Heute war in Anbetracht der gestrigen Nacht erst mal etwas ausschlafen angesagt. Das Frühstück im Hostel hab ich leider verschlafen. Stattdessen bin ich mit Joe Mittagessen gegangen. Gegen eins haben wir uns auf den Weg gemacht. In Bangkok gibt es ja alle paar Meter nen Stand der irgendwas zu essen verkauft. Da ist es schon schwieriger den richtigen für sich zu finden. Wir sind einfach mal von der Hauptstraße, Silom Road, in eine der Nebenstraßen eingebogen. Recht kleine Gasse, mit vielen Ständen die alle Arten von Waren und Gerichten verkauft haben. Ein geschäftiges Treiben. Und das beste: außer uns beiden war hier tatsächlich niemand unterwegs dem man angesehen hat, dass er Tourist ist. Nur Thais. Wir schlendern also so von Stand zu Stand und haben uns in einem verwinkelten Hinterhof dazu entschlossen in ein Restaurant zu gehen, weil wir sitzen wollten.
Es war ein sehr einfaches Restaurant, im Prinzip ein gefliester Raum mit Plastikstühlen und Tischen drin, aber wie ich fand hatte es durchaus seinen Charme. Dazu trug sicher auch der Geldbaum bei der dem Haus Glück bringen soll. Etwas schwieriger war dann schon das bestellen. Denn hier wo sich kein Tourist hin verirrt sind Speisekarten nur auf Thai und englisch spricht auch keiner. Mit einigen Gesten konnten wir aber verständlich machen, dass wir gerne gebratene Ente mit Reis hätten. Dazu wurde uns scheinbar ungefragt noch eine Suppe und eine Tasse Tee gereicht. Geschmacklich war der Tee eher gewöhnungsbedürftig, schmeckte etwas nach Gras. Die Ente mit Reis hingegen war einwandfrei. Einwandfrei war auch der Preis für dieses Menü: 35 Bath (42 Bath=1€). Ist nochmal halb so teuer wie die Restaurants in die auch Touristen kommen.
Für 20 Bath hab ich auf dem Markt auch noch ein paar Socken gekauft, ich kann mir beim besten Willen nicht erklären wie ich immer so viele Socken verlieren kann.
Danach ging es zurück Richtung Hostel, in die Kühle des klimatisierten Zimmers um der Hitze des Tages etwas zu entfliehen.
Für heute Abend hab ich mich mit Marine zum Essen verabredet. Sie kommt aus Frankreich, lebt schon seit einem Jahr in Bangkok und arbeitet bei einer thailändischen Airline. Kennengelernt haben wir uns recht spontan online und sie hat angeboten mir die untouristischen und trotzdem schönen Ecken von Bangkok zu zeigen. Nicht unweit von der Silom Road sind wir in ein thailändisches Restaurant gegangen, etwas gehobener, aber Gerichte nicht teurer als 4 Euro. Bestellt haben wir drei verschiedene Gerichte, dazu noch Reis. Alles war absolut erstklassig. Thailändische Küche ist einfach lecker. Ich hab in meiner Unwissenheit nur den Fehler gemacht etwas zu essen was ich vom Aussehen her für eine Mischung aus Vanilleschote und Frühlingszwiebel hielt. Tatsächlich war das ne nicht all zu kleine Chili. Den Fehler mach ich nicht nochmal.
Als wir mit dem Essen fertig waren kam mal wieder ein kräftiger Monsunschauer runter und wir mussten etwas auf der Terrasse des Restaurants warten ehe wir weiter konnten. Unser nächstes Ziel war dann auf ein Glas Wein eine interessante Bar. Insofern als dass alle Bedienungen hier sogenannte Ladyboys sind. Sehen tatsächlich alle aus wie echt nette Mädels, fast schon Models. Auch an der Stimme hätte man nicht erkannt, dass da eigentlich ein Mann drin steckt. Aber was ist schon Mann und was ist Frau? In der thailändischen Kultur ist das sehr akzeptiert und so weit etabliert, dass es bei offiziellen Formularen beispielsweise bei Angabe des Geschlechts drei Möglichkeiten gibt: Mann, Frau, Ladyboy.
Unser nächstes Ziel war überraschenderweise die Khoa San Road. Denn unsere Unterhaltung ist irgendwie an einen Punkt gekommen an dem wir beide einen der Skorpione die in der Khoa San Road angeboten werden essen müssen um nicht das Gesicht voreinander zu verlieren. Und das nach nur einem Glas Wein…
Die Taxifahrt dahin war auch nur ein Drittel des Preises den wir gestern noch gezahlt haben, was wohl daran lag, dass Marine ein bisschen Thai spricht.
Auf der Khoa San angekommen war uns beiden schon lieber wir hätten keinen der Stände gefunden die die Skorpione anbieten. Aber nachdem wir extra da hin gefahren sind gabs kein zurück mehr. Schon nach wenigen Metern wurden wir fündig. Der Stand bot neben allerlei Insektensnacks eben auch Skorpione an. Allerdings waren uns die ne Nummer zu groß, fast so groß wie meine Hand. Wir sind weiter und der nächste Stand hatte etwas kleinere. Für 100 Bath wechselten die zwei kleinsten Exemplare davon den Besitzer. Skorpion auf einem Holzspieß aufgespießt. Der Giftstachel war entfernt aber sonst war noch alles dran. Ich und meine große Klappe.
Die erste, Überwindung kostende, Geschmacksprobe mit der Zunge ergab einen recht salzigen Geschmack.
Meinem ersten Bissen fiel die linke Schere des Skorpions zum Opfer. Knusprig. Hätte nicht gedacht, dass man die tatsächlich so kauen kann. Einem Kartoffelchip mit unähnlich, nur dass die Skorpionstückchen sich im mund nicht so aufweichen. Der Geschmack ist auch etwas anders… Danach kamen rechte Schere, Schwanz und die Beinchen dran. Von Geschmack und Konsistenz her ähnlich. Etwas mehr Überwindung hat dann noch der Körper gekostet, etwas dicker und länger als mein Daumen. Ich hab erwartet, dass das sehr „saftig“ wird wenn ich da rein beiße. War aber nicht ganz der Fall, war schon trocken, nicht massiv, eher eine poröse Struktur. Der Geschmack war, naja, ich würde nicht noch einen essen wenns nicht sein muss. Nachdem alles schön zerkleinert im Mund liegt ist das Runterschlucken die letzte große Hürde die mental genommen werden muss. So ganz geht das aber auch nicht, da bleiben immer kleine Reste und Skorpionstückchen zwischen den Zähnen und an der Zunge hängen. Deshalb war nach diesem Festmahl erstmal ne große Flasche Bier von Nöten um den Geschmack und die Reste runter zu spülen. Ich kann mich nur an ganz wenige Momente in meinem Leben erinnern an denen ich so froh war ein Bier trinken zu können. Skorpion essen ist hiermit offiziell auf meiner To-Do Liste abgehakt.