Independence Day

Wie im Schlafsaal üblich schläft man nicht all zu lange. Bis ich endlich bereit zum Aufbrechen war dauerte es allerdings ein wenig, denn wir hatten zusammen nur ein einziges Badezimmer mit nur einer Dusche. So konnt ich wenigstens guten Gewissens noch etwas länger im Bett liegen bleiben.
Nach dem Frühstück/frühen Mittagessen hab ich mich auf den Weg gemacht. Ich war ehrlich gesagt ziemlich hin und her gerissen. Ich konnte mich entscheiden zwischen der Parade zum 4. July, mit viel Patriotismus, Fahnengeschwenke, Red, White and Blue, und einem Platz sehr wahrscheinlich weit hinten, eingepfercht in einer riesigen Menschenmasse, das ganze um zwölf Uhr mittags bei knallender Sonne und ohne Schatten. Oder aber ich halte den deutschen Patriotismus etwas hoch und schau mir das Spiel gegen Frankreich an. Umringt von Deutschland Fans, mit Klimaanlage und kühlem Bier.
Tja, was soll ich sagen, bin halt doch mehr Deutscher als Amerikaner. Dementsprechend bin ich wieder zum Goethe Institut gegangen, diesmal war fast noch ein bisschen mehr los als beim letzten Spiel. Das Spiel selbst ließ wenig Grund zum meckern, ein weiterer Sieg. Noch dazu bin ich von einer Journalistin von der Washington Post interviewt worden, was denn so die Unterschiede zwischen der Stimmung beim Publik Viewing in Deutschland und den USA sind.
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Nach dem Spiel bin ich weiter in die Stadt rein gelaufen.
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Ehrlich gesagt hab ich mir ein bisschen mehr Feierlaune erwartet. Es fühlte sich so an wie ein ganz normaler Tag, von Independence Day war wenig zu spüren. Andererseits, am dritten Oktober spielen bei uns ja auch nicht alle verrückt und laufen jubelnd und Fahnenschwingend durch die Gegend.
Da es nach wie vor sehr heiß war wollte ich in ein Museum gehen um etwas runter zu kühlen. Und natürlich um das Museum zu sehen. Dem besonderen Tage Rechnung tragend hab ich mich fürs Museum of American History entschieden. War brechend voll, teilweise interessant, teilweise weniger. Aber im großen und ganzen nen Besuch wert.
Als ich wieder nach draußen bin war ich ganz schön durstig, ich hatte den ganzen Tag über auch wenig getrunken. Nen Supermarkt oder so was gibt’s hier mitten im Zentrum auch nicht, nur so fliegende Händler die 3$ pro Flasche/Dose haben wollen. Aber nicht mit mir. Die günstigere Alternative: Im Air and Space Museum ist ein Mc Donalds. Für 1,5$ kann man sich da ein kleines Getränk kaufen und wie in den USA üblich gibt’s kostenlosen Refill. Das hab ich auch gut ausgenutzt.
Es ging so langsam auf die Abenddämmerung zu und um neun Uhr sollte das große Feuerwerk stattfinden. Das ist natürlich ein Muss. Abgefeuert wird es über dem Washington Monument, der beste Platz es zu sehen (dachte ich) ist demnach die National Mall. Den Gedanken hatten auch tausende anderer Leute, die Wiese war schon ziemlich voll, aber so schlimm, dass man gar keinen Platz mehr gefunden hätte war es nicht.
Als ich mich auf der Wiese gemütlich hingelegt und auf den Sonnenuntergang gewartet hab kam was kommen musste wenn man sich zuvor durch alle Geschmacksrichtungen der Getränkebar bei Mc Donalds trinkt. Leider war ich auch hier nicht der einzige. Die Schlangen von den unvernünftig wenigen Toiletten die aufgestellt wurden waren gigantisch. Die Wartezeit lag bei gut über einer Stunde. Das war natürlich inakzeptabel. Die umliegenden Museen hatten leider auch schon alle geschlossen. Da ich keinesfalls so lange warten wollte (konnte) hab ich mich auf die Suche nach Alternativen gemacht. Doch an alle der Toilettenstationen herrschte der selbe Andrang. Mein Plan war demnach die National Mall zu verlassen und einfach ein Restaurant oder ähnliches zu finden. War aber auch nicht so leicht, ist ja alles sehr weitläufig hier. Und es ging auch langsam schon auf neun Uhr zu. Jedenfalls führte mich meine Odyssee zum Jefferson Memorial, dort waren erfreulicherweise alle Toiletten frei. Warum kann ich mir nicht erklären, denn hier waren auch richtig viele Leute. Und nicht nur das, es scheinte mir sogar so als sei das hier ein noch besserer Ort um das Feuerwerk zu sehen als die National Mall. Man hat keine Leute vor sich, keine Gebäude, nur den See der ganz still da liegt.

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Gespanntes Warten auf den Stufen des Jefferson Memorial


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Am See


Um kurz nach neun ging es dann los. Ein durchaus beeindruckendes Feuerwerk. Da haben sie sich nicht lumpen lassen. Vor allem die Smilies fand ich cool.
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Die Farben Rot und Blau haben natürlich überwogen und sie haben es sogar geschafft die Buchstaben U, S und A in den Himmel zu schießen.
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Zum Schluß hin wurde so viel hochgeschoßen, dass das Feuerwerk in seiner eigenen Rauchsäule unterging. Man hat teilweise wirklich nur noch die Hälfte von den Raketen gesehen weil der Rauch so dicht war, dass er alles geschluckt hat.
Als nach einer halben Stunde das ganze Spektakel wieder vorbei war haben sich alle recht geschlossen auf den Heimweg gemacht. Entsprechend gewaltig waren die Menschenmassen durch die auch ich mich zwängen musste. An der Metro Station angekommen war aber Feierabend. Die ganze unterirdische Station war komplett voll, es haben sich oben sogar schon schlangen an den Rolltreppen nach unten gebildet. Ich hätte natürlich auch heim laufen können, dreiviertel Stunde, aber ich hab die Metrokarte gewissermaßen schon bezahlt gehabt. Also hab ich mir ein schönes Plätzchen gesucht, mich hingesetzt und ne knappe Stunde mein Buch gelesen. Danach war die Metro leer und ich konnte entspannt zum Hostel zurück fahren.

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