Erawan Nationalpark

Heute nach dem Aufstehen hab ich gleich all mein Zeug zusammen gepackt und es sogar noch geschafft meinen kleinen Rucksack in den großen Rucksack zu packen. So beladen ging es dann zur Rezeption wo ich zum einen ausgecheckt bin und zum anderen einen Roller gemietet hab. 200 Bath pro Tag. Ich hab ihn mal für zwei Tage genommen. Ist ne kleine Honda, so wie hier viele auf den Straßen rum fahren. Hat auch schon 68000 Kilometer drauf, sieht aber noch ganz in Ordnung aus. Zu meiner großen Freude hat er auch einen funktionierenden Elektrostarer. Und im Vergleich zu meinem alten Roller ist er unheimlich leise und dabei doch auch flott unterwegs. 80 und mehr geht. Einzig die schmalen Reifen sind noch etwas gewöhnungsbedürftig, fast wie ein Fahrradreifen. Die ersten paar Meter waren für mich schon irgendwie was besonderes. Der Fahrtwind, das Surren des Motors, das Gewicht des Rucksacks der auf dem Sozius sitzt… es kam mir vor, als wäre meine Rollertour durch Westeuropa noch keine Woche her. Dabei ists tatsächlich schon über ein Jahr her. Wahnsinn wie die Zeit vergangen ist. Und ich bin des Reisens immer noch nicht überdrüssig.
Der Linksverkehr macht mir auch unerwartet wenig Probleme, klappt einwandfrei.
Das erste Ziel meiner Rollertour war nun die berühmte Brücke über den Kwai. 1942-1943 von Kriegsgefangenen der Japaner als Teil der Eisenbahnstrecke nach Burma gebaut, unter mörderischen Bedingungen. Gut 100000 Kriegsgefangene ließen beim Bau der Strecke ihr Leben. Daher auch der Name der Strecke: Railway of Death.
Über die Brücke fahren heute noch Züge, allerdings nur ein paar pro Tag. In der Zwischenzeit kann man auch zu Fuß über die Brücke aufs andere Ufer des Kwai laufen. Eigentlich schon eine schöne Gegend hier.

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Bridge over the river Kwai


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Auf der anderen Seite


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Danach ging es weiter. Da der Roller nur nen halb vollen Tank hatte wollte ich bei nächster Gelegenheit gleich Tanken. Das ging hier auch deutlich einfacher als in den USA. Einfach an die Zapfsäule fahren und schon kommt ein Tankwart der sich um alles kümmert. Der Tank war nun also voll, als nächstes wollte ich mich im Tankstellenshop noch mit Wasser eindecken, 2 Flaschen um genau zu sein, mehr krieg ich nicht unter. Und ne Straßenkarte hab ich mir noch gekauft, waren nur 99 Bath. Allerdings hab ich da beim aufmachen festgestellt, dass der Maßstab etwas ungünstig ist, ich seh die Region die mich interessiert nur auf 5×5 Zentimeter. Naja, wer weiß ob ich nicht doch noch irgendwann froh drum bin.
So ausgerüstet ging es dann los, die Strecke 3199 entlang Richtung Norden. Die führt eigentlich genau zu meinem heutigen Etappenziel, dem Erawan Nationalpark. Etwa 80 Kilometer, also eigentlich ein Kinderspiel.
So dachte ich zumindest. Als ich Kanchanaburi fünf Minuten hinter mir gelassen hab, ich fahr grad so 70 Km/h, hör ich nen Knall und merk wie der Roller plötzlich zu schlingern beginnt. Hinterreifen geplatzt. Extrem unangenehm. Der Roller lässt sich kaum mehr steuern und schwimmt vielmehr dahin, und dann kommen da auch gerade hier, auf sonst einwandfreier Straße, Schlaglöcher. Irgendwie hab ichs da aber rum geschafft und konnte den Roller lamgsam zum Stehen bringen ohne unsanft abzusteigen. Glück gehabt. Oder eher Instinkt. Man merkt richtig wie in solchen Extremsituationen das Bewußtsein sich ausklinkt und man nur noch ohne zu denken richtig handelt.
Trotz alle dem stand ich da nun. Immerhin im Schatten eines Baums. Nun war guter Rat teuer, den ADAC brauch ich wohl nicht anrufen. Stattdessen hab ich beim Guesthouse angerufen wo ich den Roller gemietet hab und meine Lage erklärt, denn die beiden Betreiber sprechen etwas Englisch. Es könnte noch etwas dauern, aber es würde bald einer der beiden vorbei kommen, ich soll dort warten. Das tat ich dann auch.
Während ich dann so vor mich hin wartete und der Situation schon auch was komisches abgewinnen konnte, kommt eine Thailänderin auf mich zu und fängt an mit mir zu reden. Ich hab aber kein Wort verstanden. Irgendwie hat sie dann aus meinen Deutungen auf den Reifen und meinen Gesten verstanden, dass ich wohl ein Problem mit dem Reifen hab. Sie zeigte dann die Straße entlang, redete weiter auf Thai mit mir und ich meine das englische Wort green gehört zu haben. Also frag ich „Green?“ Sie nickt eifrig und deutet die Straße entlang. Ich soll also wohl zu nem grünen Gebäude da hinten gehen. Also gut, kann ja nicht schaden. Den Rucksack wieder geschultert und den Roller geschoben. Waren auch nur 200 Meter bis ich das grüne Haus erreicht hab. Da standen dann schon Dutzende Roller rum, alle in mehr oder weniger fahrbereitem Zustand. Der Mechaniker lacht, fragt mich was auf Thai und als ich nicht antworten kann legt er einfach los. Sehr gekonnt zieht er in wenigen Sekunden den Schlauch aus dem Mantel. Der Schlauch war fast auf der halben Länge aufgeplatzt und damit wohl ziemlich hinüber. Nen neuen hat er auf Lager und baut ihn auch gleich ein. Noch schnell den Luftdruck vorne und hinten kontrolliert und schon bin ich wieder fahrbereit. Die Rechnung, präsentiert auf dem Taschenrechner, denn thailändische Zahlen sagen mir nichts, belief sich auf 120 Bath. 3€. Da kann man echt nichts sagen, außer kobkun ka (Danke).
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Reifenpanne


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Die Werkstatt


Noch schnell im Guesthouse angerufen, dass sich die Sache inzwischen erledigt hat und schon ging’s wieder weiter. Aus Sicherheitsgründen halt ich mich jetzt an 60 als Höchstgeschwindigkeit.
Und so geht’s dahin. Die Straße verläuft durch relativ dicht bewaldeten Dschungel, so dass man von den umliegenden Bergen des Kwai Tales leider nur ab und zu was durchspitzen sieht. Ansonsten kommen immer wieder vereinzelte Stände die alle möglichen Sachen zum Kauf anbieten.
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Straßenlaterne


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Elephants crossing


Ich krieg lamgsam Hunger, also hab ich immer mehr nach den kleinen Hütten Ausschau gehalten die was zu futtern anbieten. Bei einer hab ich dann angehalten. War eigentlich nur eine Hütte in der ein paar Tische und Hocker standen und eben eine Kochstelle. Eine Speisekarte, wenn es denn überhaupt eine war, hing nur in Thai an der Wand. Die Köchin sieht mich erwartungsvoll an und ich bestelle das einzige thailändische Gericht das mir in Thai bekannt ist, Pad Thai. Sie lächelt, zeigt auf den Tisch und ich setze mich. Kurze Zeit später kam mein Pad Thai dann auch, ein großer Teller mit Nudeln, Sojasproßen, Hühnchen, Ei und allerlei Gemüse. Ich nehme mal an, sie hat mir angesehen, dass ich nicht den üblichen thailändischen Schärfegrad gewohnt bin, deshalb war mein Pad Thai auch nur ein ganz klein wenig scharf, wobei ich mehr vertragen hätte. War auf jeden Fall sehr gut und die 30 Bath voll und ganz wert.
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Straßenrestaurant


Es ging weiter, bis zum Nationalpark waren es nun nur noch wenige Kilometer. An der Weggabelung entscheide ich mich spontan aber noch erst zum Staudamm, der wenige Kilometer weiter am Ende der Straße ist und an dessen Namen ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern kann, zu fahren ehe ich in den Nationalpark fahre.
Bevor ich zum Dam hoch kann muss ich einen Checkpoint passieren in dem vier Wachen die Besucher des Dams kontrollieren, beziehungsweise durchwinken. Dann geht’s das kurze Stück die Straße hoch, zeitweise recht steil, Steigungen bei denen ich meinen alten Roller schon längst hätte schieben müssen. Dann kam der Staudam in Sicht. Ziemlich groß, aber jetzt auch nicht weiter spektakulär. Ist halt ein Dam.
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Die Straße führte dann über den Dam drüber von wo aus man einen doch recht schönen Blick auf den Stausee hatte. Aber das wars dann auch.
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Stausee


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Mein Cockpit


Als ich den Checkpoint beim raus fahren wieder passiere fragt mich einer der recht jungen Soldaten in gebrochenem englisch ganz stolz ob ich es schön dort oben fand. Ich stimme ihm zu, er ist hocherfreut, schüttelt mir freudestrahlend die Hand und wünscht mir eine gute Reise. Thailand hat im Vergleich zu anderen Ländern schon außerordentlich viele nette und freundliche Menschen, fällt einem schon auf.
Nun gings zum Erawan Nationalpark, weitere 5 Minuten Fahrt.
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Verehrung von König und Königin: In Thailand allgegenwärtig


Der Eintritt kostet wie in Thailand üblich für Thais recht wenig und für Ausländer etwas mehr. Was aber immer noch voll ok ist, ich hab 200 plus 20 für den Roller gezahlt. Am Visitor Center hab ich erst mal geparkt und mich nach meinen Campingmöglichkeiten erkundigt. Man kann hier auch Zelte und alles drum und dran leihen, aber ich hab ja alles dabei. Von der Dame an der Rezeption werd ich dann direkt zur Zelt Wiese geschickt wo ich mein Zelt überall aufschlagen darf. Ich war übrigens der einzige Camper hier. Liegt wohl daran, dass grad Regenzeit und unter der Woche ist.
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Als mein Zelt aufgeschlagen ist, wollte ich erst mal meinen Roller herholen, denn ich hab gesehen, dass ich den auch hier parken kann. Der Weg zum Parkplatz war ein anderer als ich her gelaufen bin, so war ich von der teilweise überfluteten Straße auch etwas überrascht. Aber das hatten wir ja alles schon mal.
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Den kleinen Fluß überquert tat sich plötzlich eine neue Möglichkeit auf, ein Nature Trail der auf einem Kilometer Länge direkt zur dritten Stufe der Erawan Wasserfälle führt. Die Erawan Wasserfälle sind eigentlich sieben Wasserfälle, die auf einer Länge von zwei Kilometern durch einen Wanderpfad erreichbar sind. Da ich meinen kleinen Rucksack mit Schwimmsachen sowieso dabei hatte ließ ich den Roller erst mal am Parkeingang stehen und bin den Trail entlang gewandert. Kam mir teilweise so vor, als hätte den schon länger keiner mehr benutzt, an einigen Stellen war er doch sehr zugewuchert.
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Blick auf den Pool der zweiten Stufe


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Nach einer halben Stunde kam ich dann am Pfad raus der die Wasserfälle miteinander verbindet. Ich war wie schon gesagt auf der dritten Stufe der Wasserfälle und an jeder Stufe gibt es einen Felsenpool in dem man baden kann. Das machen auch viele, vor allem viele Thais, Ausländer sieht man hier eher weniger, und wenn dass sind es meistens Russen.
Schon eine faszinierende Gegend. All der Kalk der im Flußwasser gelöst ist lagert sich hier an den Wasserfällen in den tollsten Formen ab.
Ich stand nun vor der Entscheidung ob ich zurück zu den Stufen 1&2 gehen soll oder doch noch weiter nach oben. Es war schon drei Uhr und ab 3:30 wird der Weg nach der vierten Stufe gesperrt. Ich wollts mal riskieren, vielleicht hat das ja auch den Vorteil, dass weniger los ist. Es ging also nach oben. Schon nach kurzer Zeit kam ein kleiner Aussichtspunkt von dem aus man durch das Blätterdach ins Tal sehen konnte.
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Die vierte Stufe war auch bald erreicht. Hier bildete die Kalkablagerung des Wasserfalls ein Art pilzförmiges Gebilde, das die Kids hier als Wasserrutsche nutzten.
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Vierte Stufe


Einen halben Kilometer war es nun bis zur fünften Stufe, vorbei an einem Checkpoint der um 3:30 den Weg sperren soll, wo aber niemand drin saß. Also bin ich weiter. Der Weg wurde nun zunehmend Steiler und beinhaltete auch ein paar Passagen über größere Felsen. An der fünften Stufe angekommen war ich einmal mehr vom Wasser überrascht. So ein sattes türkisblau hab ich noch nicht gesehen. Auch Fische schwimmen einige in den Pools rum. Hätte gute Lust gehabt hier schon rein zu springen, aber ich hatte ja noch nen ganz schönen Weg vor mir.
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Fünfte Stufe


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Die sechste Stufe war dann weniger beeindruckend. Man musste durch etas Matsch gehen um dort hin zu kommen. Immerhin sind mir keine anderen Leute mehr begegnet, ich scheine nun der einzige zu sein der hier noch unterwegs ist.
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Das letzte Stück wollt ich nun auch noch bewältigen. War auch nicht mehr ganz so weit, und schon war ich da.
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Ganz oben


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Sehr idyllisch. Hier hab ich mich auch schnell umgezogen und wollte in den Pool gehen um mich etwas abzukühlen. Doch als ich meine Füße schon im Wasser hatte bemerkte ich, dass die Fische die auch hier im Pool sind auf mich zu schwimmen. Eigentlich eher ungewöhnlich für Fische, aber diese hatten es auf meine Füße abgesehen. Genauer gesagt auf die abgestorbenen Hautzellen an meinen Sohlen. Es hat schon etwas Überwindung gekostet die Füße nicht sofort wegzuziehen wenn die Fische dran knabbern, es hat nicht weh getan, war aber doch ein eigenartiges Gefühl. Speziell wenn dann der Futterneid einsetzte. Anfangs sinds nur ein paar kleine die knabbern, aber wenn man die nicht zeitig wegscheucht kommen immer mehr und mehr und mehr. Nach dieser Fisch-Fußmassage bin ich ganz ins Wasser. Sehr warm aber dennoch angenehm bei der Hitze. Auf einen der Wasserfälle konnte ich auch etwas hoch klettern, denn obwohl es extrem rutschig aussah war die kalkige Oberfläche so rau wie Schleifpapier und bot hervorragenden Halt. Ein schöner Ort, vor allem wenn man ihn ganz für sich alleine hat. Ich hab da oben sicher ne halbe Stunde verbracht ehe mir die Wolken am Himmel etwas zu regenreich aussahen und ich mich wieder an den Abstieg gemacht hab. Da kam ich dann auch noch an den Stufen 1&2 vorbei, die größten. Die sind regelrecht zum Schwimmbad ausgebaut, mit Duschhäuschen, Toiletten und Ständen wo man was zu essen und trinken kaufen kann. Aber leider alles schon zu. Ich hatte langsam wieder Hunger und bin mal vor zu meinem Roller gelaufen um eventuell in die nächste Siedlung zu fahren um was zu essen zu kriegen.
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Stufe 1


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Letzter Besucher


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Doch das musste ich gar nicht, da am Parkplatz waren noch ein paar Stände die noch essen servierten. Das sparte mir ne Menge Aufwand, also hab ich gleich da gegessen. Das Chicken war gut, der Reis jedoch echt schlecht. Aber ich bin satt geworden.
Inzwischen war es sechs Uhr und ich bin zurück zum Zelt. Nach dem Tag war mir ne Dusche ganz recht und hier gab’s auch eine. Allerdings musste ich echt schnell sein mit duschen, denn da waren wahnsinnig viele Moskitos drin. Ein paar haben mich schon erwischt. Zurück im Zelt musste ich meine Regenhülle vom Zelt entfernen um etwas mehr Luft zu kriegen, es war extrem warm und schwül. In der Nacht kühlte es nur wenig ab, dafür setzte Regen ein, ich musste wieder raus und das Überzelt wieder dran machen.

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