Heute wollte ich mir mal die Stadt etwas bei Tageslicht anschauen. Vormittags wars aber wieder so heiß, das wollte ich dann auf den späten Nachmittag verschieben. Den Vormittag hab ich demnach vor nem Ventilator sitzend mit lesen verbracht. Und mit der Frage wie ich nun weiter machen soll. Nachdem ich heute die Stadt angeschaut hab, ist Cartagena eigentlich für mich durch. Ich war recht lange am überlegen ob ich den fünftägigen Trek zur Lost City in Santa Marta machen soll. Eine erst 1972 entdeckte Ruinenstadt im Dschungel. Wie man sich vorstellen kann sind Touren dahin nicht ganz günstig und ich war damit beschäftigt herauszufinden ob es die 330$ wert sind. Aber alleine ohne Tour zu wandern ist scheinbar verboten und auch nicht ganz ungefährlich, vor sieben Jahren wurden dort einige Wanderer von kolumbianischen Rebellen entführt.
Noch ganz im Gedanken ist gegen eins Justin zu mir gekommen und fragte ob ich mit zum Mud Volcano kommen will, er und Nicklas hätten sich für die Tour heute nachmittag um zwei angemeldet. Gut, also hab ich die Besichtigung von Cartagena auf morgen verschoben und mich auch angemeldet. Kostenpunkt: 45000 Pesos.
Noch schnell unter die Dusche gesprungen und alles gepackt was ich glaubte zu brauchen, dann wars auch schon zwei Uhr und wir wurden vom Minivan abgeholt. In einem anderen Hostel haben wir noch drei andere Leute abgeholt und dann gings los.
Auf unserem Weg zum Vulkan haben wir auf der Landstraße nach vielleicht zwanzig Minuten Fahrt einen Bus überholt und kurz danach am Seitenstreifen gehalten. Ich dacht schon wir wären da. Aber tatsächlich sollten wir in den Bus umsteigen. Der war auch schon voller Leute und wir haben grad noch so nen Platz gefunden. Im Bus gings nach dem Stop noch eine halbe Stunde weiter die Straße entlang. Dann sind wir irgendwann rechts abgebogen auf eine kleine Nebenstraße, über einen kleinen Hügel drüber und schon waren wir da. Naja, ganz so einfach dann doch nicht, der wirklich kleine Hügel mit minimaler Steigung hat dem Bus so zu schaffen gemacht, dass es ihm im erst ersten Gang den Motor abgewürgt hat. Mehrmals. Aber wir sind nach mehreren Versuchen doch drüber gekommen. Den Hügel auf der anderen Seite runter (gut die dreifache Steigung von dem an dem wir gerade eben noch so zu kämpfen hatten) und schon tauchte er auf, der Matsch Vulkan. So um die zwanzig Meter hoch türmte er sich auf. Laut unserer Tourleiterin soll der Schlamm aus 2000 Meter Tiefe aufsteigen. Machte so auf jeden Fall schon mal nen stattlichen Eindruck. In einer Hütte haben wir uns alle umgezogen und die Sachen gelassen. Zu Fuß gings dann die etwas windschiefen Stufen zum Krater hinauf.
Oben angekommen gab’s erst mal nen schönen Rundumblick über das umliegende Land.
Gleich in den Krater konnten wir nicht, das selbe Problem das man des öfteren mit den Festzelten am Oktoberfest hat: Wegen Überfüllung geschlossen. Der Krater war etwa 4 auf 4 Meter groß und nochmal 4 Meter tief. Und da passt halt nur ne bestimmte Anzahl von Menschen rein ehe es zu voll wird.
Oben am Einstieg hat dann der „Camera Guy“ auf einen gewartet und für 3000 Pesos Fotos gemacht während man im Schlamm planscht. Deshalb gibt’s von mir auch Fotos.
Ein überaus seltsames Gefühl. Auf den ersten eineinhalb Metern hat der Schlamm eine sehr flüssige Konsistenz, weiter unten fühlt er sich fester an. Kleine Schlammklumpen schwimmen auch rum. Der Geruch ist etwas schwefelig, etwas ölig. Ab und zu kann man auch Ölschlieren im Schlamm ausmachen. Die Dichte von dem Schlamm ist wohl deutlich größer als die von Wasser, denn es ist unmöglich unter zu gehen. Ich habs versucht, keine Chance unter zu tauchen. Man hat zu viel Auftrieb. So ab der Brust aufwärts schaut man ans dem Schlamm. Sich darin vorwärts zu bewegen ist auch nicht einfach, zum einen sind da viele Leute, zum anderen hat man irgendwie kaum Kontrolle über seine Bewegungen. Mir sind öfter mal einfach die Beine an die Oberfläche getrieben. Aufpassen muss man auch mit dem ganzen Schlamm der so rumgespritzt wird. Ob absichtlich, ob jemand einfach nur den Kopf dreht und dabei die Haare „entschlammt“, oder weil was von den Leuten runter tropft die die Leiter nach oben steigen. Ich hab einige male was ins Auge gekriegt. War aber auf jeden Fall ein klasse Erlebnis. Nach ner guten viertel Stunde bin ich wieder raus.
Der ganze Schlamm musste ja auch irgendwie wieder runter, also führte der nächste Weg zum nahe gelegenen See. Oder viel mehr Pfütze. Denn mehr als dreißig Zentimeter tief war der nicht, zumindest auf den ersten zwanzig Metern. Dafür war der Boden schon schlammig mit dem ganzen Matsch der Tausenden von Leuten die sich dort nach dem Matschbad schon gereinigt haben. Wobei gereinigt auch eher relativ ist. Das Wasser war verständlicherweise nicht kristallklar, vielmehr konnte man keinen Zentimeter tief sehen. Aber um den verkrusteten Schlamm abzuwaschen hats gereicht. Einen weitere Duscheim Hostel wird wohl unausweichlich sein. Zum Abschluss haben wir noch etwas Wassermelone serviert bekommen und dann gings auch schon zurück in den Bus.
Das heißt, nicht ganz. Der Bus musste noch wenden, aber Rückwärtsgang war wohl defekt. Also musste er rückwärts geschoben werden.
Dann aber los. Alle rein in den Bus und ab nach Cartagena. Doch da war doch noch was… genau, der Berg den wir vorher runter gekommen sind. Wie zu erwarten war sind wir den nicht hochgekommen. So bis zur Hälfte haben wirs geschafft, dann ist der Bus wieder rückwärts nach unten gerollt. Das ganze Spiel hat sich sieben Mal wiederholt ehe wir unten geblieben sind, der Fahrer wild telefoniert und diskutiert hat und sich schließlich mehrere Leute am Bus zu schaffen gemacht haben. Der Transport auf kolumbianischen Straßen ist doch immer wieder eine Abenteuer. Nur fürs Protokoll: Es war kein Mercedes Bus sondern er kam aus China.
Nach ner halben Stunde rumdoktern hat es der Bus nochmal versucht, allerdings ohne Passagiere. Er ist dann auch tatsächlich den Berg hoch gekommen und wir durften zu Fuß hoch laufen. So blieb wenigstens noch die Gelegenheit für ein letztes Foto.
Die restliche Fahrt verlief zum Glück ohne weitere Überraschungen und gegen halb sieben sind wir in Cartagena angekommen und wurden vor einem der Stadttore rausgelassen. Das Hostel war zum Glück schnell gefunden. Doch zuerst mussten wir noch was zu essen besorgen. Wir haben auch ne ganze Menge Restaurants abklappern müssen bis wir eines gefunden hatten das unserem Backpacker-Geldbeutel genügt.
Danach ging’s erst mal zurück zum Hostel und unter die wohlverdiente Dusche.
Den Abend hab ich dann größtenteils mit lesen verbracht, auf dem Balkon des Hostels.