Heute sollte es also zur Lost City gehen. Mein Tag fing ziemlich früh an, um halb sieben musste ich aufstehen um noch die letzten paar Dinge zu packen, denn um 9:30 sollten wir bereits abgeholt werden. Und ich musste noch Geld holen und was einkaufen. An der Rezeption hab ich aber erfahren, dass der Supermarkt erst um neun aufmacht. So hatte ich wenigstens noch genug Zeit für ein ordentliches Frühstück im Hostel. Für 8500 Pesos kriegt man da ganz schön was geboten.
Kurz vor neun bin ich schließlich zum Supermarkt gelaufen, hab nochmal gut Bargeld abgehoben und was eingekauft. Ich habs tatsächlich noch pünktlich geschafft auszuchecken, meine Rechnung zu bezahlen, meinen großen Rucksack im Gepäckraum einzuschließen und meine Wertsachen für die nächsten fünf Tage im Hostel zu deponieren. Aber wie man sich schon hätte denken können kam unser Guide etwas später. Aus unserem Hostel fuhren Lucy, Taylor und ich mit und aus einem anderen noch Simone und Kamil. In einem Geländewagen ging unsere Tour los. Zuerst immer eine Schnellstraße entlang, etwa eine Stunde.
Als wir von dort abgebogen sind haben wir noch eine kurze Pause eingelegt bevor es über eine Schotterpiste in die Berge hoch ging. Staubig, schöne Aussicht und auch etwas abenteuerlich.
In dem kleinen Dorf Machete war dann Endstation. Dort haben wir erst mal unser erstes Mittagessen bekommen. Sandwichs die wir uns selber zusammenstellen konnten. Wad nicht schlecht. Frisch gestärkt ging es dann los. Die Rucksäcke geschultert und ab auf die Piste.
So richtig nach Regenwald siehts hier noch nicht aus, alles wirkt etwas trocken. Kann aber auch an der seit 7 Monaten anhaltenden Dürre liegen.
Nach wenigen Minuten Marsch kam auch schon die erste Flußüberquerung. Die ging von Stein zu Stein aber noch trockenen Fußes.

Der Weg wurde jetzt langsam etwas hügeliger. Die Sonne hielt sich zum Glück recht häufig hinter Wolken versteckt. Heiß war es aber trotzdem. Deshalb kam auch der natürliche Pool im Fluß gerade recht um einen Sprung ins kühle Nass zu wagen. Das Wasser war wenn man erst mal drin ist zwar nicht mehr ganz so kalt aber immer noch schön erfrischend.


Nach der Abkühlung ging es weiter, der Weg war recht moderat. Auch die nächstenächste Flußüberquerung war ein Kinderspiel. Danach allerdings kam ein Stück das es echt in sich hatte. 480 Höhenmeter waren zu überwinden. Es ging steil nach oben, teilweise sehr steil. Der Weg windet sich einen Bergkamm hinauf, die Sonne kam öfter raus und es wurde richtig heiß. Dazu der Boden. Eine fünf Zentimeter dicke Staubschicht. Allerfeinster Sand. Das hat einen natürlich über und über eingepudert. Ab und zu kamen einem auch Mulis entgegen oder haben von hinten überholt. Alles in allem doch fordernder als ich gedacht hab. Ich hab nämlich schon befürchtet, dass das so ein Trek ist den jeder dahergelaufene Tourist machen kann. Dem war aber nicht so. Schon nach den ersten Minuten haben wir Leute mit hochrotem Kopf aus anderen Gruppen überholt denen man einfach angesehen hat, dass eine Wanderung wohl eher nicht zu ihren üblichen Hobbys zählt.
All die Strapazen wurden aber immer wieder mit grandiosen Ausblicken auf die umliegenden Hügel und Berge belohnt. Sah wahnsinnig gut aus, irgendwie ähnlich zu Dominica von der Landschaftsstruktur her. Aber nicht mit so atemberaubender Farbvielfalt.
Nach einer guten Stunde haben wir schon fast auf der Passhöhe ein kleines Häuschen erreicht das praktisch ein Kiosk war wo man sich mit Getränken versorgen konnte. Für uns gab’s zusätzlich noch von unserem Guide eine Wassermelone. Unglaublich saftig, genau das richtige um den ganzen Staub aus dem Mund zu spülen.
Nach dieser kurzen Pause ging es weiter. Diesmal war der Weg eine ganze Zeit lang eher flach ehe er dann in das nächste Tal etwas steiler nach unten führte. Dort unten war das Lager für unsere heutige Nacht. Deutlich mehr als ich erwartet hab.
Die Betten standen schon bereit, komplett mit Moskitonetzen.
Nach dieser ersten Tagesetappe war erst mal wieder Abkühlung angesagt. Der nächste natürliche Pool im Fluß war zwei Minuten vom Lager entfernt und hatte sogar ne kleine Plattform von der aus man die drei Meter ins Wasser springen konnte. Erfrischend.

Auch hier in dem Pool waren ein paar kleine Fische die einen wenn man zu lange still im Wasser stand „angeknabbert“ haben. Also nicht wirklich gebissen, aber in die Haut gezwickt.
Im Lager gab es nach diesem kleinen Bad erst mal kühlen Eistee zusammen mit so einer Art Hefegebäck. Das eigentliche Abendessen für unsere und eine weitere Gruppe kochte auch schon auf der Feuerstelle.
Das Abendessen war deutlich mehr als ich erwartet hab, eine große Portion Reis mit Hühnchen und Salat. Sehr gut.

Nach dem Essen gab es von unserem Guide noch eine kleine Geschichtsstunde zu dieser Region und den Menschen die hier leben. Obwohl das alles auf spanisch war hab ich doch das meiste verstanden. Zum Beispiel dass das Dorf Machete seinen Namen von den Bauern erhielt die jeden Sonntag hier zum Markt her kamen. Und zum Trinken. Was wiederum zu gelegentlichen Streitereien geführt hat. Welche wiederum gerne mal mit den traditionellen Werkzeugen der Bauern ausgetragen wurden. Macheten eben.
Oder aber das die Region im den frühen 50er Jahren recht stark abgeholzt wurde, das in den 70ern aber verboten wurde. Um sich aber trotzdem ein Einkommen zu verschaffen, denn der Boden hier ist für regulären Ackerbau ungeeignet, ist man dazu übergegangen Marihuana anzubauen. Davon hat die kolumbianische Guerilla aber Wind bekommen und die wollten in Form von Schutzgeldern einen Teil vom Gewinn abhaben um ihren Krieg gegen die Regierung zu finanzieren. Was wiederum der kolumbianischen Regierung nicht gefiel. Um die Rebellen die Schutzgeldquellen zu schließen wurden die Marihuana Felder von der Regierung von der Luft aus mit Gift besprüht und zerstört. Die Menschen hier waren wieder ohne festes Einkommen und mussten nach Alternativen suchen um auf den vergifteten Feldern irgendwie doch ein Einkommen zu generieren. Es hat sich herausgestellt, dass die Koka-Pflanzen scheinbar immun gegen das Gift sind und dort angebaut werden konnten wo früher das Marihuana stand. Also hat man halt jetzt Koka gepflanzt. Die Folge kann man sich schon denken. Die Rebellen wollten vom Kokain-Geschäft auch wieder einen Teil abhaben. Die Regierung interveniert indem sie mit viel Militär in die Region kommt. Zum einen um die Guerilla-Kämpfer endgültig zu vertreiben und zum anderen um die widerstandsfähigen Koka-Pflanzen einzeln aus dem Boden zu reißen. Und die Leute stehen wieder ohne Einkommen da. Irgendwann haben die ersten dann angefangen Touristen zur nahe gelegenen und erst 1972 entdeckten Lost City zu führen und haben so eine wie unser Guide meinte saubere und sichere Einkommensquelle erschlossen. Inzwischen läuft das Geschäft mit den Touristen recht gut, jeden Tag starten mehrere Gruppen von Machete aus zur Ciudad Perdida. Um Preisdumping vorzubeugen ist das Geschäft staatlich reguliert. Bei egal welchem Anbieter man seine Tour bucht, man zahlt immer 600000 Pesos. Ist ein ganz schöner Haufen Geld, aber man sieht dass wirklich alle Menschen die hier entlang der Route leben davon profitieren. Unser Lager hier wird beispielsweise von einer Familie geführt die so alleine hier knappe 10 Arbeitsplätze schafft.
Neben Geschichte gab’s auch noch was zur Fauna. Unser Guide hat uns die verschiedenen Tiere präsentiert die wir unterwegs antreffen können. Jaguar und Puma wären so die Highlights. Sind aber eher nachtaktiv.
Gegen neun sind dann alle so langsam in ihre Betten verschwunden, auch ich war froh mich in die Wagerechte bringen zu können. Um exakt 21:20 gab’s nochmal eine kleine Demonstratio des Wetters im Regenwald. Von einer Sekunde auf die nächste setzte plötzlich starker Regen ein und prasselte (und prasselt immer noch) auf das Wellblechdach über uns. Bietet aber eine ganz angenehme Geräuschkulisse um den Tag nochmal Revue passieren zu lassen. Und um jetzt hoffentlich auch schnell einzuschlafen, denn morgen ist um sechs Uhr aufstehen angesagt.