Customs and Immigration

Heute musste zuerst mal die RUNAWAY umgesetzt werden. Wir haben uns dafür die Region Coconut Grove ausgesucht, etwas südlich von Downtown Miami. War schon cool so auf dem Wasser an all den Wolkenkratzern vorbei zu fahren.

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Einen etwas spannenderen Moment gab es aber schon noch. Wir mussten nochmal durch eine Brücke durch deren Durchfahrtshöhe laut unseren Charts 22 Meter betrug. Damit sollten wir mit unseren 18 Metern eigentlich leicht durch kommen. Aber so Höhen sind von Deck aus immer schwer abzuschätzen, deshalb haben wir uns langsam rangetastet…
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… und waren durch. Aber nach 4 Meter Luft nach oben sah das auch nicht mehr aus.
Gegen halb zehn haben wir dann unser Ziel erreicht, einen mehr oder weniger offiziellen Ankerplatz vor einem Mooringfeld der Coconut Grove Marina.
Das Frühstück haben wir auch mal nach hinten verschoben, denn wir mussten unbedingt zu Customs and Immigration um uns anzumelden. Das war natürlich etwas weiter weg, wir mussten mit der Metro nach Downtown fahren und das letzte (gute) Stück zum Kreuzfahrtterminal laufen. Nach etwas längerer Suche haben wir das Office auch gefunden. Denen haben wir unsere Story mit der Wiedereinreise auf einem privaten Segelboot erzählt und die wussten tatsächlich auch erst mal nicht was da jetzt zu tun ist. Geschweige denn ob das was wir gemacht haben legal war. Auf jeden Fall hat unser Auftauchen etwas Bewegung ins Büro gebracht, Leute liefen rum, Anrufe wurden getätigt und am Ende hat sich rausgestellt, dass immer noch keiner sicher weiß was Sache ist. Sie haben und dann aber einen weiteren Einreisestempel in den Pass gegeben. Allerdings keine neuen 90 Tage sondern nur die von den ersten 90 Tagen verbleibenden Tage. Das heißt im Klartext ich muss zum 30. July das Land verlassen. Aber ich hab auch gleich mal nachgefragt wie denn meine Chancen bei Wiedereinreise stehen nochmal 90 Tage zu kriegen. Das ist offenbar kein Problem, ich werde also Ende July irgendwo ins Ausland fliegen und Anfang August wieder zurück in die USA fliegen um weitere 90 Tage zu kriegen. Da fällt mir schon mal ein Stein vom Herzen dass das scheinbar so einfach geht.
Der Weg zurück ging zum Glück etwas einfacher, da haben wir einen Bus entdeckt der uns zurück nach Downtown bringt.
In Coconut Grove sind wir noch zu nem Supermarkt gelaufen um noch ein letztes Mal richtig einzukaufen bevor wir drei von Bord gehen. War ein ganz schönes Stück vom Supermarkt zurück zur RUNAWAY, gerade auch mit dem ganzen Zeug zum schleppen. Aber wir haben auch das geschafft.
Damit war der Tag praktisch auch schon wieder rum, wir haben uns noch überlegt was wir morgen machen wollen und vor allem Andi und Rafa haben sich stark für den Besuch einer Mall ausgesprochen. Da ich sowieso eine neue Kamera brauche kommt mir das aber auch ganz gelegen.

Welcome to Miami

Ein letztes mal in der Karibik aufstehen! Um sechs Uhr ging es raus aus den Betten und an den Frühstückstisch. Gegen halb acht haben wir den Anker hochgezogen und uns auf den Weg nach Florida gemacht.

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Letzter Blick auf die Bahamas


Wind hatten wir wieder keinen, ziemlich nervig zum segeln, dafür war aber die Überfahrt extrem ruhig. Das Meer war teilweise so spiegelglatt, dass es nicht mehr wie Wasser aussah sondern wie ein ewig weites blaues Samttuch auf dem sich die paar Wolken am Himmel perfekt spiegelten.
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Wo genau wir in Florida ankommen ist übrigens schwer zu sagen. Denn vor der Küste Floridas fließt der Golfstrom nach Norden, mit einer Geschwindigkeit von bis zu vier Knoten. Das wird uns natürlich auch weiter nördlich ankommen lassen als der Kurs auf unserer Karte vorgibt. Um dem etwas entgegenzuwirken und doch in Miami und nicht in Fort Lauderdale anzukommen sind wir von Bimini aus erst ein paar Meilen nach Süden gefahren und dann erst nach Westen Richtung Florida.
Während dieser gut achtstündigen Fahrt hatte ich natürlich auch genug Zeit um dieses sich nun dem Ende zuneigende Segel-Abenteuer Revue passieren zu lassen.
Gute zweieinhalb Monate, seit dem 25.3.14, war ich nun an Bord der RUNAWAY. Ich hab viel gesehen, viel gelernt und viel erlebt.
Ich hab die Grundlagen des Segelns gelernt, kenne die wichtigsten Knoten, weiß, dass ich so schnell nicht seekrank werde, kann ein Dinghy mit Außenborder recht gut steuern, konnte hier tiefer tauchen als jemals zuvor, hab gelernt, dass es nicht ganz so leicht ist eine Segelyacht nur mit dem Steuerrad auf Kurs zu halten wie man sich das vorstellt, hab einige neue Anregungen beim kochen erhalten, weiß jetzt wie man Fische ausnimmt und filetiert, kann Langusten fangen und zubereiten, weiß wie man Conches aus ihren Häusern kriegt und was man von ihnen Essen kann, hab einiges über das Wetter gelernt, kann mit richtig wenig Wasser abwaschen und duschen, kenne den Sternenhimmel inzwischen fast auswendig, hab den Luxus sauberer Wäsche neu zu schätzen gelernt, hab gelernt, das Haie deutlich mehr Angst vor mir haben als ich vor ihnen, hab gelernt was zu tun ist wenn man nicht auf die üblichen Wege in ein Land einreist, hab neue Leute kennengelernt, hab gelernt mit weniger auszukommen, kann die verschiedenen Fischarten der Karibik inzwischen ganz gut unterscheiden, hab gelernt, dass ein kleines Glas Nutella auch mal 13$ kosten kann, hab festgestellt wie sehr ich mein Handy brauche (mit Zugang zum Internet), hab gelernt richtig per Anhalter zu fahren, hab gelernt wie die ostfriesische Flagge aussieht, hab alle Karibikinseln in der richtigen Reihenfolge und mit Hauptstadt und Flagge gelernt, gelernt Strom zu sparen, karibisches Englisch und seine Grammatik gelernt, viel über die Kolonialvergangenheit der Karibik gelernt, weiß wieviele Meter eine Seemeile ist, kann Knoten in Kilometer pro Stunde umrechnen,… so viel fürs erste zu gelernt. Nicht schlecht für zehn Wochen.
Gesehen und erlebt? Mit Haien geschwommen, mit Schweinen geschwommen, im klarsten Wasser der Welt geschnorchelt, mit Rochen geschwommen, riesige Korallenriffe gesehen, unzählige Fische, einen Vulkan bestiegen, unter Wasserfällen gebadet, durch den Dschungel gestreift, in heißen Quellen relaxt, an einsamen Stränden entspannt, an Lianen durch den Regenwald geschwungen, unter einem landenden Flugzeug gestanden, hinter einem startenden Flugzeug gestanden, unter offenem Himmel geschlafen, mitten auf dem Meer geankert, Langusten selbst gefangen und in die Pfanne gehauen, Dutzende Fische gefangen, einen kleinen Hurrikan gesehen, 12 Meter tief getaucht, ein Huhn mit bloßen Händen gefangen, per Anhalter in einem Dinghy mitgefahren, unzählige Berge bestiegen, die Fluch der Karibik Drehorte besucht, in der James Bond Thunderball Grotte geschnorchelt, überhaupt geschnorchelt, geschnorchelt, geschnorchelt, mit einem Fisch bezahlt, drei Tage ohne Land zu betreten gesegelt, ich war der einzig wache Mensch in 50 Meilen Umkreis, hab unter Wasser geangelt, hab einen heißen und einen kalten kochenden See gesehen, bin ewig weit gelaufen, hab meine Kamera unter Wasser gesetzt, hab im Casino einen Dollar verzockt, hab den Carnival in Saint Maarten und den US Virgin Islands gesehen, hab irre viele teure (und schöne) Yachten gesehen, bin mit einem Delfin geschwommen, hab Delfine vor unserem Boot herschwimmen sehen, mehr Sternschnuppen gesehen als ich Wünsche hab, durfte ein paar Sonnenuntergänge mit grünem Blitz erleben, hab viele Festungen gesehen, die verschiedensten Biere gekostet, bin gesegelt, war in Ländern von denen ichp vorher nicht mal wusste, dass sie existieren,… auch nicht schlecht für zweieinhalb Monate.
Wo hats mir nun am besten gefallen? Der Preis geht eindeutig an Dominica. Vom Massentourismus bisher verschont, freundliche und hilfsbereite Menschen überall, und eine Natur die einem schlicht und einfach den Atem verschlägt. Wenn ich jetzt anfangen würde das zu beschreiben, würde ich morgen noch da sitzen und tippen. Also fasse ich mich kurz: Bevor ich auf Dominica war hätte ich nicht gedacht, dass es so unendlich viele Varianten der Farbe grün gibt.
Wenns mir wo am besten gefällt, muss es mir auch wo weniger gut gefallen haben. Das wäre dann Sint Maarten. Die Flughafenattraktion mal ausgenommen hatte diese Insel wirklich nichts zu bieten außer hunderte von Wegen den Kreuzfahrern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Für Sint Maarten/Saint Martin waren wir einfach die falsche Zielgruppe.
Noch ein paar Sätze zu den zweieinhalb Monaten: Die Zeit verging wirklich schnell. Aber trotzdem freue ich mich jetzt darauf wieder über Land zu reisen. Ich glaube selbst wenn es vom Weg her für mich noch Sinn gemacht hätte weiter zu segeln, wäre jetzt so langsam der Zeitpunkt erreicht an dem ich von Bord gehen würde. Es wird einfach mal Zeit wieder was anderes zu sehen. Ich vermisse auch ganz ehrlich ein bisschen Privatsphäre. Man kann hier zwar die Kabinentüren schließen, aber man hockt halt immer noch zu viert auf sehr engem Raum zusammen. Außerdem ist man halt immer in der Gruppe unterwegs was auch immer wieder mit Kompromissen verbunden ist. Ich freu mich schon darauf mal wieder alleine zu entscheiden was und wann ich etwas mache.
Aber wie gesagt, ich hab die Zeit auf jeden Fall genoßen und wenn ich nochmal so eine günstige Gelegenheit zum mitsegeln find werd ich das sicher tun. Doch was heißt schon günstig? Zum einen war die Route für mich ideal, da ich im Süden der Karibik war und bis zu den USA hoch wollte. Zum anderen war der Preis halt auch echt gut. 10€ pro Nacht für meine Kabine. Dazu kommt noch die Bordkasse die sich die meiste Zeit über auf vier Personen aufgeteilt hat. Einkäufe, Benzin- und Dieselkosten, Wasser, Einreise- und Ausreisegebühren und Kosten für Moorings. Da kommt schon auch was zusammen, aber wenn mans durch vier teilen kann geht das schon. Im Schnitt kamen dann so weitere 10€ pro Tag dazu. Alles in allem also 20€ am Tag um mit Vollverpflegung durch die Karibik zu segeln. Ein guter Deal.
Nachdem ich die Überfahrt zum großen Teil zum verfassen obiger Zeilen verbracht hab, kam gegen 15 Uhr die Skyline von Miami in Sicht.
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Da wurden Erinnerungen an meinen letzten Besuch wach. Außerdem war dort schon mehr Schiffsverkehr als auf den kleinen Karibikinseln. Aber wir haben auch die Einfahrt ins Hafengebiet gemeistert. Wir wollten zwischen der vorgelagerten Insel Miami Beach und Downtown Miami ankern und folgten unserer vorher festgelegten Route bis wir auf ein nicht zu vernachlässigendes Hindernis stießen: Eine Brücke die für unsere 18 Meter Höhe nicht groß genug war. Unseren angestrebten Ankerplatz konnten wir also schon mal vergessen. Um nach Alternativen zu suchen sind wir erst mal ans Fuel Dock der Miami Beach Marina gefahren. Ganz nebenbei konnten wir auch gleich Diesel tanken, denn die letzten Tage ohne Wind sind wir ja dauernd mit Motoren gefahren. Eine überaus angenehme Überraschung: Das Wasser das wir hier auch gleich aufgefüllt haben war gratis. Einen anderen Ankerplatz praktisch gleich um die Ecke konnten wir da auch in Erfahrung bringen.
Was die Frage nach unserer Wiedereinreise in die USA betrifft: Von der Marina aus hat sich Reinhard telefonisch bei den zuständigen Behörden gemeldet. Die haben aber gesagt wir müssen innerhalb von 24 Stunden persönlich bei denen erscheinen um all die Formalitäten zu erledigen. Es bleibt also spannend.
Wir sind nach dem Tanken also zu der kleinen privaten Insel Fischer Island im Süden von Miami Beach gefahren. Dort sind wir vor Anker gegangen und hatten einen wundervollen Blick auf die Skyline von Miami.
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Da wir heute nicht zum einkaufen gekommen sind und wir, da wir ja noch nicht offiziell angemeldet sind, auch nicht zu nem Restaurant gehen wollten hat es mal wieder Nudeln gegeben und zum Nachtisch nen Film.

Bimini

Die Nacht war angenehm Mückenfrei, dafür kam ein leichter Wind auf der nur mit der leichten Decke doch etwas gezogen hat. Zudem war dort auf längere Zeit zu liegen doch etwas unbequem. Kurz gesagt bin ich nach Sonnenaufgang (sehr schön) nochmal in meine Kabine und hab mich dort bis zum Frühstück wieder schlafen gelegt.
Nachdem die Sonne aufgegangen war ist der Wind wieder abgeflaut und uns blieb nichts übrig als unter Motor das heutige Ziel, Bimini, anzufahren.
So ganz ohne Wind ist die Überfahrt verständlicherweise etwas langweiliger, dafür hat man mehr Zeit zum Lesen oder Musik hören.
Gegen vier kam Bimini in Sicht und wir haben unseren Anker geworfen. Wichtig war heute noch zu Customs and Immigration zu gehen und uns aus den Bahamas abzumelden, da wir morgen früh nach Miami aufbrechen wollen. Von unserem Ankerplatz aus war es allerdings ein ganz schöner Weg bis zu derem Office, im Dinghy warennwir gute zwanzig Minuten unterwegs. Aber irgendwann kamen wir auch da an. Als wir dem Beamten unser Anliegen vorgetragen haben wusste der erst mal gar nicht was wir überhaupt wollen. Es hat sich nach etwas hin und her herausgestellt, dass man sich nicht abmelden muss. Um es mit seinen Worten zu sagen: „Just leave.“
Gut, hätten wir uns das auch sparen können. Wo wir nun aber schon mal an Land waren haben wir auch gleich noch ne Kleinigkeit eingekauft, Milch und Bier um genau zu sein.
Dann gings wieder die ganze Strecke im Dinghy zurück und wir haben uns nach dem Abendessen einen gemütlichen Abend mit einem Film gemacht, der meiner Meinung nach leider ein klassischer Flop war: Eragon.

Irgendwo im Nirgendwo

Um sieben Uhr gings heute aus den Federn und gegen halb neun haben wir den Anker hochgezogen und Chub Cay den Rücken gekehrt. Das Wetter war gut, fast wolkenlos. Aber leider wieder so gut wie kein Wind. Dadurch war es um acht am Morgen schon so brechend heiß, dass man es nur im Schatten ausgehalten hat.
Der Wind kam so ganz langsam wieder auf, so dass wir gegen zehn das Großsegel hochziehen konnten. Um nur mit den Segeln richtig vorwärts zu kommen hats aber nicht gereicht, wir mussten trotzdem nebenher noch die Motoren laufen lassen. Wie tagsüber üblich haben wir uns im Stundenrhythmus abgewechselt mit steuern. Wenn ich grad keinen Dienst hatte hab ich mich einem Klassiker gewidmet der hier einfach in die Gegend passt: Robinson Crusoe.
Wir fuhren übrigens die ganze Zeit über durch die Bank of Bahama, ein sehr flaches Stück im Norden der Bahamas. Hier war das Meer im Schnitt nur sechs Meter tief. Gegen drei Uhr müssen wir hier eine sehr fischreiche Zone durchfahren haben. Zuerst hatten wir an Andis kleiner Handangel einen dran. Der war aber wohl zu groß, denn nach kurzem Kampf ist die Angelleine gerissen und wir haben das ganze Stahlvorfach verloren. 1:0 für die Fische. Keine zehn Minuten später hatten wir was an der großen Angel. Das dauerte auch ganz schön lange bis wir den reingezogen hatten. Die genaue Identifizierung steht noch aus, aber es ist auf jeden Fall ein ziemlicher Brocken gewesen der schon gute drei Kilo gehabt haben dürfte. In den Eimer in dem wir sonst immer die gefangenen Fische  lagern hat der auch gar nicht reingepasst, da mussten wir die große Kühlbox nehmen. 1:1.
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Kurz nachdem wir die Angel erneut ausgeworfen haben hatten wir den nächsten Biss. Der Fisch hat sich aber richtig gewehrt und zwar so sehr, dass er sich losreißen konnte. Allerdings nicht ganz wie wir beim reinholen des Haken feststellten: In unserem Stahlvorfach war in einer Schlaufe ein Zahn von dem Fisch gesteckt. Der Form nach zu urteilen wahrscheinlich ein Barracuda. Trotzdem 2:1 für die Fische.
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Und keine halbe Stunde nach dem ersten Biss hatten wir schon unseren vierten: Der hat sich aber hingezogen, da brauchten wir fast zehn Minuten bis wir den Fisch an Bord gezogen haben. Der hat sich nämlich auch richtig gewehrt und bei der Größe ist das auch kein Wunder. Das war der größte Barracuda den wir bisher gefangen haben. 2:2. Da wir aber gar nicht die Lagermöglichkeiten für so viel Fisch hatten haben wir dem den Haken rausgezogen, denn der saß nicht zu verhakt und der Barracuda hatte sich auch schon total ausgepowert, und ihn dann wieder zurück ins Meer geschoben, wo er auch gleich weiter geschwommen ist.
Das wars aber auch schon an Fischen. Dafür kamen wir unserem Tagesziel immer näher, was heute mal kein Ort war sondern eine Uhrzeit. Um 18 Uhr haben wir die Motoren ausgeschaltet und den Anker geworfen um die Nacht hier zu verbringen.

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Beim Anker werfen


Wie gesagt, es ist hier nur so um die sechs Meter tief, da kann man praktisch überall ankern. Auch das Wasser ist klar, so dass man sieht wo man den Anker hinwirft. Noch dazu war das Wasser spiegelglatt. Uns stand also eine ruhige Nacht mitten im Nirgendwo bevor. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Als die Motoren aus waren hat man nichts mehr gehört. Nur ganz leise ab und zu mal eine Miniwelle gegen den Rumpf platschen. Fast schon gespenstisch. Dazu kommt noch die Rundumsicht. In alle Himmelsrichtungen war nichts als Wasser zu sehen. Grandios.
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Vorne


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Rechts


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Hinten


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Links


Nach diesem überaus heißen Tag sind wir erst mal alle ins Wasser gehüpft. Dort unten gab’s ein paar Korallen, Schwämme, Fische, einige Seesterne und die wohl coolsten Quallen die ich bisher gesehen hab. Die waren ungefähr so groß wie ein Tischtennisball, transparent und hatten zum Glück keine Tentakeln vor denen ich mich in acht nehmen musste. Die waren so leicht dass die kleinste Wasserbewegung sie durcheinander gewirbelt hat. Als sie sich wieder selbst neu ausgerichtet haben haben an ihren Rädern winzig kleine Häärchen angefangen in wellenförmigen Bewegungen zu schlagen und dabei in allen Regenbogenfarben pulsierend zu leuchten. Das hatte schon was hypnotisches.
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Zum Abendessen gab’s Schinkennudeln, den Fisch wollten wir für morgen aufheben. Nach Sonnenuntergang bin ich vor ins Trampolin, denn heute schien mir die ideale  Nacht um da drauf unter freiem Himmel zu schlafen. Es ging nur wenig Wind, sternenklarer Himmel, Halbmond (bei weitem genug Licht um auf den Meeresboden unter mir zu sehen) und vor allem: keine Moskitos weit und breit. Ich hab dort also mein Nachtlager mit Kissen, Unterlage und Decke aufgebaut und mich sanft in den Schlaf wiegen lassen.

Chub Cay

Kurz vor Sonnenaufgang, um fünf Uhr, haben wir gefrühstückt und uns fertig zum lossegeln gemacht. Alles war bis um sechs auch vorbereitet, lediglich eine winzige Kleinigkeit hat gefehlt: Der Wind. Es war absolute Flaute. Nicht ein kleines Lüftchen, das Meer war spiegelglatt. Leider war auch in den nächsten Tagen keine Wetteränderung in Sicht, so dass es keinen Sinn gemacht hätte noch einen oder mehr Tage länger in Nassau zu bleiben. Wir sind also mit Motor losgefahren.
Während unserer Überfahrt nach Chub Cay ist auch kein Wind mehr gekommen, das waren acht Stunden Motorfahrt. Da wir dort recht früh ankamen haben wir überlegt ob es Sinn macht heute noch etwas weiter zu fahren, haben uns aber dagegen entschieden.
Die Bucht in der wir unseren Anker warfen sah auch sehr schön aus, an Land war ein Resort mit großen Villen direkt am Strand, aber Leute hat man wenige gesehen.
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Ich hab mich mit Andi aufgemacht nochmal ein paar Meeresfrüchte zu ernten, die Umgebung sah gut dafür aus. Wir sind ein ganz schönes Stück bis zur felsigen Küste geschwommen und nach etwa einer halben Stunde lugte auch schon der Fühler einer Languste unter einer Koralle hervor. Von unseren letzten beiden erfolgreichen Fängen beflügelt, dachten wir es wäre wieder sehr einfach die Languste zu fangen. Doch weit gefehlt. So sehr wir auch mit unserem Stock unter der Koralle Radau gemacht haben, die Languste wollte sich einfach nicht hervor locken lassen. Aber aufgeben wollten wir natürlich auch nicht. So hat es ne gute viertel Stunde gedauert bis wir sie endlich im Kescher hatten.
An der selben Stelle haben wir noch eine weitere gesehen, aber die war uns zu klein, die haben wir in Ruhe gelassen.
Eine war natürlich noch nicht genug, also sind wir noch weiter geschwommen. Die nächste die wir gesehen haben war schon deutlich schwieriger zu erreichen, in etwa fünf Metern Tiefe unter einem riesigen Felsbrocken. Wenn die sich so angestellt hätte wie die erste hätten wir da bald weiter ziehen müssen, denn das war einfach zu tief um da effektiv zu arbeiten. Aber durch einen Glücksgriff hat die Languste sich beim ersten mal den Stock unter den Felsen stecken in eine für sie so unvorteilhafte Position begeben, dass wir sie schon beim zweiten mal runtertauchen im Kescher hatten.
Damit war der Grundstein zu einem reichhaltigen Abendessen schon mal gelegt, wir sind aber trotzdem noch weiter geschwommen. Haben aber keine weiteren Langusten gefunden. Stattdessen haben wir noch ein paar Conches aufgesammelt und sind mit reicher Beute zurück zur RUNAWAY geschwommen.
Wir haben gleich die Conches noch am Wasser aus ihren Häusern geholt und die essbaren Muskeln rausgeschnitten. Das ging heute auch schon viel besser und schneller als das letzte mal.

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Beute verarbeiten


Unser Abendessen waren heute also zwei Langusten in der Pfanne gebraten, vier Chonches in kleinen Happen paniert und Nudeln mit Tomatensauce. Hat alles sehr gut geschmeckt. Es gab nur noch einen kleinen Zwischenfall beim Kochen: Urplötzlich schienen wie aus dem Nichts Fliegen in der Küche materialisiert zu haben. Aber nicht zwei oder drei. Das waren an die dreißig Fliegen die von einer auf die andere Minute einfach da waren. So was hab ich auch noch nie gesehen. Eigentlich wollten wir draußen essen, aber das war unmöglich bei der Menge Fliegen die auch dir Terrasse belagerten. Also blieb uns nichts anderes übrig als im Salon/Küche alle Fliegengitter in die Fenster zu machen, sonst alles zu verschleisen und auf Fliegenjagd zu gehen ehe wir dann drinnen essen konnten.
Zu unserem Sundowner waren die Fliegen zum Glück schon wieder weg und wir konnten draußen den Sonnenuntergang beobachten. Heute mal wieder, nachdem wir die letzten Wochen immer vergeblich darauf gehofft haben, mit grünem Blitz am Ende, der wahrscheinlich intensivste den ich bisher gesehen hab. Ein richtig sattes grünes Leuchten.

Entspannter Tag in Nassau

Nachdem es gestern Abend auf der Terrasse doch noch etwas später geworden ist bin ich heute erst um neun aufgestanden. Eigentlich war der Plan heute mit dem Bus zu The Caves zu fahren, ein paar Höhlen die aber laut Internet nicht viel mehr zu bieten hatten als Höhlen zu sein. Deshalb ist unsere Motivation jetzt auch nicht all zu groß gewesen.
Als wir gegen zwölf immer noch an Bord waren haben wir den Plan mit The Caves irgendwie gemeinschaftlich verworfen.
Stattdessen sind wir an Land gefahren, haben unser Dinghy am Pier festgemacht und sind nach Downtown Nassau gelaufen. Unsere erste Anlaufstelle war der McDonalds, wo wir ein paar Internetsachen erledigt haben, unter anderem nochmal bezüglich unserer Wiedereinreise in die USA. Da hab ich heute wieder eine Mail von der Customs and Border Protection gekriegt die einfach komplett nutzlos war. Im Prinzip haben die mir gesagt ich kann es versuchen wieder einzureisen, aber das Risiko dafür liegt bei mir. Die konnten oder wollten mir also auch nicht sagen ob ich das nun legal darf oder nicht. Das bestärkt mich natürlich auch in meiner Meinung, dass wirklich niemand ne Ahnung von dem Zeug hat und jeder Officer das einfach nach eigenem Gutdünken entscheidet.
Anschließend sind wir weiter zum Postamt gelaufen damit ich ein paar Briefmarken für meine Postkarten kaufen konnte. 50 US Cent kostet eine Postkarte nach Deutschland, da fragt man sich schon auch warum Briefe innerhalb Deutschlands bei der Post so teuer sein müssen.
Auf unserem Weg zurück sind wir noch an einem Optiker vorbeigekommen und ich dachte mir ich probier mal, ob ich hier Kontaktlinsen krieg. Normalerweise gibt’s die hier nur gegen Rezept vom Arzt, aber ich hab auch so welche bekommen.
Auf dem Weg zurück zum Dinghy sind wir noch schnell beim Supermarkt vorbei und haben für die Kartoffelsuppe die wir heute abend machen wollten noch was eingekauft. Zurück auf der Yacht war auch noch genügend Zeit um eine Runde zu schwimmen und etwas zu relaxen.

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Der andere deutsche Katamaran der neben uns vor Anker lag hat uns noch angefunkt ob wir jetzt noch DVDs tauschen wollen, also sind Rafa und ich schnell mit dem Dingyh rüber gefahren und haben getauscht. Damit dürften die restlichen Abende die wir noch auf der RUNAWAY haben mit genügend Abendunterhaltung gefüllt sein.
Das Abendessen war zeitgleich mit dem Sonnenuntergang und beides war gut. Danach gings auch zeitig ins Bett, denn wir wollten Nassau morgen bei Sonnenaufgang verlassen.

Paradise Island

Heute gingen die Wecker zwar recht früh, es hat aber trotzdem seine Zeit gedauert bis wir fertig waren um an Land zu gehen.
Zuerst wollten wir schnell zur amerikanischen Botschaft gehen und die Sache mit unserer Einreise nach Florida klären. Als wir aber an der Botschaft ankamen traf uns fast der Schlag: Eine ewig lange Schlange von Leuten stand da an. Das haben wir uns so natürlich nicht gedacht. Da wir aber auch nicht den ganzen Tag mit Warten verschwenden wollten haben wir nach Alternativen gesucht. Gleich neben der Botschaft war eine Agentur die einem bei der Beantragung eines US-Visums hilft. Da sind wir rein und haben mal gefragt ob die uns weiterhelfen können. So richtig konnten die das nicht, das einzige was die uns empfehlen konnten war mal beim Hafen anzurufen den wir anlaufen wollen, also Miami oder Fort Lauderdale. Also wollten wir uns auf die Suche nach einem Telefon machen.
Man glaubt gar nicht was es für ein Aufwand ist diese eine Frage korrekt beantwortet zu bekommen: „Wenn ich in den US-Virgin Islands über ESTA und Visa Waiver Program meinen I-94 Einreisestempel in den Pass gekriegt hab, kann ich dann innerhalb der mir zur Verfügung stehenden 90 Tage mit einer privaten Yacht aus den angrenzenden Karibikstaaten wieder in die USA einreisen?“
Wie gesagt, als nächstes wollten wir ein Telefon auftreiben oder eine Internetverbindung die stabil und schnell genug ist um aus dem Internet dort im Hafen anzurufen. Und da Telefonzellen immer mehr von der Erdoberfläche verschwinden haben wir zuerst einen WLAN Anschluß gefunden und ich hab versucht mit meinem Handy über Skype dort anzurufen. Das ging aber auch nicht so richtig, das Gespräch riss immer wieder ab. Im Internet selbst haben wir auch keine eindeutige Antwort auf die Frage gefunden. Wir wolltens dann nochmal mit einem Festnetztelefon versuchen und sind deshalb zur Tourist Information gegangen. Beziehungsweise wir waren mehr oder weniger schon dort, den deren Internet haben wir genutzt. Und es war auch nicht irgendeine Tourist Information sondern gleich das Ministry of Tourism. Da konnte man auch nicht ganz so einfach reinlaufen, wir mussten uns erst am Empfang anmelden, haben so Besucherausweise gekriegt und sind mit dem Aufzug in den vierten Stock geschickt worden. Schon sehr nobel alles. Da oben war nochmal ein Empfang von dem uns gleich ein vorbeigehender Mitarbeiter mit in sein Büro genommen hat. Das war aber auch nicht irgendein Mitarbeiter, sondern wie ich am Türschild lesen konnte der Tourismus Minister persönlich. Der war auch sehr nett, hat sich ne gute halbe Stunde für uns Zeit genommen und alle möglichen Leute für uns angerufen. Aber bei allem was er auch getan hat, er hat uns auch keine Auskunft verschaffen können. Alles was er uns noch mit auf den Weg geben konnte war nochmal zur Botschaft zu gehen, die Warteschlange zu umgehen, direkt zu einem der Wachleute zu gehen und denen zu sagen er hätte uns geschickt, dann würden die uns schon rein lassen.
Also sind wir wieder zurück zur Botschaft. Mit einem Wachmann gesprochen und der hat uns nach kuzem Zögern auch tatsächlich in die Botschaft gelassen. Weit kamen wir da aber auch nicht, nur bis zum Sicherheitscheck. Dort haben die Beamten gefragt was wir wollen, wir haben denen unser Anliegen vorgetragen und dann haben die jemanden angerufen und mir den Hörer in die Hand gedrückt. Da hab ich die ganze Story nochmal erzählt und die Frau hat mir dann eine Nummer durchgegeben bei der ich anrufen sollte, denn offenbar hatte die auch keine Ahnung von der Sachlage. Also hab ich diese Nummer angerufen. Nur ging da halt niemand ran und die Sicherheitsbeamten haben auch schon ganz ungeduldig geschaut weil ich halt mitten im Kontrollbereich stand und mit deren Telefon telefoniert hab. Die haben mich dann nochmal darauf aufmerksam gemacht, dass das Telefon nicht für private Gespräche bestimmt sei und dass ich doch ein öffentliches benutzen soll. Auf meine Frage hin ob denn jemand im Haus sei mit dem ich persönlich darüber reden kann wurde nur mit einem unhöflichen „No“ geantwortet.
Also haben wir die Botschaft wieder verlassen, und nachdem der halbe Tag nun schon rum war und wir praktisch absolut nichts herausgefunden haben blieb eigentlich nur noch Dr. Faust zu zitieren: „Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.“
Mit etwas ungutem Gefühl haben wir die Angelegenheit auf den Abend verschoben und uns erst mal dem Tagesgeschäft gewidmet. Zuerst mussten wir zu dem Supermarkt von gestern zurück und den Käse umtauschen, denn der hat schon geschimmelt. Aber so ist das halt wenn die Käsestücke einzeln in Frischhaltefolie verpackt sind und nichts als der Preis drauf steht. Beim Fleisch ist es das selbe, kein Produktions-, Verpackungs- oder Mindesthaltbarkeitsdatum. Deshalb haben wir da auch nichts vom Fleisch gekauft.
Das Geld haben wir auch zurück gekriegt, etwas über vier Dollar, was später noch wichtig werden sollte.
Als nächstens haben wir uns auf den Weg zu einer der Marinas gemacht um mal nachzufragen wo wir denn unsere Gasflaschen füllen lassen können.
Der Weg dorthin war ziemlich weit, führte durch die Innenstadt, vorbei am Piratemuseum und auf eine der beiden Brücken zu die New Providence mit Paradise Island verbinden.

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Brücke nach Paradise Island

Nachdem wir wenigstens diese Info bekommen haben sind wir über die Brücke nach Paradise Island.
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Paradise Island ist eine Privatinsel die nur zu einem Zweck bebaut wurde: Vergnügen. Mehrere Luxus Resorts sind hier untergebracht, ein Golfplatz, Casino, Wasserpark und mehr. Da wollten wir das sparsame Backpackerleben mal hinter uns lassen und etwas Glanz und Glamour genießen.
Und fürs Auge war es durchaus was. Wenn man Las Vegas in der Karibik gebaut hätte würde es wohl so aussehen. Wir sind etwas über das riesige Gelände geschlendert, haben dies und das bewundert und sind irgendwann auch im Casino gelandet.
Wie gesagt, wir wollten mal so richtig die Sau raus lassen und haben uns erlaubt das Geld das wir für den Schimmelkäse zurück gekriegt haben zu verzocken. Jeder hatte also 1$ zur freien Verfügung. Es wird wohl keinen überraschen, dass wir um 4$ ärmer aus dem Casino wieder rausgegangen sind.
War schon echt cool hier und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wenn man mal richtig Geld hat, könnte man hier auch echt zwei schöne Wochen verbringen.
Irgendwann kam die Zeit zu der wir uns wieder auf den langen Rückweg machen mussten. Das war auch nochmal ne gute Stunde laufen in brechender Hitze.
Der  zum Glück klimatisierte Mc Donalds war unser nächstes Ziel, dort haben wir nochmal etwas im Internet recherchiert. Ich hab auf meine explizite nochmalige Nachfrage bei Customs and Border Protection nochmal eine E-Mail erhalten. Scheinbar wurde meine Situation jetzt verstanden aber die konnten oder wollten mir keine  eindeutige Antwort auf meine Frage geben. Lediglich soviel wie ich könne ja auf eigenes Risiko versuchen erneut einzureisen. Wie gesagt, ich glaub nicht, dass es auch nur einen Menschen gibt der diese einfache Frage beantworten kann. Wir haben uns dann einfach darauf verständigt es einfach mal drauf ankommen zu lassen und zu sehen was passiert. Mehr können wir eh nicht tun.
Den Abend haben wir nochmal beim Sonnenuntergang ausklingen lassen, dazu gab’s das Bier der Bahamas: Kalik
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Ankunft in Nassau

Heute morgen ging es wieder früh los, damit wir zeitig in Nassau ankommen. Im Prinzip mussten wir nur noch die Nordseite der Insel nach Osten fahren, etwa 20 Meilen. Allerdings kam uns da der Wind frontal entgegen, so dass wir kreuzen mussten, also erst etwas weiter schräg aufs Meer hinaus und dann schräg zurück nach Nassau. Das waren dann gute 35 Meilen bis wir ankamen.
Wir sind auf den Hafen zugefahren als schon in der Ferne die hohen Hoteltürme auf Paradise Island in Sicht kamen.

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Im Hafen haben wir uns ne schöne Stelle vor einem Strand zum ankern gesucht. Nachdem wir alles soweit fertig gemacht haben sind wir an Land gefahren. Die Hauptstadt der Bahamas hat schon ein etwas anderes Flair als die ganzen kleinen Inselchen. Allein schon wegen der vier Kreuzfahrtschiffe die im Hafen lagen.

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Wir sind so ein bisschen durch die Stadt geschlendert um so nebenbei die üblichen Dinge zu erledigen: Stadtplan auftreiben, einkaufen, ein bisschen Internet, ne Kleinigkeit essen. So verging die Zeit recht flott und es wurde langsam abend. Während Andi und Rafa die Einkäufe aufs Boot zurück gebracht haben sind Reinhard und ich schon mal in die Bar am Hafen gegangen, gleich neben unserem Ankerplatz, und haben uns dort was bestellt um an das WLAN Passwort zu kommen, denn das empfangen wir auch auf der RUNAWAY. Ein Bier hab ich mir nicht bestellt, aus zwei Gründen: Erstens weil es 6$ gekostet hätte. Für eine Dose Bier ist das schon ein anständiger Preis. Aber Alkohol ist hier sowieso teuer, kaufen kann man alkoholische Getränke auch nur im Liquor Store wo man für ne Dose Bier auch schon 2,5$ zahlt.
Zweitens sind wir ja in den Bahamas, was läge da näher als einen Bahama Mama zu trinken. War fast der selbe Preis und der Cocktail war auch sehr gut.

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Die Crew mit RUNAWAY im Hintergrund

Eine beunruhigende Nachricht gab es allerdings auch noch. Ich hab vor ein paar Tagen an die US Customs and Border Protection eine E-Mail geschrieben, ob meine Wiedereinreise in die USA, bzw. Florida, so reibungslos funktionieren wird wie ich mir das dachte. Aber scheint leider nicht der Fall zu sein. Um das abschließend zu klären wollten wir, denn das betrifft genau so Andi und Rafa, morgen früh zur amerikanischen Botschaft gehen die hier gleich um die Ecke ist.

Im Mangrovenwald

Heute ging es wieder etwas früher aus den Federn, wir wollten noch was vom Tag haben. Um halb acht gab’s Frühstück und danach haben wir uns im Dinghy auf den Weg gemacht den Mangrovenwald auf Shroud Cay etwas zu erkunden. Als wir gegn neun Uhr losgefahren sind war gerade der tiefste Wasserstand der Ebbe erreicht und viele kleine Sandstrände sind aus dem nichts aufgetaucht, bewachsen mit kleinen Mangroven. Mit dem Dinghy konnten wir nicht all zu weit ins Inselinnere rein fahren, es war einfach zu flach. Also haben wir es an einen der temporären Strände getragen,dort an einer Mangrove festgebunden und sind zu Fuß weiter gelaufen. Die ganze Szenerie hatte schon was sehr ursprüngliches. Außer uns war niemand zu sehen, die ganze Insel war ja überschaubar flach. Alles was gelegentlich zu hören war, vom Wind mal abgesehen, waren ein paar Vögel. Hier lag nicht mal der sonst übliche Zivilisationsmüll rum. Im Sand waren nur die Spuren von ein paar Krebsen zu sehen und die Spuren des ablaufenden Wassers.
So ist jeder für sich etwas umher gewandert und hat die Einsamkeit und Schönheit genossen. Wirklich schön.
Nach ner halben Stunde haben wir uns wieder am Dinghy getroffen und haben es zurück ins Wasser getragen. Wir sindnso noch etwas um die kleinen Inselchen herum gefahren und dann zurück zur RUNAWAY.
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Der Wind war immer noch recht stark, knappe 20 Knoten und kam auch noch aus der perfekten Richtung für unsere Route nach Nassau, der Hauptstadt der Bahamas. So machten wir uns um elf auf den Weg, mit Wind von steuerbord, fast beam reach. Das sorgte endlich mal wieder für etwas schnelleres Segeln. Obwohl wir das Großsegel nicht ganz rausgezogen, sondern im zweiten Reff hatten haben über 8 Knoten Fahrt gemacht. Das ist schon ziemlich schnell.
Den Nachmittag über sind wir zwar wieder etwas langsamer geworden, doch wir waren immer noch viel schneller als gedacht. So haben wir gegen 18 Uhr New Providence erreicht. Allerdings noch nicht ganz Nassau, das liegt an der Nordseite der Insel und wir haben im Süden unseren Anker geworfen. Das Wasser hier war leider eher abweisend. Es war nicht wirklich dreckig, aber halt auch nicht so einladend klar wie auf den kleineren Inseln. Aber so ist das nun mal wenn eine viertel Millionen Menschen auf einer Insel leben. Auch das Wetter hat wenig Grund zur Freude geboten. Es hat zwar nicht geregnet, aber der Himmel war in einem einheitlichen grau. Windig war es auch noch und der Wind hat die Sache doch tatsächlich etwas frisch gemacht.
Zum Abendessen haben wir heute Reis gemacht und dazu die Conches die wir gestern rausgezogen haben. Die haben wir nun knappe 24 Stunden in Salzwasser eingelegt gehabt und nun einen Teil noch in Sojasoße mariniert und den Rest nur mit Salz und Pfeffer und Grieß paniert und alles in die Pfanne geworfen. Hat anders geschmeckt als die panierte Conch die wir vor ein paar Tagen im Restaurant gegessen haben. Unsere waren viel zarter, hatten aber auch nicht den typischen Meeresfrüchtegeschmack sondern waren geschmacklich eher neutral. Insgesamt sehr gut, wenn mal kein Fisch oder Fleisch im Kühlschrank ist eine gute Alternative. Normalerweise findet man die hier im Meer auch nicht all zu selten. Einzig der enorme Aufwand die aus ihren Häusern zu kriegen und den essbaren Muskel rauszuschneiden ist ein doch größerer Aufwand.
Ins Bett sind wir alle wieder recht früh, morgen wollen wir zeitig aufbrechen im früh in Nassau einzutreffen. Unser heutiger Ankerplatz ist auch etwas rauer als der gestrige, hier werden wir von den Wellen schon ganz schön durchgeschüttelt.

Meeresfrüchte

Regen, Regen, Regen. Heute morgen um sieben gings erst mal mit nem ordentlichen Regenschauer los. Eigentlich wollten wir um acht schon den Anker hochziehen, aber so wurde das natürlich nichts. Den Regen haben wir ausgesessen, so ab neun Uhr wurde es vom Wetter her besser und wir haben uns abfahrbereit gemacht. Unsere erste Anlaufstelle war das Fuel Dock des Yacht Clubs an dem wir noch etwas Wasser auffüllen wollten. Den Tank ganz voll machen wollten wir hier auch nicht, denn die hatten hier bisher den mit Abstand höchsten Preis für eine Gallone Wasser. Ganze 40 Cent. Aber unser Tank war fast leer und wir mussten wohl oder übel in den sauren Apfel beißen.
Danach ging es weiter, wieder raus aus den flachen Exuma Islands und rein in tiefere Gewässer. Natürlich immer mit jemandem der nach möglichen Korallenköpfen in unserem Weg Ausschau hält.

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Ausschau halten

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Staniel Cay

Unser Kurs ging immer weiter nach Norden, inzwischen sind wir schon um die 24 Grad nördliche Breite. Da wir schneller vorangekommen sind als ursprünglich gedacht und wir noch dazu recht gutes Wetter hatten, haben wir uns entschieden noch etwas weiter zu fahren als noch bei Abfahrt geplant.
Letztendlich haben wir vor Shroud Cay, einer unbewohnten Insel mit ausgedehntem Mangrovenwald, den Anker geworfen. Das war so gegen halb sechs.

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Shroud Cay

Das Wasser hier war schon nicht mehr so schön blau sondern ging inzwischen immer mehr ins grüne über. Das hat Andi und mich aber nicht davon abgehalten gleich mal mit voller Ausrüstung ins Wasser zu springen. Wir hatten und nämlich für heute vorgenommen einfach mal den einen oder anderen Hummer oder Languste rauszuziehen. Mit Schnorchelausrüstung, Kescher, Stock, und verschiedenen Werkzeugen haben wir uns auf den Weg zu einer der kleinen Koralleninseln gemacht.
Dort angekommen gingen wir auf die Suche. Die verstecken sich ja ganz gern unter Korallen und in Felsspalten, man muss also schon genau hinschauen, denn normalerweise sieht man nur ihre Antennen rausschauen. Aber ich hab überraschend schnell eine Languste entdeckt. Nun war natürlich die Frage wie man an die ran kommt. Wir haben es ja schon ein paar mal ziemlich erfolglos versucht, aber letztens hat uns jemand das Geheimnis verraten wie man die denn nun fängt. Zuerst stochert man mit einem Stock in der Höhle hinter der Languste rum um sie rauszuteiben. Das hat nach mehrmaligen Anläufen auch funktioniert, die kam aus drr Höhle raus und stand dann praktisch auf offenem Feld vor uns. Damit ist der erste Schritt schon mal geschafft. Als nächstes platziert man den Kescher hinter der Languste und von vorne erschreckt man sie mit dem Stock. Dadurch macht sie einen Satz nach hinten und springt von selbst in den Kescher. Und so haben wir sie tatsächlich gefangen. Im Kescher hat sie noch wie wild mit dem Schwanz um sich geschlagen, aber wir haben sie nicht mehr entwischen lassen. Wir sind schnell an eine der kleinen Felseninseln geschwommen und haben die Languste dort eingetütet und dort gelagert bis wir zurück zur RUNAWAY schwimmen. Von diesem Erfolgserlebnis noch ganz berauscht haben wir uns nochmal auf die Suche begeben. Und an der fast gleichen Stelle eine zweite Languste gefunden. Diesmal klappte das fangen noch besser als beim ersten mal. Jedrer wusste was er zu tun hatte und so haben wir auch die zweite Languste, etwas kleiner als die erste, eingesackt.
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An Aufhören war jetzt natürlich nicht zu denken, wir wollten mehr und sind weiter auf die Suche gegangen. Diesmal noch etwas weiter an die Mangrovenwälder ran. Hier wurde das Wasser schlagartig anders. Erst mal wurde es immer flacher, bis es letztlich nur noch um die dreißig Zentimeter tief war. Das war zum schnorcheln schon grenzwertig. Außerdem wurde es urplötzlich richtig warm. Wobei warm das falsche Wort ist, das ganze Meer hier in der Karibik ist angenehm warm. Hier wurde das Wasser eher heiß. In der Badewanne hätte ich bei der Temperatur kaltes Wasser nachlaufen lassen. Und immer grüner wurde es. War es anfangs noch ein Mischmasch aus grün und leichtem blau, so war das Wasser hier von einem satten smaragdgrün. Wir haben hier zwar keine waiteren Langusten gefunden, aber zum schnorcheln wars auch mal was anderes.
Bevor wir uns auf den Rückweg zu unseren beiden Langusten und zur RUNAWAY gemacht haben haben wir noch drei schöne, große Conches eingesammelt und mitgenommen. War zwar etwas herausfordernd mit dem ganzen Zeug die Strecke zurück zu schwimmen, aber wir es ging schon. Wir hatten ja auch ein bisschen Strömung in die richtige Richtung.

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Tagesausbeute


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Die Conches zu öffnen und die eigentlichen Schnecken rauszuziehen war schon ne ganz schöne Arbeit, aber mit Hammer und Geduld ging das doch auch.
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Die Schnecke ohne Haus


Essen kann man von denen nur den Muskel mit dem sie sich in der Schale hält, also muss man das drum herum wegschneiden. Das gibt dann ein etwa 4×4 Zentimeter großes, weißes, festes Stück Fleisch. Das haben wir noch mit dem Hammer etwas weich geklopft, klein geschnitten und über Nacht im Kühlschrank in Salzwasser eingelegt um es noch etwas zarter zu machen. Ganz schöner Aufwand.
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Zuschneiden


Die Langusten waren da schon einfacher. Einfach den Schwanz rausdrehen und fertig. Bei einem haben wir das Fleisch ganz rausgeholt, beim anderen den Schwanz der Länge nach durchgeschnitten und beides in der Pfanne mit Öl und etwas Knoblauch angebraten. Hat richtig gut geschmeckt. War auch mal ne ganz nette Abwechslung zu unserem sonstigen Speiseplan.
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