Das Frühstück fiel heute sehr spartanisch aus, wir hatten eigentlich nur noch Cornflakes. Aber so ging es wenigstens schnell und wir hatten nicht so viel Geschirr zum abspülen, was bei unserer derzeitigen Wasserknappheit auch nicht verkehrt ist. Um halb zehn sind wir zu viert alle an Land gefahren. Wie wir gestern erfahren haben hat heute tatsächlich in Sichtweite von uns eine Fähre angelegt, an einem Dock das den Namen nun wirklich nicht verdient hat. Das war genau genommen einfach nur ein Becken welches ins Korallengestein hineingefräst wurde. Gerade lang und breit genug, dass die Fähre da eben festmachen konnte. Reinhard hat es gestern noch geschafft einen Fahrer für uns aufzutreiben der und heute hier abholen und in die Hauptstadt (100 Einwohner) bringen sollte, damit wir offiziell einklarieren können.
Als wir mit unserem Dinghy nun in diesem möchtegern Dock angekommen sind, gab es natürlich keine Möglichkeit das Dinghy irgendwie zu befestigen ohne, dass es sich an den scharfkanntigen Korallen die den Rand des Docks bildeten aufschlitzte. Es blieb uns also nichts anderes übrig als ins Wasser zu hüpfen und das Dinhhy an Land zu tragen, was barfuß und über die scharfen Steine kein Vergnügen ist.
Als wir nun sicher an Land waren konnten wir die ganze Szenerie hier erst mal etwas auf uns wirken lassen. Wir waren hier also im nirgendwo auf der Insel Mayaguana, an einem Dock das eigentlich mehr ne Baustelle ist. Dort hatte diese Fähre angelegt und es wurden gerade alle möglichen Güter kartonweise entladen. Eier, Wasser, Reis, Zement, Stahlgerüste, Wischmops und Topfpflanzen. Um das Schiff waren vielleicht zwanzig Autos gestanden die nun nach und nach beladen wurden. In dieses geschäftige Treiben passten wir natürlich so gar nicht rein, deshalb kamen auch mehrere Leute an und fragten ob sie uns irgendwie helfen können. Von denen haben wir einiges erfahren, dass die Insel zum Beispiel 200 Einwohner hat, die Fähre einmal wöchentlich kommt um die Insel zu versorgen, Leute haben sich angeboten uns zu helfen Wasser für unser Schiff zu besorgen und so weiter. Alles sehr freundlich. So ist das nun mal wenn eine Insel noch so ganz vom Tourismus verschont geblieben ist. Man wird noch als Reisender wahrgenommen und nicht als Tourist.
Während die Fähre immer mehr entladen wurde kam irgendwann unser Fahrer an den Reinhard gestern auf seiner Tour über die Insel getroffen hat. Der arbeitet hier als Elektriker und muss die Stromleitungen auf der Insel warten. In seinem Arbeitsauto gings für uns vier dann zur so genannten Hauptstadt, Reinhard in der Fahrerkabine und wir drei hinten auf der Ladefläche. Wie gesagt, aus irgendwelchen Gründen was das Dock im absoluten Nichts. Deshalb waren es auch 15 Meilen bis zur Stadt. 15 Meilen über eine Staubpiste, die bis auf ein paar Kreuzungen schnurgerade durch Buschland geschlagen wurde. Man hat richtig gemerkt, dass das hier links und rechts noch alles ganz ursprünglich ist, so sah es hier wohl auch schon vor hunderten von Jahren aus. War auf jeden Fall eine grandiose Fahrt, stehend auf der Ladefläche, mit 50 Meilen pro Stunde dahin gebrettert, den Fahrtwind im Gesicht und den Blick in die Ferne schweifen lassend. Da kommt ein Hauch von Freiheit auf.
Als wir die Hauptstadt, welche von den Einheimischen auch liebevoll so genannt wird, erreicht haben sind wir zum Verwaltungsgebäude gefahren um dort den Papierkram zu erledigen. Verwaltungsgebäude ist hier natürlich auch nicht wörtlich zu nehmen, es handelte sich mehr um eine Verwaltungsgartenlaube. Nichts desto trotz nahm man auch da gerne unsere 300$ Einreisesteuer entgegen. Damit sind die Bahamas nun das bisher teuerste Land was meine Einreise angeht.
Nachdem das erledigt war war unser nächstes Anliegen ein Supermarkt, unser Fahrer hat uns auch gleich zu einem gebracht. Das der natürlich auch etwas kleiner ausfallen und wohl leicht erhöhte Preise haben würde war uns schon klar. Dennoch waren wir etwas überrascht als wir im Garten eines Hauses hielten und zu einem Abstellschuppen geführt wurden. Die Besitzerin des Ladens kam auf Zurufen unseres Fahrers auch aus dem Haus und hat uns den Schuppen aufgeschlossen. Auf etwa 12 Quadratmeter erstreckte sich das Waremangebot nun vor uns, teils in Regale gestapelt, teils noch in Kartons auf dem Boden welche wir heute morgen noch von Bord der Fähre haben gehen sehen. Da unsere Vorräte an Bord allerdings schon ziemlich zusammengeschmolzen waren konnten wir es uns nicht leisten all zu wählerisch zu sein. Nur bei den abgelaufenen Kartoffelpuffern und dem von Mäusen angenagtem Sack Mehl haben wir doch auf den Kauf verzichtet. Und teuer war es wie vermutet auch. Aber so ist das halt auf ner spärlich besiedelten Insel weit ab vom Schuss.
Mit unseren Einkäufen ging es wieder auf die Ladefläche des Trucks und zurück Richtung Dock zu unserem Dinghy. Doch vorher noch zum Flughafen da unser Fahrer da etwas abliefern musste. Der Flughafen war auch nochmal sehr interessant. Eigentlich nur ein Streifen kurzgemähte Wiese, dazu Terminal und Tower (Miniatur-Ausgaben versteht sich). Das war der erste Ort, vom Dock mal abgesehen, an dem ich ein bisschen mehr Leute gesehen hab. So um die 15. Die hingen halt da am Flughafen ab, tranken Bier und rauchten Joints, zusammen mit dem einzigen Polizisten der Insel. Viel mehr gibt’s hier wohl auch nicht zu tun, und so kriegt man den Tag ja auch irgendwie rum. Einer der wohl wenigen Jobs hat unser Fahrer. Aber auch er scheint nicht in Arbeit zu ersticken.
Um viertel eins waren wir zurück am Dinghy. Inzwischen war das Wasser durch die Ebbe noch etwss weiter zurück gegangen, so dass es noch aufwändiger war das Dinghy wieder zurück ins Wasser zu tragen als es rauszuholen. Aber auch das haben wir geschafft.
Mit den Leuten die uns bei der Wasserbeschaffung behilflich sein wollten haben wir ausgemacht uns um zwei Uhr am Dock zu treffen. Wir sind also erst mal zurück zur RUNAWAY, haben was zu mittag gegessen und Einkäufe verstaut. Anschließend haben wir die noch vollen Wasserkanister in unseren Tank gekippt und die Kanister aufs Dinghy geladen. Irgendwie kam noch mehr aus Jux die Idee auf den Leuten doch für ihre Hilfe nen Fisch zu schenken. Naja, so fünfzehn Minuten hatten wir noch und um die RUNAWAY schwimmen eigentlich immer ne Hand voll Barracudas. Also haben wir schnell noch ein Stückchen Fisch auf den Angelhaken getan und die Angel ins Wasser. Keine drei Minuten später hatten wir auch schon einen dran. Ein knapper Meter mit guten drei Kilo. Der hat sich den Haken nur so blöd in die Kiemen gerammt, dass der geblutet hat wie ichs bei nem Fisch noch nicht gesehen hab. Die ganze Treppe zum Wasser runter hat er uns vollgespritzt.

Den haben wir also noch schnell in ne Tüte gepackt und aufs Dinghy geladen und schon etwas unter Zeitdruck bin ich mit Andi schließlich zurück ans Dock gefahren. Zu zweit haben wir keine Chance gehabt das Dinghy sicher aus dem Wasser zu bringen und an Land festbinden ging auch nicht, da das überall scharfkantige Korallen waren. Wir haben stattdessen bei der Crew der Fähre gefragt ob wir uns nicht an der Fähre festmachen können und habe uns eben dort festgebunden. War zwar ne ganz schöne Kletterei an der Schiffswand hoch, aber so haben wir trockenen Fußes die Fähre und das land erreicht. Erwartet wurden wir auch schon. Mit dem Fisch und den Kanistern im Schlepptau hat uns ein junger Mann begrüßt der sich als Arbeiter des örtlichen Wasserversorgers vorstellte. Über den Barracuda hat er sich auch richtig gefreut und nachdem die Kanister alle im Pickup verladen waren ging die Fahrt zu den Wassertanks los. Nach etwa ner viertel Stunde waren wir da, auch wenn ich das zunächst gar nicht wahrgenommen hab. Wie sich herausstellte waren wir beim Haus seines Onkels und durften unsere Kanister an dessen Zisterne auffüllen. Dabei handelte es sich um gesammeltes Regenwasser das in dieser halboffenen Zisterne vor sich hin stand. Nicht ganz was ich erwartet hab. Er meinte er hätte zur Desinfektion Chloridtabletten rein und die würden das Wasser selber auch trinken, denn abgefülltes Trinkwasser ist mit 3$ pro Gallone hier auf der Insel schon schweineteuer. Das Wasser war auch klar und hatte keinen eigenartigen Geruch oder Geschmack, deshalb haben wir da eben unsere Kanister vollgefüllt. Zum Geschirr spülen und duschen wirds allemal reichen, trinken würd ichs halt nur wenn uns wirklich das Trinkwasser an Bord ausgeht. Und während ich mit meinen Händen einen Trichter um die Kanisteröffnung forme, damit unser neuer Freund das Wasser aus nem Eimer (Alter Motorölbehälter) besser einfüllen kann, schweifen meine Gedanken nach Hause zum Wasserhahn. Jeder Tropfen ein Luxus den wir schon lange zu schätzen vergessen haben.
Nachdem alle Kanister voll und wieder auf dem Pickup waren ging es wieder zurück zum Dock. Wie in vielen nicht europäisch geprägten Karibikinsel üblich haben wir unterwegs noch Bus gespielt und einige andere Leute aufgegabelt und mitgenommen. Am Dock hat auch gleich jeder ungefragt mit angepackt die Wasserkanister von der Fähre aus aufs Dinghy zu laden. Schließlich blieb mir nur noch mich nochmal herzlich bei allen zu bedanken, verabschieden und zurück zu Andi aufs Dinghy zu klettern und zur RUNAWAY zurückzudüsen. Gut zwei Stunden hats insgesamt gedauert bis wir mit etwa 200 Litern Wasser wieder an Bord waren, genug für vier bis fünf Tage.
Anstrengend wars auch, deshalb stand uns nun der Sinn nach einem erfrischenden Bad im kristallklaren Meer. Für alle Fälle, man weiß ja nie was einem da begegnet, hab ich meine Kamera mal mitgenommen. Tja, soweit war alles lustig, bis ich merkte, dass die Kamera nach einem kleinen Tauchgang plötzlich nicht mehr funktionierte. Der Grund dafür war auch schnell ausgemacht. Meine Plastiktasche in der die Kamera für Unterwasseraufnahmen drin ist, ist undicht geworden und hat ihren essenzielle Aufgabe Wasser und Kamera voneinander getrennt zu halten nicht mehr erfüllt. Trotzdem ich sofort zurück an Bord bin und die Kamera rausgeholt, abgetrocknet, aufgeschraubt und auseinander genommen (nicht leicht auf einem Schiff) und innerlich getrocknet hab, war nichts mehr zu machen. Die Kamera hat mich nach etwa einem Jahr treuer Dienste verlassen. Ausgesprochen ärgerlich aber nicht mehr zu ändern. Nur gut, dass ich mir noch bevor ich damit ins Wasser bin die Zeit genommen hab die Bilder die ich bisher gemacht hab zu sichern.
Hier also das letzte Video das sie aufgenommen hat.
Eine Premiere gab’s heute auch nochmal, unseren Sundowner haben wir heute zum ersten mal nicht mit einem Bier gemacht, denn wir hatten keins mehr, sondern mit einem Gläschen Rotwein. War auch mal wieder was feines. Hat auch gut zu den Nudeln mit Tomaten-Tunfisch Soße gepasst.