Nachtbus nach Bogotá

Doch ganz angenehm mal wieder in einem ordentlichen Bett zu schlafen. Da ich schon recht zeitig ins Bett bin hab ich auch nicht zu lange geschlafen und hatte genug Zeit vor dem Check-Out meine Sachen zu packen. Zum waschen bin ich jetzt nicht mehr gekommen, hab jetzt eigentlich nichts sauberes zum anziehen mehr. Meine Garderobe für meine heutige Busfahrt nach Bogotá konnte ich aber durch auslüften nicht all zu stark verschmutzter Klamotten aber noch zusammen stellen. Nach dem offiziellen auschecken bin ich noch ein paar Stunden im Hostel gewesen, ein bisschen am Pool, was gegessen und so ging die Zeit auch rum. Um vier hab ich mir ein Taxi rufen lassen und bin zum Busterminal gefahren. Dort bin ich kaum aus dem Taxi raus als schon mehrere Leute auf mich zu liefen und „Bogotá, Bogotá“ riefen. Und ich hab mir schon Gedanken gemacht wie ich jetzt an ein Ticket komm… Der online Preis für ein Ticket im Nachtbus nach Bogotá war 80000 Pesos, ich hatte also ne grobe Vorstellung davon was es kosten sollte. Dabei kam mir wieder mal zu gute, dass gleich mehrere Busse die Strecke fuhren. Scheinbar sogar im halbstunden Takt, was mich doch etwas überrascht hat. Es haben sich gleich zwei Agenten um mich bemüht und sich gegenseitig im Preis unterboten und ihre jeweiligen Busse in den Himmel gelobt. Muss man nicht alles für bare Münze nehmen. Letztlich war der Preis für mich entscheidend. Bis auf 40000 ist einer runter gegangen. Also bin ich mit dem mit. Am Ticketschalter warens dann plötzlich 70000. Einmal kurz gelacht und kommentarlos zum anderen Anbieter. Der gab das Ticket für 60000 her. Damit kann ich auch gut leben, ist immerhin eine knapp 1000 Kilometer lange Strecke. Bei der Frau die die Tickets ausstellt sollte ich auch gleich bezahlen nur irgendwie hat sie erst mal scheinbar „zufällig“ vergessen mir mein Ticket auch tatsächlich zu geben worauf ich doch sehr nachdrücklich hinweisen musste bis ich es endlich in Händen hielt.
Der Bus sollte auch gleich abfahren. Ich hab noch schnell meinen großen Rucksack in den Gepäckraum getan und war schon am einsteigen als ichs mir doch nochmal anders überlegt hab und den Fahrer nochmal gebeten hab nochmal kurz die Klappe aufzumachen, ich hätte was vergessen. Ich bin in den Gepäckraum geklettert und hab meinen Rucksack per Stahlkabel im Inneren angeschlossen. Just in Case. Nem Messer wird das nicht standhalten aber einen schnellen Grab and Run wird es verhindern können.
Der Bus war nicht mal halb voll, meinen Platz konnte ich mir aussuchen. Dachte ich zumindest. Nachdem ich schon ne Zeitlang gesessen bin kam der junge Mann der vor mir saß und meinte er hätte den Platz reserviert. Also haben wir getauscht. Ob Paranoia oder einfach Bauchgefühl kann ich nicht sagen, aber irgendwie war mir nach kurzem nicht mehr ganz wohl bei der Sache. Wenn man so drüber nachdenkt kann man schon annehmen, dass er sich absichtlich hinter mich gesetzt hat. Und ich hatte auch das Gefühl, dass er mich die ganze Zeit über beobachtet. Speziell Nachtbusse sind halt ein Paradies für Taschendiebe. Meinem Bauchgefühl folgend hab ich meinen kleinen Rucksack in dem ich sämtliche Wertsachen hatte genommen und bin erst mal aufs Klo. Dort hab ich zunächst mal die großen Scheine die ich im Geldbeutel hatte in die Socken gestopft um im Falle des Falles nicht ganz ohne Kohle dazustehen. Dazu hab ich mich noch umgesetzt, auf den hintersten Platz. Der ist zwar direkt neben der Toilette und springt bei der Fahrt am meisten, doch es kann mir keiner von hinten unbemerkt irgendwo hin greifen.
Meine Wertsachen hab ich im kleinen Rucksack noch in meinem PacSafe (siehe Ausrüstung) den hab ich abgeschlossen und an die Fußrasten des Sitzes vor mir gesperrt. So kann der auch schon mal keine Beine kriegen. Alles in allem fühlte ich mich so gut präpariert für die Fahrt durch die Nacht.
Doch schon um 19 Uhr, es war schon dunkel, kamen wir zum stehen. Blaulicht war auch irgendwo zu sehen, ich tippe auf einen Unfall. Die Straße muss auch komplett gesperrt gewesen sein, bis auf Motorräder kam auch auf der Gegenfahrbahn nichts durch. Bei dem doch eher rabiatem Fahrstiel hier wundert mich das auch nicht mal. Die Frage war halt nur: wann geht es weiter.
19:50 Uhr: Krankenwagen kommt auf Gegenfahrbahn entgegen und kurz darauf kommen auch ne ganze Menge Schaulustiger die im Laufe der Wartezeit an unserem Bus vorbei gelaufen sind wieder zurück zu ihren Autos hinter uns. Bin zuversichtlich, dass es bald weiter geht.
20:00 Uhr: Wir stehen noch immer. Die Klimaanlage läuft auch langsam zur Höchstform auf. Aber das kann zur Umgewöhnung wohl nicht schaden, in Bogotá ists schließlich richtig kalt.
20:05 Uhr: Weiterer Krankenwagen fährt zur Unfallstelle und gelegentlich fahren Polizeimotorräder in beiden Richtungen die Straße entlang.

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Im Nachtbus


20:40 Uhr: Wir stehen noch immer. Inzwischen ist das Licht im Bus aus. Es ist überhaupt nicht abzuschätzen wann es weiter geht.
21:00 Uhr: Es tut sich was. Der Gegenverkehr rollt wieder voll, wir jedoch sind nur ein paar Meter gekommen. Vermutlich ist unsere Spur noch blockiert.
21:05 Uhr: Jetzt geht’s auch bei uns weiter.
Ansonsten verlief die Fahrt von da an recht ereignislos. Ich hab irgendwann versucht ne halbwegs bequeme Position zum schlafen einzunehmen, was aber wegen all den Geschaukel und Gehüpfe im Bus ein eher hoffnungsloses Unterfangen war.
Ich bin immer wieder vor mich hin gedöst aber nie richtig tief eingeschlafen. Um zwölf ging im Bus auch noch ein Alarm los was aber offenbar nur das Zeichen zum Fahrerwechsel war.

Zurück in Santa Marta

Heute morgen gings mir nicht unbedingt besser. Auf Frühstück hatte ich keine Lust, hab mich dann aber doch zu zwei Tassen Schokolade und ein paar Früchten überreden lassen. Um 7:30 Uhr hab ich dann den Rückweg nach Machete angetreten. Noch etwa 7 Kilometer. Körperlich war ich mir sicher, dass ich das schaffe. Die Frage war eher ob ich das ohne Toilette schaffe. Mein Guide den ich nun für mich alleine hatte meinte ich soll schon mal vor gehen, er hat noch was im Camp zu tun und holt mich dann ein. So konnte ich mein eigenes Tempo gehen und war auch recht froh drum. Im Prinzip ging es einen steilen Berg rauf und dann einen noch steileren wieder runter. Dann noch ein Kilometer halbwegs flaches Gebiet einen Fluß entlang und schon war ich gegen zehn in Machete.

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Herrliches Wetter


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Dort angekommen hab ich am Restaurant das als Treffpunkt fungiert auf die anderen Leute gewartet die heute noch ankommen sollten. Zu essen gab’s auch wieder was und mein Appetit kam so langsam wieder.
Gegen eins waren dann alle da und unsere Gruppe konnte sich im Jeep auf den Rückweg nach Santa Marta machen. War auch wieder eine zweistündige Fahrt.
Wieder im Hostel angekommen war es nun erst mal an der Zeit die Füße ausgiebig hoch zu legen. Das das Hostel auch ein Restaurant hatte kam mir auch zu gute, so musste ich nichts kochen und konnte mir da günstig was bestellen.

Rückweg

Heute hieß es um 5:15 Uhr aufstehen. Da wars noch dunkel im Camp aber man konnte schon die Geschäftigkeit in der Küche hören. Frühstück war also auch schon bereit und wie immer mehr als man im Dschungel erwarten würde. Die Logistik die dafür nötig ist erstaunt mich jedes mal wieder. Alles was in den Camps gebraucht wird wird per Muli rangeschafft. Auf ein Muli gehen zwei große Säcke drauf und in der Regel sieht man immer zwei bis drei Mulis mit ein bis zwei Treibern die die Tiere führen. Und die sind dann je nach Ziel-Camp nen guten Tag unterwegs um die Lebensmittel aus Machete zu liefern und anfallenden Müll wieder abzutransportieren. Rechtfertigt den Preis von 330$ für die Tour schon etwas finde ich.
Nach dem Frühstück ging es wieder weiter Richtung Zivilisation. Die Sonne war bereits aufgegangen und tauchte die Berge wieder in ein besonders faszinierendes Licht, mit so einem ganz leichten Schimmer von Rot.
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Es ging ganz gut dahin, die erste Stunde verlief der Weg recht flach und auch der ein oder andere Fluß war ohne Probleme überquert. Dann allerdings begann ein heftigerheftiger Anstieg hoch auf einen Berg. Der ging vor zwei Tagen schon beim runter gehen so stark in die Knie. Jetzt beim hoch laufen war er einfach nur unglaublich anstrengend. Etwa eineinhalb Stunden nur bergauf. Die Sonne war inzwischen schon so stark, dass es richtig heiß war wenn man kurz aus dem Schatten der Bäume kam. Dafür waren allgemein recht wenige Moskitos unterwegs. Und das ein oder andere mal konnte man durch eine Öffnung im Blätterdach einen wunderschönen Blick auf die umliegenden Täler erhaschen.
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Ziemlich verausgabt hab ich aber irgendwann doch die Passhöhe erreicht und im Schatten ein kurzes Päuschen eingelegt. Wenn man mal so richtig an seine Grenzen kommen will ist der Trek echt zu empfehlen. Vor allem die Luftfeuchtigkeit und die Hitze machen einem echt zu schaffen.
Von der Passhöhe ging es nun noch eine knappe Stunde bergab, auch wieder steil bis sehr steil. Schwitzen muss man bergab zwar nicht mehr so viel aber deshalb ist es nicht weniger anspruchsvoll. Jetzt war auch die Zeit erreicht an der uns immer mehr Leute auf ihrem Weg zur Ciudad Perdida entgegen kamen. Für die ging es den Berg hoch, größtenteils in der Sonne, denn hier geht der Regenwald immer mehr in offenere Gelände über. Ich kann nur hoffen, dass ich bergauf nicht auch so einen miserablen Anblick geboten hab wie manche Leute die mir hier entgegen gekommen sind…
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Gegen halb elf sind wir im Camp angekommen in dem wir die erste Nacht verbracht haben. Die Leute die die Tour in vier Tagen machen sind von hier aus weiter nach Machete gelaufen und die die fünf Tage haben werden die Nacht hier verbringen. Bis nach Machete sinds noch etwa 7 Kilometer. Die wären auch locker noch gegangen, aber ich hab halt schon für den nächsten Tag mein Hostel reserviert und weiß nicht wie die Situation am Hostel wäre wenn ich da heute schon komme. Aber aus Erfahrung weiß ich, dass in dem Hostel ab Mittag rum eigentlich alle Betten für den jeweiligen Tag schon gebucht sind. Wäre ich also heute schon zurück hätte ich unter Umständen keinen Platz zum schlafen gehabt. Außerdem hätte ich dafür zahlen müssen, ebenso für Verpflegung, was hier ja auch im Preis inbegriffen ist. Ich blieb also bei den fünf Tagen und hab für heute schon Feierabend gemacht. Damit war ich in den drei Gruppen die heute morgen gestartet sind tatsächlich der einzige. Alle anderen sind nach einer kurzen Pause in diesem Camp weiter nach Machete. Mir war das aber auch ganz recht, so hab ich noch einen Tag lang mehr Zeit das alles um mich herum noch etwas auf mich wirken zu lassen.
Um zwölf gab’s für mich wieder Mittagessen. Außer mir war keiner an der langen Tafel. Die Familie die dieses Camp betreibt aß zwar zur gleichen Zeit wie ich, allerdings haben sie den Stromgenerator angeworfen, damit die vier Kinder beim Essen Fernsehen konnten. Per Satellitenschüßel kamen mitten in den Dschungel Die Simpsons. Dazu fällt mir eigentlich nur ein Zitat aus einem meiner Lieblingsbücher, Robinson Crusoe, ein: „Selbst ein Stoiker würde sich des Lächelns nicht haben erwehren können“.
Nach dem Essen bin ich noch ein wenig in meiner Hängematte gelegen, hab den Papageien in den Bäumen zugesehen und einfach etwas entspannt.

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In der Hängematte


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Lange hielt die Entspannung allerdings nicht an. Irgendwie begann mein Magen zu grummeln und mir war so ein bisschen unwohl. Als es Abendessen gab konnte und wollte ich nach drei Bissen nichts mehr essen. Hab mich gleich ins Bett gelegt und gehofft, dass der Kelch an mir vorüber geht. Dem war aber nicht so. Gegen neun war klar, dass da was meinen Körper verlassen will. Erst oben dann unten. Immerhin nicht gleichzeitig, das wäre dann doch noch etwas unangenehmer gewesen. Danach gings mir zwar nicht gut, aber immerhin besser als vorher. Ich konnte mich ins Bett legen und bald darauf schlafen.

Ciudad Perdida

In der Nacht wurde es ganz schön kühl in meiner Hängematte. Hätte ich nicht gedacht. Aber ich hab besser geschlafen als die nächste Nacht. Um fünf wurden wir von unserem Guide Pedro aufgeweckt. Wir könnten gestern noch recht geheim mit ihm ausmachen eine halbe Stunde früher aufzustehen und zur Lost City los zu laufen als die fünfzig anderen Leute. So würden wir die Lost City praktisch für uns alleine haben. Der Plan musste natürlich vor den Leuten der anderen Gruppen geheim gehalten werden. Frühstück war auch schon kurz nach fünf fertig während die anderen noch schliefen. Ist also alles nach Plan verlaufen. Das Frühstück war auch wieder gut, mit frischen Arepas, Käse, Früchten und Brot. Nach dem Frühstück haben wir noch unsere Rucksäcke in einer der Hütten eingesperrt, denn zur Lost City darf man keine mitnehmen. Wir sind also um 5:30 Uhr nur mit Wasserflasche, Kamera und Insekterepellent ausgerüstet losgezogen. Hell war es schon, und die ersten Spitzen der Berge waren schon im direkten Sonnenlicht, was einen absolut genialen Kontrast zu den Teilen die noch im Schatten lagen gab.
Nachdem wir einem Fluß für eine halbe Stunde gefolgt waren mussten wir diesen überqueren.
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Das Wasser sah knietief aus, die Kamera hab ich in eine Plastiktüte gepackt, Hose hochgekrempelt, Schuhe in die eine, Wasserflasche in die andere Hand. Das Wasser war angenehm kühl und hat die letzte Morgenmüdigkeit vertrieben. Als ich so halb auf der anderen Seite war bin ich auf einen wackeligen Stein unter Wasser getreten, hab das Gleichgewicht verloren konnte mich aber noch an einem Felsen festhalten und bin praktisch nicht nass geworden. Bei der Aktion ist mit aber meine Flasche aus der Hand gerutscht und hat sich im Fluß verabschiedet. Tja, so hatte ich wenigstens weniger zu schleppen.
Auf der anderen Seite des Flußes ging es nur noch ein kurzes Stück bis wir am Eingang zur Ciudad Perdida ankamen.
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Die Treppe war nun die letzte Prüfung um die Ciudad Perdida zu erreichen. Gute 1000 Jahre alt, 300 Höhenmeter auf 1200 Stufen aus unregelmäßigen Steinbrocken.

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Stairway to Heaven


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Immer weiter nach oben


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Wow. Die Treppe hatte es in sich. Teilweise richtig steil, mit gelegentlichen Stufen auf denen man nur mit den Zehenspitzen stehen konnte, windet sie sich durch den Regenwald den Berg rauf. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen wie die 90 Jahe alten Schamanen die hier einmal im Jahr herkommen um den für die Kogui heiligen Ort von den negativen Energien der Touristen zu befreien diese Treppen hochkommen. Na gut, vielleicht verleihen ihnen die Kokablätter die sie den ganzen Tag über kauen ja die Kraft die man hierfür braucht.
Nach 1200 Stufen haben wir es also geschafft. Wir waren oben und von anderen Leuten keine Spur weit und breit. Alleine waren wir aber trotzdem nicht, wir hatten Gesellschaft in Form von der größten Menge Moskitos die ich je gesehen hab. Aber wir waren alle gut mit Moskitorepellent eingeschmiert, so dass sie uns nie zu nahe kamen. War trotzdem ein irgendwie beunruhiges Gefühl. Ist ja Malaria Gebiet.
Wir haben nun also die Ciudad Perdida betreten, am südlichsten Punkt, dem Markt. Da hier das Gelände sehr bergig ist haben die Teyuna Terrassen angelegt auf denen sie ihre Hütten errichtet haben. Die Hütten stehen heute nicht mehr, aber die Terrassen sind noch sehr gut erhalten. Zur zeitlichen Einordnung: die Teyuna bauten 300 Jahre an dieser Stadt, so ungefähr im 10. Jahrhundert haben sie angefangen. Um 1600 kamen die Spanier auf ihrer Suche nach Gold vorbei und haben die Teyuna angegriffen. Um die Sache etwas zu beschleunigen haben sie Leute die europäische Krankheiten hatten in die Stadt getrieben. Dagegen waren die Schamanen der Teyuna machtlos und innerhalb kürzester Zeit starben 80% der 5000 Menschen die hier einst lebten. Der Rest flüchtete weiter in den Dschungel und von diesen Überlebenden stammen die Kogui ab die heute in der Region leben. Die Spanier hatten die Stadt also erobert und geplündert und der Regenwald verschluckte die Ruinen im laufe der Zeit. 1973 stießen schließlich Grabräuber auf die Ruinen und plünderten einige der Gräber ehe 1976 die Fundstelle der Stadt öffentlich bekannt wurde. Archäologen legten die Stadt zum größten Teil frei und ab 1993 war sie öffentlich zugänglich, allerdings noch ohne die Touren wie es sie heute gibt.
Da standen wir nun also, waren die einzigen und hatten die ganze Anlage für uns. Das macht nochmal nen enormen Unterschied finde ich. Wären wir da inmitten von fünfzig anderen Leuten gestanden die rumquatschen und im Weg stehen hätte der Ort einen Großteil seiner Magie verloren.
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Markt


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Über den Markt gingen wir weiter auf eine Treppe zu. Diese riesige Treppe führte nach oben, zu den Versammlungshütten und der Hütte des Mamo, des Medizinmanns. Er war die wichtigste Person der Teyuna was scheinbar auch dazu führte, dass er das Filet-Grundstück für sich beanspruchen konnte. Ein absolut bombastischer Ausblick der sich einfach nicht in Worte fassen lässt.
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Auf dem Thron des Mamo


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Aussicht des Mamo


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Terrasse des Mamo


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Unsere Gruppe


Noch immer waren wir die einigen hier, mit Ausnahme zweier Kogui die über das Gelände streiften und dem kolumbianischen Militär das hier ganz oben am Berg einen Stützpunkt hat um die Ciudad Perdida vor Grabräubern zu schützen. Man hörte also immer noch kein Gebrabbel der anderen Leute und konnte sich voll auf den Ort konzentrieren. Das einzige was man hörte waren ab und zu die Rufe eines Tucans. Wir haben sogar einen gesehen der aus einem Baum davon flog, mit langem gebogenen Schnabel in allen nur erdenklichen Farben. Ein wirklich schöner Vogel.
Als wir weiter nach oben stiegen kamen wir an einem großen Felsbrocken vorbei von dem uns Pedro sagte, wir sollen mal raten was der darstellt oder für was er gut ist. Mit dieser Aufgabe ließ er uns nun eine Weile alleine denn er musste unsere Gruppe bei der Verwaltung noch anmelden. Er hat uns noch den Tipp gegeben noch höher rauf zu steigen, von weiter oben sei es besser zu erkennen.
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Zwei Koguis neben dem Felsen


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Die Terrassen des Mamo


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Die Aussicht war auch hier nicht zu verachten, ums mal vorsichtig zu formulieren. Ein schöner Ort zum nachdenken, auch über den komisch geformten Felsen. Und gerade von hier oben kann man doch mit etwas Fantasie erkennen was er darstellen soll.
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Eine Kröte, eins der den Teyuna heiligen Tiere.
Als nächstes ging es weiter ins Wohn- und Arbeitsviertel. Hier war auch einer der Steinbrüche von denen die Teyuna die Steine für ihre Treppen und Straßen die ihre Städte untereinander verbanden gewannen. Muss eine unvorstellbare Arbeit gewesen sein diese Unmengen von Steinen rauszuhauen und an Ort und Stelle zu bringen. Aber we gesagt, 300 Jahre Bauzeit. Mal sehen ob Stuttgart 21, der Berliner Flughafen oder die Elbphilharmonie nach voraussichtlich ähnlich langer Bauzeit in 1000 Jahren auch noch so gut dastehen.
Von den Hütten die hier einst standen gab es auch zwei Rekonstruktionen. Sehen den Hütten der Kogui sehr ähnlich, bis hin zu den zwei Spitzen die die beiden höchsten Gipfel der Sierra Nevada de Santa Marta symbolisieren.
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Wilder Mais


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Der letzte Ort den wir besuchten war der heilige Swimmingpool in dem sich jeder der den Mamo um Rat fragen wollte zuerst reinigen musste. Schade, dass wir keine Badesachen dabei hatten, so eine kleine Abkühlung wäre jetzt echt gut gewesen.
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Heiliger Pool


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Über verschlungene und moosbewachsene Treppen ging es zurück zum Ausgangspunkt. Wie wir später erfuhren geht man normalerweise nicht zum Pool, was die Beschaffenheit der Treppen erklärt. Einmal mehr hatten wir echt Glück mit der Wahl unseres Touranbieters, unserer kleinen Gruppengröße und dem extra frühen Aufstieg zur Ciudad Perdida. Falls also jemand mal in die glückliche Lage kommen sollte die Ciudad Perdida zu besuchen, kann ich nur Guias y Baquiqnos Tours empfehlen. Der Preis ist sowieso bei jedem Anbieter gleich (600000 Pesos).
Ein echtes Abenteuer war es dann nochmal die 1200 Stufen hinunter zu steigen. Ich möcht echt nicht wissen wie viele ernsthafte Unfälle es hierbei schon gegeben hat. Aber wir sind alle heil unten angekommen. Recht zügig ging es wieder rüber über den Fluß, diesmal ohne was zu verlieren, und zurück ins Camp in dem wir unsere Rucksäcke gelassen haben. Dort wartete auch schon ein ausgiebiges Mittagessen auf uns.
Zudem ist im Camp noch eine doch recht große Tarantel gesichtet worden. Die Moskitonetze sollen einen ja nicht nur vor Moskitos schützen.
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Tarantel, etwa 8 Zentimeter groß


Frisch gestärkt ging es weiter, nochmal 7 Kilometer bis zum dem Camp in dem wir gestern mittag gegessen hatten.
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Dort angekommen waren wir alle recht geschafft nach diesem Tag und waren froh uns im Fluß neben dem Camp abkühlen zu können. Das Wasser war auch deutlich sauberer als gestern, lag wohl am Regen.
Zum Abendessen gab es Nudeln mit Tomatensauce, in Mengen. Pappsatt sind gegen acht Uhr auch alle langsam ins Bett verschwunden, denn morgen ging es wieder früh raus.
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Bettenlager

Basecamp erreicht

Der Regen hat nicht wirklich zu gutem Schlaf beigetragen. Das Bett war schon sehr unbequem, ich hab die ganze Nacht über nicht viel geschlafen und bin immer wieder aufgewacht. Und um sechs Uhr wurden wir schon geweckt. Zum Frühstück gab’s Rührei, Toast und Früchte. Ich musste mein Frühstück allerdings teilen. Ein Vogel ist sehr forsch auf meinen Teller zugelaufen, hat sich auch von meiner wedelnden Hand nicht beeindrucken lassen und war schließlich am Teller angelangt. Um meinen Teller nicht durchgehend verteidigen zu müssen hab ich ihm ein Stückchen Toast hingelegt. Dieses hat er allerdings ignoriert. Er war auf das Rührei aus. Also hat er eben davon was abgekriegt. Damit war er zufrieden und ich konnte mein Frühstück ungestört fortsetzen.

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Mundraub


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Um sieben sind wir dann losgelaufen. Der Weg führte auf und ab, machbar. Es hat auch ganz leicht geregnet, die Rucksäcke haben wir vorsorglich mal in Plastiktüten eingepackt. Der tröpfelnde Regen kam hauptsächlich aus Wolken die direkt um uns herum waren, das hat ein unbeschreibliches Bild abgegeben. Der Blick schweift in die Ferne und zwischen den grünen Bergen hängen diese weißen Wolken die sich geradezu surreal durch die Landschaft bewegen.
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Es ging weiter, vorbei an einem Häuschen eines etwas moderner lebenden Eingeborenen. Irgendwie hört sich das Wort „Eingeborener“ im deutschen für mich komisch an, indigene Bevölkerung ist etwas umständlich, deshalb werd ich sie mal beim Namen nennen. Die indigene Volksgruppe hier heißt Kogui. Wir sind also an diesem Kogui-Häuschen vorbei gekommen wo man uns Kaffe und Kakao aus regionalem Anbau angeboten hat. Das schlepp ich jetzt aber sicher nicht die nächsten Tage mit mir rum. Interessant war auch, denn die Kogui haben aufgrund ihrer Jahrhunderte alten Traditionen von der kolumbianischen Regierung eine Sondererlaubnis, neben einer großen Marihuana Pflanze meine ersten zwei Koka Sträucher zu sehen.
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Koka-Strauch


Nun stand aber erst mal ein ordentliches Stück bergauf auf dem Programm. Zum Glück größtenteils im Wald, so wurde es nicht ganz so heiß. Anstrengend war es trotzdem und nach einer guten Stunde waren wir schließlich oben. Unser Guide Pedro hat dort aus dem Gebüsch ein paar saftige Orangen gezaubert. Genau das richtige um nach dem Anstieg wieder zu Kräften zu kommen.
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Bergauf


Es ging nun wieder nach unten, auch wieder sehr steil. Da freut man sich direkt wenn man beim Rückweg hier wieder hoch laufen darf.
Wieder unten im Tal angekommen kamen wir nun an einem Kogui Dorf vorbei das man aus der Ferne beobachten konnte, betreten war verboten.
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Kogui-Dorf


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Männer bei der Arbeit


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Kogui-Kinder


Weiter ging es den Weg im Tal entlang, nun begegneten uns immer öfter Kogui auf dem Weg. Pedro hat uns auch gesagt, dass man eigentlich keine Fotos von ihnen machen sollte. Es sei denn bei den Kindern. Da hat sich im Laufe der Zeit so eine Art Tauschhandel etabliert. Man gibt ihnen Süßigkeiten und wenn sie die annehmen darf man ein Foto machen. Das ließ auch nicht lange auf sich warten. Als wir nahe einer Hütte vorbei kamen rannten plötzlich drei Kinder auf uns zu und riefen „Tienes dulces?“ Also „Habt ihr Süßigkeiten?“. Ich war der einzige in unserer Gruppe der was dabei hatte. Drei Kinder, drei zuckerfreie Bonbons. Ganz einfache Rechnung. Dachte ich zumindest. Aber in der Hinsicht sind wohl alle Kinder überall auf der Welt gleich. Das war natürlich nicht genug. Sie wollten mehr, auch noch für ihre Brüder und Schwestern die noch im Dorf sind. Und ehe ich mich versah war fast mein gesamter Vorrat geplündert. War ne sehr witzige Begegnung.
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Von da an war es nicht mehr weit bis zum Camp in dem wir unsere Mittagspause machten. Schwimmen konnte man hier auch, allerdings war das Wasser ziemlich trübt.
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Der Weg wird waldiger


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Das Camp ließen wir bald hinter uns und überquerten den Fluß auf einer Brücke.
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Dschungel-LKW


Weiter ging es, zur Abwechslung mal wieder steil nach oben. Das war auch nochmal ne gute Stunde. Zwar im Schatten der Bäume aber trotzdem heiß. Der leichte Regen der unterwegs eingesetzt hat war eine angenehme Abkühlung.
Oben am Berg angekommen gab’s eine kleine Hütte die nochmal Getränke verkaufte. Hier gab’s für uns wieder Orangen. Die Pause die wir hier gemacht haben haben manche genutzt um mit den Kogui Jungs die hier oben waren ne Runde Fußball zu spielen. Auch was was es scheinbar überall auf der Welt gibt.
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Nach kurzer Pause ging es weiter, über einen Fluß und dann über halbwegs offenes Grasland mit schöner Aussicht. Von nun an ging es wieder mal auf, mal ab.
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Blattschneideameisen tragen Blätter


Das so ziemlich letzte Hindernis vor unserem letzten Camp war ein Fluß bei dem man sich tatsächlich nasse Füße geholt hat. Schuhe aus, Hose hoch und durch warten. Das Wasser war angenehm kühl und gab nochmal für den letzten Kilometer einen Frischeschub. Dieser letzte Kilometer war auch wieder etwas anspruchsvoller, da gab es einige Abschnitte die man klettern musste. Mulis hatten da keine Chance und mussten um das Camp zu versorgen eine andere Route nehmen. Und dann haben wir es geschafft.
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Die Betten wurden bezogen, ich hätte ein Zelt mit Matratze drin gekriegt. Hab aber gefragt ob ich stattdessen nicht eine Hängematte haben kann, was auch kein Problem war.
Nachdem die Wanderstiefel ausgezogen waren ging es zum Kaffee in der Speisehütte. Kuchen gab es keinen dazu, dafür eine riesige Schüssel Popcorn.
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Dann konnten wir auch hier noch etwas im Fluß baden, der hier oben, denn wir waren inzwischen schon recht weit oben, schon richtig kalt war.
Nach dem Baden wurden wir zum Abendessen gerufen, es gab gebratenen Fisch mit Reis und fritierter Plantain. Sehr gut, auch wenn ich nicht wissen will wie der Fisch auf seinem Weg hier her gekühlt wurde.
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Anschließend gab’s von unserem Guide Pedro noch eine kleine Einführung in die Sitten und Bräuche der Kogui. Ich find das immer sehr interessant so einen Einblick in Gesellschaften zu kriegen die so komplett anders sind als unsere westliche.
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Welcome to the Jungle

Heute sollte es also zur Lost City gehen. Mein Tag fing ziemlich früh an, um halb sieben musste ich aufstehen um noch die letzten paar Dinge zu packen, denn um 9:30 sollten wir bereits abgeholt werden. Und ich musste noch Geld holen und was einkaufen. An der Rezeption hab ich aber erfahren, dass der Supermarkt erst um neun aufmacht. So hatte ich wenigstens noch genug Zeit für ein ordentliches Frühstück im Hostel. Für 8500 Pesos kriegt man da ganz schön was geboten.
Kurz vor neun bin ich schließlich zum Supermarkt gelaufen, hab nochmal gut Bargeld abgehoben und was eingekauft. Ich habs tatsächlich noch pünktlich geschafft auszuchecken, meine Rechnung zu bezahlen, meinen großen Rucksack im Gepäckraum einzuschließen und meine Wertsachen für die nächsten fünf Tage im Hostel zu deponieren. Aber wie man sich schon hätte denken können kam unser Guide etwas später. Aus unserem Hostel fuhren Lucy, Taylor und ich mit und aus einem anderen noch Simone und Kamil. In einem Geländewagen ging unsere Tour los. Zuerst immer eine Schnellstraße entlang, etwa eine Stunde.
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Als wir von dort abgebogen sind haben wir noch eine kurze Pause eingelegt bevor es über eine Schotterpiste in die Berge hoch ging. Staubig, schöne Aussicht und auch etwas abenteuerlich.

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Kurzer Stop


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Fahrt nach Machete


In dem kleinen Dorf Machete war dann Endstation. Dort haben wir erst mal unser erstes Mittagessen bekommen. Sandwichs die wir uns selber zusammenstellen konnten. Wad nicht schlecht. Frisch gestärkt ging es dann los. Die Rucksäcke geschultert und ab auf die Piste.
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Machete


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Spielplatz in Machete


So richtig nach Regenwald siehts hier noch nicht aus, alles wirkt etwas trocken. Kann aber auch an der seit 7 Monaten anhaltenden Dürre liegen.
Nach wenigen Minuten Marsch kam auch schon die erste Flußüberquerung. Die ging von Stein zu Stein aber noch trockenen Fußes.
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Der Weg wurde jetzt langsam etwas hügeliger. Die Sonne hielt sich zum Glück recht häufig hinter Wolken versteckt. Heiß war es aber trotzdem. Deshalb kam auch der natürliche Pool im Fluß gerade recht um einen Sprung ins kühle Nass zu wagen. Das Wasser war wenn man erst mal drin ist zwar nicht mehr ganz so kalt aber immer noch schön erfrischend.
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Riesiger Tausendfüßler


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Nach der Abkühlung ging es weiter, der Weg war recht moderat. Auch die nächstenächste Flußüberquerung war ein Kinderspiel. Danach allerdings kam ein Stück das es echt in sich hatte. 480 Höhenmeter waren zu überwinden. Es ging steil nach oben, teilweise sehr steil. Der Weg windet sich einen Bergkamm hinauf, die Sonne kam öfter raus und es wurde richtig heiß. Dazu der Boden. Eine fünf Zentimeter dicke Staubschicht. Allerfeinster Sand. Das hat einen natürlich über und über eingepudert. Ab und zu kamen einem auch Mulis entgegen oder haben von hinten überholt. Alles in allem doch fordernder als ich gedacht hab. Ich hab nämlich schon befürchtet, dass das so ein Trek ist den jeder dahergelaufene Tourist machen kann. Dem war aber nicht so. Schon nach den ersten Minuten haben wir Leute mit hochrotem Kopf aus anderen Gruppen überholt denen man einfach angesehen hat, dass eine Wanderung wohl eher nicht zu ihren üblichen Hobbys zählt.
All die Strapazen wurden aber immer wieder mit grandiosen Ausblicken auf die umliegenden Hügel und Berge belohnt. Sah wahnsinnig gut aus, irgendwie ähnlich zu Dominica von der Landschaftsstruktur her. Aber nicht mit so atemberaubender Farbvielfalt.
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Kolumbianischer Bauer überholt uns


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Steil bergauf im Staub


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Verschnaufpause mit Aussicht


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Mit Muli geht's den Berg natürlich leichter rauf


Nach einer guten Stunde haben wir schon fast auf der Passhöhe ein kleines Häuschen erreicht das praktisch ein Kiosk war wo man sich mit Getränken versorgen konnte. Für uns gab’s zusätzlich noch von unserem Guide eine Wassermelone. Unglaublich saftig, genau das richtige um den ganzen Staub aus dem Mund zu spülen.
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Über die Wassermelonenschalen freuen sich die Vögel


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Auf Passhöhe


Nach dieser kurzen Pause ging es weiter. Diesmal war der Weg eine ganze Zeit lang eher flach ehe er dann in das nächste Tal etwas steiler nach unten führte. Dort unten war das Lager für unsere heutige Nacht. Deutlich mehr als ich erwartet hab.
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Dschungelcamp


Die Betten standen schon bereit, komplett mit Moskitonetzen.
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Stockbetten mit Moskitonetzen


Nach dieser ersten Tagesetappe war erst mal wieder Abkühlung angesagt. Der nächste natürliche Pool im Fluß war zwei Minuten vom Lager entfernt und hatte sogar ne kleine Plattform von der aus man die drei Meter ins Wasser springen konnte. Erfrischend.
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Auch hier in dem Pool waren ein paar kleine Fische die einen wenn man zu lange still im Wasser stand „angeknabbert“ haben. Also nicht wirklich gebissen, aber in die Haut gezwickt.
Im Lager gab es nach diesem kleinen Bad erst mal kühlen Eistee zusammen mit so einer Art Hefegebäck. Das eigentliche Abendessen für unsere und eine weitere Gruppe kochte auch schon auf der Feuerstelle.
Das Abendessen war deutlich mehr als ich erwartet hab, eine große Portion Reis mit Hühnchen und Salat. Sehr gut.
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Nach dem Essen gab es von unserem Guide noch eine kleine Geschichtsstunde zu dieser Region und den Menschen die hier leben. Obwohl das alles auf spanisch war hab ich doch das meiste verstanden. Zum Beispiel dass das Dorf Machete seinen Namen von den Bauern erhielt die jeden Sonntag hier zum Markt her kamen. Und zum Trinken. Was wiederum zu gelegentlichen Streitereien geführt hat. Welche wiederum gerne mal mit den traditionellen Werkzeugen der Bauern ausgetragen wurden. Macheten eben.
Oder aber das die Region im den frühen 50er Jahren recht stark abgeholzt wurde, das in den 70ern aber verboten wurde. Um sich aber trotzdem ein Einkommen zu verschaffen, denn der Boden hier ist für regulären Ackerbau ungeeignet, ist man dazu übergegangen Marihuana anzubauen. Davon hat die kolumbianische Guerilla aber Wind bekommen und die wollten in Form von Schutzgeldern einen Teil vom Gewinn abhaben um ihren Krieg gegen die Regierung zu finanzieren. Was wiederum der kolumbianischen Regierung nicht gefiel. Um die Rebellen die Schutzgeldquellen zu schließen wurden die Marihuana Felder von der Regierung von der Luft aus mit Gift besprüht und zerstört. Die Menschen hier waren wieder ohne festes Einkommen und mussten nach Alternativen suchen um auf den vergifteten Feldern irgendwie doch ein Einkommen zu generieren. Es hat sich herausgestellt, dass die Koka-Pflanzen scheinbar immun gegen das Gift sind und dort angebaut werden konnten wo früher das Marihuana stand. Also hat man halt jetzt Koka gepflanzt. Die Folge kann man sich schon denken. Die Rebellen wollten vom Kokain-Geschäft auch wieder einen Teil abhaben. Die Regierung interveniert indem sie mit viel Militär in die Region kommt. Zum einen um die Guerilla-Kämpfer endgültig zu vertreiben und zum anderen um die widerstandsfähigen Koka-Pflanzen einzeln aus dem Boden zu reißen. Und die Leute stehen wieder ohne Einkommen da. Irgendwann haben die ersten dann angefangen Touristen zur nahe gelegenen und erst 1972 entdeckten Lost City zu führen und haben so eine wie unser Guide meinte saubere und sichere Einkommensquelle erschlossen. Inzwischen läuft das Geschäft mit den Touristen recht gut, jeden Tag starten mehrere Gruppen von Machete aus zur Ciudad Perdida. Um Preisdumping vorzubeugen ist das Geschäft staatlich reguliert. Bei egal welchem Anbieter man seine Tour bucht, man zahlt immer 600000 Pesos. Ist ein ganz schöner Haufen Geld, aber man sieht dass wirklich alle Menschen die hier entlang der Route leben davon profitieren. Unser Lager hier wird beispielsweise von einer Familie geführt die so alleine hier knappe 10 Arbeitsplätze schafft.
Neben Geschichte gab’s auch noch was zur Fauna. Unser Guide hat uns die verschiedenen Tiere präsentiert die wir unterwegs antreffen können. Jaguar und Puma wären so die Highlights. Sind aber eher nachtaktiv.
Gegen neun sind dann alle so langsam in ihre Betten verschwunden, auch ich war froh mich in die Wagerechte bringen zu können. Um exakt 21:20 gab’s nochmal eine kleine Demonstratio des Wetters im Regenwald. Von einer Sekunde auf die nächste setzte plötzlich starker Regen ein und prasselte (und prasselt immer noch) auf das Wellblechdach über uns. Bietet aber eine ganz angenehme Geräuschkulisse um den Tag nochmal Revue passieren zu lassen. Und um jetzt hoffentlich auch schnell einzuschlafen, denn morgen ist um sechs Uhr aufstehen angesagt.
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Zeit zum Schlafen

Nachtausflug nach Santa Marta

Das Hostel animiert einen aber auch zum Nichtstun. Very chilled.

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Am Nachmittag kam aber Margarita auch noch vorbei. Wir haben am Pool noch mit mit nem Pärchen aus Texas ausgemacht heute abend mal nach Santa Marta rein zu schauen.
Gegen acht sind wir mit nem Taxi in die Stadt gefahren. War zu fünft in dem Taxi schon recht eng, die Taxis hier in Kolumbien sind fast ausschließlich Kleinstwagen. Aber es ging irgendwie. In der Stadt war dann weniger los als erwartet. Nur in einer Strasewar irgendwie was geboten. Wir haben dort auch ein Restaurant gefunden, mit dem wohl besten Kellner den ich je hatte. So muss Service. Gegessen haben wir Chevice, die gab’s heute genaus so wie die Cocktails zum 2 für 1 Angebot. Ich hatte natürlich keine Ahnung was Chevice ist, vom Namen her hab ich auf ein Wurstgericht getippt. Tatsächlich war es aber mehr so ne Vorspeise. Rohe Fischfilets in einer Limonen-Kräuter Marinade. Geschmacklich ausgezeichnet, aber die port in hätte größer sein können. Dafür gab’s zu den sehr guten Mojitos eine Auswahl von verschiedensten Chips serviert. Nicht nur Langweilige Kartoffel Chips, nein, von Bananenchips bis zu lila Chips aus was-weiß-ich-was war alles dabei.
Nach dem Essen sind wir noch etwas durch die Stadt geschlendert und in die ein oder andere Bar gegangen. Die waren soweit alle ganz gut, aber halt recht wenige.
Den Abend haben wir dann noch an der Bar im Hostel ausklingen lassen.

Auf Tauchstation

Heute morgen wurde ich zusammen mit zwei  anderen aus dem Hostel abgeholt zum Tauchen. War bei mir ja schon etwas her, das ich das letzte mal richtig tauchen war, um genau zu sein es war eigentlich nur meine ganz normale Tauchausbildung um Februar vorletzten Jahres. Aber auch bei den beiden anderen war es über ein Jahr her. Ich war also in guter Gesellschaft. Die Tauchbasis befand sich in Taganga, etwa 15 Kilometer von Santa Marta entfernt. Dort sind wir mit Equipment ausgestattet worden, mussten den üblichen Versicherungsverzicht unterschreiben und schon ging es zum Strand und rein ins Boot. Dort gabs nochmal einen Crash Kurs was die Unterwasser-Handzeichen anging und nach rasanter 15 Minütiger Fahrt durchs Wasser waren wir am ersten Spot angekommen.

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Ready to go

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Ausrüstung angelegt und rein ins Wasser. Hatte anfangs noch zu wenig Blei angelegt, mit einem extra Kilo Blei ging es dann aber auch fix nach unten. Immer wieder ein Erlebnis. Unter Wasser zu atmen und schwerelos durchs Wasser zu schweben ist einfach ein Gefühl das man nicht beschreiben kann. Das muss man erleben.
Die Sicht war akzeptabel, hatte zwar schon klareres Wasser gesehen, aber es hat so völlig gereicht auch in 18 Meter Tiefe kam noch genügend Licht hin. Nur halt auf Grund der Physik eben kein Rotes Licht mehr. Auch recht witzig, wenn man weiß, dass etwas eigentlich rot sein müsste aber es plötzlich eher bläulich aussieht.
Fische gab’s auch genügend zu sehen, Korallen auch. Und ungewöhnlich viele Muränen. Von denen haben wir 5 Stück gesehen, eine war gut eineinhalb Meter lang.

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Abtauchen

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Nach guten 40 Minuten war unser erster Tauchgang beendet. Es gab einen kleinen Snack und wir sind zum nächsten Spot für den zweiten Tauchgang gefahren. Hier gab’s eine Unterwasserwand, die aus etwa 3 Metern Tiefe senkrecht auf 12 Meter abfällt. Cool, aber nicht mit der Wand zu vergleichen die wir auf den Turks and Caicos Islands gesehen haben. Die fiel ab bis ins schiere Nichts, über 100 Meter.
Hier haben wir auch einen Lionfish gesehen. In der ganzen Karibik eine invasive Fischart die, die heimischen Fische verdrängt und keine natürlichen Feinde hat. Deshalb werden die überall wo sie gesichtet werden gejagt, dazu ist man sogar verpflichtet. Unser Divemaster hat den Lionfish auch gleich mit einer Speargun erlegt.

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Auch der zweite Tauchgang war etwa ne dreiviertel Stunde lang. Danch gings zurück an Land.
Ganz schön anstrengend, wir waren alle drei doch ziemlich geschafft. Vor Ort am Strand haben wir gleich noch was zu mittag gegessen, günstig und gut. Danach gings mit dem Taxi zurück zum Hostel.
Wie gesagt, war doch recht ermüdend. Deshalb hab ich den Rest des Tages ähnlich verbracht wie den gestrigen Tag.
Ach ja, noch ein Wort zum Preis: Mit 140000 Pesos, etwa 60€, war ich auch zufrieden.

Relax

Das Ambiente des Hostels läd einfach dazu ein mal nichts zu tun und die Seele etwas baumeln zu lassen. Ganz so unproduktiv war ich dann aber doch nicht, hab gelesen, für morgen einen Tauchausflug organisiert und mich nochmal über den Lost City Trek hier in der Nähe schlau gemacht. Es ist hier auch nicht so heiss wie es in Cartagena war, deshalb konnte man es gut den ganen Tag in der Hängematte aushalten.
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Santa Marta

Es war überaus angenehm diesmal im klimatisierten Schlafsaal zu schlafen. Man schläft gleich um Welten besser.
Margarita war schon auf und in der Stadt unterwegs, sie meinte um elf ist sie spätestens wieder da und ich soll doch bitte auf sie warten, da sie zusammen mit mir nach Santa Marta fahren wollte. Ich hatte also Zeit gemütlich zu frühstücken und meine Sachen zu packen.
Kurz vor zwölf haben wir uns schließlich aus dem Hostel verabschiedet. Ein Taxi zum Busbahnhof sollte laut Rezeption 15000 Pesos kosten. Wir sind einfach runter an die Straße und haben gewartet bis ein Taxi vorbei gekommen ist.Das geht eigentlich recht schnell, hier sind viele Taxis unterwegs. Hat auch keine fünf Minuten gedauert bis ein freies vorbei kam. Meine Frage nach dem Preis wurde überraschenderweise auch mit 15000 Pesos beantwortet. Sehr erfreulich, so musste ich nicht erst einen zu hohen Preis runterhandeln. Im Nachhinein betrachtet war der Preis auch absolut gerechtfertigt, wir waren ne gute halbe Stunde unterwegs. Unsere Route führte uns auch durch richtig und ich meine richtig richtig arme Viertel. Irgendjemand hat mir mal gesagt, dass Kolumbien ein Land der Extreme ist. Es hat Hitze und Kälte, Karibik und Gebirge, Wüsten und Dschungel, sogar den einzigen Ort der Welt an dem man an einem Karibischen Strand liegen und dabei einen schneebedeckten Gletscher sehen kann. Und es gibt eben Arm und Reich. Auf vielen der karibischen Inseln hab ich ja auch schon Gegenden gesehen die man als Slums bezeichnen könnte. Aber da waren auch immer noch irgendwelche Anzeichen von Zivilisation zu erkennen, Stromanschlüsse, Straßen, Autos, … Aber das hier hatte nochmal ne andere Dimension. Wenn man das erste mal Menschen auf einer regelrechten Müllkippe zusammen mit Schweinen und Hunden hausen sieht, bei einem See den man bestenfalls noch als Giftbrühe bezeichnen kann, dann verschlägts einem doch erst mal die Sprache und man wird gezwungen ein bisschen über die eigene Lebensweise nachzudenken…
Am Busterminal angekommen mussten wir uns erst mal Tickets für die Fahrt nach Santa Marta beschaffen. Und einen Plan wann denn überhaupt der nächste Bus fährt. Stellte sich heraus, dass das extrem einfach war. Als wir so mit unserem Gepäck durch das Terminal liefen kamen gleich mehrere Leute auf uns zu gestürmt die “ Santa Marta, Santa Marta!“ riefen und uns mehr oder weniger aufdringlich in ihren Bus schleppen wollten. War für uns natürlich ideal, so haben wir uns die Busse angeschaut und den bestaussehensten genommen. Bei so vielen Angeboten war der Preis auch akzeptabel: 20000 Pesos für knapp fünf Stunden Fahrt. Ich hab mir für die Fahrt nur noch schnell zwei Empanadas (gefüllte Teigtaschen) gekauft und schon gings los.
Man liest ja immer viel über Busfahrten in Südamerika und vieles davon scheint zu stimmen: Die Klimaanlage wird auf arktische Temperaturen gestellt, Verkehrsregeln größtenteils kreativ ausgelegt, Überholmanöver als gäb’s kein Morgen, und geschaukelt hat es auch so stark, dass es nahezu unmöglich war während der Fahrt zu lesen weil ich das Buch einfach nicht stillhalten konnte. Aber die Fahrt ging auch so rum. Beim Blick aus dem Fenster boten sich schöne Landschaften die allerdings fast ausnahmslos zugemüllt waren. Überall lag Plastikmüll rum. In Mengen. Äußerst unschön.
Am Busbahnhof in Santa Marta angekommen trennten sich dann Margaritas und meine Wege. Sie ging Couchsurfen in einem kleinen Dorf ein paar Kilometer weiter und ich hatte eine Reservierung im Dreamer Hostel. Mit einem Taxi war ich auch schnell da. Das Hostel überzeugt vom ersten Augenblick an. Freundliche Begrüßung an der Rezeption, Top Küche, guter Schlafsaal, Pool, Bar, Restaurant, super Atmosphäre. Kein Wunder, dass das Hostel zum Besten Hostel Kolumbiens gewählt wurde. Auch de Preis ist ok. Die Nacht kostet hier 13 US$.
Nachdem ich mein Bett in Beschlag genommen hab musste ich erst mal einkaufen gehen. Und Bargeld besorgen. Zum Glück ist ein großes Einkaufszentrum nur fünf Minuten entfernt. Mit den Geldautomaten hatte ich aber so meine Probleme. Die wollten alle nur maximal 300000 Pesos ausspucken. Mit den Gebühren die ich dabei zahlen muss hätte ich da etwa 7% des abgehobenen Betrags der Bank in den Rachen geworfen. Das ist schon gewaltig viel. Hab mehrere Automaten probiert bis ich einen gefunden hab bei dem ich 600000 abheben konnte. Das kam dann zwar immer noch auf 4% aber besser als 7%.
Im Hostel wollte ich dann eigentlich mein Buch fertig lesen. Eine der vielen Hängematten schien mir auch der geeignete Ort dafür zu sein. An der Bar sollte am abend allerdings ein Bier Pong Turnier stattfinden und da wurden noch händeringend Mitspieler gesucht. Also hab ich halt mitgespielt, im Team mit Joaquim aus Peru. Dachte eigentlich wir würden recht bald rausfliegen und gut ists aber wir sind tatsächlich ins Finale gekommen und haben das auch noch gewonnen, so hat sich das doch noch bis Mitternacht hingezogen.

Blick über den Pool zur Bar

Blick über den Pool zur Bar


Beer Pong

Beer Pong