Auch heute morgen hat es noch geregnet, erst gegen acht Uhr hat der Regen aufgehört. Obwohl ich nicht richtig durchgeschlafen hab fühlte ich mich eigentlich ganz fit. Zu allererst nach dem Aufstehen wollte ich mal sehen was das gestern für ein Geräusch war. Es war mitten in der Nacht, von einem leisen Knacken bin ich aufgewacht und über drei Sekunden gab es dann eines der schrecklichsten Geräusche die ich bisher gehört hab. Es hörte sich SEHR nah an zu nah um gut zu sein und in durch Mark und Bein gehender Lautstärke. Das quälend langgezogene Knacken und Splittern von Holz, Brechende Äste, Rauschen einer Baumkronen. Obwohl so gut wie kein Wind ging hat es in der Nacht einen Baum umgehauen. Wie gesagt am morgen hab ich mir das mal angeschaut. Ganz eindeutig, der Baum ist frisch gebrochen. Und der ist tatsächlich nur um die fünfzehn Meter neben meinem Zelt runtergekracht. Echt nochmal Glück gehabt.
Mein Frühstück war dafür eine etwas erfreulicher Überraschung: Dave und Kim haben Pfannkuchen gemacht und hatten für mich auch noch welche übrig, sogar mit selbstgeerntetem Ahornsirup. Nicht mein übliches Wandererfrühstück aber ich war um so dankbarer dafür.
So richtig satt war ich davon aber noch nicht, also hab ich mir noch ne Suppe gekocht und muss sagen, dass ich jeden Moment damit gerechnet hab, dass da jetzt ein Bär auftaucht, denn die hatte schon einen sehr intensiven Geruch. Kam aber keiner.
Ich hab dann gegen neun meine Sachen gepackt, das Zelt war zwar noch nass aber da führte kein Weg dran vorbei, das musste ich nass einpacken und dann eben möglichst bald zum trocknen wieder aufbauen.
Vollgepackt ging es also wieder auf den Weg, doch im Gegensatz zu gestern waren die Wege heute alle sehr matschig und überall waren Pfützen. Hat schon ordentlich geregnet.
An einer Weggabelung hab ich nochmal die Karte rausgeholt und stand vor der Entscheidung den kürzeren und steileren Weg oder den etwas längeren und dafür flacheren Weg zu nehmen. Ich hab mich für den kürzeren entschieden, der Weg führte gleich über eine alte Baumstammbrücke.
Der Weg führte an einem kleinen Bach entlang, 3,3 Meilen bis zur nächsten Kreuzung. Und die haben sich echt ewig hingezogen. Es war halt wirklich ein konstant steiler Anstieg, wie der Bach runter rauscht so musste ich nach oben. Und eine Luftfeuchtigkeit die mörderisch war. Durch den Regen die Nacht durch und den Bach neben dem Weg lag die nur knapp unter 100%. Ich musste nur stehen und schon lief das Wasser an mir runter. Meine Brille war sowieso dauer-beschlagen, ich konnte kaum fünf Meter weit sehen. Besonders angenehm wurde das dann wenn ich mit der eingeschränkten Sicht einen der kleineren Zuflüsse oder den Bach selbst überqueren musste, was oft genug vorkam. Normalerweise ist das vermutlich kein Problem aber der Regen hat den Bach doch schon deutlich ansteigen lassen, so dass das überqueren schon etwas anspruchsvoller wurde. Aber dank meinem vielseitigen Bärenabwehrer/Wanderstock und meiner wasserdichten Wanderstiefel bin ich immer trocken rüber gekommen. Nur einmal wär ich beinahe von nem glitschigen Stein gerutscht.
Für die 3,3 Meilen hab ich jedenfalls gut zwei Stunden gebraucht. Dann war erst mal ne etwas längere Pause angesagt. Ich war inzwischen auch raus aus dem feuchten Gebiet und konnte in der Sonne etwas trocknen. Da hab ich auch noch ein paar andere Wanderer getroffen und mich mit denen etwas unterhalten. Wir kamen auch aufs Wetter zu sprechen und die meinten dann für heute gäbe am Nachmittag ne 50% Regenchance. Es war auch teilweise schon sehr wolkig.
Jedenfalls hab ich mich dann auf das letzte Teilstück gewagt. Nochmal 3,7 Meilen bis hoch zum Bergrücken, auf dem dann auch die Grenze zwischen North Carolina und Tennessee verläuft. War wieder ein ziemlich steiler Weg und auf dem hab ich niemand anderes mehr getroffen.
50%… da war doch noch was. Richtig, es hat natürlich ne halbe Stunde nachdem ich mich auf den Weg gemacht hab angefangen zu Regnen. Anfangs dachte ich noch das hört sicher gleich auf. Aber nix wars. Es regnete durchgehend und heftig. Es blieb mir also nichts anderes übrig als den Rucksack regenfest zu verpacken und mir ne Regenjacke anzuziehen und weiter zu laufen. Meine Hose war leider nicht regendicht, aber das war auszuhalten. Es regnete und regnete also die ganze Zeit. Ohne auch nur irgendwie ein bisschen nachzulassen. Ich bin teilweise mitten in den Regenwolken gelaufen, sag immerhin ganz witzig aus. Was weniger witzig war war die Tatsache, dass der Weg, wie gesagt stetig nach oben, inzwischen kein Weg mehr war sondern sich in einen Bach verwandelt hat. Na gut, ganz so schlimm wars jetzt nicht, aber ich hatte immer fließendes Wasser unter den Stiefeln. Trotzdem brachte mich das alles schon ziemlich an die Grenze. Durch den Regen wurde es jetzt halt auch noch kalt und das obwohl ich vor zwei Stunden noch geschwitzt hab. Aber so schnell kanns in den Bergen gehen. Irgendwann war dann der Punkt erreicht an dem ich einfach abgeschalten hab und nur noch gelaufen bin. Auf die Umgebung konnte ich eh nicht groß achten, hab durch den Regen auf meiner Brille kaum was gesehen. Und nach nochmal knappen zweieinhalb Stunden kam ich oben an. Geregnet hat es immer noch und kalt war mir inzwischen auch. Meine Haut an den Händen zeigte auch schon die ersten Auflösungserscheinungen, vor allem an der Rechten in der ich meinen Wanderstock hatte. Der Plan ja ja von Anfang an wenn ich oben bin ein Auto zu finden das mich mit runter nimmt. Die Straße an der ich jetzt stand führte allerdings von der Passstraße die ich ins Tal nehmen musste nach Westen entlang zu einem Aussichtspunkt. Und der lag gerade mitten in den Wolken. Entsprechend wenige Autos waren dann auf dieser Straße auch unterwegs, gibt ja nichts zu sehen hier. Etwa fünfzehn sind aber doch an mir vorbei gefahren, natürlich ohne mich mitzunehmen. Nachdem ich die Straße schon ne Viertelstunde entlang gelaufen bin hielt doch noch ein Auto an. Ein Jeep mit drei Parkrangern drin. Die mussten zwar auf die Nordseite des Parks nach Tennessee, konnten mich aber die gut 8 Meilen bis zur Passstraße mitnehmen. Immerhin. Dort stand ich dann und wartete auf einen der mich mit runter ins Tal nehmen kann. Auch nochmal 20 Meilen. Autos fuhren da schon viele vorbei, aber angehalten hat natürlich keiner. Die USA sind definitiv kein gutes Land um per Anhalter unterwegs zu sein. Wenn ich da an Dominica zurück denke…
Etwa ne halbe Stunde stand ich dann da bis eines der vielen Autos die an mir vorbei fuhren doch tatsächlich umkehrte, zurück fuhr und mich fragte ob ich mit will. Da war ich schon sehr erleichtert, dass das doch noch klappte. Die beiden die mich mitnahmen waren auch gerade Wandern, war ne ganz nette halbe Stunde die wir meinem Auto entgegen fuhren.
Am Auto angekommen war ich halt immer noch total nass und kalt war mir auch. Ne Dusche (heiß) wär auch nicht verkehrt gewesen. Heute wollt ich mir also mal ein Motel gönnen, Campingplatz wär heute nicht meins gewesen. Zumal die Campgrounds hier im Park keine Duschen haben.
Ich bin also raus aus dem Park und rein nach Cherokee gefahren, bei meiner Ankunft hab ich da ne ganze Menge Motels gesehen. Hab mehrere abgeklappert bis ich zwei Dinge bemerkt hab: Die haben alle noch was frei und die haben alle die Preise abgesprochen, 70$ plus Tax sind bei allen Minimum. Das war mir für ein Motel dann doch zu viel.
Ich hab dann praktisch als letzten Trumpf ne Website ausprobiert von der ich schon vor längerem gehört hab. Hotwire.com wirbt damit last minute freie Hotelzimmer zu vermitteln. Zu einem günstigen Preis, denn die Hotels hätten die Zimmer für diese Nacht sonst ja ungenutzt. In der Theorie macht das schon mal Sinn. Einen Haken wenn man so will hat das aber schon noch. Man weiß nicht was für ein Hotel man bucht. Man gibt einfach die Stadt ein in der man ein Zimmer will und kriegt dann eine Liste geliefert mit Preisen, Sternekategorie und ungefährer Lage des Hotels. Erst nach der Buchung erfährt man den Hotelnamen und die genaue Adresse. Auf einen Versuch wollt ichs also mal ankommen lassen. Ich hab ein Hotel in Gatlinburg, Tennessee gefunden. Gleich über die Passstraße rüber und schon bin ich da.
Inklusive aller Steuern und Gebühren kostete mich das Zimmer 48$. Zwei Sterne, inklusive frei Parken, Internet und Frühstück. Hört sich ja schon mal nach nem echt guten Deal an. Also bin ich da hingefahren, nicht ohne am Pass nochmal ein kurzes Päuschen eingelegt zu haben.

In Gatlinburg hab ich das Hotel auch gleich gefunden. Machte einen sehr guten Eindruck. Das Zimmer mit Kingsize Bett war super, sehr sauber und alles hat funktioniert. Ist zwar jetzt erst meine erste Erfahrung mit Hotwire.com aber bleibt sicherlich nicht die letzte.
Ich hab dann erst mal alles aus dem Auto reingeholt und all die nötigen Kleinigkeiten erledigt die so anfallen wenn ich mal die Gelegenheit dazu hab. Alle Akkus aufladen, Müll raussortiert, nasse Sachen zum trocknen aufgehängt, Schuhe geputzt, Zelt zum trocknen aufgebaut (Ja, dafür war auch noch Platz), Schlafsack und Isomatte gelüftet und getrocknet.

Und natürlich ausgiebig geduscht. Zu essen hab ich mir auch was gemacht, auch wenn ich wegen des Rauchmelders im Zimmer ein wenig Bedenken hatte meinen Gaskocher anzuwerfen, nicht das da der Alarm losgeht. War aber nicht so. Gegen elf bin ich dann doch recht müde ins Bett gefallen.