Irgendwo im Nirgendwo

Um sieben Uhr gings heute aus den Federn und gegen halb neun haben wir den Anker hochgezogen und Chub Cay den Rücken gekehrt. Das Wetter war gut, fast wolkenlos. Aber leider wieder so gut wie kein Wind. Dadurch war es um acht am Morgen schon so brechend heiß, dass man es nur im Schatten ausgehalten hat.
Der Wind kam so ganz langsam wieder auf, so dass wir gegen zehn das Großsegel hochziehen konnten. Um nur mit den Segeln richtig vorwärts zu kommen hats aber nicht gereicht, wir mussten trotzdem nebenher noch die Motoren laufen lassen. Wie tagsüber üblich haben wir uns im Stundenrhythmus abgewechselt mit steuern. Wenn ich grad keinen Dienst hatte hab ich mich einem Klassiker gewidmet der hier einfach in die Gegend passt: Robinson Crusoe.
Wir fuhren übrigens die ganze Zeit über durch die Bank of Bahama, ein sehr flaches Stück im Norden der Bahamas. Hier war das Meer im Schnitt nur sechs Meter tief. Gegen drei Uhr müssen wir hier eine sehr fischreiche Zone durchfahren haben. Zuerst hatten wir an Andis kleiner Handangel einen dran. Der war aber wohl zu groß, denn nach kurzem Kampf ist die Angelleine gerissen und wir haben das ganze Stahlvorfach verloren. 1:0 für die Fische. Keine zehn Minuten später hatten wir was an der großen Angel. Das dauerte auch ganz schön lange bis wir den reingezogen hatten. Die genaue Identifizierung steht noch aus, aber es ist auf jeden Fall ein ziemlicher Brocken gewesen der schon gute drei Kilo gehabt haben dürfte. In den Eimer in dem wir sonst immer die gefangenen Fische  lagern hat der auch gar nicht reingepasst, da mussten wir die große Kühlbox nehmen. 1:1.
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Kurz nachdem wir die Angel erneut ausgeworfen haben hatten wir den nächsten Biss. Der Fisch hat sich aber richtig gewehrt und zwar so sehr, dass er sich losreißen konnte. Allerdings nicht ganz wie wir beim reinholen des Haken feststellten: In unserem Stahlvorfach war in einer Schlaufe ein Zahn von dem Fisch gesteckt. Der Form nach zu urteilen wahrscheinlich ein Barracuda. Trotzdem 2:1 für die Fische.
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Und keine halbe Stunde nach dem ersten Biss hatten wir schon unseren vierten: Der hat sich aber hingezogen, da brauchten wir fast zehn Minuten bis wir den Fisch an Bord gezogen haben. Der hat sich nämlich auch richtig gewehrt und bei der Größe ist das auch kein Wunder. Das war der größte Barracuda den wir bisher gefangen haben. 2:2. Da wir aber gar nicht die Lagermöglichkeiten für so viel Fisch hatten haben wir dem den Haken rausgezogen, denn der saß nicht zu verhakt und der Barracuda hatte sich auch schon total ausgepowert, und ihn dann wieder zurück ins Meer geschoben, wo er auch gleich weiter geschwommen ist.
Das wars aber auch schon an Fischen. Dafür kamen wir unserem Tagesziel immer näher, was heute mal kein Ort war sondern eine Uhrzeit. Um 18 Uhr haben wir die Motoren ausgeschaltet und den Anker geworfen um die Nacht hier zu verbringen.

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Beim Anker werfen


Wie gesagt, es ist hier nur so um die sechs Meter tief, da kann man praktisch überall ankern. Auch das Wasser ist klar, so dass man sieht wo man den Anker hinwirft. Noch dazu war das Wasser spiegelglatt. Uns stand also eine ruhige Nacht mitten im Nirgendwo bevor. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Als die Motoren aus waren hat man nichts mehr gehört. Nur ganz leise ab und zu mal eine Miniwelle gegen den Rumpf platschen. Fast schon gespenstisch. Dazu kommt noch die Rundumsicht. In alle Himmelsrichtungen war nichts als Wasser zu sehen. Grandios.
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Vorne


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Rechts


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Hinten


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Links


Nach diesem überaus heißen Tag sind wir erst mal alle ins Wasser gehüpft. Dort unten gab’s ein paar Korallen, Schwämme, Fische, einige Seesterne und die wohl coolsten Quallen die ich bisher gesehen hab. Die waren ungefähr so groß wie ein Tischtennisball, transparent und hatten zum Glück keine Tentakeln vor denen ich mich in acht nehmen musste. Die waren so leicht dass die kleinste Wasserbewegung sie durcheinander gewirbelt hat. Als sie sich wieder selbst neu ausgerichtet haben haben an ihren Rädern winzig kleine Häärchen angefangen in wellenförmigen Bewegungen zu schlagen und dabei in allen Regenbogenfarben pulsierend zu leuchten. Das hatte schon was hypnotisches.
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Zum Abendessen gab’s Schinkennudeln, den Fisch wollten wir für morgen aufheben. Nach Sonnenuntergang bin ich vor ins Trampolin, denn heute schien mir die ideale  Nacht um da drauf unter freiem Himmel zu schlafen. Es ging nur wenig Wind, sternenklarer Himmel, Halbmond (bei weitem genug Licht um auf den Meeresboden unter mir zu sehen) und vor allem: keine Moskitos weit und breit. Ich hab dort also mein Nachtlager mit Kissen, Unterlage und Decke aufgebaut und mich sanft in den Schlaf wiegen lassen.

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