erwischt hat. Wir haben erst mal aufgestoppt, gewendet und haben geschaut, dass wir aus diesem Mienenfeld wieder heil aufs offene Meer rauskommen. Danach sofort den Rumpf auf Wassereinbruch untersucht. War aber zum Glück nichts festzustellen. Einfach mal anhalten und unter Wasser nachschauen ging auch nicht, Anker konnten wir hier nicht werfen. Noch etwas unter Schock haben wir beschlossen diese Bucht nicht nochmal anzufahren sondern die Insel zu umfahren und zwanzig Meilen weiter auf der nördlichen Seite der Insel vor Anker zu gehen.
Dort kamem wir gegen dreiviertel sieben an, die Sonne war fast schon am untergehen. Wir haben eine Stelle zum Anker werfen gefunden und sind um noch etwas Tageslicht zu haben gleich ins Wasser um den Schaden zu begutachten. Nochmal ein Wort zum Wasser: Wahnsinn. Kaum noch Licht von der Sonne da und trotzdem sieht man noch fast dreißig Meter weit. Auf so dünn besiedelten Inseln ist die Wasserqualität einfach um Welten besser als auf richtig bewohnten Inseln.
Nun zum Schaden. Wir hatten wohl Glück im Unglück, der rechte Kiel ist weder gebrochen noch zeigt er irgendwelche Risse. Er ist lediglich an der Unterseite einige Millimeter tief aufgekratzt, was wohl grob gesagt nur einen optischen Mangel darstellt. Das selbe gilt für das rechte Ruder. Das hätte aber echt auch schlimmer ausgehen können.
Ziemlich erleichtert konnten wir dann Abendessen zubereiten und uns über den morgigen Tag Gedanken machen, denn wir haben uns ja nun noch nicht bei den Behörden gemeldet. Ist halt auch etwas schwieriger hier am Nordende der Insel, denn der Zoll befindet sich im Süden. Da werden wir morgen mal nach ner Lösung suchen.
Ich hab noch die Tatsache ausgenutzt, dass wir hier fernab von allen möglichen Lichtquellen waren und auch das Wetter sehr klar war und mich nach viel zu langer Abstinenz mal wieder zum Sternegucken ins Trampolin gelegt. So ging dieser ereignisreiche Tag auch für mich zu Ende.