Visa Run

Heute war es so weit, mir stand das bevor was offenbar jedem blüht der nach Thailand reist und etwas Zeit im Gepäck hat. Meine 30 Tage Aufenthaltserlaubnis laufen morgen ab. Es gibt aber schon noch einigen in Thailand das ich gerne sehen möchte. Auch in Koh Payam würde ich gerne noch etwas bleiben. Thailand ist einfach ein klasse Reiseland, sehr nette Leute, günstig und wenn man die Touristenzentren meidet ursprünglich, vielseitig, spannend.
Ich musste mich heute also auf machen zum sogenannten Visa Run. Eine in Asien relativ gewöhnliche Aktivität von Langzeitreisenden oder Leuten die hier gar nicht mehr weg wollen. Man fährt einfach zur Grenze, reist aus Thailand offiziell aus und gleich im Anschluss offiziell wieder in Thailand ein um so ein neues Visa on arrival zu erhalten. In der Theorie recht einfach. Rechtlich gesehen kann es da zu gewissen Komplikationen kommen, speziell seit das Militär vor etwa einem Jahr in Thailand geputscht hat (Es herrscht hier in Thailand zur Zeit immer noch Kriegsrecht) sind die Vorschriften diesbezüglich restriktiver geworden. Aber ich wollte mein Glück einfach mal versuchen. Myanmar ist ja praktisch um die Ecke, da hab ich es nicht weit bis zur Grenze. Nur wie genau ich in Myanmar ohne gültiges Visum (für Myanmar schon deutlich aufwändiger und im voraus zu beschaffen) einreisen sollte wusste ich auch nicht so ganz. Einfach mal drauf ankommen lassen.
Ich war also um 8 Uhr am Pier auf Koh Payam um die Fähre für 200 Bath aufs Festland nach Ranong zu nehmen.

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Auf der Fähre


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Knappe zwei Stunden später war ich dann da. Von Simon hab ich den Tipp gekriegt mich in Nams Shop bezüglich des Visa Run um zu hören. Hab ich auch gleich gefunden und Nam hat mir dann gesagt was zu tun ist. Ich müsste ein Stückchen bis zu einer Tankstelle laufen, dort ist dann ein Pier an dem ich ein Boot über die Grenze nach Myanmar nehmen kann. Davor muss ich noch in Thailand meinen Pass zur Ausreise kontrollieren lassen. Nach längerem Suchen und Fragen hab ich die Tankstelle gefunden und bin auch gleich von einem Thai angesprochen worden ob ich einen Visa Run machen will. Ich dachte natürlich der will mich bloß übern Tisch ziehen und mir für gutes Geld seine Dienste andrehen die ich eh nicht brauche. Er hat mir als erstes versichert ich würde eine Kopie meines Passes brauchen und hat mich zu nem Shop gebracht wo ich 5 Bath für eine Kopie gezahlt hab. Eigentlich akzeptabel. Dann kam auch schon der nächste Thai auf mich zu und wollte mich für vierhundert Bath auf seinem Boot nach Myanmar fahren. Einmal kurz gelacht und gesagt er soll mir nen richtigen Preis nennen und schon waren es nur noch 200 Bath. Ich sagte ihm ich überlegs mir und hab meine beiden „Berater“ zurück gelassen um bei der Grenzkontrolle meinen Pass kontrollieren zu lassen. Dort hab ich die Beamtin nochmal gefragt was ich genau tun muss um mein Visum zu verlängern. Und ich glaube das war genau der eine Fehler den ich gemacht hab, denn wie gesagt, so ein Visa Run ist rein rechtlich gesehen mehr oder weniger illegal. Die hat dann ein bisschen mit ihrem Vorgesetzten geredet und der ging dann mit mir raus zu dem Stand an dem die Mototaxis warteten. Er sagte mir ich soll für 20 Bath mit dem Motorrad zum Immigration Office fahren und dort eine Verlängerung meines Visums beantragen. Und ich müsse nicht mit dem Boot über die Grenze sondern könne das alles hier machen.
Also gut, rauf aufs Motorrad und ab geht’s. Drei Minuten später war ich dann am Immigration Office und mich traf glatt der Schlag: da warten doch schon mit Sicherheit 300 Leute vor mir, schön mit Wartenummer ziehen und rumsitzen bis man dran kommt.
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Daruf hatte ich ja schon mal gar keine Lust, wer weiß wie lange das gedauert hätte. Und ich wusste noch nicht mal welche Nummer für welchen Schalter ich ziehen sollte, denn die Schilder waren auf Thai und Burmesisch, der Sprache in Myanmar. Kurz überlegt und nen Plan ausgeheckt wie ich diese Situation etwas zu meinen Gunsten verändern kann. Hab mich für die Rolle des etwas unsicheren aber liebenswürdigen Touristen entschieden, der einem sofort sympathisch ist und dem man einfach helfen will (Ich bin inzwischen ein recht guter Schauspieler möchte ich meinen). So bin ich dann in eines der Verwaltungsgebäude rein, wo eben nichts los ist weil man da kein Visum kriegt. Ein bisschen Show abgezogen und schon hieß es von einer der netten Polizistinnen „Follow me“ und wir sind raus gegangen, vorbei an ewig vielen wartenden Menschen und rein in ein anderes Büro. Meinen Pass hat sie dann direkt dem Sachbearbeiter gegeben und ich kam direkt dran. Auch eine fehlende Kopie von meinem Einreisestempel hat man mir umsonst angefertigt. Ich bekam ein paar Formulare zum ausfüllen und musste zwei Passbilder abgeben (zum Glück trage ich immer zwei bei mir…). Binnen 5 Minuten hatte ich 30 neue Tage Aufenthaltsgenehmigung für Thailand. Soweit ist alles super gelaufen. Der einzige Nachteil war, dass dies wohl der offizielle Weg war, also im eigentlichen Sinne kein Visa Run sondern einfach nur eine Verlängerung meines bestehenden Visums. Weshalb ich auch nicht nach Myanmar ausreisen musste. Deshalb auch die Kosten. 1900 Bath hat der Spaß gekostet, knappe 50€ für weitere 30 Tage. Hätte ich tatsächlich nen Visa Run gemacht ware das deutlich günstiger gewesen (abgesehen vom minimalen Risiko einer verweigerten Wiedereinreise nach Thailand), 200 Bath fürs Boot nach Myanmar und 10 US$ (wichtig: in einwandfreiem Zustand, nicht geknickt, nicht beschrieben, sondern wie frisch aus der Presse) für die Grenzbeamten in Myanmar. Naja, jetzt ist es halt mal so. Dafür war ich schnell und konnte die Fähre um 14 Uhr zurück nach Koh Payam nehmen.
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Auf dem Rückweg nach Koh Payam


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Die Fähre wird entladen. Autos gibt's hier keine


Dort angekommen musste ich erst mal was essen und hab mich mit Alice in einem Restaurant getroffen in dem wir jetzt schön öfter waren. Auf unserem Weg zurück zum Bungalow sind uns Adjerpan und Simon auf ihrem Roller entgegen gekommen und wir haben kurz über das Abendessen beratschlagt. Von gestern waren noch ein paar Sachen übrig und zusätzlich wollten wir noch ein Hühnchen dazu machen. Also sind wir noch schnell in nen Markt gefahren, haben allerlei Gemüse gekauft und eben auch ein Huhn. Allerdings nicht wie mans in Deutschland normalerweise kriegt sondern noch „am Stück“, also nur gerupft und mit gebrochenem Genick. Dazu noch kein Bauernhof-Huhn sondern von hier frei im Wald auf der Insel lebend.
Simon und ich sind dann schonmal voraus zum Haus von Adjerpan gefahren und haben vorbereitet, Feuer gemacht, Geschirr gewaschen und Reis gekocht. Als Adjerpan dann mit Alice kam ging es dem Huhn an den Kragen. Zwei, Drei zarte Schnitte mit dem Messer und dann wurde dem Huhn auch schon der Brustkorb aufgerissen und die Innereien verarbeitet. Soweit ichs identifizieren konnte kam bis auf Darm und Gallenblase alles in den Suppentopf, auch die noch ungelegten Eier. Ein Teil wurde zu Suppe verarbeitet, ein anderer von mir unter Anweisung von Adjerpan im Mörser mit irgendwas in der Richtung von Grünem Curry zu einer Masse verarbeitet die dann nochmal frittiert wurde. Zusätzlich gab’s noch den Fisch von gestern, das Fleisch von den Gräten gezupft und zusammen mit Bohnen gebraten. Alles in allem wieder gut zwei Stunden kochen und lernen. Geschmacklich war der Fisch von gestern spitzenmäßig, die größte Herausforderung war hingegen der Hühnerfuß, die Ehre einen der beiden zu essen wurde nämlich mir zuteil. Vor dem Kochen haben wir vom Huhn tatsächlich nur die Krallen abgehackt, alles anderer wurde mit Knochen verarbeitet. Mir blieben so wenigstens die Krallen erspart. Doch auch ohne die gab es da ne Menge an Knochen in diesem Fuß die ich klein beißen musste ehe ich das runter gebracht hab. Geschmacklich gar nicht übel und in Thailand auch ne Delikatesse, aber die Knochen… Adjerpan meinte ich solle langsam und lange Kauen, dann geht das schon. Und so wars auch.
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Reis kochen


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Warten bis der Reis fertig ist


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Auch Mister, der Kater, hat hier ein sehr entspanntes Leben


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Kochen mit Adjerpan


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Nach ausgiebigem Mahl sind wir alle im Kerzenschein auf dem Boden gesessen, haben alles mögliche über die Natur und den Buddhismus erfahren und zum krönenden Abschluß noch von Adjerpan alte Thai Lieder auf Flöte und in gesungener Form präsentiert gekriegt. Wie ich dann dem so im liegen zuhör, den Blick über die Terrasse in den Dschungel schweifend lassend, denk ich mir was ich mal wieder fürn Glück gehabt hab. So was kann man einfach in keinem Reisebüro buchen.
Als Alice und ich dann zu unserem Bungalow am Strand gegangen sind erwartete uns diesmal keine übergroße Spinne sondern ein riesiger Gecko, deutlich angenehmere Zimmergenosse.
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