Tja, was soll ich sagen? Ich hab die Nacht ohne von wilden Tieren angefallen zu werden überstanden. Nachdem ich erst mal eingeschlafen war, was zugegebenermaßen etwas gedauert hat, hab ich eigentlich recht gut geschlafen.
Nachdem alle Sachen zusammen gepackt waren ging es um sieben los. Weiter den Highway 180 entlang, immer seinem Ende im Kings Canyon entgegen. Die Straße ist jetzt ne richtige Bergstraße, Kurve an Kurve und dicht am Fels gebaut.

Dazu noch das Licht der frühen Morgensonne das die umliegenden Berggipfel in einem fast schon mystischen Licht erstrahlen lässt. Und das beste: außer mir ist keine Menschenseele unterwegs.
Nach einiger Zeit hat es die Straße dann bis hinunter zum Kings River geschafft und verläuft nun neben diesem her. Der Fluß führt nicht all zu viel Wasser und fließt gemächlich vor sich hin. Mein erster Stop hier sind die Grizzly Falls.
Leider bleibt mir nicht viel Zeit den Anblick zu genießen. Es ist noch recht kühl und die Luft auch etwas feucht, ideale Voraussetzungen für allerlei fliegende Insekten die scheinbar nichts besseres zu tun haben als mir in Augen und Ohren zu fliegen. Extrem unangenehm, obwohl sie offenbar nicht stechen.
Meinen nächsten Stop lege ich an der Ranger Station ein. Dort gibt’s für mich aber nur die Infotafeln zu lesen die draußen aufgestellt sind, denn das eigentliche Visitor Center macht erst um 9 Uhr auf.
Nächster Halt war der Roaring Waterfall. Ganz nett anzusehen aber auch wieder zu viele Fliegen/Mücken um sich länger dort aufzuhalten. Also schnell wieder zurück ins Auto.

Einmal wandern musste dann aber doch noch sein. Die Zumwalter Meadow befindet sich kurz vor dem Ende der Straße und ist eine schön zwischen steil empor ragenden Felswänden und majestätisch dastehenden Bäumen gelegene Feuchtwiese. Um die führt ein eineinhalb Meilen langer Rundweg. Auch hier wieder: kein Mensch unterwegs außer mir. Absolut idyllisch. Und wenn nicht auch hier so viele fliegende Quälgeister unterwegs gewesen wären hätte ich stundenlang auf einem Felsen sitzen können und einfach nur die Schönheit der Landschaft genießen können.

Nun gings nach einer guten Stunde wieder weiter. Das Ende der Straße war schnell erreicht. Von hier an ging es nur noch zu Fuß weiter, höher rauf in die Sierra Nevada. Da hätte es einen sehr interessanten Rundkurs gegeben und ich hab hart mit mir gerungen ob ich den nicht machen soll. Da hätte ich schon sehr Lust drauf gehabt. 66 Kilometer, zwei bis drei Nächte im Nichts campen. Letztlich hab ich mich aber doch dagegen entschieden. Ich hätte einfach nicht genug Wasser mitschleppen können. Und einen Wasserfilter um das Wasser der Bäche, Flüsse und Seen nutzen zu können hatte ich auch nicht. Hätte ich den gehabt, wär ich gegangen. In Los Angeles hab ich mir witzigerweiße noch überlegt einen zu kaufen mich aber dann wegen dem Argument „Wann nutz ich den schon?“ dagegen entschieden.
Also hab ich mich wieder auf den Rückweg gemacht, die selbe Strecke wieder zurück. Diesmal allerdings mit etwas zusätzlichem Nervenkitzel und einem Kampf gegen meinen Erzfeind: Der leere Tank. Laut meiner Reichweiten-Anzeige komm ich noch 40 Meilen, was aber reichen müsste, denn nach ungefähr 10 Meilen kommt eine kleine Lodge die auch Benzin verkauft. Noch dazu folgt die Straße jetzt eine ganze Zeit lang dem Fluß, führt also immer bergab. So konnte ich die meiste Zeit einfach nur rollen lassen und war äußerst spritsparend unterwegs.
An dieser Tankstelle angekommen war meine Tanknadel noch auf viertel voll, meine Reichweite wurde mir aber mit nur noch 32 Meilen angezeigt. Wie man sich denken konnte war der Sprit hier an der Tankstelle unverschämt teuer. Aber damit nicht genug, die Mindestabnahmemenge waren 5 Gallonen. So viel Geld wollt ich denen dann doch nicht in den Rachen werfen. Und mein Tank war ja laut Anzeige noch viertelt voll. Also hab ichs mal riskiert und bin weiter gefahren. In ein etwa 15 Meilen hab ich nochmal die Option auf eine Tankstelle. Allerdings ging es nun wieder den Berg nach oben.
Dann kam ich an die Kreuzung an der ich zur Tankstelle hätte abfahren können. Laut meiner Karte waren es aber noch auf dem eigentlichen Weg den ich nehmen wollte aus dem Park raus und in den nächsten Ort 25 Meilen. Mein Reservelicht hat noch nicht ausgeleuchtet, also hab ichs nochmal riskiert, wenn auch mit etwas schlechterem Gefühl. Bevor ich aber aus dem National Park raus bin musste ich noch den Grant Grove mitnehmen. Das ist nochmal ein Sequoia Hain in dem General Grant steht, der höchste Sequoia der Welt. Vom Boden aus konnte ich zwar keinen Unterschied in der Höhe zu den anderen feststellen, aber wenn die’s sagen wird’s wohl stimmen. Für mich sind die alle einfach nur riesig. Jedes mal wieder verschlägt’s mir die Sprache wenn ich vor einem steh.
Aber nicht nur die ganz Großen gab’s zu sehen, auch einige Größenordnungen kleiner war was geboten. Ich hatte das Vergnügen einem Eichhörnchen dabei zuzusehen wie es seinen Wintervorrat anlegt. Da lag ein recht großer Tannenzapfen am Boden, gerade erst vom Baum gefallen. Das Eichhörnchen ist hin, hat einen Samen freigenagt, diesen Samen rausgeholt, sich in den Mund gesteckt und ist mit einem Affenzahn zu seiner fünf Meter entfernten Höhle gerannt. Kurz drin verschwunden und sofort zurück zum Zapfen. Das ging ein paar Minuten so, dann war die Höhle scheinbar voll, denn das Eichhörnchen hat sie zugeschüttet und seltsamerweise den noch halb vollen Zapfen keines Blickes mehr gewürdigt.

Nach diesem kurzen Umweg ging es wieder rein ins Auto und raus aus dem Park. Nach dem ich den Park verlassen hab waren es noch 5 Meilen bis Palmhurst, bei noch zwölf verfügbaren Meilen kein Problem. Noch dazu war die Strecke wieder vom aller feinsten. Fast nur bergab, kurvig ohne Ende, frisch asphaltiert und absolut kein anderes Auto unterwegs. Ich bin fast die ganze Strecke ohne eines der beiden Pedale ausgekommen, Gas geben brauchte ich nicht und gebremst hab ich in den Kurven per Lenkrad.
Am Ortseingang von Palmhurst dann aber der große Schock: Einwohnerzahl: 118. Der Ort hatte selbstverständlich keine Tankstelle. Extrem ungut. Der nächste Ort war Woodlake, laut Handy über 20000 Einwohner also mit Tankstelle. Das Problem war nur meine Reichweite passte mit 8 Meilen nicht so ganz zur Entfernung von Woodlake: 27 Meilen. Allerdings leuchtet immer noch kein Reservelicht auf, auch wenn die Tanknadel schon fast auf Leer steht. Bei ganz genauem Hinsehen musste ich allerdings leicht entsetzt feststellen, dass es sowas wie ein Reservelicht in diesem Auto offenbar nicht gibt. Gedanklich hab ich mich schon etliche Meilen zu Fuß zur nächsten Tankstelle laufen sehen. Und das beste: Das Thermometer hat auch noch gerade die 100 Grad Fahrenheit Grenze übersprungen, etwa 35 Grad Celsius. Aber es half ja alles nichts, ich musste da durch. Also hab ich alles nur erdenkliche getan um den Spritverbrauch niedrig zu halten. Klimaanlage aus. Radio aus. Licht aus. Es ging glücklicherweise immer noch den Berg leicht runter, falls ich mal Gas geben musste hab ich mir 30 Meilen pro Stunde als Limit gesetzt. Gebremst hab ich praktisch nie um keinen wertvollen Schwung zu verlieren. Das war Nervenkitzel pur. Trotzdem fiel die Reichweiten Anzeige auf eine Meile, und das wo ich noch fünf Meilen von Woodlake entfernt war. Ich hab tatsächlich schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Aber ich hab’s geschafft. Bin bis nach Woodlake gekommen (eine große schöne Stadt mittem im Nichts) und hab ekne Tankstelle erreicht. Da hab ich erst mal vollgetankt. Ein schönes Gefühl. Nun stand mir die Welt wieder offen und damit auch die Frage wo es denn nun hingehen soll. Vermutlich Richtung Norden, also bin ich auf den Highway 99 und ab nach Norden.
In Fresno hab ich dann genug vom Fahren gehabt für heute. Da Camping in der Großstadt eher schlecht ist hab ich mir ein Motel genommen. Das billigste versteht sich. Hat aber trotzdem noch 35$ gekostet. Aber so konnte ich mal wieder duschen, Akkus aufladen, im WLAN Bilder hoch laden und noch so ein bisschen grob voraus planen wo es morgen hingehen soll. Hab mich dazu entschieden die Sierra Nevada nach Osten zu überqueren und das geht frühestens über den Tioga Pass der durch den Yosemite National Park führt. Auf der Westseite der Sierra Nevada würd ich mir dann ganz gern den Mono Lake anschauen und wenn die Zeit es zulässt noch nen Abstecher zum Death Valley machen. Aber das wird sich unterwegs zeigen.