Vertraue niemals Google

Heute ging’s für meine Verhältnisse recht früh zun Frühstück. Um 8:00 Uhr saß ich im Speisesaal mit meinem Zimmergenossen Jannick mit dem ich mir ein Vierbettzimmer in der Jugendherberge geteilt hab. Er hat mir erzählt, dass er eigentlich schon studieren wollte, sich aber zu spät für dieses Semester eingeschrieben hat. Jetzt nutzt er die freie Zeit die er dadurch hat um mit dem Fahrrad von Hamburg bis zum Mittelmeer zu radeln.
Um 9:30 Uhr bin ich dann losgelaufen. Kurz darauf hat dann ein Auto neben mir gehalten und der Fahrer, der auch in der Jugendherberge übernachtet hat, fragte mich, ob er mich ein Stück mitnehmen soll. So früh am Morgen konnte ich dann aber noch leicht ablehnen. Es gab aber auch schon Situationen, speziell abends nach nem langen Marsch, da hätte ich echt mit mir ringen müssen um so ein Angebot aufzuschlagen.
Mein Weg führte dann direkt runter zur Donau, vorbei am Schloß

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Sigmaringer Schloß

und der Gartenschau. Die nächsten paar Kilometer konnte ich gut an der Donau entlang laufen.

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Blumen auf dem Damm hinter Sigmaringen

Und dann ging auch schon das Gebiet der sogenannten oberen Donau los. Hat mir landschaftlich am besten gefallen bisher. Im Prinzip is das hier ein Donaudurchbruch wie in Weltenburg, nur um Welten länger. Und so dauerte es dann auch nicht lange und es geschah das unvermeidliche:

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Mein Weg endete in einem Felsen. Da war dann kein vorbeikommen, denn der Felsen war die direkte Begrenzung der Donau. Also nen anderen Weg gesucht und praktisch über den Felsen drüber. Da war ein recht schöner Wanderpark bei Inzighofen angelegt, von dem aus man immer mal wieder nen schönen Blick runter auf die Donau hatte.

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Diesee Weg hat sich dann ganz schön hingezogen, denn da kommt man nicht schnell voran. Teilweise schwieriger Untergrund und immer auf und ab. Der Weg führt dann über die Teufelsbrücke

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Teufelsbrücke

und an verschiedenen Grotten und Höhlen vorbei.

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Und immer mal wieder hat man einen atemberaubenden Blick auf die sich dahinschlängelnde Donau.

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Mir ging das ewige durch den Wald auf und ab laufe aber langsam etwas auf die Nerven, deshalb hin ich an der Stelle die man oben im Bild sieht runter zur Donau und direkt dran entlang gelaufen. Was dann kommen musste war ja klar: nach etwa 2km die ich gut nebenher laufen konnte war plötzlich Schluss. Ich hatte dann 3 Optionen. 
1. Umkehren und wieder zurück zu den Waldwegen.

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2. Durch die Brennnesseln am Ende der Wiese und hoffen, das dahinter ein Weg ist der weiter an der Donau entlang führt.

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3. Durch die Donau durch und auf der anderen Flussseite weiter laufen.

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Die Donau war hier maximal hüfttief, wär also kein Problem gewesen. Das wär auch meine erste Wahl gewesen, wenns etwas wärmer gewesen wäre. So hab ich mich dann für Option 2 entschieden. Also Regenjacke angezogen um die Arme zu schützen und ab durch die annähernd schulterhohen Brennnesseln. Nach 15 Metern war ich dann auch durch, nur um zu sehen

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Ging kein Weg an den Felsen vorbei. Also blieb mir nichts anderes übrig als wieder ein gutes Stück Weg zurück zu gehen und wieder ab in den Wald und hoch auf die Hügel um an den Felsen vorbei zu kommen. Der Weg nach oben war nicht nur lang, sondern auch verdammt steil, da machten sich die 25 Kg Gepäck schon ordentlich bemerkbar.

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Endlich oben angekommen dacht ich mir dann so nen Umweg gibt’s jetzt nicht mehr, mach mal schön das Navi an deinem Handy an und lass dir von Google die kürzeste Fussgängerroute zum nächsten angepeilten Etappenziel geben. Gesagt, getan. Und ich war echt überrascht als ich dann losgelaufen bin, den die Navigationssoftware kannte scheinbar auch kleine Trampelpfade durch den Wald und an Wiesen entlang. Soweit verlief dann alles glatt und ich hatte den ersten Bergrücken sauber überquert und und eine Schlinge der Donau abgekürzt. So kam ich dann in Dietfurt raus.

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Blöderweise sind das nicht gerade kleine Berge über die man da drüber muss (laut Wanderkarte über 200 Meter über Donauniveau) und der Aufstieg ist zwar nur anstrengend, aber der Abstieg hats echt enorm in sich. Mit jedem Schritt muss man das ganze Gewicht abfangen, und das auf durchaus anspruchsvollem Boden. Das ging wirklich ordentlich auf die Fußsohlen.
Aber hilft ja alles nix, also weiter. Ich hatte also fatalerweise Vertrauen in mein Navi gefasst und wollte nun den nächsten Berg queren. Laufdistanz laut Navi waren 9km, die benötigte Zeit wurde mit knapp 2 Stunden angegeben… Naja, im Flachland vieleicht. Ums vorweg zu nehmen, ich hab über 4 Stunden gebraucht.
Los ging’s damit, das da jetzt nicht nir ein Berg zu überqueren war, sondern gleich mehrere Rücken, es ging also ummer hoch und runter. Und mit den Wegen wurde es dann wirklich abenteuerlich. Den einfachen kleinen Trampelpfad konnt och noch akzeptieren.

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Seltsam fand ich dann schon den Teil als ich über eine Wiese geführt wurde, wo vieleicht mal im Frühjahr ein Weg war, aber heute war da nur hohes Gras. Man kam sich fast vor wie in irgendeiner Grassteppe am Ende ser Welt.

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Die absolute Krönung war dann der Aufforderung „Jetzt rechts“ mitten in den Wald rein. Das Navi war sich sicher, dass da ein Weg sein musste, und da der Waldweg auf dem ich bis dahin gelaufen bin im weiteren Verlauf nur noch weiter weg von meinem Ziel führt, bin ich halt rechts weg und dacht mir da wird schon irgendwann ein Weg sein. Ging eigentlich auch noch gut los, möglich,  dass da vor Jahren mal ne Baumfällmaschiene durchgefahren ist.

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Reifengräben waren jedenfalls noch zu erkennen. Teilweise zugewuchert, teilweise mit Wasser volgelaufen. In diesen kleinen Pfützen haben sich schon massig Kaulquappen entwickelt

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Und dann hörte auch das plötzlich auf und ich war mitten im Wald. Aber richtig. Die Wege die das Navi meinte zu kennen existierten einfach nicht. Also half nur noch eins, Navi aus, Kompass raus und immer Richtung Westen bis ich mal wieder auf nen anständigen Weg treff. Hat zwar ne Weile gedauert, aber ich bin dann doch noch rausgekommen. Unterwegs gabs dann wie ich zugeben muss doch noch die eine oder andere schöne Aussicht

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Irgendwann hab ichs dann wieder runter zur Donau geschafft. War ein echt langer Abstieg, ich bin zwar heute nicht viele Kilometer gelaufen (20) aber meine Füße haben sich niemals zuvor derart geschunden gefühlt.
Diw Donau ist inzwischen übrigens recht klein, wie man hier sieht:

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Angler in der Donau

Für mich hieß es dann nur noch einen geeigneten Zeltplatz finden, was zu Essen kochen und Füße hochlegen. Nen Platz hab ich dann auch recht bald gefunden. Vom landschaftlichen Umfeld her der beste bisher

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3 Gedanken zu „Vertraue niemals Google

  1. Hut ab! Zu Fuß unterwegs sein, ist die erste Wahl. Ein Geheimtipp wären halt Wanderkarten 1 : 25.000. Da erkennt man jede Steigung, jede Höhle und jeden Trampelpfad. Aber du machst das schon … soweit die Füße tragen.
    PS: Never ever trust Google Maps (alte Bergsteiger-Weisheit) 🙂

  2. Ich hab grad alles nachgelesen und mich echt über deinen Sprachstil amüsiert. Macht Laune mitzulesen. Behalt weiter deinen Humor, auch wenns vielleicht manchmal schwerfällt. Ich ziehe auf jeden Fall den Hut vor deiner Leistung und dem, was du vorhast (kommst du eigentlich zum Schlossfest kurz vorbei? ;-))). Wie und vor allem wann schaffst du es, diesen Blog zu schreiben?

    • Ich schreib den Blog auf meinem Handy, immer vorausgesetzt ich hab noch genug Akku. Dauert dann auch mal gerne über eine Stunde, je nach Länge des Artikels.

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