Indiana Jones

Die Nacht war ok. Auch wenn es die ganze Zeit über sehr feucht und heiß war. Aber wer im Dschungel campen geht kann wohl nicht zu viel Komfort erwarten. Das Abbauen des Zeltes dauerte dann auch etwas länger, weil ich es erst in der Morgensonne trocknen musste. Sehr angenehm war die Dusche nach dieser heißen und verschwitzten Nacht. Obwohl ich recht schnell war mit duschen haben mich wieder ein paar Moskitos erwischt ehe ich mich mit Repellent einsprühen konnte.
Voll beladen ging es dann auf den Roller und los Richtung Phratat Höhle die nur 12 Kilometer vom Parkeingang entfernt ist. Im Internet hab ich keine Infos über die Höhle gefunden, aber im Visitor Center des National Parks stand ein bisschen was darüber. Ne Tropfsteinhöhle.
Als ich dort angekommen bin war ich der einzige auf dem Parkplatz. Kann ein gutes oder ein schlechtes Zeichen sein. Ich bin an einem Häuschen vorbei in dem von einem Parkranger oder Soldaten, schwer zu sagen, meine Eintrittskarte kontrolliert wurde. Die war zwar von gestern, aber als ich ihm klar machte, dass ich die Nacht im Park gecampt hab meinte er ok. Meinen Rucksack sollte ich lieber hier bei ihm in der Station lassen, denn zur Höhle sinds 600 Meter steil den Berg rauf. Dann fragte er noch, ob ich ne Taschenlampe hab. Etwas überrascht von der Frage meinte ich ja und zeigte ihm meine Stirnlampe die mir seit Jahren gute Dienste leistet. Als er die sieht, lacht er nur kurz, verschwindet in seinem Häuschen und kommt mit ner richtigen Taschenlampe wieder die er mir in die Hand drückt. Die ist schon bei Tageslicht außerordentlich hell, ist wohl auch die Taschenlampe der Polizei hier.
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Ich mache mich so ausgerüstet also auf den Weg, ohne so recht zu wissen was mich eigentlich erwartet. Nun, zunächst erwarten mich mal unzählige Stufen, es geht durch einen Bambuswald steil nach oben. Ganz schön hier, aber wie immer wenn man so alleine in einem Wald ist regt das die Fantasie etwas an. An einem Punkt war ich mir echt nicht sicher ob ich gerade das Fauchen eines Tigers oder das Knacken eines Bambusrohrs gehört hab. Etwas Nervenkitzel schon so früh am Morgen.
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Nach 600 Metern immer nur Treppen steil bergauf war ich dann da. Die Höhle war erreicht.
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Und das wars jetzt? Etwas enttäuschend und ne Taschenlampe hätte ich dafür wohl auch nicht gebraucht. Auch das Hinweisschild kam mir etwas übertrieben vor.
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Wenn man dann aber ganz genau hinsieht erkennt man, dass links von dem Schild ne schmale Spalte im Felsen ist und der Boden dort so aussieht als würden öfter mal Leute da entlang gehen. Neue Hoffnung keimte auf, dass die Höhle doch noch was zu bieten hat. Nun machte auch die Taschenlampe Sinn.
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Es war recht eng, doch ich konnte mich durch die Spalte zwängen. Sehr cool, schon nach wenigen Metern war es absolut dunkel. Ich hab vorsorglich mal meine Stirnlampe noch mit an gemacht, obwohl die im Vergleich zu der anderen Taschenlampe eher kläglich abschnitt. Ich war ja jetzt auch schon in ein paar Höhlen auf meinem Trip und davor auch, aber so was hab ich noch nicht gesehen. Sonst sind diese Höhlen ja immer voll ausgebaut, mit Wegen und vor allem Licht ohne Ende und alleine reingehen ist schon gleich absolut ausgeschlossen. Nicht so hier. Die einzige Gesellschaft die ich hatte waren ab und zu ein paar Fledermäuse die an mir vorbei flogen, aber kein anderer Mensch. Licht gab es hier drin auch nur aus der Taschenlampe und um Höhle und Besucher zu schützen war ein Weg angelegt auf dem man gehen konnte.
Anfangs war der Weg noch recht schmal, als man sich durch den Eingang zwängen musste, doch nach 20 Metern begann der befestigte Weg und die Höhle öffnete sich in einen gigantischen Dom, eine Kuppel mit guten zwanzig Metern Höhe und etwa 150×100 Meter als ovale Grundfläche. Spektakuläre Stalagmiten und Stalaktiden waren überall im Schein der Taschenlampe zu sehen. Dazu die Stille und die Gewissheit, dass man alleine hier unten ist. Mir fehlen die Worte das zu beschreiben, aber das war mit Leichtigkeit einer der Top Momente dieser Reise.
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Absolut einmalig. Ich hab mir auch richtig Zeit gelassen. Die Höhle war zwar nur nen viertel Kilometer lang, aber ich war sicher ne Stunde drin. Es gab einfach so viel zu sehen und zu entdecken. Scheinbar war ich etwas zu lange drin, denn nach etwa ner Stunde kam einer der Ranger rein um mal zu sehen ob ich noch ok bin. Da war ich aber schon fast wieder am rausgehen. So hab ich auf den letzten paar Metern noch ne Führung von ihm gekriegt.
Dann ging’s wieder raus ins grelle Tageslicht. Auf meinem Weg nach unten kamen mir dann auch andere Besucher entgegen, aber alles nur Thais. Diese wunderbare Höhle scheint echt noch vom Massentourismus verschont zu sein. Falls also mal mal jemand nach Thailand kommt: Phratat Cave. Und am besten schon um acht Uhr morgens da sein, dann hat man sie für sich alleine was den Reiz nochmal ums tausendfache erhöht.
Wieder unten angekommen hab ich meinen Rucksack wieder geschultert und bei den Rangern nochmal nachgefragt ob hier in der Nähe ne Tankstelle ist, da mir wohl bald der Sprit ausgeht. Einer der etwas Englisch konnte meinte ja, da gäb’s was, er bringt mich gerne hin. Also ist er auf seinen Roller (In Thailand hat JEDER einen Roller) und voraus gefahren. Sehr nett. Nach fünf Minuten waren wir da. Das war dann keine Tankstelle wie ich sie erwartet hätte, aber es erfüllte seinen Zweck. Es war einer der vielen Straßenstände die alles mögliche verkauft haben. Unter anderem stand da auch ein Fass mit einer Handpumpe rum in dem vermutlich Benzin war. Eine Frau war schon eifrig damit beschäftigt aus dem Fass heraus Benzin in Ein-Liter Cola-Flaschen abzufüllen. Etwas überrascht war ich von der Farbe, denn das Benzin war leuchtend orange, was es meines Wissens nach eigentlich nicht sein sollte. Aber in meiner Situation kann ich nicht wählerisch sein. Also den Tank aufgeschraubt, einen Trichter mit Sieb drüber rein gesteckt und eine der Flaschen reingekippt. Kostete dann 44 Bath. Auch ein Erlebnis, so was sieht man in Europa nicht.
Die Tankanzeige war nun wieder voll, mein Magen dafür noch recht leer. Ich hab aber gesehen, dass vor dem Eingang des National Parks ein Markt war an dem ich etwas essen konnte. Es war immer noch so früh am Morgen, dass die ganzen Tagestouristen noch nicht aufgetaucht waren und ich die komplette Markthalle fast für mich alleine hatte. Es gab für mich wieder mal ein Pad Thai, was aber ok ist, denn erstens schmeckt es gut und zweitens scheint es hier jede Köchin etwas anders zuzubereiten. Dieses hier hatte etwas mehr Ei und war auch etwas schärfer gewürzt.

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Reiche Auswahl


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Pad Thai


Tank, Magen, Wasservorräte voll, nun konnte es losgehen.  Ein ganzes Stück die Straße 3199 entlang zurück. Leider hat es hier dann auch angefangen zu regnen. Gut, war jetzt nicht so schlimm. All mein Zeug war wasserdicht verpackt und mir kam die Abkühlung in der Hitze gerade recht. Zumindest die erste viertel Stunde. Danach wurde es schon kühler und es regnete heftig. War aber trotz allem nur Wasser, nichts was mich aufhalten würde, und so bin ich immer weiter gefahren.
Auf der Straße 3457 bog ich dann Richtung Westen ab und folgte ihr für 20 Kilometer ehe ich die 323 erreichte die parallel zur Death Railway und bis hoch zur Grenze nach Myanmar am Drei Pagoden Pass verläuft. Dort ging es nach Norden, der Regen hat inzwischen aufgehört, es wurde wieder heiß und ich war froh, dass mich meine feuchten Klamotten im Fahrtwind kühlen.
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Alles regenfest machen


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Meine nächste Station war das Hellfire Pass Memorial. Museum und Gedenkstätte für die Kriegsgefangenen die die Death Railway für die Japaner bauen mussten.
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Mahnmal zum Frieden


Erstklassig gemachte Ausstellung, geht wirklich unter die Haut. Der Hellfire Pass war der mörderischste Abschnitt der Death Railway. Hier mussten die Gefangene eine Schneise durch den blanken Fels hauen um die Schienen in passender Steigung verlegen zu können. Für Tunnel hat das Know-How der japanischen Ingenieure nicht gereicht, deshalb musste eben der ganze Fels abgetragen werden. Alles von Hand, mit Hammer und Bohrmeißel, mussten ein Meter tiefe Bohrlöcher gehauen werden um mit Dynamit den Felsen ab zu sprengen. Der Schutt wurde dann von Hand abgetragen. Das tägliche Arbeitspensum pro Gefangenen, unabhängig von körperlicher Verfassung, lag in Spitzenzeiten bei 3 Kubikmetern was in bis zu 18 Stunden Schichten resultierte. Bis tief in die Nacht hinein wurde im Schein von Diesel-Bambusfackeln gearbeitet, von Männern die aufgrund der Verpflegung (zwei Schüsseln Reis am Tag), willkürlicher Strafen, des Dschungelklimas und der Krankheiten hier nicht mehr als wandelnde Skelette waren. Das allnächtliche Szenario im flackernden Fackelschein mit den skeletthaften Zwangsarbeitern die Ihre Schatten an die frisch gehauenen Felswände warfen gab diesem Abschnitt der Death Railway den Namen Hellfire Pass.
Vom Museum aus ists ein halber Kilometer bis zum Hellfire Pass, den man über einige Stufen und anschließend entlang des alten, inzwischen abgebauten Gleisbettes erreichen kann. Von den gut 100000 Menschen die der Bau der gesamten 413 Kilometer langen Strecke gefordert hat entfielen auf dieses mörderische Stück von 75 Metern an die 1200.
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Altes Gleisbett


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Hellfire Pass


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Bambus Fackel


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Blick von oben


Nachdem ich wieder zurück beim Roller war ging es weiter. Wieder die 323 nach Norden. Langsam musste ich mir auch über einen Campingplatz Gedanken machen, deshalb bin ich den Sai Yok National Park angefahren, der lag praktisch direkt an der 323, und hab mal nachgefragt, ob man da campen kann. Man kann, deshalb bin ich rein. Hat wieder 200 Bath plus 20 für den Roller gekostet. Im Headquarter hab ich dann mal nachgefragt wo ich mein Zelt aufschlagen kann, die Frau dort meinte dann überall, aber am View Point wäre es am schönsten. Also bin ich mit all meinem Zeug da hin gelaufen, es war etwas abseits gelegen und wirklich sehr schön. Ich war, wie immer, der einzige Camper und auch sonst sind mir nicht viele andere Besucher begegnet. Einen schönen Platz für das Zelt hab ich auch gefunden und das dann erst mal aufgebaut, damit ich dss schon mal erledigt hab und den großen Rucksack zurück lassen konnte.
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Zeltplatz


Vom View Point hatte man auch noch nen netten Blick auf den Fluss und eine Sandbank.
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Ich hab mich nachdem das Zelt stand aufgemacht mal die Hauptattraktion des Parks zu sehen, den Sai Yok Yai Wasserfall. Der fällt von einem Kalksteinklippe direkt rein in den Fluß.
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Über eine Hängebrücke konnte man den Fluß überqueren und hatte von da aus auch eine schöne Sicht auf den Fluß und die schwimmenden Häuser die dort festgemacht waren.
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Hängebrücke


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Eines war sogar gerade noch im Bau, denen hab ich ne Weile lang zugeschaut.
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Schwimmende Baustelle


Von der anderen Seite gab es nochmal nen guten Frontalblick auf den Wasserfall.
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Sai Yok Yai Wasserfall


Nun musste ich noch was zu Abendessen auftreiben. Im Park gab es zwar Stände die was verkauft hätten, aber die waren alle zu. Ist halt einfach Regenzeit, da erwartet man keine Besucher. Ich hab mich dann auf den Roller geschwungen und bin einfach ins nächste Dorf gefahren. Dort hab ich dann auch was gefunden, wieder ein Straßenrestaurant, in dem man mich, als einzigen Gast äußerst zuvorkommend bewirtet hat.
Gerade als ich wieder zurück fahren wollte hat es natürlich angefangen zu regnen. Erst noch ganz leicht, aber dann heftiger. Anfangs hab ich mich noch unter einem Baum untergestellt, doch als es da auch langsam durchtropfte und der Regen nicht so aussah als würde er bald nachlassen, bin ich einfach durch den Regen zurück gefahren. Wollte sowieso duschen. Das hab ich dann auch noch gemacht und mich dann gegen sieben ins Zelt gelegt. Es regnete immer noch, allerdings war es nicht ganz so heiß wie gestern. Aber die Feuchtigkeit in der Luft war schon etwas unangenehm. Dschungelklima halt. Irgendwie wirkte das prasseln des Regens so einschläfernd, dass ich mich um acht zum schlafen gelegt hab.