Heute morgen war nach kurzem Frühstück die Weiterfahrt angesagt. Alles ins Auto gepackt und los gings. Wohin genau wusste ich noch nicht, das Auto muss ich erst morgen abgeben und bis nach Washington waren es nur noch 100 Meilen, ich hatte also keinerlei Streß. Ich hab einfach mal drauf vertraut, dass mir unterwegs schon was einfallen wird. Ich bin gegen 10 Uhr vom Campingplatz losgefahren, den Skyline Drive nach Norden. Es gab noch ein paar schöne Aussichtspunkte auf der Strecke.
Auch in Skyland hab ich kurz gehalten, das ist so ein Resort ungefähr in der Mitte des Skyline Drives. Da gab’s aber nicht viel zu sehen. Kurz nachdem ich wieder ins Auto gestiegen bin und weiterfuhr hatte ich die Gelegenheit mich zu revanchieren für all die vielen Male wo ich unterwegs schon per Anhalter gefahren bin. Ich hab einen Wanderer am Straßenrand gesehen der in meine Richtung wollte. Bin gleich rechts rangefahren und hab den Beifahrersitz freigemacht. Er hieß Richard, kommt aus Washington DC und war den Vormittag über wandern und wollte jetzt zu seinem Auto zurück. Da er aus der Gegend ist hab ich ihn gleich mal gefragt was es denn hier noch zu sehen und tun gibt wenn ich noch nen Tag rumzubringen hab. Er meinte dann ich soll mir Harpers Ferry anschauen, eine kleine Stadt am Zusammenfluss von Potomac und Shenandoah die sowohl im Bürgerkrieg als auch sonst historisch von Bedeutung war. Ein Hostel wäre da auch gleich um die Ecke. Gut, damit hat sich meine Planlosigkeit auch erledigt. Nachdem ich Richard zwanzig Meilen später bei seinem Auto abgeliefert hab bin ich die restlichen dreißig Meilen des Skyline Drive zuende gefahren bis ich am Nordende des National Parks rauskam. Mit nur 30 Meilen pro Stunde Speed Limit hat sich das hingezogen, aber schneller fahren wäre auch Schwachsinn gewesen, denn das ist eine Straße über die man nicht rast sondern gleitet. Wirklich was fürs Auge.
Harpers Ferry war auch eine halbe Stunde später schon erreicht. Auch ein National Park der 15$ Eintritt gekostet hätte, ich bin mit meiner brandneuen Jahreskarte aber umsonst reingekommen.
Vom Parkplatz aus ging es im Shuttlebus in die eigentliche Stadt, die wie schon erwähnt am Zusammenfluss von Potomac und Shenandoah liegt. Doch nicht nur die beiden Flüsse kommen hier zusammen, auch die Staaten West Virginia (Harpers Ferry, zwischen beiden Flüssen), Virginia (Rechts des Shenandoah) und Maryland (Links des Potomac) kamen hier zusammen. Mit all den hochaufragenden Bergen ringsum sah dieser Durchbruch schon echt stark aus, dem Donaudurchbruch bei Weltenburg nicht unähnlich, aber größer.
Harpers Ferry selbst war eine im Kern erhaltene Stadt aus dem 19. Jahrhundert, mit alten Häusern die praktisch als begehbare Museen vom National Park geleitet wurden. Da gab es den Kramerladen, einen Bookstore, eine Kneipe und noch mehr. Hat einen recht guten Eindruck der damaligen Zeit vermittelt. Auch die Geschichte des Ortes im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg um 1860 wurde gut dargestellt. Alles in allem auf jeden Fall einen Besuch wert.
Ich bin dann noch ein kurzes Stück auf dem Appalachian Trail gelaufen, genauer gesagt über die Eisenbahnbrücke von West Virginia nach Maryland.
Als Abschluss meines Besuchs hier ging es noch etwas nach oben, zum Jefferson Felsen, auf dem der damalige President gestanden und die Aussicht genossen hat.


Danach gings wieder zurück zum Auto. Im Internet hab ich gelesen, dass man in dem Hostel das mor Richard empfohlen hat nicht nur für 30$ die Nacht im Schlafsaal schlafen kann, es gibt auch die Möglichkeit für nur 6$ im eigenen Zelt zu schlafen. Ideal. Diese Möglichkeit nutzen viele der Appalachian Trail Wanderer, von denen ich auch mehrere im Hostel getroffen hab. Hab mich ganz gut mit denen unterhalten. Das wär schon auch nochmal was was mich reizen würde. Der Appalachian Trail führt wie man schon vermuten kann die Appalachen entlang, über 2700 Meilen. Je nach Geschwindigkeit ist man vier bis sechs Monate unterwegs. Dagegen sieht meine Donauwanderung schon etwas bescheiden aus… Aber nicht dieses mal, vielleicht wenn ich mal wieder komm und immer noch über so viel Zeit verfüg, vielleicht mach ich mich dann mal auf den Weg. Ein paar kurze Stücke des Trails bin ich ja schon gelaufen und die Appalachen in denen er verläuft sind wirklich wunderschön.
Am Hostel hab ich wie gesagt zur voraussichtlich letzten Nacht im Zelt für die nächste Zeit eben dieses aufgebaut. Neben recht anregenden Gesprächen mit anderen Wanderern haben wir uns auf der Terrasse des Hostels über einen Beamer noch den Film Zoolander angeschaut. Hilarious.