Streß pur

Heute musste ich schon um sechs Uhr aufstehen um rechtzeitig in Washington anzukommen. Ich hab nämlich mit Anthony, meinem Couchsurfing Host für die nächsten paar Tage, ausgemacht, dass ich meine ganzen Sachen bei ihm vorbei bring bevor er zur Arbeit geht, damit ich nicht all das Zeug vom Flughafen wo ich den Mietwagen abgeb bis nach Downtown schleppen muss.
Laut Navigationssystem im Handy sollte es eineinhalb Stunden bis zu seiner Adresse sein, ich hab aber mal n bisschen mehr Zeit eingeplant wegen Verkehr und so. Die Fahrt dort hin ging auch ganz gut, solange bis wir in die Metropolregion kamen. Dann hat das Navi plötzlich angefangen mich die bescheuertsten Wege fahren zu lassen. Hab mich drüber aufgeregt, es hat mich Zeit gekostet, aber im Endeffekt kam ich doch noch um halb neun bei Anthony an. Ne ganz schöne Gegend, zwanzig Minuten vom Weißen Haus und lauter so schöne Altbauten.
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Anthony war auch schon wach und wir haben meine Sachen nach oben in sein Appartement gebracht. Ich war nicht der einzige Gast, zwei andere Couchsurfer aus Frankreich waren auch gerade noch zu besuch. Wirkten aber noch sehr verschlafen.
Weil ich noch tanken musste und das Auto noch etwas putzen wollte hab ich auch nicht zu viel Zeit verstreichen lassen bis ich mich auf den Weg zum Flughafen gemacht hab.
Und dann ging’s erst los. Mein Handy hat plötzlich keinen GPS Empfang mehr gekriegt. Also keine Chance das Navi zu benutzen. Dann musste ich halt so losfahren, auf die großen Straßen drauf und irgendwann wird da wie in jeder normalen Stadt schon mal ein Schild zum Flughafen weisen.
Autofahren in Washington macht keinen Spaß. Nachdem ich grob die richtige Richtung zur Interstate gefunden hab (natürlich überall Einbahnstraßen) war da kein Hinweis auf den Flughafen. Aber da er sich nördlich von Washington befindet bin ich eben auf die North Auffahrt der Interstate gefahren. Die führte natürlich in die falsche Richtung, mitten ins Herz der Stadt. Alleine das Umdrehen hat mich 20 Minuten und eine schier unvorstellbre Menge Nerven gekostet. Irre viel Verkehr, dann darf man nirgends wenden, dann darf man weder links noch rechts abbiegen und kommt immer weiter von der Interstate auf der man eigentlich nur wenden wollte weg. Dann sind überall Einbahnstraßen. Dann gerate ich unter Zeitdruck den Wagen pünktlich um halb zwölf abzugeben. Dann leuchtet das Reservelicht auf und der Sprit geht zur Neige. Und mein GPS funktioniert immer noch nicht.
Es ist wirklich lange her, dass ich mich das letzte mal so unter Streß gefühlt hab. Irgendwie hab ichs dann doch auf die Schnellstraße zum Airport geschafft. Ich dacht mir, „Gut, da kannste jetzt noch schnell tanken bevor du wie damals mitm Roller in Spanien liegen bleibst“. Aber Pustekuchen. Die Schnellstraße zum Flughafen hatte keine Abfahrten und damit auch keine Tankstellen, denn die führt halt nur zum Flughafen. Das war dann glaub ich so der Punkt an dem ich mich einfach dem Schicksal gefügt hab und es einfach geschehen ließ. Whatever will be will be.
Auf der Fahrt hab ich nur mal so nochmal gecheckt wieviel es mich denn kosten würde wenn ich den Wagen nicht voll getankt zurück bringen würde. Saftige 10$ pro Galone. Das wären halt auch nochmal 80$ drauf. So was von unnötig.
Aber irgendwann kam ich im Flughafen an, und da war sogar noch eine Tankstelle. Ich konnte mein Glück kaum fassen.Und die Preise an der Tankstelle waren auch gar nicht so überzogen, so dass ich für 36$ den Tank voll gekriegt hab.
Dann noch schnell die letzten Kleinigkeiten zusammen gepackt, groß zum saubermachen hatte ich keine Zeit mehr. Aber ich war trotzdem noch im Zeitplan und hab es tatsächlich geschafft die Karre pünktlich abzugeben. Es kamen auch keine Extrakosten mehr dazu. Auch eine Erleichterung. Alles in allem waren das jetzt laut Rechnung 260$ für 14 Tage und 1904 Meilen. Und die Versicherung hab ich mir natürlich gut gespart, das wären sonst nochmal gute 280$ mehr gewesen.
Völlig erleichtert hab ich mich dann in den Bus gesetzt der mich vom Flughafen zurück nach Downtown Washington bringen sollte. Dauerte auch ne knappe Stunde, denn der Flughafen liegt schon ziemlich weit außerhalb.
In Washington angekommen hatte ich noch etwas Zeit totzuschlagen, denn ich hatte noch keinen Schlüssel für Anthonys Appartement und der kam erst gegen fünf von der Arbeit. Also bin ich so relativ ziellos etwas durch Washington geschlendert und hab mir mal grob angesehen was es denn überhaupt so zu sehen gibt. Eine Unmenge von Museen, Denkmälern und Parks. Da dürften die nächsten Tage gut gefüllt sein.
Als es dann so auf drei Uhr zuging hab ich mich langsam mal nach einer Bar umgeschaut die das Spiel Deutschland-Algerien überträgt. Hab auch welche gefunden. Auf ein Irish Pub fiel meine Wahl. Bin reingegangen, hab mich hingesetzt und erst mal die Getränkekarte studiert, man will so ein Spiel ja nicht mit trockener Kehle anschauen. Solche Preise hätte ich allerdings nicht erwartet. Das günstigste Bier war bei 7$ plus Steuern und Trinkgeld. Wow, aber da musste ich wohl durch. Oder auch nicht, denn es kam einfach auch keine Bedienung um meine Bestellung aufzunehmen. Das hab ich dann als Wink des Schicksals genommen und mich aus dem Staub gemacht.
Auf der Suche nach Alternativen stachmir in einem Schaufenster plötzlich was deutsches ins Auge. Also tatsächlich deutsche Sprache. Ich stand vorm Goethe Institut. Von wegen deutscher Kultur und so… die könnten das Spiel ja eigentlich übertragen, dacht ich mir. Schnell mal am Empfang nachgefragt und tatsächlich, die übertragen das Spiel. Die Tatsache, dass ich das Spiel also womöglich in Begleitung anderer deutscher Fans sehen konnte stimmte mich schonmal sehr glücklich. Im Foyer war ich auch bald nicht mehr der einzige, denn ich war noch sehr früh dran, es trudelten immer mehr ein. Dann hab ich ncoh erfahren, dass man sogar seine eigenen Getränke mitbringen kann. Also bin ich schnell noch in die Apotheke über der Straße und hab einen paar Bier gekauft. Deutsches natürlich, das musste schon sein. Ne Flasche Beck’s kostet hier so etwa 1,2$, was doch deutlich günstiger als die 7$ im Pub ist.
Pünktlich um dreiviertel Vier (sehr deutsch) wurden wir dann alle in die Aula gelassen wo der Beamer schon lief. Dass ich so viele Deutsche um mich haben würde hab ich echt nicht für möglich gehalten. Wir waren so um die hundert Leute und fast alle haben deutsch geredet. Sehr cool. Die Atmosphäre während des Spiels war wie man sich denken kann auch um Welten besser als beim letzten Spiel das ich im Ruby Thursday gesehen hab.

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In der Halbzeitpause


Großartiges Spiel, großartige Atmosphäre, nette Leute und das Ergebnis hat am Ende auch gestimmt. Zu alledem wohnte Anthony auch nur ein paar Blocks weiter und ich bin recht schnell dort angekommen. Inzwischen waren auch nochmal zwei weitere Couchsurfer bei ihm aufgetaucht, ein deutsches Pärchen. Zu sechst in dem zwei Zimmer Appartement wurds da schon etwas gemütlich. Zum Abendessen haben wir noch schnell Zeug eingekauft um Tacos zu machen, die auch ausgezeichnet geschmeckt haben. Den Abend habdn wir in Anthonys Wohnzimmer verbracht, bei etwas Wein und guter Unterhaltung. So ist dieser Tag der so stressig began doch noch zu einem entspannten Ende gekommen.
Von wegen Couchsurfing: Alle konnten wir natürlich nicht auf der Couch schlafen, es gab nur eine. Der Rest schlief auf dem Boden, wir waren ja alle mit Isomatten ausgestattet.

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