Cartagena bei Tag

Heute hatte ich endlich die Gelegenheit Cartagena bei Tag zu erkunden. Es war ein bisschen bewölkt und daher nicht ganz so heiß. Ich bin ein paar Stunden durch die Altstadt gelaufen, mal hier hin mal da hin. Mittags hab ich in einem Grill-Restaurant gegessen. Und dazu wollte ich mir einen der für Kolumbien typischen Fruchtsäfte mit Milch gönnen. Das Problem: Die Fruchtsorten die zur Auswahl standen waren alle auf Spanisch. Und um all die Früchte übersetzen zu können reicht mein Spanisch mit Sicherheit nicht. Geschweigeden hab ich den deutschen Namen von manchen der Früchte je gehört. Aus dem Bauch heraus hab ich mich für Guanábana entschieden, was in deutsch die Stachelanemone wäre. Exzellente Entscheidung, hat super geschmeckt.
Nach dem Essen bin ich noch weiter durch die Gegend gelaufen bis ich mich wieder ins Hostel verzogen hab um dort den Tag gemütlich im klimatisierten Zimmer ausklingen zu lassen.

Strasse vor dem Hostel

Strasse vor dem Hostel


Stadtmauer

Stadtmauer


Saftverkäufer

Saftverkäufer


Stadttor

Stadttor


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So ganz wurde aus dem faul im Hostel bleiben allerdings nichts, denn als ich mich gerade zum lesen zurückgezogen hatte kam Neuzugang für den Schlafsaal, Margarita aus Lithauen. Hab mich dann von ihr überreden lassen doch noch mit ihr in die Stadt zu gehen und ein nettes Restaurant zum Essen zu suchen.
Wir sind auch ne ganze Zeit lang umhergelaufen, denn so richtig unserem Kostenramen entsprach nichts. Bis wir auf Waffels & Crèpes gestossen sind. Unglaublich netter Innenhof, erstaunlich günstig und ein himmlischer Himmbeershake. Margarita reist auch recht viel, so hatten wir uns einighes zu erzählen, ich weiss nun beispielsweise was zu tun ist wenn ich meinen Ausweis verliere oder wie man mit etwas Flexibilität praktisch umsonst fliegen kann. Das werd ich bei Geleghenheit mal testen. Etwas überracht hat mich allerdings ihr Job. Recht weit oben in der Rechtsabteilung von Nestlé. Ich dachte immer um bei einem Konzern wie Nestlé zu arbeiten muss man seine Seele an den Teufel gleich mehrfach verkauft haben. Ist aber scheinbar nur bei 95% der Leute die dort arbeiten der Fall.
Himmbeershake

Himmbeershake

Mud Volcano

Heute wollte ich mir mal die Stadt etwas bei Tageslicht anschauen. Vormittags wars aber wieder so heiß, das wollte ich dann auf den späten Nachmittag verschieben. Den Vormittag hab ich demnach vor nem Ventilator sitzend mit lesen verbracht. Und mit der Frage wie ich nun weiter machen soll. Nachdem ich heute die Stadt angeschaut hab, ist Cartagena eigentlich für mich durch. Ich war recht lange am überlegen ob ich den fünftägigen Trek zur Lost City in Santa Marta machen soll. Eine erst 1972 entdeckte Ruinenstadt im Dschungel. Wie man sich vorstellen kann sind Touren dahin nicht ganz günstig und ich war damit beschäftigt herauszufinden ob es die 330$ wert sind. Aber alleine ohne Tour zu wandern ist scheinbar verboten und auch nicht ganz ungefährlich, vor sieben Jahren wurden dort einige Wanderer von kolumbianischen Rebellen entführt.
Noch ganz im Gedanken ist gegen eins Justin zu mir gekommen und fragte ob ich mit zum Mud Volcano kommen will, er und Nicklas hätten sich für die Tour heute nachmittag um zwei angemeldet. Gut, also hab ich die Besichtigung von Cartagena auf morgen verschoben und mich auch angemeldet. Kostenpunkt: 45000 Pesos.
Noch schnell unter die Dusche gesprungen und alles gepackt was ich glaubte zu brauchen, dann wars auch schon zwei Uhr und wir wurden vom Minivan abgeholt. In einem anderen Hostel haben wir noch drei andere Leute abgeholt und dann gings los.
Auf unserem Weg zum Vulkan haben wir auf der Landstraße nach vielleicht zwanzig Minuten Fahrt einen Bus überholt und kurz danach am Seitenstreifen gehalten. Ich dacht schon wir wären da. Aber tatsächlich sollten wir in den Bus umsteigen. Der war auch schon voller Leute und wir haben grad noch so nen Platz gefunden. Im Bus gings nach dem Stop noch eine halbe Stunde weiter die Straße entlang. Dann sind wir irgendwann rechts abgebogen auf eine kleine Nebenstraße, über einen kleinen Hügel drüber und schon waren wir da. Naja, ganz so einfach dann doch nicht, der wirklich kleine Hügel mit minimaler Steigung hat dem Bus so zu schaffen gemacht, dass es ihm im erst ersten Gang den Motor abgewürgt hat. Mehrmals. Aber wir sind nach mehreren Versuchen doch drüber gekommen. Den Hügel auf der anderen Seite runter (gut die dreifache Steigung von dem an dem wir gerade eben noch so zu kämpfen hatten) und schon tauchte er auf, der Matsch Vulkan. So um die zwanzig Meter hoch türmte er sich auf. Laut unserer Tourleiterin soll der Schlamm aus 2000 Meter Tiefe aufsteigen. Machte so auf jeden Fall schon mal nen stattlichen Eindruck. In einer Hütte haben wir uns alle umgezogen und die Sachen gelassen. Zu Fuß gings dann die etwas windschiefen Stufen zum Krater hinauf.

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Oben angekommen gab’s erst mal nen schönen Rundumblick über das umliegende Land.
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Gleich in den Krater konnten wir nicht, das selbe Problem das man des öfteren mit den Festzelten am Oktoberfest hat: Wegen Überfüllung geschlossen. Der Krater war etwa 4 auf 4 Meter groß und nochmal 4 Meter tief. Und da passt halt nur ne bestimmte Anzahl von Menschen rein ehe es zu voll wird.

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Oben am Einstieg hat dann der „Camera Guy“ auf einen gewartet und für 3000 Pesos Fotos gemacht während man im Schlamm planscht. Deshalb gibt’s von mir auch Fotos.
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Ein überaus seltsames Gefühl. Auf den ersten eineinhalb Metern hat der Schlamm eine sehr flüssige Konsistenz, weiter unten fühlt er sich fester an. Kleine Schlammklumpen schwimmen auch rum. Der Geruch ist etwas schwefelig, etwas ölig. Ab und zu kann man auch Ölschlieren im Schlamm ausmachen. Die Dichte von dem Schlamm ist wohl deutlich größer als die von Wasser, denn es ist unmöglich unter zu gehen. Ich habs versucht, keine Chance unter zu tauchen. Man hat zu viel Auftrieb. So ab der Brust aufwärts schaut man ans dem Schlamm. Sich darin vorwärts zu bewegen ist auch nicht einfach, zum einen sind da viele Leute, zum anderen hat man irgendwie kaum Kontrolle über seine Bewegungen. Mir sind öfter mal einfach die Beine an die Oberfläche getrieben. Aufpassen muss man auch mit dem ganzen Schlamm der so rumgespritzt wird. Ob absichtlich, ob jemand einfach nur den Kopf dreht und dabei die Haare „entschlammt“, oder weil was von den Leuten runter tropft die die Leiter nach oben steigen. Ich hab einige male was ins Auge gekriegt. War aber auf jeden Fall ein klasse Erlebnis. Nach ner guten viertel Stunde bin ich wieder raus.
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Der ganze Schlamm musste ja auch irgendwie wieder runter, also führte der nächste Weg zum nahe gelegenen See. Oder viel mehr Pfütze. Denn mehr als dreißig Zentimeter tief war der nicht, zumindest auf den ersten zwanzig Metern. Dafür war der Boden schon schlammig mit dem ganzen Matsch der Tausenden von Leuten die sich dort nach dem Matschbad schon gereinigt haben. Wobei gereinigt auch eher relativ ist. Das Wasser war verständlicherweise nicht kristallklar, vielmehr konnte man keinen Zentimeter tief sehen. Aber um den verkrusteten Schlamm abzuwaschen hats gereicht. Einen weitere Duscheim Hostel wird wohl unausweichlich sein. Zum Abschluss haben wir noch etwas Wassermelone serviert bekommen und dann gings auch schon zurück in den Bus.
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Das heißt, nicht ganz. Der Bus musste noch wenden, aber Rückwärtsgang war wohl defekt. Also musste er rückwärts geschoben werden.
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Dann aber los. Alle rein in den Bus und ab nach Cartagena. Doch da war doch noch was… genau, der Berg den wir vorher runter gekommen sind. Wie zu erwarten war sind wir den nicht hochgekommen. So bis zur Hälfte haben wirs geschafft, dann ist der Bus wieder rückwärts nach unten gerollt. Das ganze Spiel hat sich sieben Mal wiederholt ehe wir unten geblieben sind, der Fahrer wild telefoniert und diskutiert hat und sich schließlich mehrere Leute am Bus zu schaffen gemacht haben. Der Transport auf kolumbianischen Straßen ist doch immer wieder eine Abenteuer. Nur fürs Protokoll: Es war kein Mercedes Bus sondern er kam aus China.
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Nach ner halben Stunde rumdoktern hat es der Bus nochmal versucht, allerdings ohne Passagiere. Er ist dann auch tatsächlich den Berg hoch gekommen und wir durften zu Fuß hoch laufen. So blieb wenigstens noch die Gelegenheit für ein letztes Foto.
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Die restliche Fahrt verlief zum Glück ohne weitere Überraschungen und gegen halb sieben sind wir in Cartagena angekommen und wurden vor einem der Stadttore rausgelassen. Das Hostel war zum Glück schnell gefunden. Doch zuerst mussten wir noch was zu essen besorgen. Wir haben auch ne ganze Menge Restaurants abklappern müssen bis wir eines gefunden hatten das unserem Backpacker-Geldbeutel genügt.
Danach ging’s erst mal zurück zum Hostel und unter die wohlverdiente Dusche.
Den Abend hab ich dann größtenteils mit lesen verbracht, auf dem Balkon des Hostels.

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Cartagena bei Nacht

Der heutige Tag war mir irgendwie zu heiß um durch die Stadt zu laufen. Mir war auch mehr nach entspannen und lesen als nach Kulturprogramm. Deshalb bin ich ziemlich den ganzen Tag im Hostel geblieben. War auch ganz nett mal ne Zeit lang einfach nichts zu tun.

Lesen auf dem Balkon

Lesen auf dem Balkon

Den ganzen Tag konnt ich das aber auch nicht durchhalten. Am Abend bin ich mit Sam und Bruce erst zum Supermarkt um ein paar Bier zu kaufen und danach zur Stadtmauer um uns den Sonnenuntergang über dem Meer anzusehen. War aber leider sehr wolkig so dass man die Sonne nicht im Meer hat versinken sehen.

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang

 

Stadtmauer von Cartagena

Stadtmauer von Cartagena

Danach wollten wir noch nen netten Ort finden um den restlichen Abend zu verbringen. Dazu sind wir recht ziellos durch die Stadt gestreift. Jetzt waren die Temperaturen auch deutlich angenehmer. Nach etwa einer halben Stunde, als wir die Stadtmauer schon hinter uns gelassen haben, haben wir scheinbar den lokalen Treffpunkt gefunden. Plaza de la trinidad. Wie der Name schon vermuten lässt direkt vor einer Kirche. Und hier war allerlei geboten. Von Musikern, Jongleuren und anderen Straßenkünstlern, Domino-spielenden Kolumbianern, über die verschiedensten Snack Anbieter (ich hatte für 2500 Pesos einen ausgezeichneten Schaschlick Spieß) bis hin zu Anbietern frischer Fruchtsäfte. Nur eine Bar suchte man hier vergeblich. Macht aber nichts, dafür war so eine Art Tante-Emma-Laden da. Obwohl die Flasche mit 0,75 Liter Aguila Bier nur 3000 Pesos kostete hat der Laden ganz schön Umsatz gemacht. Im Prinzip war das ne Bar, nur ohne Alkoholausschank-Lizenz. Das zeigt einmal mehr, das Kolumbianer Regeln und Vorschriften eher kreativ auslegen, ob jetzt so was oder vor allem im Straßenverkehr. War auf jeden Fall ein guter abend mit vielen interessanten Unterhaltungen.

Plaza de la Trinidad

Plaza de la Trinidad

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Streetfood

Streetfood

Die Sperrstunde wurde allerdings absolut eingehalten, um Punkt zwölf ging der Rollladen des Landens runter. Für uns das Zeichen uns langsam auf den Heimweg zu machen. Die Stadt lag inzwischen auch recht ruhig da.

Playa Blanca

Trotz Ventilator kann man bei der Hitze nicht lange schlafen. Aber das macht eigentlich nichts denn für heute morgen stand der Plan schon fest. Ich wollte mit Sam und Justin aus dem Hostel zum Playa Blanca fahren. Die Strände hier direkt in Cartagena sind nicht so berauschend, der Playa Blanca auf einer nahe gelegenen Insel soll aber ganz schön sein hat man uns gesagt. Die Anreise lässt sich auf zwei Arten machen. Entweder man fährt vom Hafen in Cartagena per Boot direkt zum Playa Blanca, dauert je nach Boot um die eine Stunde und kostet hin und zurück um die 60000 Pesos, etwa 35$. Oder aber, etwas abenteuerlicher dafür aber mit geschätzt 18000 Pesos pro Richtung auch günstiger wofür wir uns letztlich auch haben. Dafür mussten wir zunächst mit dem Bus in eine benachbarte Stadt fahren, dort ein kurzes Stück laufen, eine Fähre rüber zur Insel nehmen und dort dann ein Moto zum Strand. Dauert auch länger als eine Stunde, aber wir haben ja Zeit.
Um kurz nach neun sind wir drei losgelaufen, zuerst zum Supermarkt, denn Sam und Justin wollten noch Schnorchelausrüstung kaufen, denn angeblich kann man am Playa Blanca gut schnorcheln. Da hat sichs doch gelohnt, dass ich meine Schnorchelsachen noch bis hier her mitgeschleppt hab. Nach dem Supermarkt sind wir zu den Bushaltestellen gegangen. Unseren Bus unter den vielen rauszufinden hat auch ganz gut geklappt, da in jedem Bus jemand rausgerufen hat wohin die Reise geht. Wir sind in den gegangen der den Namen von der Stadt mit der Fähre gerufen hat. Das kann man sich durchaus etwas chaotisch vorstellen, denn das war es wohl auch. Der Bus war noch relativ leer, deshalb hat sich unsere Abfahrt noch etwas verzögert bis mehr Leute eingestiegen sind.

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Im Bus


Der Bus hatte natürlich keine Klimaanlage, man kann sich die Fahrt im Bus ungefähr so vorstellen als wäre man eine Stunde in ner guten Sauna gesessen. Trotz offenen Fenstern. Es war wirklich heiß. Nochdazu haben wir überall gehalten, auch mit teils langen Haltezeiten. Während der Bus angehalten hat sind immer die verschiedensten Verkäufer an Bord gekommen und haben ihre Waren, meist Getränke oder Früchte, angeboten. Listig waren auch die die vorne eingestiegen sind, nach hinter durch gegangen sind und dabei an alle kleine Süßigkeiten verteilt haben (ich hab abgelehnt, weil mir schon klar war was danach kommen würde), wieder nach vorne gegangen sind und dann von allen die was genommen haben Geld verlangt haben.
Wie gesagt, nach etwa ner Stunde hat der Fahrer in einem was für mich wie ein kleines Dorf wirkte gehalten und meinte zum Playa Blanca müssen wir hier aussteigen. Also sind wir raus, nachdem wir 1800 Pesos für die Fahrt gezahlt haben. Wir wollten nun zur Fähre laufen, von der wir natürlich nicht wussten wo genau sie ist, wurden aber sofort von einer Motorradgang umrungen. Zumindest wirkte das so auf uns. Stellte sich heraus die Jugendlichen, um die 14-20 Jahre, waren die Fahrer der Motos. Die Motos sind praktisch 125er Mofas die hier im Land als Ein-Personen-Taxi fungieren. Laut unseren Infos sollte man die 500 Meter bis zur Fähre aber auch laufen können. Noch dazu wollten die Jungs 20000 pro Person haben. Also sind wir einfach mal in eine Richtung gelaufen, mit leicht ungutem Gefühl wie ich zugeben muss. Alleine waren wir jedoch nicht, denn uns folgten immer 4-5 der Motos die in einem Dauerwortschwall auf uns einredeten und zwar mit dem Preis immer weiter runter gingen, die wir aber immer haben abblitzen lassen. Nach fünf Minuten haben wir auch ein Schild gesehen das zur Fähre deutete. Die Straße (Schotterpiste) sind wir entlang bis wir den Kanal angetroffen haben der die Insel vom Festland trennt. Von Fähre allerdings keine Spur. Der Kanal war auch nur etwa 100 breit. Jetzt waren wir zugegebenermaßen etwas ratlos. Wie immer waren die Motos auf Schritt und Tritt an unserer Seite. Ich sollte noch erwähnen, dass im Grunde keiner von uns Spanisch sprach, beziehungsweise nur äußerst rudimentär. Und englisch ging natürlich auch nicht. Mit viel hin und her haben wir aus den Brocken die wir von den Jungs verstanden haben herausgehört, dass keine Fähre mehr fährt und es jetzt eine Brücke gibt und sie uns zum Playa fahren können. Das kam uns erst mal sehr suspekt vor, denn im Hostel wurde uns gesagt die Fähre würde fahren. Als sie dann auch noch meinten die Fahrt würde eine halbe Stunde dauern und es wären 25 Kilometer dachte ich die wollen uns nun völlig übern Tisch ziehen. Um uns doch etwas Klarheit zu verschaffen haben wir eine vorbeigehende alte Frau mal nach der Fähre gefragt und die meinte auch die würde nicht mehr fahren. Letztlich sind wir nach langer Diskussion überein gekommen, dass wir in dem Fall wohl die Motos nehmen müssen. Dann ging natürlich das Handeln um den Preis los. 12000 war die einhellige Meinung der Jungs, drunter geht gar nicht. Mit etwas hin und her sind sie auf 10000 runter gegangen. Allerdings haben sie einen strategischen Fehler begangen, der in so einer Verhandlungssituation natürlich fatal ist. Es waren sechs Fahrer für drei potentielle Kunden. Ich hab also den Spieß umgedreht und gesagt für 7000 fahr ich mit dem ersten der sich anbietet. Ich musste keine Sekunde warten bis mir einer einen Helm (naja, eine etwas zu groß geratene Plastikschale) in die Hand gedrückt hat. Die anderen beiden sind dann ähnlich Verfahren und schon waren wir auf den Mofas. Was dann folgte lässt sich eigentlich mit einem Wort zusammenfassen: Adrenalinkick. Ich hab ja im Internet schon gelesen, dass der Kolumbianer von Verkehrsregeln wenig hält, aber mir ist bei der Fahrweise schon etwas mulmig geworden. Vollgas sowieso, alles überholt was uns in den Weg kam, kaum waren wir raus aus dem kleinen Dorf mit der Fähre (die Brücke war schon in Sicht) wurde die Straße zu einer wirklichen Off-Road Rennstrecke. Also wirklich. Kein Witz. Im Ernst. Voll mit engen Kurven (mit zu vielen losen Steinen für meinen Geschmack) und sogar mit so richtig schönen Bodenwellen, bis nen halben Meter hoch und nen guten Meter lang und davon mehrere hintereinander. Das muss einfach eine angelegte Strecke zum Dirtbike fahren sein. Das alles haben wir aber unbeschadet überstanden, ich muss meinem Fahrer aber auch zugute halten, dass weder er noch seine Maschine einen sichtbaren Kratzer hatten. Er weiß also offenbar was er tut. Der nächste Panikmoment ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Auf der engen Strecke vor uns standen 5 andere Fahrer mit ihren Bikes und blockierten so halb die Straße. Und ich dachte ernsthaft: Ok, jetzt ist es soweit. Das wird jetzt das erste mal sein, dass ich ausgeraubt werde.
Mein Fahrer hat auch immer weiter runtergebremst und kurz vor der Blockade waren wir nur noch in Schrittgeschwindigkeit unterwegs. Dann wurde die Straße aber freigegeben und wir konnten weiter fahren. Wow, das war krass.
Die Off-Road Strecke haben wir kurz darauf verlassen und sind auf die Brücke gefahren. Auf der anderen Seite kam schon das nächste Hindernis, ein Militär Checkpoint. Wir wurden aber durchgewunken. Danach folgten tatsächlich noch an die 15 Kilometer Strecke, schön kurvig, mit vielen anderen Motos die wir alle hinter uns ließen. Mehrere dieser Überholmanöver hätte ich im Leben nicht selbst gefahren.
Den letzten Kilometer gings nochmal auf richtige Schotterpiste und auch da wurde ich überrascht wie schnell man über so eine Piste fahren kann ohne dass es einem in der Kurve die Reifen wegzieht. Wie gesagt, Adrenalinkick.
Wir sind heil angekommen und ich lag mit meiner Einschätzung, dass mein Fahrer flott unterwegs war nicht falsch, denn wir mussten 5 Minuten warten bis die anderen auch da waren.
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Überlebt


Wir waren also am Playa Blanca angekommen, für gerade mal 8800 Pesos. Und Nervenkitzel gab’s gratis dazu.
Der Strand war auch nicht ganz so weiß wie der Name vermuten lässt. Aber immerhin kam etwas Karibik-Feeling auf, auch wenn es weit und breit keine Palmen gab. Recht viele Leute waren auch da, dafür gab es wenig Schatten. Wir haben aber doch noch ein Plätzchen unter einem Baum gefunden.
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Auch Bruce haben wir hier getroffen, wohnt auch bei uns im Hostel, hat die Nacht aber in einer der Hängematten am Strand verbracht die man sich hier mieten kann. Das wär was womit ich mich auch anfreunden könnte wenn ich nicht die nächsten zwei Tage schon im Hostel gezahlt hätte.
Es wurde langsam auf jeden Fall Zeit mal ins Wasser zu gehen und die Gegend ab zu schnorcheln. Das Gefühl so unter Wasser zu sein hat mir richtig gefehlt. Leider, leider, leider war die Unterwasserwelt aber nur eine mäßige. Die Sicht war recht schlecht, vielleicht 3-5 Meter. Da war einfach zu viel Sand im Wasser. Die Korallen waren so gut wie alle abgestorben und zum großen Teil abgebrochen. Fische hatte es zwar schon ein paar, aber durch die schlechte Sicht war das irgendwie auch nichts. Man muss der Tatsache einfach ins Auge sehen, in der Hinsicht hat mich die Karibik hoffnungslos verzogen.
Wir sind danach noch etwas am Strand abgehangen ehe wir uns so langsam Gedanken um unsere Rückreise gemacht haben. Irgendwie war ich der Meinung gehört zu haben es gäbe einen Bus der direkt vom Strand nach Cartagena fährt. Nachdem wir mehrere Leute am Strand danach gefragt haben hat sich aber herausgestellt, dass der Bus ebenso wie sie Fähre nicht existiert. Wir hätten also wieder ein Moto bis zu dem Dorf nehmen müssen und dann den Bus nach Cartagena. Oder aber wir ergattern noch Plätze in einem der Boote die die Touris von Cartagena zum Playa Blanca schippern und hier auf die Rückfahrt warten. Die Boot-Option erschien uns irgendwie angenehmer wenn die vom Preis her halt auch passt. Ist auch schneller und weniger stressig. Wir sind also zu mehreren Booten hin und haben gefragt ob noch drei Plätze frei sind. Bei vielen war nichts mehr frei. Einer wollte uns mitnehmen, aber für 20000. Zu viel. Irgendwann waren alle Boote weg, bis auf ein letztes Schnellboot. Sah aber auch schon recht voll aus. Trotzdem sind wir zu dem noch hin und haben gefragt. Und der hat uns tatsächlich noch für 15000 mitgenommen. Das war für uns ok, wir hatten sogar Plätze in der ersten Reihe. Das Boot war auch echt flott unterwegs, wenn hinten 500 PS anschieben und das Boot nicht viel mehr als eine Nussschale ist dann geht’s da ganz schön zur Sache. Wir hatten auf jeden Fall recht angenehmen Fahrtwind. Nur dass das Meer gegen späten Nachmittag etwas mehr Wellen hatte hat die Fahrt doch etwas ruppig werden lassen.
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Playa Blanca


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Das Boot


Dauerte ne knappe Stunde bis wir in Cartagena angekommen sind. Danach wars noch ein kurzer Spaziergang durch die Altstadt bis wir wieder im Hostel waren. Dort brauchte ich dringend eine Dusche.
Hungrig waren wir auch alle, ich bin mit Justin losgezogen um nen günstigen Ort zum essen zu finden. In der Altstadt war das aber etwas schwieriger, deshalb ließen wir die Stadtmauer bald hinter uns und haben im neueren Stadtteil gesucht und gefunden. Für mich gab’s ein schönes gegrilltes Stück Rind mit Kartoffeln für 5€. War auch echt gut.
Auf unserem Rückweg sind wir noch etwas durch die Altstadt geschlendert. Hier merkt man auch ganz deutlich, dass sich das Leben mehr nachts als am Tag abspielt. Tagsüber ist es halt einfach zu heiß.
Zurück im Hostel hab ich mich meinem Handy widmen müssen, denn das machte mal wieder Zicken und ließ sich genau wie in Puerto Rico nicht mehr starten.

Kolumbien

Nach sehr kurzer Nacht ging es heute um 3 Uhr zum Flughafen. Othoniel hat mich freundlicherweise hingefahren. Ging in einer knappen Stunde weil kein Verkehr war.
Am Jet Blue Terminal angekommen war ich erst mal ziemlich überrascht, dass um die Zeit so wahnsinnig viel los war. Hunderte von Leuten die alle irgendwo angestanden sind. Und ich dachte schon ich hätte hier jetzt noch ein paar ruhige Stunden vor mir ehe mein Flug um halb neun geht. Daraus wurde erst mal nichts. Zuerst musste ich mich am Check-in Schalter anstellen, ging aber mit einer halben Stunde noch recht flott. Wie immer fliege ich mit One-way Ticket, da kommen ja ganz gerne mal ein paar zusätzliche Komplikationen und Unberechenbarkeiten dazu. Die Frau an Schalter wollte natürlich wissen wie ich Kolumbien wieder verlassen. Irgendein Ticket oder so musste ich nicht zeigen, dafür reichte ihr, dass ich ihr gesagt hab ich würde am 5.8. nach Los Angeles fliegen. Ungewöhnlich, normal muss man da immer ein Ticket vorzeigen. Zum Ausgleich wollte sie noch meine ESTA Bestätigung zum Aufenthalt in den USA sehen womit ich nun wirklich nicht gerechnet hab. Ich hab also am Handy fünf Minuten lang versucht das zu finden aber letztendlich nicht gefunden. Dann hat sie mich halt einfach so durchgewunken…
Danach ging es weiter durch den Security Check. Der normale Metalldetektor war scheinbar nicht genug für mich. Der hat immer wieder angeschlagen. Ich hab dem Officer zwar gesagt, dass das meine Schuhe sind aber ausziehen wollte er sie mich nicht lassen. Stattdessen durfte ich in den Ganzkörperscanner zur Komplettdurchleuchtung. Danach wars aber gut.
Mir standen dann noch drei Stunden Wartezeit bevor ehe die Maschine abhob. Die Zeit ging eigentlich recht schnell vorbei. An Bord des Fliegers gab’s auch mehrere angenehme Überraschungen: Zum einen haben die Jet Blue Flugzeuge überraschend viel Beinfreiheit. Im Gegensatz zu so manch anderem Flugzeug sind meine Knie hier nicht ständig an den vorderen Sitz gestoßen. Zum anderen gab es eine reichliche Auswahl an kostenlosen Getränken und Snacks, bei Billigfliegern eher unüblich. Das i-Tüpfelchen war aber das kostenlose WLAN. Das war das erste mal, dass ich 10 Kilometer über dem Meer im Internet surfen konnte.
Der Flug verlief recht angenehm und ruhig. Knappe fünf Stunden dauerte es bis wir in Cartagena landeten.
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Take off


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Als ich aus dem Flugzeug ausgestiegen bin bin ich erst mal gegen eine Wand gelaufen. Eine Wand aus Hitze und Luftfeuchtigkeit. Die Karibik hat mich wieder. Überall Palmen und exotische Pflanzen. Ich kann ganz ehrlich zugeben, dass ich das schon gewaltig vermisst hab.
Im Terminal ging es erst mal durch die Einreisekontrolle. Natürlich nicht ohne Komplikationen, ich wurde von einem Schalter zum nächsten geschickt bis ich endlich als letzter aus meinem Flieger den Stempel in den Pass gekriegt hab. Auch wieder 90 Tage die ich hier bleiben darf. So lange wirds aber nicht werden, nach 20 Tagen ist ja schon mein Rückflug. Nachdem ich auch mein Gepäck hatte musste ich mir zunächst mal etwas Geld wechseln um das Taxi in die Stadt zu bezahlen. Man hats hier mit ganz schön großen Scheinen zu tun, denn 2500 kolumbianische Pesos sind 1€.
Taxis waren auch genug am Flughafen und wie üblich musste ich erst mal die viel zu teueren Fahrpreise runterhandeln. Für 15000 Pesos hab ich dann einen genommen der mich zu meinem Hostel fuhr. Von den Straßenszenen die ich so im Vorbeifahren gesehen hab hat mich das hier aber doch mehr an Marokko erinnert als an eine der karibischen Inseln.
Im Hostel angekommen konnte ich auch gleich einchecken. Mein Bett im Fünferzimmer ist ok, gibt keine Klimaanlage, nur ein paar Ventilatoren. Mal sehen wie die Nacht da zu ertragen ist. Die Bäder sind auch zweckmäßig. Ganz nett sind die Hängematten auf dem Balkon. Alles in allem für 10€ pro Nacht schon in Ordnung.
Nachdem ich meine Sachen erst mal im Zimmer verstaut hab bin ich zum nahe gelegenen Supermarkt gelaufen um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Bemerkenswert: Milch wird hier nicht in Tetrapacks verkauft sondern in Plastikbeuteln. Auch bei Wasser hat man die Wahl: 6 Liter im Kanister kosten 5500 Pesos während 6 Liter im Plastikbeutel (Kein Witz) 2000 Pesos kosten. Sehr seltsam. Ansonsten ist das Preisniveau eigentlich nicht all zu unterschiedlich zu Europa.
Den Rest vom Tag hab ich im Hostel verbracht, in aller Ruhe akklimatisieren.
Inzwischen bin ich übrigens wieder eine Zeitzone weiter gekommen, inzwischen ist es bei mir sieben Stunden früher als in Deutschland.
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Gegen halb acht als die Sonne unter ging wurde es auch langsam ein bisschen erträglicher von der Temperatur her. Kalt duschen war trotzdem nicht, es gibt zwar gar kein heißes Wasser hier an der Dusche aber das Wasser das aus dem Duschkopf kommt ist halt einfach nicht so angenehm kalt wie bei uns sondern zumindest lauwarm. War trotzdem ein gutes Gefühl nach dem Tag zu duschen.

Good-bye USA

Heute war mein letzter Tag in den USA. Den musste ich nochmal für allerlei Organisatorisches für meinen Kolumbien Aufenthalt verwenden. Die Sachen mussten gepackt werden, was nicht einfach war. Gerade die Flossen waren recht schwierig im Rucksack unterzubringen weil sie halt so groß sind. Aber ich hab irgendwie doch alles auf meine beiden Rucksäcke aufteilen können. Bin echt froh wenn ich davon bald nen Teil loswerden kann. Mein Hostel für die ersten paar Tage in Cartagena hab ich nun auch gebucht. Alles in allem hab ich soweit alles fertig gekriegt was dringend vor Abflug zu erledigen war.

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Mein Quartier der letzten Tage


Abends hab ich es mir nicht nehmen lassen Othoniel und Gustavo für ihre Gastfreundschaft nochmal zum Essen einzuladen. War auch echt lecker, wieder ein Kolumbianer, aber diesmal ein anderer.
Nach dem Essen hab ich mich recht zeitig gegen elf ins Bett gelegt, die Nacht versprach eine kurze zu werden.

High in the Sky

Heute Vormittag hatte ich noch ein bisschen Organisatorisches zu erledigen. Unter anderem musste ich mich noch mit Dollars eindecken für meine Reise nach Kolumbien. Und einem Frisör musste ich auch mal wieder einen Besuch abstatten.
Gegen Mittag bin ich nach New York gefahren. Das Wetter sah heute leider nicht 100% gut aus, aber heute war praktisch die letzte Möglichkeit ein Geschenk von meiner Mutter einzulösen. Einen Helikopter Rundflug über New York. Der Heliport der Stadt befindet sich ziemlich an der Südspitze Manhattans. Eine Reservierung hatte ich keine, ich bin einfach so aufgetaucht.
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Am Heliport waren auch mehrere Anbieter für Rundflüge vor Ort. Hab mir einen Ausgesucht und gesagt ich würde gerne fliegen. Leider war heute aber, auch wegen des Wetter wenig los, so dass ich bisher der einzige war der fliegen wollte. Und mit einem alleine fliegen sie nicht. Ich hab dann noch etwas gewartet ob noch jemand kommt, war aber nicht der Fall. Also haben die mich zu einem der anderen Anbieter gebracht. Da war etwas mehr los und die meinten sie hätten für den nächsten Flug noch einen Platz frei. Ich müsste nur warten bis sich das Wetter bessert, denn inzwischen hat es angefangen zu Regnen und zu Gewittern.
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Eine knappe Stunde musste ich warten ehe das Wetter sich besserte. Aber dann ging es tatsächlich los. Sechs Passagiere. Und ich hatte das Glück nicht in einer Gruppe zu sein, wie die anderen (Gruppen von je zwei und drei Leuten), ich war alleine. Die Gruppen wollte man natürlich zusammen sitzen lassen. Die Passagierkabine hat auch genau fünf Plätze. Perfekt. So blieb für mich nur der Copilotensitz übrig. Besser hätte ichs nicht treffen können. Angenehm geräumig, wohin ich auch schaute, Fenster zum rausschauen und die Instrumente konnte ich auch sehen.
Dann ging es los. Die Rotoren drehten hoch und ganz sanft hoben wir vom Boden ab.

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Im Cockpit


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Wir flogen, ein irre Gefühl. Nicht zu vergleichen mit dem Fliegen in nem Flugzeug. Wir hielten zuerst auf die Freiheitsstatue zu und umrundeten diese. Dabei haben wir uns so richtig schön in die Kurve gelegt, wir waren ziemlich schräg.
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Eine wahnsinns Sicht auf die Statue. Danach ging es weiter den Hudson River hinauf, links von uns New Jersey und rechts von uns Manhattan. Die Häuserschluchten sind ja vom Boden aus schon beeindruckend, aber von oben ist das einfach nochmal ne andere Nummer. Mir fehlen tatsächlich die Worte das auch nur annähernd zu beschreiben, deshalb lass ichs mal bei Bildern.
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Freedom Tower


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Empire State Building und Madison Square Garden


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Central Park


Auf Höhe des Central Parks haben wir gewendet. Und sind den Hudson wieder zurück geflogen.
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Beim Wenden


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Nach einer viertel Stunde sind wir wieder sicher gelandet. War ein unvergessliches Erlebnis und kann ich uneingeschränkt empfehlen.
Nach dem Flug bin schon etwas unter Zeitdruck mit der Subway zum Time Square gefahren um dort am Broadway bei der Ticket Lotterie für das Musical Book of Mormon mitzumachen. Drei Stunden vor jeder Vorstellung kann man da seinen Namen in eine Lostrommel schmeißen und dann werden unter allen Teilnehmer zwanzig Tickets zum Preis von 32$ verlost. Kann ja nicht schaden da mal mitzumachen. Ich bin also da hin, hab meinen Namen in die Lostrommel geworfen, kurz gewartet bis die Ziehung war und BUMM! Ich hab nicht gewonnen. Ich hätte allerdings auch nicht erwartet, dass da so viele Leute mitmachen. Waren sicher zweihundert.
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Es gab dann natürlich noch die Option regulär eine der zwanzig Stehplatz Karten für 27$ zu kaufen. Die werden eine Stunde vor jeder Vorstellung verkauft. Allerdings war da schon eine Schlange von über 40 Leuten auf die Tickets, der erste sah sogar fast so aus als hätte er vor dem Ticketschalter übernachtet. Das fiel also auch flach.
Gut, also zum nächsten Theater, Wicked wurde da aufgeführt, und auch da nach Tickets gefragt. Das günstigste gab’s für 76$. Also weiter. Das nächste was ich probiert hab war Jersey Boys. Mit der Frau am Ticketschalter hatte ich eine recht witzige Unterhaltung an deren Ende ich mich gefragt hab: Warum ging das jetzt nicht gleich so? Das lief etwa so ab:
„Hallo, was sind die gunstigsten Tickets die Sie für heute abend noch haben?“
„Die gunstigsten sind 97$“
„Wow, das ist aber teuer. Haben sie nichts günstigeres?“
„Nun, ich habe noch Tickets für 67$“
„Haben Sie auch Stehplätze?“
„Ja, die kosten 27$“
„Gut, so einen nehm ich“
„Hm, eigentlich könnte ich ihnen anstelle des Stehplatzes auch einen Sitzplatz für 27$ geben.“
Tja, warum nicht gleich so? Um die Zeit bis zur Vorstellung um 7 Uhr rumzubringen bin ich noch etwas in den Central Park gegangen. War zwar allgemein etwas regnerisches Wetter, aber während ich dort war blieb es trocken.
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Pünktlich zu Vorstellungsbeginn war ich am Theater. Mein Platz war auch weniger schlecht als ich befürchtet hab, zwar am rechten Rand und recht weit vorne aber doch mit guter Sicht auf die Bühne.
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Das Musical erzählte die Geschichte der 1960er Band The Four Seasons, und gespielt wurden viele ihrer Hits.
War nicht schlecht, A Gentleman’s Guide hat mir aber deutlich besser gefallen.
Um halb zehn war die Show vorbei. Geregnet hat es zum Glück auch nicht mehr, denn ich wollte noch das Stückchen zurück zur Penn Station laufen. Ein letztes mal über den taghellen Time Square und durch die Menschenmassen. Eine wirklich faszinierende Stadt…
Morgen werd ich aller Voraussicht nach nicht mehr nach New York rein fahren denn übermorgen früh geht mein Flieger nach Kolumbien und ich hab ganz gern immer nen Tag frei vor so einer Reise. Da gibt es immer allerlei Sachen die noch erledigt werden müssen. Gepäck herrichten, Boarding Pass drucken, Transport zum und vom Flughafen planen, Hostel buchen und all so Kleinigkeiten.

Coney Island

Heute hab ich mich auf den langen Weg nach Coney Island im Süden Brooklyns gemacht. Ich wollte mir den Vergnügungspark dort genauer anschauen. Die Fahrt dort hin war recht lange aber dafür reibungslos.
In Coney Island angekommen hab ich mir erst mal einen Überblick verschafft über alles was es so gibt. Nen gewissen Charme hatte das ja schon alles.
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Günstig war das alles natürlich nicht. Den Cyclone musste ich allerdings fahren. Trotz der 9$ Fahrpreis. Unter allen Achterbahnen dieser Welt gehört der Cyclone wohl zu den berühmtesten. Im Jahre 1927 gebaut ist er einer der ältesten noch fahrbereiten Holzachterbahnen und nebenbei wohl DAS Symbol von Coney Island. Beim einsteigen sieht man der Technik auch an, dass die Achterbahn schon älter ist. Nichts läuft elektronisch, sondern alles mechanisch. Die Sitze sind nicht wie bei den neueren Achterbahnen aus hartem Kunststoff sondern sind tatsächlich mehr Sessel als Sitz. Alles ist um einen rum schön bequem gepolstert und man hat genügend Platz zum hin und her fliegen, denn auf der Sitzbank sollten zwei Leute Platz finden.
Ich hatte meinen Platz ganz vorne, denn der Andrang war nicht besonders groß. Wir sind genau genommen nur zwei Leute in der Achterbahn gewesen. Die Fahrt dauerte fast eineinhalb Minuten und war jeden Cent wert. Adrenalin pur. Im Grunde genommen unbeschreiblich. Deshalb hier ein Video. Nicht von mir, denn ich wollte die Fahrt voll genießen, sondern von YouTube.


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Nach dieser aufregenden Fahrt bin ich ganz gemütlich über den Rest von Coney Islands Vergnügungsparks gelaufen. Hat teilweise auch schon seine besten Zeiten hinter sich. Aber es waren auch noch ein paar neuere Attraktionen dabei, wie zum Beispiel der Thunderbolt.
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Fallschirmsprung Turm. Leider seit 1995 außer Betrieb


Aber alles in allem ist das schon sehr teuer hier. Noch dazu hat es langsam angefangen zu regnen. Ich bin deshalb zurück zur Subway.
Halb sieben, da war die Frage was man mit dem Tag heute noch macht. Da die Subway sowieso am Time Square vorbei fährt wollte ich gleich da hin fahren und mal sehen ob es zu dem ein oder anderen Musical noch günstige Tickets gibt.
Ich bin auch in mehrere der Theater rein aber entweder gab es heute keine Vorstellung, sie hat schon angefangen oder es gab einfach keine Karten mehr. Schade. Ich werds morgen nochmal probieren.
Um dem Regen der inzwischen eingesetzt hatte etwas zu entfliehen bin ich nochmal auf ein Bier und ein gratis Hotdog zu Rudis Bar. Dort ist mir aber auch nichts produktives mehr eingefallen wie ich den Abend jetzt noch verbringen könnte, deshalb bin ich, immer noch im Regen, zurück zur Penn Station und in den Zug nach Elizabeth.
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In der Subway Station am Time Square

Weltmeisterlich

Othoniel hat sich heute für drei Tage aufgemacht einen Freund zu besuchen. Ich hab damit so zu sagen ein Upgrade bekommen und kann in der Zeit in seinem Zimmer schlafen. Nach längerer Zeit mal wieder ein richtiges Bett zu haben ist schon was feines.
Nach dem Frühstück, Kaffe und Kuchen (Hierfür nochmal ein großes Lob an Othoniels und Gustavos Gastgeberqualitäten), hab ich einen Teil des Vormittags mit Lesen verbracht und mit der Frage wo ich mir das WM Finale heute anschaue. Zuhause bei ein paar Bier auf der Couch, irgendwo in Elizabeth in einer Sportsbar oder in Manhattan, wieder im Bavarian Beer House. Von letzterem hat mich halt abgehalten, dass die Zugfahrt dahin 13,5$ kostet. Und das Bier auch schweineteuer ist. Dafür ist die Stimmung dort halt aber auch besser als Zuhause alleine auf dem Sofa. Irgendwann hab ich mich dann zu einem Entschluss durchgerungen. Wenn schon New York, dann New York. Ab in die Stadt. Aber nicht ohne vor der Zufahrt nochmal beim Kolumbianer vorbei zu schauen um noch schnell was zu Mittag zu essen. Gut und günstig.
Im Zug hab ich dann die Antwort auf eine Frage gekriegt die mich schon länger interessiert. Ich kauf ja immer bevor ich nach New York fahre zwei Tickets, eins für die Hinfahrt und eins für die Rückfahrt. Nach dem Kauf muss man die aber offenbar nicht abstempeln oder so und es ist bis auf das Kaufdatum auch kein anderes Datum drauf angegeben. Nun, wenn der Schaffner im Zug kommt nimmt er mir eines dieser Tickets ab und die Fahrt ist bezahlt. Es ist aber jetzt schon zweimal vorgekommen, dass keiner gekommen ist und ich somit mein Ticket behalten konnte. Die Frage war jetzt ob ich diese Tickets auch an anderen Tagen verwenden kann. Antwort: Ja. Kurz gesagt: Jedes mal wenn ich nicht kontrolliert werde spar ich mir 6,75$. Sehr seltsames Fahrkartensystem aber gut zu wissen.
In New York angekommen hab ich dann doch überraschend viel Deutsche gehört und in Trikots und mit Fahnen rumlaufen sehen. Da kommt sogar fern der Heimat so ein Wir-Gefühl auf.
Mit der Subway bin ich gleich weiter zur Wall Street gefahren und pünktlich ne halbe Stunde vor Anpfiff war ich dort.
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Das Publikum war recht gemischt, Hälfte Deutsche, Hälfte andere Nationalitäten (vornehmlich Amis) in Deutschland Trikots und Schwarz Rot Gold bemalt. Auch das hat mich überrascht. Die Stimmung war wie beim letzten mal klasse.
Zum Spiel selbst brauch ich wohl auch nur wenige Worte verlieren. 120 Minuten Hochspannung, das spannendste Match das ich seit langem gesehen hab. Glückwunsch zum vierten Titel.

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Nach dem Spiel


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Durch die Verlängerung ist es natürlich auch schon etwas später geworden. Was ich nun noch machen sollte wusste ich gar nicht so recht. Da ich schon ewig kein Geocaching (so eine Art GPS Schnitzeljagd) mehr gemacht hab wollt ich mal wieder auf die Art eine Stadt erkunden. Wie in fast allen großen Städten hat sich auch in New York jemand gefunden der einen recht schönen Rundweg gelegt hat. Dem GPS von Station zu Station folgend wurde ich an verschiedene historische Orte in Süd-Manhattan gelotst und musste dort verschiedene Rätsel lösen. Alle Stationen standen im Zusammenhang mit dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg um 1776 und ich hab auf jeden Fall eine Menge über Manhattans Geschichte gelernt.
Danach wars auch schon neun Uhr und ich hab mich wieder auf den Weg zur Penn Station gemacht um von dort den Zug zurück nach Elizabeth zu nehmen.

Brooklyn

Zur Einstimmung auf mein nächstes Reiseland hab ich heute beim Kolumbianer mittag gegessen, Hühnchen mit Bohnen und Reis. Was die Sprache angeht: Der Stadtteil von Elizabeth in dem Othoniel wohnt wird überwiegend von Latinos bewohnt, deshalb ist Spanisch auch die vorherrschende Sprache. Logischerweise auch in dem kolumbianischen Restaurant. Aber um was zu essen zu bestellen reicht mein Spanisch zum Glück noch aus. Trotzdem kann es wohl nicht schaden nochmal die wichtigsten Wörter zu wiederholen bevor ich in den Flieger steig…
Nach dem Essen bin ich in den Zug zur Penn Station gestiegen und wieder nach Manhattan gefahren. Auf dem Plan für den heutigen Tag stand ganz groß „Brooklyn“. Manhatten, zumindest südlich des Central Park, bin ich inzwischen schon genug abgelaufen.
Um nach Brooklyn zu kommen hat man im Prinzip drei Möglichkeiten: Subway, Ferry oder zu Fuß über die Brooklyn Bridge. Meine Wahl fiel ganz klar auf die Brooklyn Bridge. Das muss schon sein. Ist auch ein ganz schönes Stück, die Brücke ist über eine Meile lang. Dafür kriegt man aber auch einen schönen Blick auf Manhattan und auf Brooklyn. Noch dazu sieht die Brücke an sich stark aus.
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Um Zwei Uhr war ich im Stadtteil Brooklyn Heights. Dort war der Treffpunkt für eine Free Walking Tour bei der ich mitmachen wollte. Die Tour dauerte knapp drei Stunden und war recht interessant. Hab ne Menge gelernt, unter anderem auch, dass es inzwischen teurer ist hier in Brooklyn zu wohnen als direkt in Manhattan. 5000$ im Monat für ein kleines Appartement sind hier ganz normal. Gab von der Uferpromenade des East River aus auch einen schönen Blick auf Manhattans Skyline.
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Gegen fünf war die Tour zuende und ich bin noch etwas durch Brooklyn geschlendert. Wirkt schon ganz anders als Manhattan. Immer noch beeindruckende Häuser aber halt nicht mehr so groß.
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Bin dann auch nochmal ganz runter zum East River und hab mich in einem kleinen Park ein bisschen in den Schatten gesetzt. Als mein Blick in den eigentlich wolkenlosen Himmel fiel war ich etwas überrascht dort recht seltsam aussehende Wolken zu sehen. Bei näherem hinsehen hab ich festgestellt, dass die erstaunlich wie Zahlen aussehen. Und immer mehr wurden. Irgendwann hab ich auch die 5 kleinen Flugzeuge gesehen die da tatsächlich Zahlen in den Himmel schreiben.
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Ich hatte aber keine Ahnung was die Zahle bedeuten. Das waren keine Uhrzeiten, kein Datum, nichts was irgendwie Sinn gemacht hätte. Um der Sache auf den Grund zu gehen hab ich die Zahlen mal in Google reingefüttert und siehe da: plötzlich machten die Zahlen Sinn. Warum auch immer, aber die Flieger haben die Zahl Pi mit den ersten hundert stellen nach dem Komma in den Himmel geschrieben. Ziemlich cool.
Danach gings weiter entlang den East River Park, während die Sonne langsam unter ging.
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Als die Sonne hinter Manhattan untergegangen ist war es für mich an der Zeit zurück zu fahren. Aber nur bis nach Manhattan. Denn für die Nacht hatte ich mir überlegt nochmal mit der Staten Island Ferry zu fahren und die Skyline bei Nacht zu sehen. Um halb Zehn ist meine Fähre abgelegt, es war dunkel und Vollmond war auch noch. Je weiter die Fähre sich von Manhattan entfernte desto atemberaubender wurde der Anblick. Absolut fantastisch. Tagsüber sieht das ja schon stark aus, aber in der Nacht ist das nochmal eine andere Welt. Unbedingt machen!

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Brooklyn Bridge


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Freedom Tower


Klasse. Nachdem ich wieder zurück nach Manhattan gefahren bin gings in die Subway zurück zur Penn Station. Das war allerdings etwas aufwändiger, denn eine Linie fuhr am Wochenende gar nicht und eine weitere hatte einen defekten Zug auf den Gleisen. Ich musste also ein ganz schönes Stück laufen bis ich ne Subway zur Penn Station nehmen konnte. Bin sogar nochmal am Charging Bull vorbei gekommen.
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