Ankunft in Flores

Um sechs am Morgen haben wir den Fährhafen von Sape errichtet von wo aus es nach Labujan Bajo auf der Insel Flores gehen sollte. Doch zuerst musste mal wieder etwas Zeit überbrückt werden, denn die Fähre ging offiziell erst um neun und der Ticketschalter macht erst um sieben auf.
So dachten wir jedenfalls. Um sieben war immer noch kein Ticketschalter auf und um halb acht kamen erste Gerüchte auf wonach die Fähre wegen starken Seegangs nicht fahren würde. Wie angeblich schon die letzten vier Tage. Informationen dazu waren praktisch nicht zu bekommen, jeder den man gefragt hat hat eine andere Story erzählt. Was man meistens gehört hat war, dass heute keine Fähre fährt, dass sie heute Nacht erst fährt, dass sie vielleicht erst morgen fährt und dass man nicht weiß wann sie fährt. Uns stand also ein warten mit unbekanntem Ausgang und von unbekannter Länge bevor. Nach der Nacht im Bus und den bisherigen Reisestrapazen genau das worauf man Lust hat. Um neun Uhr wusste immer noch niemand was los ist, keine Fähre in Sicht. Dafür deuteten die Stories nun darauf hin, dass nachmittags um drei VIELLEICHT eine Fähre fährt. Aber auch eher unwahrscheinlich. Wir haben hin und her überlegt ob wir uns hier in Sape gleich ein Hotel (im ganzen Ort gab’s zwei und sonst absolut nichts zu tun) nehmen sollen und auf die Fähre morgen warten oder lieber doch noch bis drei warten, hoffen, und dann erst ein Hotel nehmen wenn nichts fährt.
Wir wollten noch ein bisschen warten. An die Infos die man gekriegt hat änderte sich nicht viel. Ich hab irgendwann meine Campingmatratze raus geholt, aufgeblasen und mich in eine etwas bequemere Waagerechte gebracht. Kurz nachdem ich das hatte und schon etwas vor mich hin gedöst bin hieß es plötzlich der Ticketschalter wäre offen und um drei geht die Fähre. Da wars so um halb zwölf. So ganz hab ich dem Braten noch nicht getraut, wollte eigentlich kein Ticket kaufen nur um dann festzustellen, dass heute doch keine Fähre fährt. Aber da auch alle Locals ihre Tickets gekauft haben hab ich mich auch mal angestellt. Das Ticket kostete 60000 Rupien, 4 Euro für eine acht stündige Fährfaht. Preislich kann man nicht meckern. Als ich die Tickets dann hatte hieß es wir sollten sofort aufs Schiff, es würde gleich ablegen. Aha.
Zu dem Zeitpunkt war uns das ziemlich egal, Hauptsache wir kommen auf das Schiff und können uns ein Plätzchen zum schlafen suchen. Wann und ob es dann abfährt war uns letztlich egal.

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Sonnenaufgang am Hafen


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Hafenbereich


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Ziegeninvasion


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Warten


Die Fähre war von durchschnittlicher Größe, anfangs haben wir uns auf Bänke vor der Cafeteria gesetzt, sind dann aber in die zweite Klasse umgezogen. Das war ein großer Raum, vollgestellt mit Stockbetten, manche davon hatten sogar den Luxus eine Kunststoff Matratze zu haben. Ideal zum schlafen, auch wenn man sich da drin eher wie im großen Gemeinschaftsschlafsaal eines Gefängnisses vorkommt. Aber ist ja keine Kreuzfahrt hier und so müde wie wir waren war uns das auch recht egal. Wir haben uns zwei Betten nebeneinander geschnappt, etwas eingerichtet, Handtücher und so auf die Matratzen gelegt und schlafen gelegt. Kurz darauf wurden wir vom Schiffspersonal geweckt die eine recht willkürliche 25000 Rupien Gebühr für die Bettennutzung verlangt haben, natürlich ohne Quittung oder so. Naja, uns wars egal, wir haben gezahlt und wollten schlafen.
Der Raum war recht heiß und stickig, Klimaanlagen gab es zwar, doch die waren schon lange kaputt. Der Lärm der Motoren und der anderen Reisenden war auch nicht gerade schlaffördernd. Lediglich das sanfte hin und her geschaukel in den lachhaft kleinen Wellen hat mich irgendwann einschlafen lassen. Hab ich schon etwas vermisst, auf einem Schiff zu schlafen und die Bewegung der Wellen zu spüren.
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Gegen 18 Uhr sind wir wieder aufgestanden. Ich fühlte mich etwas fitter, Jenny konnte nicht so gut schlafen wie ich. Wir haben unsere Sachen gepackt und sind rauf aufs Oberdeck um etwas frische Luft und eine kühle Brise zu erwischen. Vor uns zog gerade die Insel Komodo vorbei, der weltberühmte Nationalpark mit den riesigen Komodo Varanen. Etwa zwei Stunden sollten es noch bis zu unserer Ankunft in Labuan Bajo auf Flores sein, die Zeit haben wir uns mit aufs-Meer-schauen vertrieben. Und dabei auch ein paar Delfine gesehen.
Als wir gegen acht Uhr schon die Lichter von Labuan Bajo auf Flores sehen konnten wurden wir nochmal auf ganz besondere Weise begrüßt. Der Vollmond ging gerade hinter den Bergen auf, was einfach unglaublich aussah.
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Komodo Island im Hintergrund


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Mondaufgang über Labuan Bajo


Gegen halb neun konnten wir nun endlich Festland betreten. Eine Unterkunft musste als nächstes gefunden werden. Das hat sich ncohmal etwas länger hingezogen als gedacht aber letztlich haben wir das erstbeste genommen, da keiner von uns noch groß Lust hatte mit dem ganzen Gepäck noch ewig lange durch die Nacht zu rennen. Für 250000 gab’s im Hotel Bajo ein Zimmer mit Klimaanlage und Frühstück.
Nachdem erst mal alles Gepäck abgelegt und eine dringend nötige, ausgiebige Dusche mit leider viel zu geringem Wasserdruck genommen wurde, sind wir nochmal was essen gegangen. Gibt hier im Ort überraschend viele Italiener, so sind wir auf zwei Teller Spaghetti zum Mediterraneo gegangen. Preislich natürlich oberhalb der üblichen indonesischen Restaurants, aber für deutsche Verhältnisse noch günstig.
Nach der Odyssee haben wir uns das auch verdient. War auf jeden Fall ein Abenteuer, knapp 1000 Kilometer mit zwei Schiffen und drei Bussen in knapp 30 Stunden. Das ganze zum ziemlich günstigen Preis von 290000 Rupien, knappe 20 Euro. Wirft man nach dieser langen Reise mal nen kurzen Blick auf die Landkarte von Indonesien und bemerkt was für eine vergleichsweise kurze Strecke man da eigentlich nur zurück gelegt hat, wird einem die gewaltige Größe dieses Landes erst so richtig bewusst. Wer Zeit und Muse hat kann hier lange reisen.

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