Es war überaus angenehm diesmal im klimatisierten Schlafsaal zu schlafen. Man schläft gleich um Welten besser.
Margarita war schon auf und in der Stadt unterwegs, sie meinte um elf ist sie spätestens wieder da und ich soll doch bitte auf sie warten, da sie zusammen mit mir nach Santa Marta fahren wollte. Ich hatte also Zeit gemütlich zu frühstücken und meine Sachen zu packen.
Kurz vor zwölf haben wir uns schließlich aus dem Hostel verabschiedet. Ein Taxi zum Busbahnhof sollte laut Rezeption 15000 Pesos kosten. Wir sind einfach runter an die Straße und haben gewartet bis ein Taxi vorbei gekommen ist.Das geht eigentlich recht schnell, hier sind viele Taxis unterwegs. Hat auch keine fünf Minuten gedauert bis ein freies vorbei kam. Meine Frage nach dem Preis wurde überraschenderweise auch mit 15000 Pesos beantwortet. Sehr erfreulich, so musste ich nicht erst einen zu hohen Preis runterhandeln. Im Nachhinein betrachtet war der Preis auch absolut gerechtfertigt, wir waren ne gute halbe Stunde unterwegs. Unsere Route führte uns auch durch richtig und ich meine richtig richtig arme Viertel. Irgendjemand hat mir mal gesagt, dass Kolumbien ein Land der Extreme ist. Es hat Hitze und Kälte, Karibik und Gebirge, Wüsten und Dschungel, sogar den einzigen Ort der Welt an dem man an einem Karibischen Strand liegen und dabei einen schneebedeckten Gletscher sehen kann. Und es gibt eben Arm und Reich. Auf vielen der karibischen Inseln hab ich ja auch schon Gegenden gesehen die man als Slums bezeichnen könnte. Aber da waren auch immer noch irgendwelche Anzeichen von Zivilisation zu erkennen, Stromanschlüsse, Straßen, Autos, … Aber das hier hatte nochmal ne andere Dimension. Wenn man das erste mal Menschen auf einer regelrechten Müllkippe zusammen mit Schweinen und Hunden hausen sieht, bei einem See den man bestenfalls noch als Giftbrühe bezeichnen kann, dann verschlägts einem doch erst mal die Sprache und man wird gezwungen ein bisschen über die eigene Lebensweise nachzudenken…
Am Busterminal angekommen mussten wir uns erst mal Tickets für die Fahrt nach Santa Marta beschaffen. Und einen Plan wann denn überhaupt der nächste Bus fährt. Stellte sich heraus, dass das extrem einfach war. Als wir so mit unserem Gepäck durch das Terminal liefen kamen gleich mehrere Leute auf uns zu gestürmt die “ Santa Marta, Santa Marta!“ riefen und uns mehr oder weniger aufdringlich in ihren Bus schleppen wollten. War für uns natürlich ideal, so haben wir uns die Busse angeschaut und den bestaussehensten genommen. Bei so vielen Angeboten war der Preis auch akzeptabel: 20000 Pesos für knapp fünf Stunden Fahrt. Ich hab mir für die Fahrt nur noch schnell zwei Empanadas (gefüllte Teigtaschen) gekauft und schon gings los.
Man liest ja immer viel über Busfahrten in Südamerika und vieles davon scheint zu stimmen: Die Klimaanlage wird auf arktische Temperaturen gestellt, Verkehrsregeln größtenteils kreativ ausgelegt, Überholmanöver als gäb’s kein Morgen, und geschaukelt hat es auch so stark, dass es nahezu unmöglich war während der Fahrt zu lesen weil ich das Buch einfach nicht stillhalten konnte. Aber die Fahrt ging auch so rum. Beim Blick aus dem Fenster boten sich schöne Landschaften die allerdings fast ausnahmslos zugemüllt waren. Überall lag Plastikmüll rum. In Mengen. Äußerst unschön.
Am Busbahnhof in Santa Marta angekommen trennten sich dann Margaritas und meine Wege. Sie ging Couchsurfen in einem kleinen Dorf ein paar Kilometer weiter und ich hatte eine Reservierung im Dreamer Hostel. Mit einem Taxi war ich auch schnell da. Das Hostel überzeugt vom ersten Augenblick an. Freundliche Begrüßung an der Rezeption, Top Küche, guter Schlafsaal, Pool, Bar, Restaurant, super Atmosphäre. Kein Wunder, dass das Hostel zum Besten Hostel Kolumbiens gewählt wurde. Auch de Preis ist ok. Die Nacht kostet hier 13 US$.
Nachdem ich mein Bett in Beschlag genommen hab musste ich erst mal einkaufen gehen. Und Bargeld besorgen. Zum Glück ist ein großes Einkaufszentrum nur fünf Minuten entfernt. Mit den Geldautomaten hatte ich aber so meine Probleme. Die wollten alle nur maximal 300000 Pesos ausspucken. Mit den Gebühren die ich dabei zahlen muss hätte ich da etwa 7% des abgehobenen Betrags der Bank in den Rachen geworfen. Das ist schon gewaltig viel. Hab mehrere Automaten probiert bis ich einen gefunden hab bei dem ich 600000 abheben konnte. Das kam dann zwar immer noch auf 4% aber besser als 7%.
Im Hostel wollte ich dann eigentlich mein Buch fertig lesen. Eine der vielen Hängematten schien mir auch der geeignete Ort dafür zu sein. An der Bar sollte am abend allerdings ein Bier Pong Turnier stattfinden und da wurden noch händeringend Mitspieler gesucht. Also hab ich halt mitgespielt, im Team mit Joaquim aus Peru. Dachte eigentlich wir würden recht bald rausfliegen und gut ists aber wir sind tatsächlich ins Finale gekommen und haben das auch noch gewonnen, so hat sich das doch noch bis Mitternacht hingezogen.