Wieder mal eine recht kalte Nacht. Da fällt das Aufstehen am morgen schon schwer. Zu alledem regnet es auch noch. Mal stärker, mal weniger stark aber immer mindestens ein Nieselregen. Nicht gerade die idealen Voraussetzungen um auf den Montserrat hoch zu steigen und die Aussicht auf die Stadt zu genießen. Und auch sonst lädt das Wetter wenig zum Stadtspaziergang ein. Stattdessen sitze ich gerade, es ist jetzt halb eins am Nachmittag, in der Lounge des Hostels und lese. Bekleidet bin ich mit T-Shirt, Fleece-Pulli und normalem Pullover, sowie langer Hose und Skiunterwäsche. Zwei Paar Socken und Wanderstiefel an den Füßen. Trotzdem ist mir doch unangenehm kalt, das tippen mit so kalten Fingern fällt schon etwas schwerer. Und ich hätte verdammt viel Lust jetzt ne schöne heiße Tasse Glühwein zu trinken. Aber das wird wohl nichts…
Naja, hab mich dann um eins doch aufgemacht in die Stadt zu gehen. In erster Linie weil ich doch recht hungrig war. Gestern bin ich an einer recht gut aussehenren Asadero (Grill) vorbeigekommen, da wollte ich jetzt was essen gehen. Hab noch 80000 Pesos die ich heute und morgen unters Volk bringen muss, da machts also auch nichts wenns etwas teurer ist.
Auf dem Weg dort hin hab ich festgestellt, dass heute wohl ne größere Veranstaltung sein muss, ne Menge Leute waren unterwegs. Des Rätsels Lösung: mal wieder Karneval.
Aber das kam um Welten nicht an Trinidad ran. Aber trotzdem ganz nett anzusehen. Das Restaurant von gestern hab ich auch wieder gefunden, es hieß Leños & Palos (Holzscheite und Holzprügel). Der große Grill auf dem alle möglichen Arten von Fleisch vor sich hin brutzelnden sah auch recht vielversprechend aus. Da ich von der Speisekarte recht wenig verstand, hab ich einfach mal das nahe liegenste bestellt und mich überraschen lassen: Leños & Palos. Es kamen: 4 Sorten Fleisch, eine Wurst, zwei Kartoffeln, ein Arepa, eine gegrillte Plantain und Soßen. Zum Geschmack: Südamerikaner wissen einfach wie man grillt. Das Fleisch war exzellent, herrlich saftig und mit leichtem Raucharoma. Aber die Krönung war die Wurst. Himmlisch. Abgerundet wurde das ganze noch von einer Liveband die mit kolumbianischen Liedern unterhalten hat. Noch zwei Bier dazu und das Essen war perfekt. Und deutlich günstiger als ich gedacht hätte. Alles in allem hab ich 30000 Pesos gezahlt, etwa 12€.
Nach dem Essen bin ich ins Museo del Oro gegangen, das Gold Museum. Jeden Sonntag ist da freier Eintritt, was natürlich ganz nett ist. Das Museum hält was es verspricht. Gold. So viel davon, dass man fast geblendet wird. Ist schon eine wundervolle Farbe. Kein Wunder, dass die Menschen seit je her von diesem Metall fasziniert waren. Im Museum hab ich gute zwei Stunden zugebracht, es ist nicht besonders groß, viele Exponate sind sich auch sehr ähnlich, aberin manchen filigranen Kunstwerken kann man sich beim betrachten schier verlieren.






Nach dem Museum sollte es zur zweiten Top Sehenswürdigkeit von Bogotá gehen, hoch zum Montserrat, dem Hausberg von Bogotá.

Ich hatte Glück, am Wochenende kostet das Funicular nur die Hälfte, 9400 Pesos für rauf und runter. Warten musste ich auch nicht lange, es war schon recht spät, da ist nicht mehr so viel Andrang.



Oben angekommen war es ganz schön kühl. Also noch kälter als es unten eh schon war. Wir waren hier ja auch auf 3200 Meter über dem Meer.

Die Aussicht die man hier hat war einfach atemberaubend. Bogotá ist riesig. Naja, sind ja auch 8 Millionen Leute hier…
Besonders cool waren die Wolken die gelegentlich von Sonnenstrahlen durchbrochen wurden und Säulen des Lichts auf die Stadt zauberten.




Gegen die Kälte musste natürlich was unternommen werden. Leichter Regen hat inzwischen auch eingesetzt, hat zu nem schönen Regenbogen geführt aber mich noch mehr abgekühlt.

Aber Rettung vor Kälte und Höhenkranheit war zum greifen nahe. Seit Jahrtausenden trinken die Menschen hierfür Koka Tee.

Geschmacklich am besten zu vergleichen mit einer Sommerwiese, vor zwei Tagen gemäht und nun wird das Heu vom Bauern gewendet. Dieser Duft der dann in der Luft liegt kommt ziemlich gut an den Geschmack des Tees ran. High wird man davon übrigens nicht. Trotzdem ist Koka Tee in Deutschland durchs Betäubungsmittelgesetz verboten.
Mit dem Funicular ging es dann wieder nach unten. Bis zum Hostel war es dann auch nicht mehr weit. Da hab ich noch ein bisschen meine Reise nach Los Angeles morgen vorbereitet.