Heute wollte ich zu Fuß in die Smoky Mountains aufbrechen, genauer bis zum Gipfel hoch. Da das aber für einen Tag etwas viel ist hab ich geplant unterwegs mein Zelt aufzuschlagen und da die Nacht zu verbringen. Eine grobe Route hab ich mir dafür auch schon zurecht gelegt. Am Morgen hab ich also meine Sachen eingepackt und ins Auto verladen und bin dann zum Besucherzentrum am Eingang des Parks gefahren um mir dort meine Erlaubnis für das Campen im Hinterland zu holen. Das ist hier alles sehr streng reguliert, man muss schon vorher genau sagen in welchem der etwa 90 zugelassenen Plätze man sein Zelt aufschlagen wird und dann muss man für 4$ pro Nacht reservieren. Hört sich ja eigentlich ganz einfach an, aber das Reservierungssystem hatte wohl ein paar Probleme, denn die Reservierung hat mich fast zwei Stunden gekostet. Dafür war aber die Rangerin die sich darum gekümmert hat sehr freundlich.
Aus meinen Wanderungen der Donau entlang hab ich ja schon gelernt bei solchen abseits-fester-Wege Wanderungen eine richtige Wanderkarte mitzunehmen, also hab ich mir hier auch nochmal eine für 5$ gekauft. Soviel sei schon mal gesagt, die hat sich auf jeden Fall bezahlt gemacht.
Wie gesagt, durch diese Verzögerung kam ich später los als geplant. Gegen halb zwei hab ich mein Auto auf dem Parkplatz geparkt und mich mit meinem Rucksack auf den Weg gemacht das letzte Teilstück des Mountains to Sea Wanderweges durch ganz North Carolina zu wandern, eben zum höchsten Berg hoch.
Los ging’s auf einem noch recht breiten Weg. Da sind mir auch meine einzigen anderen Wanderer unterwegs entgegen gekommen, den Rest der Strecke war ich komplett alleine. Es ging auch stetig und steil nach oben, so dass ich echt langsam voran kam. Für die ersten 3 Meilen hab ich fast zwei Stunden gebraucht.
Wenns mit dem Tempo weiter gehen würde würde ich erst nach zehn Uhr am Camp eintreffen, und bei Nacht würd ich hier nur wirklich ungern wandern.
Ich hab also alles davon abhängig gemacht wann ich den nächsten Wegpunkt erreiche, denn von da aus hatte ich nochmal 5 Meilen bergab zur Straße laufen können oder 7 Meilen durch die Berge zum Camp. Es ging also nach nur kurzer Pause weiter, in doch ordentlichem Temop. Der Weg führte immer wieder rauf und runter, mal Serpentinen, mal an Bergrücken entlang aber immer im Wald, so dass es nie zu heiß wurde.



Geschwitzt hab ich trotzdem ganz schön, der Rucksack mit den gut sieben Litern Wasser und der ganzen Campingausrüstung zusammen mit der Geschwindigkeit waren doch etwas anstrengend. Aber es hat sich gelohnt, ich kam an besagtem Wegpunkt an und hatte etwas Zeit gutgemacht. Trotzdem war ich mir überhaupt nicht sicher ob ich das noch im hellen schaffe. Selbst wenns in dem Tempo weiter ging, und ich hab selber etwas dran gezweifelt, dass ich das über mehrere Stunden durchhalte, komm ich voraussichtlich gegen acht bis neun Uhr an, und das wo es im Wald immer etwas eher dunkel wird. Bei einer kurzen Pause hab ich also nochmal alle Optionen durchgespielt und mich dann entschieden es doch durchzuziehen. Alles oder nichts. Es war etwa fünf Uhr als mich noch um die sieben Meilen und gute 500 Fuß Höhe (netto wohlgemerkt) vom Camp trennten. Pausen erlaubte ich mir eigentlich nur sehr selten, im Prinzip nur eine kurze jede Stunde. Inzwischen wurde es auch etwas, hm, dunkler nicht wirklich aber schumriger.


Bei dieser Wanderei durch die Smokies sollte man ja immer nach Bären Ausschau halten um denen nicht unbemerkt zu nahe zu kommen. Überhaupt hab ich von den Rangern bevor ich losgegangen bin nochmal gesagt gekriegt was zu tun ist um Bären möglichst vom Camp fern zu halten (keien Lebensmittel oder stark riechende Sachen im Zelt haben, weit abseits vom Zelt kochen, nichts essbares rumstehen lassen, auch keinen Müll, alles Essbare bei Nichtgebrauch an speziellen bärensicheren Vorrichtungen aufhängen, 10 Fuß überm Boden und mindestens 4 Fuß vom nächsten Baum entfernt) und vor allem was zu tun ist wenn ich unterwegs auf einen treffe. Keinesfalls näher als 50 Meter kommen, wenn er mich bemerken sollte, langsam und rückwärts zurück gehen. Sollte er mir folgen, und sich nicht durch Richtungsänderung abschütteln lassen dann mit Steinen bewerfen bis er abhaut. Wenn auch das keine Wirkung zeigt, hat er mich wahrscheinlich als Beute auserkoren (sehr unwahrscheinlich zwar) dann ist der Plan sich so groß wie möglich zu machen und aus vollem Hals den Bären anzubrüllen um ihn einzuschüchtern und zu vertreiben. Und wenn das auch nichts bringt: Fight aggressively with everything you have.
Und wie es so langsam schumriger wird und das Licht etwas weniger wird, die Sonne immer tiefer steht und bizarre Schatten wirft sieht man plötzlich überall die Umrisse von Bären. Ich bin sicher ein halbes Dutzend mal wie angewurzelt stehen geblieben weil ich meinte eine Bär vor mir zwischen den Bäumen zu sehen. Waren aber jedes mal nur Täuschungen.
Ein einziges mal, könnte ich einem etwas näher gekommen sein. Gesehen hab ich ihn nicht, ich hab nur im Unterholz was davon laufen hören. Hörte sich groß an, nicht so grazil wie ein Reh und das typische Grunzen eines Wildschweines hab ich auch nicht gehört. Deshalb tippe ich darauf, dass das ein Bär gewesen ist.
Jedenfalls hab ich gegen sieben Uhr das erste Camp erreicht. Nicht meines, ich hab mir einen Platz im nächsten reserviert. Im Prinzip war das aber nur eine Lichtung an der ein paar Baumstämme und eine Feuerstelle zu finden waren. Und vier Wege in alle Himmelsrichtungen ohne einen Wegweiser. Da hat sich meine detaillierte Wanderkarte schon ausgezahlt. Ich hab mir wegen der doch schon fortgeschrittenen Zeit auch schon überlegt einfach hier mein Zelt aufzuschlagen. Aber bis zu meinem Camp waren es von hier aus nur noch eineinhalb Meilen, die konnt ich dann auch noch durchziehen. Die letzte Strecke ging zu meiner Überraschung stetig bergab, so dass ich flott vorankam.


Und irgendwann hab ich in der Ferne hinter ein paar Bäumen ein oranges Zelt blitzen sehen. Das Camp war in Sicht, es war doch noch sehr hell und ich konnte mich eines Dauergrinsens nicht erwehren ob dieses Siegs über meinen inneren Schweinehund der mich bin zuletzt davon abhalten wollte hier anzukommen. Das waren nun 13 Meilen in etwa 6 Stunden. Im Camp waren tatsächlich schon zwei andere Zelte aufgebaut, ich hab alle gegrüßt, und hab auch angefangen mein Zelt aufzubauen. Bisher hatte ich mit dem Wetter ja echt Glück gehabt. Aber gerade als ich das Zelt aus dem Packsack rausgeholt hab hat es angefangen zu tröpfeln. Als ich das Zelt am Boden ausgebreitet hab hat es angefangen zu regnen. Und als ich gerade angefangen hab den Regenüberzug drauf zu machen hat es angefangen zu schütten. Wenn ich nur fünf Minuten später angekommen wäre wär ich voll in den Regen gekommen. Zum Glück blieb der Regen nicht lange so heftig und flaute bald ab.


Ich bin los in den Wald gestapft und habein paar Äste hinter mir her gezogen und sie zum schon brennenden Lagerfeuer gebracht wo ich mich zu Dave und Kim aus Minnesota gesellte. Sehr nette Leute, Ex-Cop und Lehrerin. Trotz des Regens haben wirs recht lange am Lagerfeuer ausgehalten und uns echt gut unterhalten.
Dunkel wurde es tatsächlich erst so gegen neun. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier noch so lange hell ist. Irgendwie hatte ich noch so Sonnenuntergang = 6 Uhr gespeichert. Das kommt wohl noch von meiner Zeit auf der RUNAWAY so nahe am Äquator geht die Sonne halt wirklich um 6 Uhr unter. Aber inzwischen bin ich ja ein gutes Stück weiter nördlich folglich zögert sich der Sonnenuntergang auch weiter hinaus.
Gegen zehn sind wir jedenfalls alle ins Zelt verschwunden. Geregnet hats immer noch. Ich hab mein ganzes Essenszeug in den Baum gehängt und war hundemüde vom langen Marsch. Trotzdem konnte ich irgendwie nicht so ganz gut durchschlafen. Man hört einfach ne Menge Geräusche im Wald. Dazu noch der Regen der auf das Zelt prasselt. Irgendwann bin ich aber wohl doch eingeschlafen.