Nach einer zum Glück sehr ruhigen Nacht bin ich heute um sieben das letzte mal auf der RUNAWAY aufgewacht. Die Vorfreude auf die bevorstehende Reise über Amerikas Straßen hatte mich schon voll im Griff.
Nach dem Frühstück bin ich nochmal schnell mit dem Shuttle Service des Yacht Clubs an Land um im Clubhaus zu duschen und frisch für den bevorstehenden Tag zu sein. Wie ich mir aber hätte denken können hielt das Frischegefühl nicht sehr lange an, es war ja ziemlich heiß und die Luftfeuchtigkeit war auch sehr hoch.
Nach dem Duschen hat mich der Shuttle Service wieder zurück an Bord gebracht und ich hab meine Sachen endgültig zusammen gepackt. Etwas überrascht war ich schon, dass ich alles so problemlos in die beiden Rucksäcke gebracht hab. Sogar meine Flossen konnte ich noch außen am großen Rucksack festmachen. Mir ist aber auch recht schnell eingefallen warum ich so viel Platz hatte: Ich hatte ja ganz anders als sonst weder was zu trinken noch was zu Essen dabei. Das würde dann richtig eng werden.
Jedenfalls hab ich mich um zehn Uhr auf den Weg gemacht, mich vorher noch von allen verabschiedet und bin zur Metrostation gelaufen. War unbestreitbar ein schönes Gefühl jetzt wieder alleine den Weg zu bestimmen, die eigene Geschwindigkeit zu gehen und auf niemanden warten zu müssen. Die Metro hat mich dann für 2,25$ zum Flughafen gebracht, daran kann München sich mal ein Beispiel nehmen. Zum Flughafen musste ich eben weil ich mir da mein Auto gemietet hab. Da kommen zwar noch einige Dollar Gebühr für die Anmietung am Flughafen drauf, dafür ist das die einzige Möglichkeit ohne Einwegmiete und zum günstigen Preis einen Wagen nach Washington zu bekommen. Für die zwei Wochen soll mich der Wagen laut Internet 260$ kosten, allerdings noch ohne Versicherung. Die wollt ich vor Ort noch zu nem deutlich günstigeren Preis als der 29$ pro Tag die man bei Buchung im Internet präsentiert bekommt abschließen. Als wir letztens zu viert den Wagen bei Enterprise gemietet haben hab ich gesehen, dass die Mitarbeiter schon ganz schön flexibel den Preis dafür gestalten können, und darauf hab ich heute auch gebaut.
Im Flughafen angekommen bin ich gleich zum Hertz Schalter gegangen, denn bei denen miete ich. Als ich am Schalter dran war ging auch alles recht schnell und unkompliziert bis auf die Tatsache, dass die Mitarbeiterin meinte mein Führerschein wäre abgelaufen. Als ich ihr dann sagte ein deutscher Führerschein läuft nicht ab hat das auch gepasst. Im Nachhinein muss ich allerdings zugeben, und das hat mich wirklich überrascht, mein Führerschein ist tatsächlich nur bis 2028 gültig.
Die Frau hat auch gar nicht versucht mir noch die zusätzlichen Versicherungen anzudrehen, was mich sehr überrascht hat, sondern hat mich gleich nachdem sie die Sache mit meinem Führerschein geklärt hat runter ins Parkhaus geschickt. All der Papierkram wird dann da erledigt hat sie gemeint. Also bin ich da runter, zum Stellplatz 302 auf dem mein Auto auf mich wartete. Ein Kia Rio, muss wohl ein kostenloses Upgrade gewesen sein, denn nach der günstigsten Economy Class sah das nicht ganz aus. Mir aber auch recht. Nur etwas sauberer hätt er sein können, das hätte ich schon erwartet. Meinen Rucksack hab ich also in den Kofferraum gepackt, mich ins Auto gesetzt, alles eingestellt (der Schlüssel steckte) und mich mit allem vertraut gemacht und dann? Da war doch noch was. Ja, ich sollte doch noch den Mietvertrag unterschreiben. Aber wo ich das machen sollte war mir nicht ganz ersichtlich. Also bin ich nochmal ausgestiegen, zu einem der Mitarbeiter die im Parkhaus waren um den Leuten den Weg zu zeigen und hab gefragt. Der meinte dann ich soll einfach zum Exit fahren, da wird das dann gemacht. Also bin ich wieder zurück zum Auto und zur Ausfahrt gefahren. Und ganz klassisch amerikanisch war das dann ein Drive Through Schalter.
Ich bin mit dem Auto ran gefahren dann kam ein Mitarbeiter, hat das Auto gescannt, mich nach der Tankoption die ich wünsche gefragt und mir nen Zettel ausgedruckt und gemeint ich kann jetzt losfahren. Keine Unterschrift, keine zusätzliche Versicherung. Na, so spar ich mir wenigstens das Geld.
Aus dem Parkhaus raus gings dann erst mal auf das Flughafengelände. Ich hatte ja nicht wirklich nen Plan wo ich überhaupt hinfahren sollte, die grobe Richtung war halt Norden. Am Straßenrand hab ich kurz angehalten um mal nen Blick auf die Karte zu werfen. Nach Norden geht neben der mautpflichtigen Florida Turnpike und der Interstate 95 auch der Highway 27 Richtung Orlando. Also bin ich rauf auf den Highway und dem im Prinzip immer gefolgt. Um zwölf Uhr wurde dann das Radio angeworfen, denn da kam das WM Spiel Deutschland-Portugal. Ich bin ja schon froh, dass es überhaupt übertragen wurde, aber der Empfang war doch etwas verrauscht und die Kommentatoren hatten einen schrecklichen britischen Akzent. Dafür war das 4:0 Ergebnis doch recht erfreulich.
So fuhr ich also immer den Highway entlang bis ich irgendwann an einem Walmart vorbei kam. Da hab ich auf der riesigen Asphaltwüste die Walmart einen Parkplatz nennt meinen Wagen geparkt und bin einkaufen gegangen. Da ich ja alles einfach ins Auto packen konnte und nicht jeden zweiten Tag wieder einkaufen gehen wollte hab ich gleich ein bisschen mehr gekauft.
Der Walmart ist ja ne Klasse für sich. Ein wahres Einkaufsparadies in dem man einfach alles kaufen kann. Und das auch noch recht günstig. Ich hab recht lange mit mir gerungen ob ich nicht eine Kühlbox kaufen soll und da dann alle zwei Tage nen neuen Sack Eis rein, damit ich unterwegs nicht nur kühle Getränke hab sondern auch noch Käse und Wurst und so nen Kram fürs Frühstück kaufen kann. Ich hab mich aber dagegen entschieden. Vorerst.
Im Walmart hab ich auch mehr Zeit verbracht als ich gedacht hätte. Es ging so auf sechs Uhr zu als ich an einem Motel angehalten hab. In einem Motel hab ich noch nie genächtigt und ich finde das gehört zu einem USA Road Trip dazu. Etwas billiger hatte ich es mir schon vorgestellt, aber es sah schon ganz ok aus. Den Preis konnte ich auch etwas runterhandeln und wer weiß wie ich die nächsten Tage schlafen werde.

So ging dieser erste Tag zu Ende, ich bin um die 180 Meilen gefahren und in einer Gegend die von vielen kleinen Seen dominiert wird aber nicht so sumpfig ist wie der Süden Floridas mit seinen Everglades.