Die Nacht heute war eher kühl. Frühstück war bei uns nicht dabei, deshalb waren wir sehr froh in der Nähe ein richtiges Café gehabt zu haben. Dort haben wir erstmal ausgiebig gefrühstückt und den frisch gerösteten und gemahlenen Kaffee genossen.
Wir kamen etwas mit der Besitzerfamilie ins Gespräch die erstaunlich gutes Englisch sprachen. Wir haben uns erkundigt ob man hier irgendwo nen Roller mieten kann. Eher nicht, denn hier kommen weniger Touristen her, deshalb gibt’s sowas hier nicht. Aber einer der Gäste im Café meinte er hat einen den er heute nicht mehr unbedingt braucht, den könnten wir haben. 100000 Rupien wollte er dafür haben. Da schlugen sich aber auch die Besitzer auf unsere Seite und meinten das wäre zu viel. Auf 75000 haben wir uns dann geeinigt. Wir kriegten jedoch etwas mehr als gedacht. Uns wurde kein Roller gebracht sondern ein Motorrad. Dafür wäre der Preis durchaus angemessen gewesen.
Der Cafébesitzer hat uns auch noch ein paar Empfehlungen gegeben was wir uns in der Umgebung ansehen können.
Der erste Stop war in etwa 20 Kilometer Entfernung auf der Straße in Richtung Labuan Bajo, die Spinnennetz Reisfelder. In dem Tal hier sind die Reisfelder in Spinnennetz-Mustern angelegt, was erbrechtliche Gründe hat. Von einem kleinen Hügel aus hat man einen guten Blick auf die Reisfelder. Damit man da rauf kommt muss man erst 10000 Rupien löhnen, sich in ein Gästebuch eintragen und kriegt dann einen Guide der einen hoch führt und ein bisschen was dazu erzählt. Schade war nur, dass der Großteil der Felder bereits abgeerntet war und erst neu bepflanzt wurde. In vollem grün würde das sicher noch besser aussehen.



Es ging anschließend wieder zurück in Richtung Ruteng. Wir wollten als nächsten eigentlich zu einem der traditionellen Dörfer um Ruteng fahren. Aber von der Straße zweigte eine kleinere Straße ab und ein Schild verriet, dass sie zur Liang Bua führt. Das bedeutet „Kühle Höhle“ und war der Ort an dem man vor ein paar Jahrzehnten bei Ausgrabungen Skelette des Homo Florensis gefunden hatte, ein verwandter des modernen Menschen der noch vor 17000 Jahren hier lebte. Die Höhle stand auch auf unserer Liste, also sind wir da lang gefahren.
Am Straßenrand waren immer wieder Grüppchen spielender Kinder die uns freudig „Hello Mister“ zuriefen als sie uns sahen. Aber auch viele Erwachsene grüßten uns freundlich.
Die Straße führte an einem Bergrücken entlang und bot immer wieder atemberaubende Aussichten ins weit unten liegende Tal. Da sich die Strecke schon ne ganze Weile hinzog haben wir mal nen LKW gefragt der in die selbe Richtung fuhr ob wir hier noch Richtig sind. Englisch konnte der zwar nicht, doch er hat verstanden, dass wir nach Liang Bua wollen und meinte das ist der richtige Weg.
Also ging es weiter. Irgendwann wurde die Straße ganz schön löchrig und immer schotteriger. Und irgendwann dann total Off-Road. So sehr, dass Jenny absteigen musste weil ich die Maschine, die definitiv nicht für dieses Gelände ausgelegt ist, sonst nicht sicher hätte fahren können. Und selbst alleine war das teilweise ein Drahtseilakt, mehrmals war das Motorrad kurz davor mir wegzurutschen.


Irgendwann haben wir den LKW wieder eingeholt der nun am Straßenrand bei ein paar Häuser stand und Anstalten machte umzudrehen. Ich hab gefragt wie lange die Straße noch so schlecht ist und er meinte nur noch einen Kilometer. Na gut, das schaffen wir auch noch. Es kamen dann noch alle Leute aus den umstehenden Hütten zusammen und erklärten mir den Weg, etwa 3 Kilometer zur Liang Bua. Weil grade kein Papier und Stift zur Hand war haben sie mir noch mit dem Silberpapier einer Zigarettenschachtel auf eben diese eine Wegbeschreibung gemalt.


Es ging also weiter die Schotterpiste entlang, bergauf weniger ein Problem, aber bergab schon anspruchsvoll. Vor allem bei den groben Steinen und den schmalen Reifen des Motorrads. Jenny musste wieder einige Stück laufen weil ich das mit Beifahrer nicht geschafft hätte.
Dann kam plötzlich was absolut skurriles. Mitten im Wald an einem kleinen Bergaufstück stand eine Walze und versuchte da hoch zu kommen. Vergeblich. Die Fragen die sich sofort aufdrängten waren unter anderem: Wie lange die wohl schon versucht da hoch zu kommen, denn das sieht jeder, dass die da nicht hochkommen kann? Wie kommt die hier her, wenn die „Straße“ hierher aussieht als hätte die im Leben noch keine Walze gesehen? Wo will die hin? Was machen all die kleinen Kinder hier mitten im Wald? Haben wir irgendeine Chance da überhaupt dran vorbei zu kommen? Wie sieht die Straße hinter der Walze aus?
Ich hab den äußerst fruchtlosen Versuchen die Walze von der Stelle zu kriegen ne Weile zugesehen ehe ich mit den Männern geredet hab und gefragt hab ob wir da vorbei können. Tatsächlich war um die Walze sogar schon so eine Art Trampelpfad entstanden, die muss also echt schon ne ganze Weile dort stehen.


Aber das ist ja nicht unser Problem, wir kamen vorbei. Von da an war die Straße immer noch nicht besser. Es gab noch dazu ein paar tiefe Wasserlöcher zu durchqueren, was mich ordentlich dreckig gemacht hat.
Obwohl wir die rudimentäre Wegbeschreibung auf der Zigarettenschachtel hatten haben wir immer wieder Leute nach Liang Bua gefragt und alle haben die Straße entlang gezeigt.
Wir kamen auch langsam wieder in etwas besiedelteres Gebiet, es waren mehr Kinder auf der Straße die uns alle nachliefen und „Hello Mister“ riefen. Man merkt schon, dass hier sonst kein Tourist lang kommt. Jemals.
Dann wurde die Straße langsam wieder besser und nach ein paar Kilometer hatten wir die Höhle schließlich doch noch erreicht. Was für ein abenteuerlicher Weg. Und das ganz ohne das Motorrad auch nur ein mal umkippen zu lassen, eine Leistung auf die ich echt stolz bin.

Die Höhle an sich war leider etwas enttäuschend viel zu sehen gab’s hier leider nicht. Man musste sich mit der Vorstellung begnügen, dass hier oben eben von 17000 Jahren kleine Hobbits lebten während unten im Tal schon der moderne Mensch zu Gange war.
Wir wollten nun wieder zurück nach Ruteng, die Straße war nun wieder in gutem Zustand. Falls irgendein Tourist mit privatem Fahrer zu der Höhle kommt, nehmen die mit Sicherheit diesen Weg.

In Ruteng angekommen hatten wir auch noch genug Zeit uns das traditionelle Dorf Ruteng Pu’u anzusehen. Auch dort hin haben wir nur mit fragen gefunden. Das letzte Stück des Wegs musste zu Fuß bewältigt werden, es ging durch einen eindrucksvollen Bambuswald.

Das Dorf an sich war dann eher wieder ne kleine Enttäuschung. Einzig die beiden Häuptlingshütten machten nen guten Eindruck, der Rest war wie in einem normalen Dorf.
Danach war es sechs Uhr und wir sind zurück zum Café wo wir das Motorrad abgegeben und noch nen Kaffee getrunken haben. Wir erkundigten uns da auch wie wir am besten nach Bajawa kommen. Die meinten wir sollten zum Reisebüro gehen das ein paar Straßen weiter ist, die würden uns das buchen.
Wir sind dann da hin gelaufen und zu unserer großen Überraschung war der Bus für morgen schon voll. Die Dame hat dann aber noch bei einem anderen Reisebüro für uns angerufen und die hatten noch zwei Plätze frei. Morgen um sieben in der Früh sollte es losgehen.