Oconee State Park

Obwohl die Nacht sehr laut war bin ich irgendwann eingeschlafen. Heute morgen war es im Vergleich zu gestern noch angenehm kühl und auch erstaunlich moskitofrei. Ich konnte mir also in aller Ruhe mein Frühstück zubereiten, eine Dose Macceroni in Tomatensauce.
Anschließend wurden die Sachen eingepackt und ich hab mich auf den Rückweg gemacht. Zurück zum Pfad zu finden war gar nicht mal so leicht, musste öfter mal umkehren und einen anderen Weg versuchen weil ich einfach nicht mehr weiter kam. Als ich den Pfad dann gefunden hatte sollte man meinen es wäre ein leichtes gewesen zurück zu laufen. War es aber nicht. Wie gestern schon angesprochen war dieser Weg wirklich in desolatem Zustand. Umgestürzte Bäume, zugewachsen mit Büschen, teilweise von der letzten Überschwemmung unsichtbar gemacht oder von Wildschweinen so aufgewühlt, dass man einfach keine Ahnung mehr hatte ob man jetzt noch auf dem Pfad ist oder halt einfach nur so mitten durch den Wald stapft.

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Wo ist der Weg?


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Das könnte er wieder sein


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Ich bin auch hier öfter vom Weg abgekommen und musste ne ganze Zeit lang suchen bis ich wieder drauf war. Aber das ist halt der Preis den man zahlen muss wenn man da hin will wo nicht alle hinrennen. Irgendwann kam ich dann auch wieder auf dem zwei Meilen langen Bretterweg an der eben für die 99,9% der Besucher angelegt und in Stand gehalten wird.
Gegen Mittag war ich wieder bei meinem Auto, total durchgeschwitzt und mich nach einer Dusche sehnend.
Da die Hauptstadt von South Carolina, Columbia, mehr oder weniger gleich um die Ecke lag wollt ich dort hin fahren und dort für ne Nacht in ein Hostel gehen. Dort angekommen musste ich allerdings feststellen, dass es in der ganzen Stadt nicht ein Hostel gibt, nur teure Hotels.
Also bin ich weiter nach Nordwesten gefahren, ins Oconee County, wo der sogenannte Scenic Highway entlang lief. Recht schöne Gegend, erinnert so ein bisschen ans Allgäu. Nur ohen die typischen Häuser halt.
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Hier wird es wohl wieder auf Camping hinaus laufen. Es war auch schon recht spät, so dass ich mir schon Sorgen machte ob ich noch vor Sonnenuntergang einen Campground finde. Den Schildern am Straßenrand folgend hab ich einen State Park gefunden an dem man auch campen konnte. Einziges Problem war nur, dass die keinen Wald oder Wiesen Boden hatten wo man das Zelt draufstellen sollte, sondern warum auch immer ein 5×5 Meter Schotterfeld. Das wollt ich meinem Zeltboden aber auf keinen Fall zumuten. Also bin ich weiter gefahren bis ich im Oconee State Park ankam. Dort hatten die auch noch was frei, mit 18$ sogar recht günstig. Dort hab ich also mein Zelt für die Nacht aufgeschlagen, meine heiß ersehnte Dusche genossen und im Zelt noch etwas gelesen.
Um dann nochmal zum Zähne putzen zu kommen musste ich schon ne kleine Nachtwanderung starten, denn mein Zeltplatz war etwa 300 Meter vom Badehäuschen entfernt, der Weg führte durch tiefen Wald und ohne Licht. Und die Batterien meiner Taschenlampe sind wohl auch schon schwächer, besonders hell war die nicht mehr. Fast schon unheimlich gewesen.
Zurück im Zelt ist mir nochmal was im Vergleich zu meinem gestrigen Zeltplatz aufgefallen: Es war absolute Stille. Kein Geräusch zu hören. Keine Grillen, keine Nachtvögel, nichts. Das lauteste Geräusch war ab und zu mal ein Blättchen das sich ganz leicht im kaum vorhandenen Wind wiegte.

Congaree National Park

Ich muss zugeben so ganz gut hab ich auf der Rückbank von meinem Auto nicht geschlafen. Noch dazu war es die ganze Nacht durch sehr warm und auch sehr feucht, mir sind die Scheiben total beschlagen und aufmachen wollt ich sie über Nacht aber auch nicht. Aber die Nacht ging vorbei und der Morgen brach an.
Für mein Frühstück bin ich zu Walmart einkaufen gegangen und hab mir jetzt doch für 9 Dollar ne Kühlbox und einen Sack Eis gekauft um meine Frühstückssachen ein paar Tage aufbewahren zu können. Gegessen hab ich ganz amerikanisch im Auto. Bevor es aber wieder auf die Strase ging musste ich den Wagen erst mal auf Vordermann bringen. Da hat sich schon ganz schon Müll angesammelt und meine Sachen haben etwas Ordnung und System auch nötig gehabt.
Dann gings wieder rauf auf die Interstate 95 nach Norden. Kurze Zeit später war ich auch schon in South Carolina. Gleich hinter der Grenze war wieder ein Besucherinformationszentrum in dem ich mal nach ein paar schönen Routen zum Congaree National Park gefragt hab.  Hat sich aber herausgestellt, dass es wohl doch die Interstate bleiben wird, sonst gibt’s da auch nicht viel zu sehen. Im Nordwesten von South Carolina gäbe es einen ziemlich langen landschaftlich sehr reizvollen Highway. Der liegt zwar nicht ganz auf dem Weg nach Washington aber ich behalte das mal im Hinterkopf.
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Weiter gings also auf der Interstate 95, bis ich nach etwa einer Stunde auf die Interstate 26 nach Westen abgefahren bin. Ich muss sagen die Landschaft sieht hier schon wieder ganz anders aus als in Florida. Sehr waldig, eigentlich fast wie Bayern. Nur die Tatsache, dass die Häuser hier alle keinen Zaun ums Grundstück haben deutet doch auf Amerika hin.
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So um 12 Uhr hab ich mein Ziel erreicht.
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Heiß wars als ich aus dem Auto ausgestiegen bin. Die Klimaanlage ist halt schon was feines. Aber die Sonne brannte hier auch heftig runter.
Ich bin erst mal ins Visitor Center und hab mir von einem der Ranger ein paar Infos geholt wie das denn so mit dem Backcountry Camping ist. Die haben hier zwar einen öffentlichen Campingplatz, aber ich würde gerne in das Sumpfgebiet reinwandern und da dann irgendwo mein Zelt für die Nacht aufschlagen. Das geht auch, ist kostenlos und ich muss mich nur vorher registrieren. Auch ansonsten scheint wenig dagegen zu sprechen. Lediglich ein paar Bäume sind wohl vom letzten Sturm auf einige Pfade geworfen worden, aber da kann man ja drum rum gehen. Auch die Moskito Situation scheint gerade noch erträglich zu sein.
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Mit diesen Infos ausgestattet bin ich schnell zum öffentlichen Zeltplatz gefahren um dort meine Registrierungskarte auszufüllen. Das musste ich im Auto machen, denn draußen war es ohne Schatten  zu heiß. Und im Auto wäre ich ohne Klimaanlage eingegangen.
Nachdem das erledigt war ging es wieder zurück zum Parkplatz am Besucherzentrum. Dort hab ich mich passend angezogen und meinen Rucksack gepackt mit den Sachen die ich für eine Nacht brauche. Und das war die Hölle auf Erden. Im Auto war es so dermaßen heiß, dass ich mich kaum noch bewegen konnte. Draußen am Kofferraum wars auch nicht besser, kein Schatten, volle Sonne. Es war so schlimm, dass ich es nicht mehr ausgehalten hab. Kein Witz, ich musste mich auf die klimatisierten Toiletten im Besucherzentrum retten um etwas runter zu kühlen.
Aber irgendwann gegen zwei hatte ich meine Sachen beisammen und hab mich mit zwei statt einer Galone Wasser (hab mich im letzten Moment doch noch entschieden die zweite mitzuschleppen) auf den Weg gemacht. Im Schatten der Bäume war es auszuhalten, das Gewicht des Rucksacks hat aber schon auch etwas geschlaucht. War ich nicht mehr gewohnt. All die Burger die ich in letzter Zeit verdrückt hab haben wohl auch nicht dazu beigetragen meine Kondition hoch zu halten. Abee die Gegend war echt schön. Ein schöner Wald mit etwas Sumpf. Kann man wohl mit den Donauauen vergleichen.
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Die erste Meile ging es noch auf einem für die normalen Touristen angelegten Boardwalk ehe ich dann in die weniger häufig besuchten Pfade des Hinterlandes gewechselt bin. Das waren dann teilweise nur noch Trampelpfade, ab und zu ne kleine Holzbrücke um einen kleinen Bach zu überqueren und hier und da Markierungen an den Bäumen die einem den Weg weisen sollen. Nach etwa 7 Meilen war der Weg schon sehr zugewachsen und ich hab ihn immer wieder mal verloren und musste zum letzten Wegpunkt zurückkehren und genauer Ausschau nach den Markierungen halten. Aber es ging schon alles noch. An Tieren hab ich kede Menge Eichhörnchen und Eidechsen gesehen, und auch ein paar Wildschweine die sich aber allesamt aus dem Staub gemacht haben als sie mich gehört haben.
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Mein Zelt wollt ich direkt am Congaree, dem Fluß dem der Park seinen Namen verdankt, aufschlagen. Der Ranger meinte da gäbe es irgendwo eine Sandbank im Fluß auf der man vor den Moskitos etwas mehr Ruhe hätte. Nach mehreren Ausflügen ins Unterholz hab ich die nach insgesamt fast 9 Meilen auch gefunden. So ganz wohl war mir ja nicht bei dem Gedanken das Zelt praktisch im Fluß aufzubauen, auch wenn die Sandbank schon deutlich höher als der Wasserspiegel gelegen ist.

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Sandbank


Ich wollte aber unbedingt raus aus der immer noch prallen Sonne, hab mein Zelt da erst mal aufgebaut und als Sonnenschutz noch die Regenhülle drauf gemacht. Und da bin ich erst mal rein um aus der Sonne raus zu sein. Aber es war nicht auszuhalten. Zu heiß. Die Luft im Zelt hat sich auf locker über vierzig Grad aufgeheizt. Mir ist nur noch das Wasser runter gelaufen, so schnell konnt ich gar nicht nach trinken. Dem Wahnsinn schon nahe blieb mir nur noch das Zelt doch hoch in den Wald zu tragen um dort im Schatten der Bäume zu sein. Bis auf eine Badehose hatte ich zu dem Zeitpunkt schon gar nichts mehr an (Der Congaree ist übrigens nicht zum Baden geeignet) und man macht sich keine Vorstellung davon wie es sich anfühlt barfuß, denn es musste ja schnell gehen, über den Sand zu laufen.
Als das Zelt im Wald stand hab ich mich reingelegt um den Moskitos zu entkommen und mich erst mal so auf einem Handtuch auf den kühlen Waldboden gelegt. Trotzdem hab ich nicht aufgehört zu schwitzen, es war auch um sieben Uhr noch brüllend heiß. Erst nachdem ich eine gute Stunde einfach nur so da lag hat sich meine Temperatur normalisiert und ich hab nur noch auf normalem Niveau geschwitzt. Ne Dusche wär jetzt schon was feines gewesen.
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Etwas Schatten


Stattdessen brach langsam die Nacht herein. Schon interessant zu hören wie zu verschiedenen Stadien des Sonnenuntergangs verschiedene Tiere zu hören sind. Anfangs noch Vögel (nehm ich zumindest an, denn das hat sich auch sehr seltsam angehört), dann setzen irgendwann die Eulen ein, die ersten Kojoten, die Moskitos verschwinden, ebenso die Käfer, die Glühwürmchen steigen auf, die Grillen beginnen zu zirpen und die Frösche fangen an zu quarken. Und immer wieder hat man den Eindruck im Holz was knacken zu hören, als wär etwas ganz nahe. Oder als würde was ums Zelt schleichen. Zugegebenermaßen ist das schon auch nen Tick unheimlich. Da war grad wieder das Gehäule von einem Kojoten. Generell ist es ziemlich laut, ich hoffe mal, dass ich da halbwegs vernünftig schlafen kann.
Und soeben beim Pinkel hab ich festgestellt, dass SEHR nah an meinem Zelt der Boden von ein paar Wildschweinen aufgewühlt wurde. Ich kann nur hoffen die lassen mein Zelt in Ruhe.

Georgia

Wie beim zelten üblich bin ich recht früh aufgestanden, ich hatte ja auch noch einiges vor heute. Ziemlich gleich nach dem aufstehen hab ich eigentlich das Zelt schon wieder eingepackt und alles ins Auto gepackt. Ist schon sehr angenehm wenn man nicht alles akkurat in den Rucksack packen muss damit man auch alles rein kriegt sondern man einfach alles in den Kofferraum werfen kann. Für ein kleines Frühstück hat meine Zeit auch noch gereicht und auch die Eichhörnchen waren schon so früh auf den Beinen.
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Den Vormittag wollt ich nun zumindest teilweise mit dem Bear Swamp Trail füllen.
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Laut Karte etwa zwei Meilen lang, also dauert das ja nur ne Stunde. Echt schön mal wieder so durch einen Wald spazieren zu können. Einzig die Spinnen die meinten der ideale Platz für ein Spinnennetz wäre auf dem Weg und direkt in Kopfhöhe.
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Da bin ich tatsächlich in einige reingelaufen bevor ich angefangen hab mit einem Stock den Weg vor mir frei zu fuchteln.

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Der Trail


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An Tieren hab ich eigentlich nur ein paar Eichhörnchen und eine Schlange gesehen. Für nen Bär hat es leider nicht gereicht.
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Dafür hab ich als ich zurück an meinem Auto war einen Falken
gesehen der sich auf einer Stange niedergelassen hat.
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Mit dem Auto bin ich gleich noch zu den Salt Springs vorgefahren um mich nochmal abzukühlen. War wieder sehr erfrischend, aber gestern abend hat mir das Licht besser gefallen.
Dann gings wieder raus auf die Straße und schon kurz später hatte ich fast ohne es zu merken die Staatengrenze von Florida zu Georgia überquert. Dort gab’s auch direkt an der Autobahn ein Besucherzentrum wo ich mir noch ein paar Infos zu Georgia geholt hab. Aber an meinem kurzen Weg nahe der Küste gab es wenig zu sehen. Bei einem Mc Donalds hab ich dann eine Pause gemacht und bei einem halben Liter Kaffee (1$) mal meine Optionen und mögliche nächste Ziele ausgelotet.
Gegen fünf bin ich weiter gefahren, inzwischen auf der Interstate da kein Highway in die Richtung führte in die ich wollte.
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Gegen sieben war ich kurz davor Georgia schon wieder zu verlassen. Da ich aber noch keine Übernachtungsmöglichkeit reserviert hatte und ich in den Staaten die ich durchquere auch mindestens eine Nacht verbringen will musste noch auf die schnelle was gefunden werden. Die Rettung kam in Form eines Walmarts. Denn auch das gehört zum Mythos Road Trip in den USA irgendwie dazu: Mindestens eine Nacht auf dem Walmart Parkplatz verbringen. Der ist auch wie geschaffen dafür. Riesig groß, genügend Platz um sich etwas abseits zu stellen. Für Sicherheit sorgen die Flutlichtanlagen, die Kameras und der Sicherheitsdienst der den Parkplatz patrouilliert. Noch dazu hat der Walmart 24 Stunden geöffnet, man fällt also nicht auf wenn man da parkt. Außerdem kann man so jederzeit die Kundentoiletten nutzen. Nur Duschen gibt’s halt leider keine. Dafür hab ich mir noch ein nettes Abendessen gekauft und mich dann auch schon so langsam im Auto für die Nacht eingerichtet.
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Mein Platz für die Nacht


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Sonnenuntergang


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Wegen der doch sehr hellen Flutlichtanlagen musste ich eines der Fenster mit einem T-Shirt abhängen, was aber kein Problem war. Tja, und dann bin ich mal davon ausgegangen, dass mir die Rückbank schon zum schlafen reichen wird.

Salt Springs

Das war mal wieder was richtig schönes, in einem großen Bett zu schlafen, nach dem Aufwachen noch etwas liegen bleiben und Zeitung lesen und ganz allgemein den Tag gemütlich zu beginnen. Ich hab mir auch wirklich Zeit gelassen und die Check-out Zeit von 11 Uhr voll ausgenutzt. Bin schließlich nicht auf der Flucht.
Es ging heute erst mal weiter den Highway 27 nach Norden. Ist schon ein sehr entspanntes Fahren, immer zweispurig und wenig Verkehr. Nur das Speedlimit von 55 bis 65 Meilen pro Stunde kam mir doch ab und zu etwas störend vor. Das hätte gerne auch ein bisschen mehr sein dürfen.
Während ich so dahin fahre halte ich immer Ausschau nach so braunen Schildern mit weißer Schrift, denn die weisen immer auf besondere Sehenswürdigkeiten hin. Als ich schon so ne Stunde lang unterwegs war kam so eins das auf die „Historic Downtown“ von Sebring hinwies. Also bin ich runter vom Highway und die drei Meilen bis zu besagtem historischen Stadtzentrum gefahren. „Historisch“ darf man hier allerdings nicht nach europäischen Maßstäben bewerten sondern muss da in US Dimensionen denken. Die Stadt sah halt so aus wie man sich ne amerikanische Kleinstadt um 1930 vorstellen würde. Alles sehr gepflegt und ordentlich.
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Ich befinde mich ja hier in Florida gerade in einer Gegend in der es hunderte von Seen gibt, also war hier auch einer zu dem ich schnell noch hingelaufen (wie unamerikanisch) bin. Auch sehr idyllisch, mit überall herumhopsenden Eichhörnchen.
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Ich hatte mir schon überlegt ob ich hier nicht ne kleine Pause einlegen sollte um am See etwas zu verweilen, doch hat mich eine (hunderte) kleine (aggressive) Kleinigkeit (Mücken) davon abgehalten. Ich weiß nicht warum ich deren liebstes Opfer bin, aber scheinbar wurden alle anderen Leute hier nicht attackiert, zumindest hab ich keinen so mit Armen und Beinen rumfuchteln sehen wie mich. Um noch ein paar Tropfen Blut zu behalten bin ich also wieder zurück zum Auto und weiter gefahren.
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Immer noch ziellos stetig nach Norden. Diese Richtung scheinte meiner Tanknadel allerdings weniger zu gefallen, die zeigte immer mehr nach Süden. Zeit zu tanken. Hunger hatte ich auch noch etwas und ne Bank brauchte ich auch noch um mich nochmal mit Bargeld einzudecken. Ist aber hier alles kein Problem. Obwohl hier entlang des Highways so gut wie keine Wohnhäuser stehen, gibt es hier alle 2-3 Meilen ein Art Mini-Einkaufszentrum in dem sich mehrere Fastfood Läden und Tankstellen befinden. Irgendwie wiederholt sich die Szenerie alle paar Meilen. Gut, es gibt auch Ausnahmen. Mein Favorit in der Kategorie „Doch, das bauen wir genau da hin!“ ist ein kleines Postamt gewesen. Mitten im nichts. Zehn Meilen Highway nur durch offene Landschaft, dann das Postamt und dann nochmal zehn Meilen bis zum nächsten anderen Gebäude (eine Apotheke, auch so unfassbar ab vom Schuss). Wer baut denn da so was hin? Wenn ich eine Briefmarke brauche dann fahr ich da doch keine zehn Meilen dafür durch die Pampa.
Doch zurück zum Thema. Mein Mittagessen hab ich ganz landestypisch (Mc Donalds) zu mir genommen. Naja, nicht ganz, ich bin reingegangen und nicht durch den Drive-Through. Die Bank war auch gleich um die Ecke, damit waren meine Geldsorgen auch erledigt. Und an Tankstellen gab es wie gesagt auch keinen Mangel. Man muss nur wissen, dass man hier in den USA wenn man mit Bargeld zahlen will zuerst zahlt und dann tankt. Ein überaus schwachsinniges System, denn wie soll ich so volltanken können? Ich weiß ja nicht im voraus wie viel reingehen wird. Ich bin also zur Kasse und hab mal für 25$ bestellt. Zurück zur Zapfsäule, getankt, eingestiegen und losgefahren. Das gleich nach dem tanken losfahren hat allerdings schon was wie ich zugeben muss.
Und wieviel verbrauch ich denn nun eigentlich? Der Bordcomputer spuckt als Spritverbrauch 33 Meilen pro Galone aus, also 3 Galonen auf 100 Meilen. Davon ist aber sicher einiges der Klimaanlage zuzuschreiben, denn wenn die nicht auf vollen Touren läuft ist es unerträglich heiß. Ach ja, der Preis, falls es jemanden interessiert: Für eine Galone, knapp vier Liter hab ich 3,47$ gezahlt. In Euro wären das so um die 70 Cent pro Liter. Da macht tanken fast schon wieder Spaß.
Gegen drei hab ich mal wieder einen Blick auf die Karte geworfen und festgestellt, dass in relativer Nähe der Ocala State Forest liegt.
Ein bisschen Wald wäre nach so viel Meer in den letzten Wochen echt mal wieder schön. Also hab ich im Internet schnell mal nachgeschaut ob man da campen kann (man kann) und was man da sonst so tun kann. So ganz gut war die Website allerdings nicht, also hab ich mir die Adresse des Besucherzentrums rausgesucht und wollte mich dort persönlich genauer erkundigen. Da das laut Website aber schon um fünf schließt musste ich mich beeilen. Ich hab es nach ein paar kleineren Umwegen die meinem Navi zu verschulden sind auch geschafft um fünf an besagter Adresse anzukommen. Der Weg dort hin sah auch schon sehr schön waldig aus.
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Als ich an der Adresse angekommen war sah ich: Nichts. Zumindest nichts was nach einem Besucherzentrum aussah. Dafür bin ich kurz zuvor an einem Schild vorbei gefahren das auf den Silver Springs Recreational Park aufmerksam machte und auch ein Zeltsymbol aufzuweisen hatte. Also bin ich da hin gefahren und hab den netten Mann am Eingangshäuschen danach gefragt. Der meinte aber das Besucherzentrum sei schon seit Jahren geschlossen. Aber campen kann ich tatsächlich auch hier. Kostet mich 20,50$ pro Nacht für mein Zelt, es gibt einen Trail den man entlang wandern kann und eine Quelle in der man baden kann. Da ich auch irgendwie keine Lust mehr hatte noch weiter zu fahren hab ich eben hier einen Platz gemietet. Der ganze Campingplatz war so gut wie leer und ich hatte einen echt schönen Platz gekriegt.
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Endlich mal wieder zelten. Lang, lang ists her. In Pedralva in Portugal, wenn mich nicht alles täuscht, schon ein gutes halbes Jahr her. Das Zelt hat inzwischen einen wirklich nur minimalen Eigengeruch entwickelt, nach sechs Monaten zusammengerollt und im Rucksack eigentlich kein Wunder. Aber ansonsten steht es noch wie eine eins. Nur die beiden Schnallen zum festziehen der Regenhülle, die mir der Fuchs als ich drei Tage an einem Strand in Spanien gezeltet hab abgeknabbert hat, sind mir wieder schmerzlich in Erinnerung gerufen worden. Ich hoff mal heute Nacht wird das nicht wieder so was, denn hier in dem Wald gibt’s ne Menge Bären. Wir werden sogar bärensichere Mülleimer aufgestellt.

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Bärensicherer Mülleimer


Nachdem ich also mein Zelt soweit aufgebaut und eingerichtet hatte wollte ich nochmal zu der Quelle schauen und mich etwas im Wasser abkühlen. Da ich bei meiner Anmeldung zum campen gesehen hab, dass die hier auch Taucherbrillen verkaufen, hab ich meine Schnorchelausrüstung sicherheitshalber mal mitgenommen. An der Quelle angekommen war ich erst mal etwas überrascht. Wirklich schöner hier als ich gedacht hätte.
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Einstieg zu den Springs


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Blick auf den See


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Am Wasser gibt’s Stufen damit man leichter rein kommt. Die „Quelle“ in der man dann tatsächlich schwimmen kann hat etwa die Abmessungen eines Sportbeckens und ist an ihrem Stirnende mit einer Schnur abgesperrt die verbietet weiter raus in den See zu schwimmen. Naja, ich bin wohl einfach nur vom offenen Meer verwöhnt. Da ich noch jemanden gesehen hab der mit Taucherbrille ins Wasser ist hab ich meine Ausrüstung auch mal spaßeshalber angelegt. Da kam ich mir fast schon etwas lächerlich vor. Das Wasser selbst war beim reingehen schon deutlich kühler als die Karibik. Aber bei diesen Temperaturen sehr angenehm. Als ich den ersten skeptischen Blick unter Wasser geworfen hab, hab ich auch tatsächlich ganze drei Fischlein entdecken können die in so einer Art Algenteppich rumdümpelten. Klasse…
Und dann traf es mich fast wie der Blitz. Als ich den Blick einmal etwas genauer schweifen ließ entdeckte ich Fische überall. Und das Algenzeug waren keine Algen sondern richtig schöne Unterwasserpflanzen die auf dem sandigen Boden wuchsen. Aber der Hammer war das Licht. Es war so gegen sechs Uhr, die Sonne stand schon etwas tiefer und die Sonnenstrahlen fielen durch die Äste der Bäume was einen sagenhaften Kontrast unter Wasser gab. Das Wasser war nicht nur angenehm kühl sondern auch noch sehr klar, was ja Sinn macht wenn durch eine Quelle hier neues Wasser nachströmt. Meine anfängliche Skepsis war völlig verschwunden und ich hab diese großartige Unterwasserlandschaft in vollen Zügen genossen. Extrem schade, dass ich keine Unterwasserbilder mehr machen kann. Aber ich versuchs mal zu beschreiben. Man stelle sich eine Sommerwiese vor, mit Grünzeug in allen möglichen Formen, Größen und Farben. Dazwischen hell glitzernde Flecken aus feinem Sand. Und darüber schwebt man jetzt, so in einem halben bis zwei Meter Höhe und teilt sich diesen Luftraum mit den Fischen, große und kleine, die wie man selbst über diese Wiese fliegen. Eine schöne Abwechslung zu all den Korallen.
Was noch sofort aufgefallen ist: Der Geschmack. Ich war in den ersten paar Sekunden unter Wasser völlig überrascht, dass das tauchen jetzt irgendwie anders schmeckt und hab mich schon gefragt ob mein Schnorchel angefangen hat zu schimmeln. Nach ein paar Sekunden kam ich aber drauf. Das ist ja Süßwasser hier. Nachdem ich knappe drei Monate praktisch jeden Tag schnorcheln war hab ich den salzigen Geschmack des Meeres irgendwie voll mit dem Schnorcheln assoziiert. Schon irgendwie witzig.
Der ganze Park hier heißt ja Salt Springs, also gibt es noch zwei Sachen zu klären: Erstens die Springs. Es gab hier wirklich Quellen, wenn man recht weit an den Rand des Schwimmbereichs geschwommen ist haben sich im Grund Löcher/Schluchten/Höhlen aufgetan aus denen Wasser nach oben geströmt ist. Das konnte man echt schön sehen an den kleinen Steinchen die da auch mit nach oben gewirbelt wurden. Und fühlen konnte man es auch. Ich bin mal in eine der größeren Höhlen runter getaucht um mir das genauer anzuschauen, aber die wurden recht schnell sehr eng und ich bin nicht weit gekommen. Aber trotzdem ein phenomenaler Anblick.
Um noch auf das Salt zu kommen: Der ganze See ist ein Süßwasser See, die Quellen hier sind aber salzig. Nicht so viel, dass mans wirklich schmecken könnte, aber genug damit die Physik ein schönes Schauspiel hervorbringen kann. Salzwasser und Süßwasser haben unterschiedliche Dichten und wenn die sich mischen passiert das gleiche wie mit kalter und heißer Luft: Wenn man über ein Lagerfeuer schaut flimmert es, ebenso wenn die Sonne mal wieder richtig auf die Straße knallt. Diesen Effekt hat man hier unter Wasser auch gehabt, aber irgendwie überall wenn man genau hingesehen hat. Überall dieses leichte flimmern. Direkt über den Quellen war es natürlich stärker.
So ging die Zeit rum und ich bin irgendwann wieder raus jnd hatte nach dem abtrocknen was was ich auch schon lange nicht mehr hatte. Diese Gefühl von angenehmer Kühle aus dem inneren heraus. Wenn die Haut sich mal nicht heiß und verschwitzt anfühlt sondern richtig schön kühl. Ein tolles Gefühl. Nur leider ist es hier so warm, dass das nicht lange anhalten wird.
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An der Wasseroberfläche kann man sehen wo die Quellen aufsteigen


Zurück am Zelt hab ich mich ans Abendessen kochen gemacht. Schnell und einfach soll es sein. Zwiebel, Kidney Bohnen und Tomaten. Das ganze in den Kochtopf und entsprechend würzen. Erfüllt seinen Zweck. Den Müll muss man wegen der Bären natürlich gleich wegbringen und auch das Geschirr ist nach dem Essen sofort abzuwaschen. Auch dass ich nichts zu essen mit ins Zelt nehmen soll um keine Bären anzulocken ist mir nochmal explizit gesagt worden.
Dann kann die Nacht ja kommen. Überall kleine Glühwürmchen, Grillen und Zikaden zirpen in den Bäumen und Frösche hört man auch ein paar. Von denen ist mir sogar einer beim Zähne putzen begegnet.
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Auftakt zum Road Trip

Nach einer zum Glück sehr ruhigen Nacht bin ich heute um sieben das letzte mal auf der RUNAWAY aufgewacht. Die Vorfreude auf die bevorstehende Reise über Amerikas Straßen hatte mich schon voll im Griff.
Nach dem Frühstück bin ich nochmal schnell mit dem Shuttle Service des Yacht Clubs an Land um im Clubhaus zu duschen und frisch für den bevorstehenden Tag zu sein. Wie ich mir aber hätte denken können hielt das Frischegefühl nicht sehr lange an, es war ja ziemlich heiß und die Luftfeuchtigkeit war auch sehr hoch.
Nach dem Duschen hat mich der Shuttle Service wieder zurück an Bord gebracht und ich hab meine Sachen endgültig zusammen gepackt. Etwas überrascht war ich schon, dass ich alles so problemlos in die beiden Rucksäcke gebracht hab. Sogar meine Flossen konnte ich noch außen am großen Rucksack festmachen. Mir ist aber auch recht schnell eingefallen warum ich so viel Platz hatte: Ich hatte ja ganz anders als sonst weder was zu trinken noch was zu Essen dabei. Das würde dann richtig eng werden.
Jedenfalls hab ich mich um zehn Uhr auf den Weg gemacht, mich vorher noch von allen verabschiedet und bin zur Metrostation gelaufen. War unbestreitbar ein schönes Gefühl jetzt wieder alleine den Weg zu bestimmen, die eigene Geschwindigkeit zu gehen und auf niemanden warten zu müssen. Die Metro hat mich dann für 2,25$ zum Flughafen gebracht, daran kann München sich mal ein Beispiel nehmen. Zum Flughafen musste ich eben weil ich mir da mein Auto gemietet hab. Da kommen zwar noch einige Dollar Gebühr für die Anmietung am Flughafen drauf, dafür ist das die einzige Möglichkeit ohne Einwegmiete und zum günstigen Preis einen Wagen nach Washington zu bekommen. Für die zwei Wochen soll mich der Wagen laut Internet 260$ kosten, allerdings noch ohne Versicherung. Die wollt ich vor Ort noch zu nem deutlich günstigeren Preis als der 29$ pro Tag die man bei Buchung im Internet präsentiert bekommt abschließen. Als wir letztens zu viert den Wagen bei Enterprise gemietet haben hab ich gesehen, dass die Mitarbeiter schon ganz schön flexibel den Preis dafür gestalten können, und darauf hab ich heute auch gebaut.
Im Flughafen angekommen bin ich gleich zum Hertz Schalter gegangen, denn bei denen miete ich. Als ich am Schalter dran war ging auch alles recht schnell und unkompliziert bis auf die Tatsache, dass die Mitarbeiterin meinte mein Führerschein wäre abgelaufen. Als ich ihr dann sagte ein deutscher Führerschein läuft nicht ab hat das auch gepasst. Im Nachhinein muss ich allerdings zugeben, und das hat mich wirklich überrascht, mein Führerschein ist tatsächlich nur bis 2028 gültig.
Die Frau hat auch gar nicht versucht mir noch die zusätzlichen Versicherungen anzudrehen, was mich sehr überrascht hat, sondern hat mich gleich nachdem sie die Sache mit meinem Führerschein geklärt hat runter ins Parkhaus geschickt. All der Papierkram wird dann da erledigt hat sie gemeint. Also bin ich da runter, zum Stellplatz 302 auf dem mein Auto auf mich wartete. Ein Kia Rio, muss wohl ein kostenloses Upgrade gewesen sein, denn nach der günstigsten Economy Class sah das nicht ganz aus. Mir aber auch recht. Nur etwas sauberer hätt er sein können, das hätte ich schon erwartet. Meinen Rucksack hab ich also in den Kofferraum gepackt, mich ins Auto gesetzt, alles eingestellt (der Schlüssel steckte) und mich mit allem vertraut gemacht und dann? Da war doch noch was. Ja, ich sollte doch noch den Mietvertrag unterschreiben. Aber wo ich das machen sollte war mir nicht ganz ersichtlich. Also bin ich nochmal ausgestiegen, zu einem der Mitarbeiter die im Parkhaus waren um den Leuten den Weg zu zeigen und hab gefragt. Der meinte dann ich soll einfach zum Exit fahren, da wird das dann gemacht. Also bin ich wieder zurück zum Auto und zur Ausfahrt gefahren. Und ganz klassisch amerikanisch war das dann ein Drive Through Schalter.
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Ich bin mit dem Auto ran gefahren dann kam ein Mitarbeiter, hat das Auto gescannt, mich nach der Tankoption die ich wünsche gefragt und mir nen Zettel ausgedruckt und gemeint ich kann jetzt losfahren. Keine Unterschrift, keine zusätzliche Versicherung. Na, so spar ich mir wenigstens das Geld.
Aus dem Parkhaus raus gings dann erst mal auf das Flughafengelände. Ich hatte ja nicht wirklich nen Plan wo ich überhaupt hinfahren sollte, die grobe Richtung war halt Norden. Am Straßenrand hab ich kurz angehalten um mal nen Blick auf die Karte zu werfen. Nach Norden geht neben der mautpflichtigen Florida Turnpike und der Interstate 95 auch der Highway 27 Richtung Orlando. Also bin ich rauf auf den Highway und dem im Prinzip immer gefolgt. Um zwölf Uhr wurde dann das Radio angeworfen, denn da kam das WM Spiel Deutschland-Portugal. Ich bin ja schon froh, dass es überhaupt übertragen wurde, aber der Empfang war doch etwas verrauscht und die Kommentatoren hatten einen schrecklichen britischen Akzent. Dafür war das 4:0 Ergebnis doch recht erfreulich.
So fuhr ich also immer den Highway entlang bis ich irgendwann an einem Walmart vorbei kam. Da hab ich auf der riesigen Asphaltwüste die Walmart einen Parkplatz nennt meinen Wagen geparkt und bin einkaufen gegangen. Da ich ja alles einfach ins Auto packen konnte und nicht jeden zweiten Tag wieder einkaufen gehen wollte hab ich gleich ein bisschen mehr gekauft.
Der Walmart ist ja ne Klasse für sich. Ein wahres Einkaufsparadies in dem man einfach alles kaufen kann. Und das auch noch recht günstig. Ich hab recht lange mit mir gerungen ob ich nicht eine Kühlbox kaufen soll und da dann alle zwei Tage nen neuen Sack Eis rein, damit ich unterwegs nicht nur kühle Getränke hab sondern auch noch Käse und Wurst und so nen Kram fürs Frühstück kaufen kann. Ich hab mich aber dagegen entschieden. Vorerst.

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Mein fahrbarer Untersatz


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Mit texanischem Temperament


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Meine Einkäufe


Im Walmart hab ich auch mehr Zeit verbracht als ich gedacht hätte. Es ging so auf sechs Uhr zu als ich an einem Motel angehalten hab. In einem Motel hab ich noch nie genächtigt und ich finde das gehört zu einem USA Road Trip dazu. Etwas billiger hatte ich es mir schon vorgestellt, aber es sah schon ganz ok aus. Den Preis konnte ich auch etwas runterhandeln und wer weiß wie ich die nächsten Tage schlafen werde.
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So ging dieser erste Tag zu Ende, ich bin um die 180 Meilen gefahren und in einer Gegend die von vielen kleinen Seen dominiert wird aber nicht so sumpfig ist wie der Süden Floridas mit seinen Everglades.

Letzte Vorbereitungen

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen meines morgigen Abschieds von der RUNAWAY. Gleich nach dem Frühstück haben sich Andi und Rafa auch auf den Weg zum Flughafen gemacht um nach Jamaika zu fliegen. Doch zuerst mussten wir noch die Bilder der letzten Tage austauschen, was auch noch etwas Zeit gekostet hat. Dazu noch die Verabschiedungszeremonie, wir sind ja doch schon ganze zwei Monate zusammen durch die Karibik gesegelt.Letztendlich sind sie um zehn zum Flughafen aufgebrochen.
Ich hab den Tag heute dazu genutzt alle meine Sachen für morgen herzurichten. Nachdem mein Rucksack nun so lange Zeit in einem Stauraum gelagert war musste ich den auch erst mal sauber machen. Die ganzen sauberen Klamotten hab ich schon mal zusammengelegt und in den Kompressionsbeutel gepackt, meine Wanderstiefel nochmal geputzt und neu gewachst, meine Schnorchelausrüstung gereinigt und eingepackt und natürlich allen möglichen Müll entsorgt der sich über die letzten Wochen angesammelt hat. Darunter meine alte kurze Hose, welche doch schon sehr zerrissen war, zwei paar löchrige Socken, meine alte Kamera samt Ausrüstung die ich für das neue Modell leider nicht mehr brauchen kann, irgendwelche alten Kassenbelege und noch viel mehr. Ist ne ganz schön große Mülltüte geworden.
Mit all diesen Kleinigkeiten ging der Tag flott rum. So geht nun also ein längerer Abschnitt meiner Reise zu Ende und ein neuer beginnt, auf den ich mich schon total freue. Einfach mal mit dem Auto völlig ohne Plan und Ziel (naja, Washington DC muss ich halt erreichen) zwei Wochen lang durch die Gegend cruisen. Das wird mal wieder was anderes endlich wieder selber den Kurs bestimmen zu können.
Für meine letzte Nacht würd ich mir nur wünschen, dass es nicht so unerträglich heiß wie gestern wird und ich nicht wieder total verstochen werde. Wir werden sehen ob dieser Wunsch in Erfüllung geht.

Miami Beach

Heute stand nochmal etwas Sightseeing auf dem Programm. Mit der Metro sind wir Downtown gefahren und dort mit einem Bus rüber nach Miami Beach.

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In der Metro


Dort angekommen hat es uns gleich an den Strand gezogen. Obwohl gerade keine Hochsaison ist war der ganz schön bevölkert. Aber der Strand ist halt auch so meilenlang, so dass sich die Menschenmassen doch gut verteilt haben.
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Anschließend sind wir den Ocean Drive entlang flaniert und haben die Art Deco Hotels begutachtet. Auch hier waren wieder sehr viele Leute unterwegs, vor dem Thermometer hab ich aber noch ein Einzelbild hingekriegt.
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Als wir so weiter liefen, immer noch am Ocean Drive, und grade an einer Eisdiele vorbei gehen kommt plötzlich jemand raus der mir bekannt vorkam. Da er aber ein recht auffälliges Tatoo im Gesicht hatte war derjenige auch leicht zu identifizieren: Mike Tyson. Die Fotogelegenheit haben wir natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen.
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Wen man nicht alles trifft. Unser Weg führte uns weiter zur Lincoln Road, einer Fußgängerzone. Da wir unseren Shopping Tag aber schon hinter uns hatten sind wir nur in einen der Läden reingegangen, ein Foto Atelier. Sehr schöne Fotografien, da können meine noch nicht ganz mithalten.
Als Andi und Rafa noch schnell in ein Tatoo Studio gegangen sind bin ich in den Telefonshop nebenan und hab mich nochmal nach einer Prepaid Sim Card für mein Handy erkundigt. Denn immer auf WLAN Hotspots angewiesen zu sein ist doch etwas unpraktisch wenn ich demnächst durch die USA toure. Speziell um die Navigationsfunktion von meinem Handy zu nutzen brauche ich eine Internetverbindung. Und das ist etwas was hier in den USA unbegreiflich teuer ist. Für die Sim Card musste ich 15$ zahlen und für einen Monat Internetnutzung nochmal 40$. Das ganze zuzüglich Steuern versteht sich. Aber es macht den Reisealltag halt so viel leichter.
Auf der Lincoln Road hab ich übrigens auch ein Stückchen Heimat entdecken können.
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Dann war der Nachmittag auch schon wieder größten teils rum und wir haben uns auf den Nachhauseweg gemacht. Wie immer mit Shuttle Service.
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Andi und Rafa haben ihr Zeug gepackt weil sie morgen nach Jamaika aufbrechen und ich hab die Zeit genutzt um mir für übermorgen einen günstigen Mietwagen zu besorgen. Mein Plan steht jetzt soweit fest, dass ich mir für zwei Wochen ein Auto nehmen will und  es dann in Washington DC wieder abgebe. Und in diesen zwei Wochen werd ich die Ostküste hochfahren und mal sehen was es so an National und State Parks zu besichtigen gibt. Recht viel mehr vorausplanen möcht ich aber auch nicht, schließlich ist der Weg das Ziel.
Abends kamen dann Frank und Monika an Bord und sind nun offiziell der Crew beigetreten. Bis spät in die Nacht haben wir uns gegenseitig unsere Reisegeschichten erzählt, denn die beiden hatten auch schon so einiges erlebt.

Odyssee durch Miami

Heute hatte ich mir einen straffen Zeitplan auferlegt. Bis um vier hatte ich Zeit alles zu erledigen, denn dann sollten zwei neue Leute eintreffen die ab Miami mitsegeln.
Meine erste Anlaufstelle war ein Walgreens, so ne Art Drogerie. Ich wurde in den letzten beiden Tagen so von Mücken zerstochen wie noch nie in meinem Leben. Und um mir nicht das letzte bisschen Haut wegzukratzen brauchte ich ne Salbe. Zudem wollte ich ganz altmodisch ein paar Fotos ausdrucken lassen und hier stehen so Automaten dafür rum. Als nächstes gings zur Post, Postkarten einwerfen. Anschließend musste ich zu einem Best Buy, da ich mich entschlossen hab nun doch das Nachfolgemodell meiner Kamera zu kaufen. Der Best Buy war etwas außerhalb, deshalb musste ich da mit Metro und Bus hinfahren.

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Blick aus der Metro

Als ich im Best Buy angekommen bin musste ich feststellen, dass der keine dieser Kameras mehr hatte. Ein Mitarbeiter hat dann mal in der Datenbank nachgeschaut und mir einen anderen Best Buy gesagt der noch welche hätte. Ist aber noch ein gutes Stück weiter außerhalb. Nur gut, dass ich mir ne Tageskarte für Bus und Bahn gekauft hab.
Dort angekommen hab ich auch meine Kamera gekriegt, für 180$. Inzwischen war es auch schon fünf Uhr, ich habs also nicht mehr rechtzeitig zurück geschafft. Ich hab stattdessen noch etwas Internetzeug im Segel Club erledigt, heute war es etwas windig, da waren nicht ganz so viele Mücken unterwegs. Noch dazu wäre es auf ein paar Stiche mehr oder weniger auch nicht mehr angekommen.
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Und wie sich herausstellte kommen die beiden neune Mitsegler erst morgen an Bord.

Deck schrubben

Heute morgen sind wir um sieben aufgestanden. Nach einem schnellen Frühstück haben Andi, Rafa und ich uns an Land begeben um Wäsche zu waschen, an der Marina zu fragen was denn ein Mooring kostet und wie nahe der an der Küste wäre und natürlich um das Auto zurück zu geben. Auro zurück geben hat geklappt, der Mooring ist dafür, dass er nur 50 Meter näher an Land ist zu teuer und die Wäsche waschen hat nur so teilweise geklappt. Wir haben die Waschmaschinen der Marina genutzt, für die wir zwar ganz normal gezahlt haben, die jedoch nur für Gäste der Marina waren. Dementsprechend wurden wir weggescheucht ehe wir alles fertig waschen konnten. Immerhin: Mein Zeug ist ganz fertig geworden.
Zusätzlich sind Andi und ich noch zum nahegelegenen Coconut Grove Sailing Club und haben da mal nach nem Mooring gefragt. Kostet 26$ pro Nacht, ist relativ nahe an Land und das Beste: Es gibt einen 24 Stunden Shuttle Service der einen zwischen Land und Yacht hin und her fährt. Das wäre sehr gut, denn dadurch würden wir alle recht unabhängig von einander an Land gehen können ohne alle im selben Dinghy rüber zu müssen.
Mit der teilweise gewaschenen Wäsche und diesen Infos sind wir wieder zurück zur RUNAWAY auf der Reinhard schon mit dem Großputz angefangen hat. Wir haben uns angeschlossen und die Yacht bis um drei Uhr auf Hochglanz gebracht.
Anschließend haben wir einstimmig dafür votiert an den Mooring des Sailing Clubs zu gehen und sind hingefahren.
Danach hab ich gleich mal den Shuttle Service angefunkt und mich an Land bringen lassen, denn dort hatte ich Internet und ich hatte noch eine Menge zu erledigen. Speziell musste ich so langsam mal planen wie’s denn jetzt überhaupt weiter gehen soll. Ich tendiere dazu mit einem Mietwagen hoch nach Washington DC oder New York zu fahren. Wegen einer Kamera musste ich mich auch noch schlau machen und ein paar E-Mails mussten auch noch geschrieben werden. So ging der Tag auch langsam rum. Und wenn man sich so ansieht wo ich gesessen bin:

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Kann man denk ich auch verstehen, dass ichs bei der Abenddämmerung nicht mehr lange ausgehalten hab, es war absolut moskitoverseucht. Also hab ich mich vom Shuttle wieder zurück an Bord bringen lassen noch etwas gelesen.

Dolphin Mall

Heute sollte es wie gesagt zur Dolphin Mall gehen. Wir sind am Land gefahren und haben im Office der Marina mal nachgefragt wie man mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln am besten da hin kommt. Das haben die uns auch gut erklärt. Nur hätte das gute eineinhalb Stunden gedauert und hin und zurück 10$ pro Person gekostet. Irgendwie kam die Idee auf doch nen Mietwagen zu nehmen, die Frau von der Marina meinte sie könnten uns einen für 25$ besorgen. Das hat sich ja schon mal sehr gut angehört. Also haben wir das gemacht. Zwanzig Minuten später wurden wir auch von einem Mitarbeiter von Enterprise abgeholt der uns zur Filiale fuhr. Was wir nicht bedacht hatten: zu den 25$ kamen noch Steuern und Versicherung dazu. Alles in allem sollte das dann 78$ für den einen Tag kosten. Das war uns natürlich zu viel. Wir haben dann noch etwas eindringlicher mit dem Vermieter gesprochen und letztlich konnten wir den Preis auf 58$ inklusive aller Versicherungen und Steuern drücken. Zu dem Preis haben wir den Wagen genommen.
Dann gings los, Andi ist gefahren und ich war Navigator. Hat uns auch im Auto noch eine gute Stunde gekostet bis wir da waren. War schon viel Verkehr und hier ist halt alles so ewig weit ausgedehnt. Aber gegen elf waren wir in der Mall.

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Unser Wägelchen


Die Mall war ganz wie man sie sich vorstellt. Vollklimatisiert und um die 200 Geschäfte aller Art. Zu sehr möcht ich da nicht ins Detail gehen, nur einen Shop muss ich schon noch rausstellen. Den Bass Pro Shop. Dort gibt’s alles was mit Outdoor zu tun hat. Von Campingausrüstung, Angeln, Wanderausrüstung bis hin zu ganzen Booten. Und natürlich die Jagdabteilung mit richtigen Jagdbögen und Armbrüsten. Schon eindrucksvoll. Und halt die Gewehre. Zwei Regalreihen nur voller Munition. Ist halt etwas anders hier.
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Eingang zum Bass Pro Shop


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Jagdabteilung


Meine Kamera wollt ich im Best Buy, sowas wie der Media Markt, kaufen. Mein Modell ist natürlich schon etwas älter, das hatten sie nicht mehr.nur das Nachfolgermodell. Zum deutlich günstigeren Preis als in Deutschland zwar, dafür mit einem entscheidenden Nachteil: meine drei Reserveakkus passen nicht in das neue Modell weil der Akkutyp geändert wurde. Und ein neuer Ersatzakku schlägt auch nochmal mit 40$ zu Buche. Irgendwie konnt ich mich dann nicht dazu durchringen die zu kaufen. Zumal man die auch nicht per USB Anschluß laden kann, ein weiterer Minuspunkt. Da muss ich nochmal ne Nacht drüber schlafen und Infos einholen.
Ganz ohne Einkäufe bin ich aber auch nicht rausgegangen. Eine neue Gaskartusche für meinen Campingkocher, zwei paar neue Socken um meine alten, löchrigen Socken zu ersetzen, ne neue kurze Hose und ein paar neue Shorts.
Auf dem Nachhauseweg sind wir noch auf einen Burger zu Wendy’s gegangen, anschließend noch schnell in einen Supermarkt um nochmal ordentlich Getränke zu kaufen, jetzt da wir schon ein Auto haben.
Zurück an der Marina, denn das Auto wollten wir erst morgen Vormittag zurück geben, waren wir nur mit einem kleinen Problem konfrontiert: Kein Parkplatz. Es hat fast ne halbe Stunde gedauert bis wir da was gefunden haben. Aber dann gings nach diesem lagen Tag mit ewig vielen gelaufenen Meilen endlich ins Bett.