Heute war eigentlich nichts sonderlich erwähnenswertes geboten. Ich hab mal wieder ne Finanzübersicht aufgestellt und mir alle möglichen Infos zu Thailand und Bangkok verschafft. Dazu noch ein bisschen lesen, ein paar Runden Pool Billard und dann war der Tag auch schon rum.
Archiv für den Monat: September 2014
Auf der Suche nach nem Schiff
Bei allen Flugpreisvergleichen die ich gestern angestellt hab, ich hab die Hoffnung auch noch nicht aufgegeben anders über den Pazifik zu kommen. Dazu wollte ich heute mal zu ein paar der Yacht- und Segel-Clubs in San Francisco schauen um mal herauszufinden ob nicht zufällig in den nächsten Tagen jemand Richtung Westen aufbricht und noch Platz an Bord hat.
Meine erste Anlaufstelle war eine Marina am Pier 25, also sehr zentral an San Franciscos Bay gelegen. Wie ich am Schwarzen Brett feststellen konnte lief in den nächsten Tagen tatsächlich ein Segler aus der noch Crew suchte. Allerdings wollte der an der Küste runter nach Panama segeln, durch den Kanal und dann ab über den Atlantik ins Mittelmeer. Schade, nicht ganz meine Route wäre aber sicher auch ne Überlegung wert.
Da ich hier nicht fündig geworden bin ging es weiter Richtung der anderen Clubs. Auf meinem Weg dort hin bin ich eher zufällig in eine Ausstellung gestolpert die mir bei meinem letzten Besuch hier in der Nähe noch nicht aufgefallen ist. Eine ganze Halle voller alter Spieleautomaten. Aber richtig alte. Und mit richtig alte mein ich an die 70 – 80 Jahre alt. Und alle noch voll funktionsfähig, man kann die Dinger mit 25 Cent Münzen füttern. Einfach nur wow, und heute sieht man nur noch ab und zu mal nen Flipper Automaten rumstehen. Aber hier gab’s echt alles. Baseball, Boxen, der klassische Wahrsager, Pistolen schießen und alles was man sich nur vorstellen kann.


Echt cool. Nachdem ich da drin einige Zeit verbracht hab bin ich weiter, vorbei an ein paar historischen Schiffen die hoer vertäut lagen und zu den anderen Clubs. Ein schönes Stück zu laufen. Aber leider wars nicht von Erfolg gekrönt, ich hab auch hier niemanden gefunden der noch Crew für die Passage nach Westen gesucht hätte.
Aber ganz umsonst bin ich da auch nicht hin gelaufen, ich hab mir nen Kaffee gekauft den ich mit absolut genialem Blick auf die Golden Gate Bridge genießen konnte.

Danach gings über die Hügel von San Francisco wieder zurück zum Hostel.
Hier hab ich dann den Abend nochmal damit verbracht meinen Flug auch tatsächlich zu buchen. In 4 Tagen geht’s auf nach Thailand!
Weiterreise
Heute morgen hab ich meine Sachen gepackt und Dukes Wohnung verlassen, denn der brauchte das Zimmer für nen anderen Freund der zu ner Hochzeit nach San Francisco kam. Ich bin dafür in ein Hostel gegangen, das selbe in dem auch Enrique war. So hatten wir nochmal nen vormittag Zeit um Downtown zu erkunden ehe er zum Flughafen musste.



Den Nachmittag hab ich dann größtenteils mit Planung verbracht. Wohin sollte es nun gehen. Ich hatte irgendwie genug von den USA und wollte mal wieder was ganz neues. Ich hab mich in der Lounge des Hostels ein paar Stunden hingesetzt und verschiedene Optionen durchgespielt. Eigentlich wollte ich noch nen Abstecher nach Texas machen, doch auch ne Weiterreise nach Alaska oder Hawaii wären reizvoll. Oder ganz wo anders hin? Australien? Neuseeland? Fiji? Nach langem mit mir ringen und Preise vergleichen bin ich zu nem vorläufigen Ergebnis gekommen:

Ja, Bangkok, Thailand. Wird auch langsam mal Zeit, dass ich den Pazifik überquere und mich weiter Richtung Deutschland begebe… oder zumindest so tue als ob.
Twin Peaks
Heute hab ich mich mit nem alten Freund in der Stadt verabredet. Enrique, bei dem ich schon auf Barbados ne Woche gewohnt hab und den ich nach meiner Zeit auf Barbados zu meinen Freunden zähle, ist grad für ein paar Tage in San Francisco, beziehungsweise heute ist sein letzter Tag. Deshalb wollten wir heute nochmal die Stadt zusammen erkunden.
Doch zuerst musste ich den Mietwagen am Flughafen zurück geben. Das hat soweit auch alles geklappt. Die Rechnung belief sich somit auf 100$ für eine Woche. Da kann man nicht meckern. Mit dem Bus bin ich dann vom Flughafen ins Zentrum von San Francisco, zur Powell Street gefahren wo ich mich um zwölf mit Enrique getroffen hab.
Da wir beide noch nicht gefrühstückt haben sind wir erst mal was essen gegangen und haben Neuigkeiten ausgetauscht. Er hat Barbados ja auch schon vor ein paar Monaten verlassen und ist dann nach Houston gegangen.
Da wir beide so ziemlich keinen Plan hatten was wir tun sollen haben wir einfach mal nen Stadtplan aufgeschlagen und uns auf die Twin Peaks festgelegt, die zwei höchsten Berge im Westen der Stadt. Den ersten Teil der Strecke konnten wir noch mit der Tram bewältigen, danach ging es zu Fuß immer höher rauf. Da gab’s schon ein paar Häuser die ne ganz schöne Aussicht boten.
Nach doch langem Marsch nach oben haben wir es dann geschafft, empfangen wurden wir von einer großartigen Aussicht über San Francisco und von extrem starken Wind.
Danach ging es wieder nach unten. Wir sind die Castor Street entlang gelaufen, auch ein Erlebnis. Das ist das Zentrum der Regenbogen-Bewegung.

Wir sind weiter durch die Stadt gelaufen bis wir uns gegen 6 Uhr mit einem anderen Freund von Enrique getroffen haben und mit dem dann, nach einem Abendessen beim Mexikaner, noch in ne Bar gegangen sind.

War auch wieder ein ganz netter Abend.
Zurück nach San Francisco
Hab sehr gut geschlafen. Es war zwar kalt, aber nicht ganz so kalt wie vorletzte Nacht. Und ganz so still war es auch nicht.
Nachdem ich all mein Zeug zusammen gepackt hab ging es auch schon los Richtung San Francisco. Ich muss das Auto zwar erst morgen vormittag abgeben, doch würd ich ganz gern schon die heutige Nacht in San Francisco verbringen um morgen früh keinen Stress zu haben.
Meine Route lief wieder zurück über den Tioga Pass, denn all zu viele andere Möglichkeiten die Sierra Nevada zu überqueren gibt es nicht.


Wieder ein absolutes Vergnügen diese Strecke zu fahren. Echt klasse.
Der Rest als ich auch dem Yosemite National Park wieder raus war war dann nur noch Interstate um Strecke zu machen. Was meine Unterkunft angeht: In San Francisco ist nichts unter 40$ die Nacht zu haben, und das ist dann auch schon das allergünstigste. Kurz im Reisegedächtnis gekramt und überlegt ob ich nicht unterwegs jemanden aus San Francisco getroffen hab. Hab ich und zwar in Marokko. Duke, einer von den „Jungs“ mit denen ich da drei Wochen rumgereist bin wohnt noch heute in San Francisco. Kontakt aufgenommen und schon kurze Zeit später war alles klar, er hat einen Platz für mich auftreiben können.
Ein kleineres Problem war jetzt nur noch da hin zu kommen. San Francisco liegt ja auf einer Halbinsel und ist durch mehrere Brücken mit dem umliegenden Festland verbunden. Die kosten aber alle Maut. Nicht wenig, das hätte ich aber auch noch verkraften können. Viel mehr hab ich den Aufwand gescheut. Denn man kann die Maut nicht Cash bezahlen, man muss so einen elektronischen Mautabrechner kaufen, online prepay machen oder per Telefon prepay machen. Und die halbe Stunde die mir die Brücke gespart hätte war mir das echt nicht wert. Zumal das 8$ gekostet hätte. Ich bin also unten rum über Land gefahren.
Die Adresse die mir Duke gegeben hat zu finden war auch nochmal etwas nervenaufreibender. Hab wie üblich keine Versicherung zu dem Mietauto genommen (Spart in der einen Woche über 200$), deshalb war äußerste Vorsicht angesagt. Dazu die Straßen von San Francisco. Viel Verkehr, fast überall Einbahnstraßen in die unsinnigsten Richtungen und die Straßen an sich. Hoch und runter, kennt man ja. Ein Block war besonders steil, so steil, dass ich sagen kann es war die steilste Straße die ich je gefahren bin. Und ich hab echt dran gezweifelt, dass der Toyota das Stück hoch packt. Aber er hat es geschafft, mit erstem Gang, Vollgas und Anlauf.
War auf jeden Fall ein Abenteuer. Die Adresse hab ich dann auch gefunden. Nicht die beste Gegend, aber was solls. Vom Haus selber war ich doch etwas überrascht, sah sehr cool aus. War so ein Altbau (für amerikanische Verhältnisse) mit fünf Meter hohen Räumen. Eine WG mit fünf Zimmern und ein Mitbewohner war gerade nicht da, da konnte ich sein Zimmer haben. Essen war auch schon bereit, alles vegan. War aber gut.
Ich war auch nicht der einzige Besucher, da waren noch mehrere die aber alle im Laufe des Abends wieder verschwunden sind.
Death Valley
Die Nacht heute war recht angenehm. Der kleine Fuchs hat sich nicht mehr blicken lassen und die Temperatur sank auf ein halbwegs erträgliches Niveau herab. Aber kühler als 25 Grad wurde es auch nicht.
Der Sonnenaufgang versüßte einem dann nochmal das aufstehen in dem er das unter mir liegende Tal in die prächtigsten Farben tauchte.
Ich hab zusammen gepackt und bin früh los um die relative Kühle des Morgens bestmöglich auszunutzen. Mein erstes Ziel war des Visitor Center in Furnace Creek. Auf meinem Weg dort hin kam ich nun auch tatsächlich das erste mal in das Death Valley, den das Tal das ich gestern durchquert habe war das Panamint Valley. Die Straße führte das Tal entlang und um mich herum war nichts als Ödniss. Ne Wüste halt. Dann kam auch bald schon das Schild welches mir anzeigte, dass ich nun unterhalb des Meeresspiegels bin.

Am Visitor Center war ich so gegen halb acht und es hatte da schon 36 Grad Celsius. Zudem öffnete das Center erst um neun Uhr. Ich hatte also noch etwas Zeit um mir ein paar der Highlights des Parks anzusehen die nicht all zu weit entfernt lagen.

Zunächst bin ich zum Zabriskie Point gefahren, von wo aus man einen schönen Blick auf labyrinthartig verlaufende, vielfältig gefärbte Canyons hatte. Bis zu diesem Aussichtspunkt war es zwar nur ein kurzes Stück bergauf aber bei der Hitze und dem Wind durchaus fordernd.


Ein paar Meilen die Straße weiter gab es den 20 Mule Team Drive zu befahren. Runter von der asphaltierten Straße auf einer Schotterpiste rein in die Canyons.



Wie der Name schon sagt wurde dieser Trail früher von den Mienengesellschaften genutzt um hier abgebautes Bauxit mithilfe von Holzwagen, welche von aus 20 Eseln bestehenden Gruppen gezogen wurden, abzutransportieren. Der Drive bot ganz nette Ansichten auf die umliegenden Canyons und ich war froh, dass man die Strecke im Auto absolvieren konnte und nicht laufen musste. Die Klimaanlage lief übrigens auf Hochtouren.
Danach hab ich mich auf den Weg zurück zum Visitor Center gemacht. Wenn man da drauf zufährt glaubt man erst auf eine riesengroße Oase mitten in der Wüste zu sehen, mit Palmen und viel Grün.
Bei näherem betrachten stellt man allerdings fest, dass es sich dabei mitnichten um ein natürliches Phänomen handelt. Vielmehr ist jemand mit zu viel Geld auf die glorreiche Idee gekommen mitten im heißesten und trockensten Ort der Welt einen Golfplatz zu errichten.
Am Visitor Center nahm ich mir dann ausgiebig Zeit die Ausstellungen und Filme über den Park anzusehen, unter anderem auch deshalb, weil ich den Akku meiner Kamera dort aufladen musste.

Danach ging es im Auto weiter Richtung Badwater Basin, dem tiefsten Punkt der USA. Wolken waren am Himmel keine zu sehen, deshalb konnte man die Springflut Warnung am Straßenrand ruhigen Gewissens zur Kenntnis nehmen.

Doch bevor ich am Badwater Point ankam machte ich noch einen Abstecher zum Devil’s Golf Course. Der See der hier bei Überflutungen entsteht und wieder vertrocknet hinterlässt hier all das Salz das der Regen aus den Bergen mit sich bringt. Das die Salzkristalle werden von Wind und Wetter in die bizarrsten Formen gefügt und überziehen die Ebene so weit das Auge reicht. Auf so einem Terrain könnte wahrlich nur der Teufel persönlich Golf spielen…

Bevor ich wieder ins Auto eingestiegen bin ist mir noch aufgefallen, dass hier scheinbar jemand vor kurzem versucht hat auf einem der rumliegenden Steine ein Spiegelei zu braten. Ich geh fest davon aus, dass das erfolgreich war.
Dann ging’s weiter, diesmal wirklich zum Badwater Basin. 85,5 Meter unter dem Meeresspiegel. Überraschend ist zunächst mal, dass man hier Wasser findet. Ein kleiner Tümpel der aus einer unterirdischen Quelle gespeist wird. Und natürlich ordentlich salzig ist.
Dann ging’s nochmal raus auf die Salzfläche die hier im Gegensatz zum Golf Course eben da liegt. Doch bevor man den Bretterweg verlässt und auf die Salzebene steigen kann passiert man diesen netten Hinweis hier:
Und das ist auch nicht untertrieben. Es ist ungefähr zwölf Uhr mittags, die Sonne brennt erbarmungslos herunter, das Thermometer im Auto zeigt 112 Grad Fahrenheit an, 45 Grad Celsius. Dazu der sengende Wind. Man spürt richtig wie man austrocknet. Nicht nur auf der Haut, denn die ist dauer trocken, so schnell kann man gar nicht schwitzen wie der Schweiß hier verdunstet. Auch der Mund ist staubtrocken. Überhaupt kein Problem hier 5 Liter am Tag zu trinken.
Nach etwa zehn Minuten in der Sonne wird es für mich Zeit zurück ins Auto zu kommen.

Das letzte was ich hier noch mitnehmen will ehe ich den Park wieder verlasse ist der Artist Drive. Entlang dieser Strecke gibt es ein paar Berge die durch die verschiedenen Mineralien so unterschiedlich gefärbt sind, dass es aussieht wie die Palette auf der ein Künstler seine Farben mischt. Soviel zur Beschreibung aus der Broschüre. Man kriegt da schon mal ne kleinen Eindruck davon was einen erwartet. Es aber dann live zu sehen hat mich schon nochmal etwas umgehauen. Einfach unglaublich diese Farben, es sieht wirklich 1:1 so aus als hätte jemand die verschiedensten Pastellfarben ineinander, aufeinander und übereinander geschmiert. Einmalig. Kann ich mit meiner Kamera leider nicht ansatzweise einfangen.




Nun ging es wieder Richtung Parkausgang. Das dauerte übrigens eineinhalb Stunden, ich hatte 80 Meilen zu fahren. Der Park ist einfach riesig. Kurz bevor es raus ging hab ich aber noch nen kurzen Abstecher zur Ruine einer Bauxit Miene gemacht.
Dann hieß es Good Bye Death Valley.
Ein wirklich beeindruckender Park. Nur schade, dass ichs nicht zur Racetrack geschafft hab. Das ist dieser große ausgetrocknete See in dem große Steinbrocken herumliegen die sich scheinbar von selbst bewegen und ihre Spuren in den Boden zeichnen. Und keiner weiß so richtig warum. Doch das Gebiet ist ziemlich abgelegen, die Straße dorthin wird ausdrücklich nur für 4×4 Fahrzeuge mit extra Bodenfreiheit und unplattbaren Reifen empfohlen. Und das wollt ich dem Toyota dann lieber doch nicht abverlangen.
So ging es dann nachdem ich den Park hinter mir gelassen hab im Prinzip den selben Weg zurück wie ich hergekommen bin, den Highway 395 nach Norden.

Wieder recht eintönig. Gegen 5 hab ich dann angefangen mich nach Campingplätzen umzusehen die hier praktisch alle drei Meilen links und rechts der Straße liegen. Ist ein großes Feriengebiet. Doch die Preise lagen alle so bei 20$ und mehr. Das muss ich dann doch nicht haben. Um noch bei Sonnenlicht mein Essen zu kochen hab ich nochmal an einem netten kleine Parkplatz angehalten und hatte während dem Abendessen einen schönen Blick auf eine weite Steppe, ne Wiese wars keine.

Und da ich hier eigentlich schon im Gebiet des Mono Lake National Forest bin, darf ich hier theoretisch überall mein Zelt aufschlagen (solange ich 100 Fuss von allen Wasserquellen entfernt bin, was nicht all zu schwer werden dürfte). Also hab ich diese Steppe mal genauer unter die Lupe genommen, eine Schotterpiste gefunden die rein führt und dort drinnen tatsächlich auch ne Ausbuchtung an der Piste gefunden wo ich mein Auto parken und mein Zelt aufschlagen kann. Idyllisch, keine störenden Nachbarn und kostenlos.

Geologie!
Was für ein Tag! Doch der Reihe nach.
Das Geheule der Kojoten dauerte nur etwa eine Stunde an, dann war wieder Totenstille. Mir war das scheinbar zu still, hab nicht ganz so gut geschlafen wie sonst, bin immer wieder aufgewacht. Kann aber auch an der Kälte gelegen haben. Die war auch der Grund dafür, dass ich erst gegen 8 Uhr losgefahren bin. Die Sonne war zwar schon um 6 aufgegangen doch es war so kalt, dass ich meinen Schlafsack nicht verlassen wollte. Als ich endlich aufgestanden bin hat die Morgensonne die Wiese auch schon in ein schönes Licht getaucht.
Über die Schotterpiste ging es zurück zum Highway und von dort aus zu meinem ersten Stop.


Der Panum Krater. Erst vor 650 Jahren ausgebrochen ist er Teil des jüngsten Gebirges der USA. Da ich immer noch verhältnismäßig früh da war hatte ich auch den Vulkan für mich allein. Niemand sonst war da.
Zu Fuß ging es hoch auf den Kraterrand, was zum Glück nicht all zu hoch war. Der Weg war voller Vulkangestein aus der Zeit des Ausbruchs. Bimstein Brocken, so groß wie ein Fußball und genau so schwer. Es fällt nicht schwer zu glauben, dass diese Steine im Wasser schwimmen. Außerdem liegt hier massig Obsidian herum. Pechschwarz, mit spiegelglatten Oberflächen und rasiermesserscharfen Kanten. Ich hab’s ausprobiert, ich konnte mir damit mit Leichtigkeit die Haare am Unterarm abrasieren.
Nachdem ich am Kraterrand angelangt war teilte sich der Weg. Entweder am Krater entlang einmal um den Vulkan herum oder in den Krater selbst.
Die Frage welchen Weg ich genommen hab erübrigt sich wohl. Vom Kraterrand ging es zuerst nach unten und dann wieder nach oben, denn der eigentliche Krater liegt höher als sein Rand. Man kann sich das wie einen Stöpsel vorstellen. Da bin ich also hoch gelaufen und war dann im Gebiet des Kraters. Eine absolut einmalige Szenerie. Zerklüftete Felsen, klein und groß, Ströme geschmolzenen und erhärten Obsidians, schwarz, rot und grau. Ein fast schon surrealer Anblick der mich magisch anzog. Ich verließ also den eigentlichen Trail und bin über die Felsen und Steine einmal quer durch, wobei mein Weg natürlich keine Gerade war sondern dem Gelände angepasst werden musste. Jeder Schritt hörte sich entweder an als würde man auf morschen Holzscheiten laufen wenn man auf Bimstein steigt oder aber als läuft man über tausende von Glasscherben wenn man auf den tausenden Obsidianscherben läuft. Ein einmaliges Erlebnis, dass damit gekrönt wurde, dass ich als ich einmal durch den Krater durch war auch noch einen schönen Blick auf den Mono Lake hatte.




Den Rückweg wollte ich anders wählen als den Hinweg. So hab ich noch einen kleinen Umweg eingebaut um auf einen der höchsten Punkte im Vulkan zu klettern.
Ein phantastisches Erlebnis. Danach ging es gleich weiter zum Mono Lake. Hier fließen einige Flüsse aus den Bergen rein, der See hat aber keinen Abfluss. Das Wasser verdunstet also nur und lässt die Mineralien aus den Bergen zurück und deren Konzentration steigt und steigt. Der See ist zweieinhalb mal so salzig wie das Meer und ungeheuer alkalisch, mit einem pH Wert von 10 für die Chemiker. Das macht das Wasser im See sehr seifig. Wenn man da rein langt fühlt man das auch. Es fühlt sich sehr schmierig an. Schmecken kann mans auch, sehr bitter und natürlich sehr salzig.
Eine weitere Eigenart dieses Sees sind die Tufa Säulen die am Ufer stehen. Die entstanden durch Süßwasserquellen die unter der Wasseroberfläche in den See sprudelte. Dieses Wasser enthielt aus den Bergen unter anderem Natriumcarbonat, also Backsoda (NaCO3). Das reagierte mit einem Salz das im Seewasser gelöst war, Kalziumchlorid CaCl. Der Ergebnis waren neben gewöhnlichem Kochsalz auch Kalziumcarbonat(CaCO3)-Kristalle, besser bekannt unter dem Namen Kalk. Und die türmen sich unter Wasser zu diesen Säulen auf. Warum man die heute an Land sehen kann? 1964 hat Los Angeles angefangen seinen Wasserbedarf aus den Flüssen die den Mono Lake speisen zu decken. In dessen Folge ist der Wasserstand des Sees bis heute um 12 Meter gesunken und die Tufa Säulen stehen plötzlich an Land.




Fische leben keine im See, dafür unzählige Vögel und kleine Krebschen. Und die angenehmsten Fliegen die mir je im Leben begegnet sind. Als ich so ein bisschen abseits des Weges am Sees entlang ging fiel mir ein etwa zwei Quadratmeter großer schwarzer Fleck am Ufer auf. Bei näherem betrachten stellte ich fest, dass das tausende von Fliegen waren. Ich dacht schon, dass die jetzt gleich alle auf mich losgehen werden und ich in einer Wolke aus Fliegen eingehüllt sein werde. Aber nix da. Keine Reaktion auf mich. Erst als ich noch näher kam tat sich was. Ich bin mit einer Hand etwas näher an die Fliegen ran und was musste ich sehen: die fliegen davon! Die weichen mir aus. Das hab ich soweit getrieben dass ich versucht hab mal wenigstens eine der Fliegen irgendwie zu berühren. Aber keine Chance. Als hätte ich ein Kraftfeld um mich das die Fliegen abstößt.
Ich bin dann noch etwas weiter um den See gewandert, weg von den Pfaden auf denen die Touristen durchgeschleust werden. Da gab’s dann auch deutlich mehr Vögel zu sehen. Außerdem hab ich mitten in einer Wiese noch eine heiße Quelle entdeckt in der das Baden aber ausdrücklich verboten war.


Zurück am Auto stand ich nun erneut vor der Frage: wohin jetzt? Zurück über die Sierra Nevada und noch nen Abstecher ins Nappa Valley? Oder weiter nach Norden nach Reno? Kurz die Karte studiert und eine Entscheidung gefällt. Ging zwar wieder zurück nach Süden, auf Los Angeles zu, aber das lässt sich nun mal nicht ändern. Denn etwa 220 Meilen südlich vom Mono Lake liegt der Death Valley National Park. Und wenn ich schon mal da bin würd ich den schon gern mitnehmen. Also rein ins Auto und ab nach Süden gebrettert. Der Highway 395 verlief fast immer schnurgerade, rechts von den hohen Bergen der Sierra Nevada flankiert. Auf der Strecke war sonst wenig geboten. Da half nur gute Musik rein und mental auf Autopilot gehen. So gingen die gut drei Stunden Fahrt, nur unterbrochen durch einen Tankstop in Bishop, auch recht fix rum.



Und dann hab ich gegen vier die Grenze zum National Park erreicht. Die Straße wurde schlagartig besser und vor allem interessanter. Wieder einmal eine der schönsten Straßen meiner bisherigen Reise. In top Zustand und verläuft durch einmalige Landschaften. Von etwa 5000 Fuss Höhe ging es runter in ein erstes Tal auf noch 300 Fuss über dem Meer. Als ich noch oben war ging schon ein guter Wind und es war auch schon recht warm mit um die 30 Grad. Aber mit jedem Meter den es runter ging schien das Thermometer zu steigen bis es im Tal letztlich an die 38 Grad waren. Und dazu noch der Wind. Es war als stände man im Luftstrom eines riesigen Föhns in den noch jemand etwas ganz feinen Sand rieseln lässt.
Die Straße führte nun wieder aus dem Tal heraus, schnurgerade am Anfang und dann auch schon mit Kurven. Nach dem etwa 10 Meilen langen Anstieg folgte die nächste Abwärtspassage ins nächste Tal. Die Strecke war nun wie eine Achterbahn, allerdings ohne Looping. Da waren so viele Senken und Kuppen drin, dass ich immer wieder heftig in den Sitz gedrückt oder fast die Strecke unter den Rädern verloren hätte. Fahrspaß pur.
Im nächsten Tal war dann auch ein Visitor Center in dem ich eine Karte des Parks und ein paar Infos erhielt. Bis zum Sonnenuntergang hatte ich noch etwas Zeit und ein Campingplatz, kostenlos war nur ein paar Meilen weiter. Also hatte ich noch Zeit mir die Sanddünen die es hier im Tal gab anzusehen.

Da kommen Erinnerungen an die Sahara in Marokko hoch. Doch gegen die Dünen wirken diese hier nur wie Zwerge.
Ein paar Meilen weiter waren dann die „Devil’s Cornfields“, des Teufels Getreidefelder. Die heißen so wegen der Büsche die hier wachsen und so aussehen wie Getreide das nach der Ernte zu Türmen aufgeschlichtet wurde. Und wer anders als der Teufel könnte in dieser Gegend schon was anbauen. Lange hielt man es hier auch nicht außerhalb des Autos aus. Dabei war die Sonne schon nicht mehr so hoch. Und auch hier wieder dieser heiße Wind. Das war übrigens jetzt auch die erste Stelle die unter dem Meeresspiegel liegt.

Schnell wieder zurück ins Auto und die Klimaanlage. Nun wollte ich meinen Campingplatz anfahren, der zum Glück auf 2100 Fuss Höhe liegt wo es etwas kühler sein dürfte. Aber nicht viel. Naja, nach der gestrigen Nacht sag ich lieber zu warm als zu kalt. Laut Wetterbericht an der Rangerstation soll es hier auch nachts nicht unter 25 Grad kalt werden.
Am Campingplatz, der eigentlich nur ein Geröllfeld mit etwas weniger großen Steinen ist (mein armer Zeltboden) ist es nicht mehr ganz so still wie gestern. Ab und zu kommt ein Auto auf der Straße vorbei. Es weht ein leiser Wind. Und zwei oder drei Grillen sind ganz zaghaft zu hören. Bin ganz zufrieden mit dem Platz, vor allem zu dem Preis. Bären sind hier auch keine zu erwarten. Pumas auch nicht. Hier sollte man mehr auf Schlangen, Skorpione und Spinnen achten, die mir mein Zelt aber vom Leib halten sollte. Und einen kleinen Wüstenfuchs hab ich schon auf dem Platz nach Einbruch der Dunkelheit rumstreunen sehen. Wenn der allerdings wie sein großer Verwandter in Spanien mein Zelt in der Nacht anknabbern sollte, dann kann er sich warm anziehen.

Inzwischen ist es 22 Uhr. Ich hab vier weitere Zelte um mich herum. Der Wind frischt etwas auf. Es ist immer noch zu heiß um auch nur an einen Schlafsack zu denken. Der Sternenhimmel ist allerdings erstklassig. Keine Wolke am Himmel.


Tioga Pass
Heute morgen hatte ich erst noch ein Last Minute Telefonat zu führen. Meine Auslandskrankenversicherung beim ADAC würde nämlich am 6.9. ablaufen, deshalb musste ich da anrufen und die Vetragslaufzeit verlängern. Um wieviele Monate verrat ich aber nicht.
Nachdem alles wieder im Auto verstaut war ging es los, von Fresno aus sollte mich der Highway 41 zum Yosemite National Park führen.
Durch den Park musste ich eine recht lange mir schon bekannte Strecke fahren bis ich zum Beginn der Tioga-Passstraße kam. War aber trotzdem eine schöne Fahrt.
Dann war die Tioga Road erreicht und es ging vom Yosemite Valley aus nach oben. 42 Meilen lagen bis zur Passhöhe vor mir. Und diese 42 Meilen hatten es echt in sich. Atemberaubend. Man sieht praktisch alle Landschaftsformem des Gebirges, das es von 3000 Fuss hoch geht auf fast 10000 Fuss.


Ein Highlight war sicherlich der Holmstedt Overview. Ziemlich weit oben. Man kann da parken und zu dann geht ein kurzer Wanderweg zu einem noch spektakulärerem Aussichtspunkt. Wobei „kurz“ und „Wanderweg“ wohl die falschen Begriffe sind. Der Weg geht 10 Meter, dann hört er auf und man steht praktisch auf dem Berg zwischen Bäumen.

Dann geht kein richtiger Weg mehr weiter. Man kann nur noch so auf eigene Faust weiter. Immer weiter nach oben, über nackten Granit. Allein diese riesige Fläche Granit sieht schon klasse aus. Aber dann wachsen da auch noch Bäume drauf. Mitten aus dem blanken Stein heraus. Die Natur schafft’s halt immer wieder einen zu überraschen.

Und je weiter man jetzt diesen Granithügel hochsteigt desto besser wird die Aussicht. Nach Westen hin sieht man den Half Dome von hinten, zusammen mit einer der größten Felswände der Welt.

Richtet man den Blick nach Osten bietet sich ein weiteres unglaubliches Panorama. In ein paar Meilen Entfernung glitzert der Tayana See saphirblau in der Sonne.

Da oben stehend war die Versuchung schon groß nicht beim vorbeifahren in den See zu springen. Zumal die Sonne in dieser Höhe richtig hart runtergebrannt hat.
Tja, am Tayana See angekommen bin ich dann auch tatsächlich rein. Das Wasser wirkte anfangs eigentlich recht warm und auch sehr klar, also hab ich meine Schnorchelsachen mitgenommen. Als ich aber drin war musste ich schon nach wenigen Minuten wieder raus. Abseits vom Ufer ist das Wasser eiskalt. Noch dazu gab es unter Wasser absolut nichts zu sehen als Steine. Keine Fische, keine Pflanzen.
Nach dem abtrocknen ging es weiter. Das nächste was am Wegesrand lag war die Tuolumne Meadow. Beim vorbei fahren schon recht schön doch zum drauf Wandern fehlte mir leider die Zeit.

Gegen vier Uhr war dann endlich die Passhöhe von 9940 Fuss erreicht und ich hab den Yosemite National Park wieder verlassen und konnte auf die östliche Seite der Sierra Nevada hinab zu Mono Lake fahren.
Als ich unten im Tal war, was immer noch auf 7000 Fuss lag, bin ich erst mal zum Mono Lake Visitor Center um mich etwas über die Gegend schlau zu machen. Außerdem braucht man hier eine Genehmigung wenn man ein Feuer machen will, denn hier befinden wir uns in einem National Forest. Also hab ich mir diese Genehmigung geholt, will ja heute abend was warmes zum essen haben. Was das Campen angeht: solange man nicht direkt am See campt kann man sein Zelt auf allem öffentlichen Land überall aufschlagen. Umsonst. Den Ranger hab ich auch gleich nach einem geeigneten Gebiet gefragt, denn der Wald hier ist ja groß.
Mit allen Infos versehen bin ich dann los um mir nen schönen Platz im Nichts zu suchen wo ich mein Camp aufschlagen kann.

Den Mono Lake ließ ich vorerst noch links liegen, es war schon spät und ich würde mir ungern erst in der Dunkelheit einen Platz suchen. Also bin ich den Highway 120 grob in das Gebiet gefahren das mir der Ranger empfohlen hat. Von da ab meinte er kann ich irgendeine Straße nehmen die links oder rechts weg führt und dort dann soweit fahren bis es mir irgendwo gefällt. Hört sich nach viel Freiheit an. Tatsächlich sind die Straßen die hier zur Seite weg führen mehr Schotterpisten die einfach so in den Wald zu führen scheinen. Also hab ich einfach eine genommen die noch halbwegs befahrbar für meinen Toyota aussah.
Allerdings kam der hier schon an seine Grenzen, teilweise war die Straße tiefer, feiner Sand in dem ich fast stecken geblieben wäre. Um dem vorzubeugen bin ich über solche Stellen nun immer mit ordentlicher Geschwindigkeit drüber.
Die Landschaft die sich hier bot kann man getrost als Wildness bezeichnen. Bis auf die Straße war nichts menschengemachtes zu sehen. Und auch außer mir niemand.

Ich bin also ein paar Meilen gefahren bis ich eine größere Wiese entdeckt hab an deren Rand ich sowohl parken als auch mein Zelt aufschlagen konnte.
Als ich aus dem Auto ausgestiegen bin hat mich aber erst mal etwas total überrascht. Absolute Stille. Es war nichts, aber auch rein gar nichts zu hören. Kein Wind, keine raschelnden Blätter oder Zweige, keine Vögel, keine Bäche. Keine Autos, keine Flugzeuge, keine Menschen. Nichts. Die einzigen Geräusche kamen von mir. Eine geradezu ohrenbetäubende Stille. Ich hab die ganze Zeit so ein Klingen in den Ohren, wahrscheinlich ein Abwehrmechanismus meines Körpers um vor Stille nicht wahnsinnig zu werden.
Ein weiterer Punkt: Es ist kühl. Bin halt doch auf über 2000 Meter.

Nachdem das Zelt stand hab ich mir erst mal was warmes zu essen gemacht und ein Feuerchen entzündet. Allerdings mit allergrößter Vorsicht. Weil das Holz das hier rum liegt ist so staub trocken, sowas hab ich auch noch nicht gesehen. Ich konnte nen armdicken Ast einfach so mit meinem Feuerzeug entzünden. Brannte in Sekunden. Am Feuer hab ich mich also noch ne Zeit lang gewärmt bis es richtig dunkel wurde und ich mich ins Zelt verkrochen hab. Nachdem die Sonne weg ist ists nochmal deutlich kälter geworden. Ich lieg grad im Schlafsack und frier mir richtig einen ab. Werd wohl für die Nacht noch ein paar extra Klamotten anziehen. Geräusche gibt es immer noch keine. Absolute Stille. Nicht mal eine Eule oder so. Kein Eichhörnchen das über den Boden läuft. Nichts. Ich hoff es bleibt so und auch die Bären bleiben auf Distanz. Wie in diesen Regionen üblich sind alle stark riechenden Sachen und alles Essen im Kofferraum eingesperrt um die Bären nicht zu mir ins Zelt zu locken.
So Klamotten sind angezogen. Deutlich besser. Jetzt tut sich auch im Wald was. Ist zwar noch kein Vollmond aber vor ein paar Minuten haben ein paar Kojoten angefangen zu heulen und zu bellen. Schwer zu sagen wie weit von mir entfernt, aber es hört sich faszinierend an. Das Echo das die Landschaft dem Geheule verleiht, ganz ohne andere Störgeräusche ist einmalig.
Kings Canyon National Park
Tja, was soll ich sagen? Ich hab die Nacht ohne von wilden Tieren angefallen zu werden überstanden. Nachdem ich erst mal eingeschlafen war, was zugegebenermaßen etwas gedauert hat, hab ich eigentlich recht gut geschlafen.
Nachdem alle Sachen zusammen gepackt waren ging es um sieben los. Weiter den Highway 180 entlang, immer seinem Ende im Kings Canyon entgegen. Die Straße ist jetzt ne richtige Bergstraße, Kurve an Kurve und dicht am Fels gebaut.

Dazu noch das Licht der frühen Morgensonne das die umliegenden Berggipfel in einem fast schon mystischen Licht erstrahlen lässt. Und das beste: außer mir ist keine Menschenseele unterwegs.
Nach einiger Zeit hat es die Straße dann bis hinunter zum Kings River geschafft und verläuft nun neben diesem her. Der Fluß führt nicht all zu viel Wasser und fließt gemächlich vor sich hin. Mein erster Stop hier sind die Grizzly Falls.
Leider bleibt mir nicht viel Zeit den Anblick zu genießen. Es ist noch recht kühl und die Luft auch etwas feucht, ideale Voraussetzungen für allerlei fliegende Insekten die scheinbar nichts besseres zu tun haben als mir in Augen und Ohren zu fliegen. Extrem unangenehm, obwohl sie offenbar nicht stechen.
Meinen nächsten Stop lege ich an der Ranger Station ein. Dort gibt’s für mich aber nur die Infotafeln zu lesen die draußen aufgestellt sind, denn das eigentliche Visitor Center macht erst um 9 Uhr auf.
Nächster Halt war der Roaring Waterfall. Ganz nett anzusehen aber auch wieder zu viele Fliegen/Mücken um sich länger dort aufzuhalten. Also schnell wieder zurück ins Auto.

Einmal wandern musste dann aber doch noch sein. Die Zumwalter Meadow befindet sich kurz vor dem Ende der Straße und ist eine schön zwischen steil empor ragenden Felswänden und majestätisch dastehenden Bäumen gelegene Feuchtwiese. Um die führt ein eineinhalb Meilen langer Rundweg. Auch hier wieder: kein Mensch unterwegs außer mir. Absolut idyllisch. Und wenn nicht auch hier so viele fliegende Quälgeister unterwegs gewesen wären hätte ich stundenlang auf einem Felsen sitzen können und einfach nur die Schönheit der Landschaft genießen können.

Nun gings nach einer guten Stunde wieder weiter. Das Ende der Straße war schnell erreicht. Von hier an ging es nur noch zu Fuß weiter, höher rauf in die Sierra Nevada. Da hätte es einen sehr interessanten Rundkurs gegeben und ich hab hart mit mir gerungen ob ich den nicht machen soll. Da hätte ich schon sehr Lust drauf gehabt. 66 Kilometer, zwei bis drei Nächte im Nichts campen. Letztlich hab ich mich aber doch dagegen entschieden. Ich hätte einfach nicht genug Wasser mitschleppen können. Und einen Wasserfilter um das Wasser der Bäche, Flüsse und Seen nutzen zu können hatte ich auch nicht. Hätte ich den gehabt, wär ich gegangen. In Los Angeles hab ich mir witzigerweiße noch überlegt einen zu kaufen mich aber dann wegen dem Argument „Wann nutz ich den schon?“ dagegen entschieden.
Also hab ich mich wieder auf den Rückweg gemacht, die selbe Strecke wieder zurück. Diesmal allerdings mit etwas zusätzlichem Nervenkitzel und einem Kampf gegen meinen Erzfeind: Der leere Tank. Laut meiner Reichweiten-Anzeige komm ich noch 40 Meilen, was aber reichen müsste, denn nach ungefähr 10 Meilen kommt eine kleine Lodge die auch Benzin verkauft. Noch dazu folgt die Straße jetzt eine ganze Zeit lang dem Fluß, führt also immer bergab. So konnte ich die meiste Zeit einfach nur rollen lassen und war äußerst spritsparend unterwegs.
An dieser Tankstelle angekommen war meine Tanknadel noch auf viertel voll, meine Reichweite wurde mir aber mit nur noch 32 Meilen angezeigt. Wie man sich denken konnte war der Sprit hier an der Tankstelle unverschämt teuer. Aber damit nicht genug, die Mindestabnahmemenge waren 5 Gallonen. So viel Geld wollt ich denen dann doch nicht in den Rachen werfen. Und mein Tank war ja laut Anzeige noch viertelt voll. Also hab ichs mal riskiert und bin weiter gefahren. In ein etwa 15 Meilen hab ich nochmal die Option auf eine Tankstelle. Allerdings ging es nun wieder den Berg nach oben.
Dann kam ich an die Kreuzung an der ich zur Tankstelle hätte abfahren können. Laut meiner Karte waren es aber noch auf dem eigentlichen Weg den ich nehmen wollte aus dem Park raus und in den nächsten Ort 25 Meilen. Mein Reservelicht hat noch nicht ausgeleuchtet, also hab ichs nochmal riskiert, wenn auch mit etwas schlechterem Gefühl. Bevor ich aber aus dem National Park raus bin musste ich noch den Grant Grove mitnehmen. Das ist nochmal ein Sequoia Hain in dem General Grant steht, der höchste Sequoia der Welt. Vom Boden aus konnte ich zwar keinen Unterschied in der Höhe zu den anderen feststellen, aber wenn die’s sagen wird’s wohl stimmen. Für mich sind die alle einfach nur riesig. Jedes mal wieder verschlägt’s mir die Sprache wenn ich vor einem steh.
Aber nicht nur die ganz Großen gab’s zu sehen, auch einige Größenordnungen kleiner war was geboten. Ich hatte das Vergnügen einem Eichhörnchen dabei zuzusehen wie es seinen Wintervorrat anlegt. Da lag ein recht großer Tannenzapfen am Boden, gerade erst vom Baum gefallen. Das Eichhörnchen ist hin, hat einen Samen freigenagt, diesen Samen rausgeholt, sich in den Mund gesteckt und ist mit einem Affenzahn zu seiner fünf Meter entfernten Höhle gerannt. Kurz drin verschwunden und sofort zurück zum Zapfen. Das ging ein paar Minuten so, dann war die Höhle scheinbar voll, denn das Eichhörnchen hat sie zugeschüttet und seltsamerweise den noch halb vollen Zapfen keines Blickes mehr gewürdigt.

Nach diesem kurzen Umweg ging es wieder rein ins Auto und raus aus dem Park. Nach dem ich den Park verlassen hab waren es noch 5 Meilen bis Palmhurst, bei noch zwölf verfügbaren Meilen kein Problem. Noch dazu war die Strecke wieder vom aller feinsten. Fast nur bergab, kurvig ohne Ende, frisch asphaltiert und absolut kein anderes Auto unterwegs. Ich bin fast die ganze Strecke ohne eines der beiden Pedale ausgekommen, Gas geben brauchte ich nicht und gebremst hab ich in den Kurven per Lenkrad.
Am Ortseingang von Palmhurst dann aber der große Schock: Einwohnerzahl: 118. Der Ort hatte selbstverständlich keine Tankstelle. Extrem ungut. Der nächste Ort war Woodlake, laut Handy über 20000 Einwohner also mit Tankstelle. Das Problem war nur meine Reichweite passte mit 8 Meilen nicht so ganz zur Entfernung von Woodlake: 27 Meilen. Allerdings leuchtet immer noch kein Reservelicht auf, auch wenn die Tanknadel schon fast auf Leer steht. Bei ganz genauem Hinsehen musste ich allerdings leicht entsetzt feststellen, dass es sowas wie ein Reservelicht in diesem Auto offenbar nicht gibt. Gedanklich hab ich mich schon etliche Meilen zu Fuß zur nächsten Tankstelle laufen sehen. Und das beste: Das Thermometer hat auch noch gerade die 100 Grad Fahrenheit Grenze übersprungen, etwa 35 Grad Celsius. Aber es half ja alles nichts, ich musste da durch. Also hab ich alles nur erdenkliche getan um den Spritverbrauch niedrig zu halten. Klimaanlage aus. Radio aus. Licht aus. Es ging glücklicherweise immer noch den Berg leicht runter, falls ich mal Gas geben musste hab ich mir 30 Meilen pro Stunde als Limit gesetzt. Gebremst hab ich praktisch nie um keinen wertvollen Schwung zu verlieren. Das war Nervenkitzel pur. Trotzdem fiel die Reichweiten Anzeige auf eine Meile, und das wo ich noch fünf Meilen von Woodlake entfernt war. Ich hab tatsächlich schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Aber ich hab’s geschafft. Bin bis nach Woodlake gekommen (eine große schöne Stadt mittem im Nichts) und hab ekne Tankstelle erreicht. Da hab ich erst mal vollgetankt. Ein schönes Gefühl. Nun stand mir die Welt wieder offen und damit auch die Frage wo es denn nun hingehen soll. Vermutlich Richtung Norden, also bin ich auf den Highway 99 und ab nach Norden.
In Fresno hab ich dann genug vom Fahren gehabt für heute. Da Camping in der Großstadt eher schlecht ist hab ich mir ein Motel genommen. Das billigste versteht sich. Hat aber trotzdem noch 35$ gekostet. Aber so konnte ich mal wieder duschen, Akkus aufladen, im WLAN Bilder hoch laden und noch so ein bisschen grob voraus planen wo es morgen hingehen soll. Hab mich dazu entschieden die Sierra Nevada nach Osten zu überqueren und das geht frühestens über den Tioga Pass der durch den Yosemite National Park führt. Auf der Westseite der Sierra Nevada würd ich mir dann ganz gern den Mono Lake anschauen und wenn die Zeit es zulässt noch nen Abstecher zum Death Valley machen. Aber das wird sich unterwegs zeigen.
Sequoia National Park
Ah, die netten Nachbarn. Standen mit ihrem Wohnmobil zwar gute 50 Meter von mir weg, haben aber die ganze Nacht den Generator laufen lassen. Nicht sehr nett.
Trotzdem oder gerade deshalb bin ich recht früh aufgestanden. Es war schon hell, die Sonne hatte es aber noch nicht über die Berge geschafft. Das Zelt war schnell abgebaut und verstaut. Gegen sieben war ich dann schon unterwegs.
Nach wenigen Meilen war ich bereits am Eingang zum Sequoia National Park. Hätte wieder 20$ gekostet aber ich hab ja meinen Jahrespass.

Ich weiß wirklich nicht ob das nur Einbildung ist oder Wirklichkeit, aber jedes mal wenn ich die Grenze zu einem National Park überschreite hab ich das Gefühl in eine komplett andere Welt einzutauchen. Alles sieht so anders aus als noch außerhalb des Parks, irgendwie magisch.
Mein erster Stop war wie üblich das Visitor Center. Das hat auch gerade um acht erst aufgemacht und schon stand eine Schlange davor. Sehr ungewöhnlich, denn normal kommt immer gleich jeder rein. Der Grund für die Ansteherei war auch schnell gefunden. Die standen alle für Tickets zur Crystal Cave an. Davon hab ich zuvor zwar noch nichts gehört aber wenn ich schon mal da bin und das scheinbar so beliebt ist, dann stell ich mich auch an. Hat auch gar nicht lange gedauert bis ich mein Ticket für 15$ in Händen hielt. Da meine Tour aber erst um zwölf startet hatte ich noch etwas Zeit. Die hab ich mit Frühstück und einer groben Planung des Tages verbracht.
Um nicht zu spät zu meiner Tour zu kommen bin ich auch zeitig gestartet, denn die Crystal Cave liegt etwas abseits. Die Strecke dort hin führte eine ganze Zeit lang am General Highway entlang ehe es auf einer kleineren Nebenstraße zur Höhle ging. Die Strecke an sich war phantastisch, hoch und runter, Kurven, Kehren und Serpentinen. Ein paar PS mehr hätten aber auch nicht geschadet. Hat trotzdem Spaß gemacht den Corolla etwas an seine Grenzen zu bringen. Bin nur froh, dass ich die Reifenabnutzung nicht zahlen muss…



Zu meiner zwölf Uhr Tour war ich rechtzeitig da. Das ganze ging damit los, dass wir erst mal ein Stück in einen Canyon hinunter wandern mussten. War ganz schön steil aber nach einer viertel Stunde war man auch schon unten. Der Weg an sich war auch nicht zu verachten, sogar nen Wasserfall gab’s zu sehen.


Der Eingang zur Höhle war auch nochmal recht witzig gestaltet, ein riesiges Spinnennetz.
Dann gings rein. Nachdem draußen noch gute 30 Grad herrschten verlor man mit jedem Meter in die Höhle ein Grad bis man auf angenehm kühlen 10 Grad angekommen ist. Die hatte es dann konstant in der ganzen Höhle.
Etwa eine dreiviertel Stunde dauerte unsere geführte Tour durch die Crystal Cave. Sehr nett anzusehen, teils Tropfsteinhöhle, teils von einem Bach ausgehöhlter Fels. Ein weiteres Highlight (oder Lowlight) war in der größten Kammer der Höhle. Nachdem wir alle drin waren wurde für drei Minuten das Licht ausgeschaltet. Absolute Dunkelheit. Und nur ab und zu hört man einen Wassertropfen fallen (oder ein Kind nach seiner Mutter schrein). Insgesamt die 15$ durchaus wert.



Danach gings wieder hoch zum Parkplatz und zurück zum General Highway, hindurch durch Sequoia Wälder.

Als nächstes stand auf meinem Plan ein Besuch beim größten Baum der Welt, der Giant Sequoia General Sherman. Nicht der höchste, nicht der mit dem größten Stammdurchmesser, sondern die Mischung aus beidem, der dessen Stamm das größte Volumen einnimmt und damit auch am schwersten ist. Noch dazu hat er mit 2200 Jahren ein recht stattliches Alter.
Wenn man da dann langsam drauf zugeht bleibt einem schon so ein bisschen die Spucke weg. Einfach gigantische Ausmaße. Und daneben die normalen Bäume die wie Streichhölzer aussehen. Der ideale Ort um sich im Schatten des General auf eine Bank zu setzen und über die Großartigkeit der Natur nachzudenken.


So langsam musste ich nun einen Campground auftreiben. Es war inzwischen vier Uhr und ich wollte nicht wieder erst bei Dunkelheit alles aufgebaut haben. Campingplätze gibt’s hier eigentlich in Hülle und Fülle, ich wusste nur nicht wie sehr die im Moment alle ausgebucht sind. Also hab ich mich mal nach dem Preis gerichtet der von jedem Campground in meinem Infoblatt aufgelistet war. Mein absoluter Wunschkandidat war Convict Flats. Der war nämlich kostenlos, besteht aber auch nur aus 5 Plätzen ohne irgendwelche sanitären Anlagen. Da hab ich mir schon mal wenige Hoffnungen gemacht, dass da noch was frei ist. Um da hin zu gelangen wars aber noch ein ganz schönes Stück. Auch vorbei an einem Gebirgssee.


Hier gab’s auch nen Campingplatz direkt am See für 24$. Da hab ich aber irgendwie die Abfahrt von der Straße verpasst, so dass ich weiter gefahren bin. Die Straße ist inzwischen raus aus dem Sequoia National Park und rein in den Sequoia National Forest und führt in einigen Meilen in den Kings Canyon National Park.


Den Convict Flats Campground hab ich ohne Probleme gefunden. Und zu meiner großen Überraschung waren alle 5 Plätze noch frei. Unfassbar. Ein ganzer Campground für mich allein.

Als das Zelt aufgebaut war ging es erst mal ans Essen kochen. Es wurde dann auch recht bald danach dunkel und ich hab mich in mein Zelt verkrochen. Zugegebenermaßen kann man dem Ort ein gewisses unheimliches Flair nicht absprechen. Halbmond. Umgeben von Bergketten. Schwarze Bäume die um das Zelt stehen. Immer wieder ein Rascheln im Unterholz. Mal weiter weg, mal ganz nah. Ein Zweig bricht geräuschvoll. Es hört sich an als würde jemand oder etwas über die vertrockneten Blätter laufen. Auf die Größe lässt sich überhaupt nicht schließen, kann ein Eichhörnchen oder ein Reh sein, aber genau so gut ein Schwarzbär oder ein Berglöwe. Jeder Versuch mit Taschenlampe im Unterholz was zu erspähen ist von vornherein zum scheitern verurteilt. Man sieht nur Schatten. Und je mehr man versucht sich nichts einzubilden desto mehr Geräusche hört man.