Alle Mann an Bord!

Meine letzten paar Stunden auf Trinidad sind heute über die Bühne gegangen. Auch ein sehr interessantes Land, das so viel anders ist als ichs mir vorgestellt habe. Nach allem was ich so im Internet und von Leuten die schon mal da waren gehört hab, hatte ich zu Anfang schon ein recht negatives Bild. Viel Kriminalität, schwierige Sicherheitslage und generell kein Ort an dem man sich wohl fühlen kann. Aber wie das nun mal so mit Vorurteilen ist, die kann man nur ausräumen (oder bestätigen) wenn man sich selbst ein Bild von der Lage macht. Ich bin hier fast ausschließlich netten Menschen begegnet, ich hab mich eigentlich immer und überall sicher gefühlt. Auch nachts durch die Stadt laufen war kein Problem. Als vor ein paar Wochen bei uns eingebrochen wurde wurde mir zwar nichts gestohlen aber das war natürlich schon ein Tiefpunkt. Fairerweise muss ich aber sagen, dass das auch recht weit selbstverschuldet war, Gelegenheit macht Diebe. Wäre also leicht zu verhindern gewesen. Auch landschaftlich waren Trinidad und Tobago jetzt nicht schlecht aufgestellt. Es gab viele schöne Ecken zu erkunden. Etwas negativ ist aber auch was aufgefallen. Manches wirkt hier doch noch recht unorganisiert, jeder scheint auch so ein bisschen zu machen was er will. Ob geschäftlich oder privat. Muss aber jetzt auch nicht unbedingt nur schlecht sein. Über die Inkompatibilität der karibischen Zeitangaben mit den deutschen hab ich mich ja schon des öfteren ausgelassen. Wo auch noch (großer) Nachholbedarf besteht ist im Servicebereich. Ob Kelner, Ladenverkäufer, Kassiererin oder Fast food Verkäuferin, man kriegt hier sehr oft das Gefühl das andere Leute zu bedienen unter der Würde der Trinis ist. Keiner dieser Leute scheint sonderlich Spaß an seinem Job zu haben. Ein Kumpel hat das mal mit einem netten kleinen Bild veranschaulicht, trifft wohl eigentlich auf die ganze Karibik zu (auch für Barbados kann ich das bestätigen) aber hier in Trinidad fällt das schon sehr auf.

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Doch nun zu diesem ereignisreichen Tag. Margot hat sich um acht Uhr verabschiedet, sie musste zur Arbeit. Ich war noch eine Stunde länger mit packen beschäftigt und bin dann gegen neun bei Jeremy vorbei um ihm die Wohnungsschlüssel abzugeben und mich auch von ihm zu verabschieden. Dann hab ich mich sehr entspannt auf den Weg zum Busbanhof gemacht um dort einen Bus zu Flughafen für 4 TT$ zu nehmen, anstelle eines Taxis für 200 TT$. Am richtigen Gate angekommen hab ich dann nach meinem Bus Ausschau gehalten nur um dort einen DIN A5 Zettel zu finden auf dem handgeschriebenen eine Änderung des Abfahrtsgates für meinen Bus stand (Stichwort unorganisiert). Den Bus zu finden war zwar kein Problem, aber etwas mehr Fahrgastinfo wäre ja auch nicht schlecht gewesen.
Als der Bus dann gerade dabei war das Gelände des Busbahnhofs zu verlassen ging plötzlich der Motor aus und wir kamen zum stehen. Der Busfahrer hat ihn dann aber wieder angebracht und unsere Fahrt ging weiter. Da dacht ich mir schon wie gut, dass ich rechtzeitig losgefahren bin und noch genug Zeit hab. Tja, der Bus ist dann noch ganze drei mal ausgegangen und unser Fahrer hat auf etwa halber Strecke die Fahrt für beendet erklärt. Das war natürlich genau das was man sich wünscht wenn man zum Flughafen muss. Ich hätte natürlich auch per Maxi Taxi hinkommen können, allerdings hatte ich gerade noch genügend TT$ für eine Postkarte am Flughafen die ich noch abschicken musste. Also hab ich dem Fahrer klargemacht, dass ich schnell zum Flughafen muss und nicht eine Stunde hier auf den nächsten Bus warten kann. Außerdem hab ich eben kein Geld mehr um für Taxis zu zahlen. Der Fahrer hat mir dann 10 TT$ in die Hand gedrückt und mir ein Maxi Taxi angehalten, denn ich hab schon befürchtet, dass mich da mit all meinem Gepäck wieder keiner mitnehmen will. Um sicherzustellen, dass ich auch richtig umsteige hat ein anderer Fahrgast, der auch im Bus war, mich nicht nur die Strecke in den zwei Maxi Taxis bis zum Flughafen begleitet, er hat auch noch für mich die Fahrten bezahlt, obwohl ich ja genug gehabt hätte (Stichwort Freundlichkeit).
Ich kam also zum Glück noch rechtzeitig am Flughafen an, sogar um 10 TT$ reicher als ich Port of Spain verlassen habe. Bin zum Check-In Schalter und wollte mein Ticket abholen und meinen Rucksack aufgeben. Dann kam natürlich die Frage ob ich denn ein Rückflug Ticket aus Saint Lucia habe. Hab ich nicht, dafür ein Schreiben von meinem zukünftigen Kapitän, dass ich auf seinem Schiff Saint Lucia verlassen werde. Das war aber blöderweise nur ein ununterschriebener Zettel den mir Reinhard vorgestern per Mail geschickt hatte. Das gab natürlich erst mal etwas Komplikationen mit dem Ergebnis, dass mir die nette Dame am Schalter sagte ich könne so nicht ins Flugzeug steigen, da könnte ja jeder kommen mit so einem ununterschriebenen Zettel. Das ist schon mal nicht gut. Also mit der nächsten Ticketdame gesprochen und versucht das irgendwie doch noch hinzubiegen. Die hat dann eine Stunde mit der Einreisebehörde in Saint Lucia hin und her telefoniert während ich im ungewissen warten musste. Aber letztlich hatte ich auch hier wieder Glück und hab mein Ticket doch gekriegt.
Nun war ich aber schon ziemlich spät dran, musste aber noch Geld wechseln. Meine venezolanischen Bolívares brauchte ich nun ja in absehbarer Zeit nicht mehr und auch meine TT$ waren für meine weitere Reise unbrauchbar. Die Dame in der Geldwechselstube hat sich natürlich auch extra Zeit gelassen und ich saß wie auf heißen Kohlen, denn ich wurde während dem Geldwechsel schon zwei mal aufgerufen doch bitte zum Gate zu kommen. Als das dann endlich erledigt war bin ich zur Sicherheitskontrolle was sich auch wieder ewig hingezogen hat und wurde ein letztes mal aufgerufen. Bin aber noch rechtzeitig angekommen. Um genau zu sein weiß ich gar nicht warum die so nen Stress gemacht haben, ich war zwar der letzte Passagier der noch gefehlt hat aber als ich angekommen bin haben wir trotzdem noch zwanzig Minuten warten müssen bevor wir aufs Rollfeld und dann ins Flugzeug gehen konnten.
Das Flugzeug selbst war praktisch leer, wir waren nur fünfzehn Personen. Der Flug war auch sehr ruhig, wir sind gemächlich über all die kleinen Inselchen geflogen.

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In Saint Lucia gelandet hatte ich mein Gepäck auch sehr schnell wieder, wir waren ja nicht viele. Die Einreise war dann zu meiner Erleichterung kein Problem. Raus aus dem Flughafen, erst mal die Taxifahrer mit ihren Spezialpreisen abgewimmelt und auf die Straße. Mir stand nun ein ein Kilometer Marsch am Strand entlang bevor, bis ich eine Hauptstraße erreichte wo ich hoffte einen Bus zu kriegen der mich weiter nach Norden bringt, bis zur Rodney Bay in der ich mich mit Reinhard, meinem zukünftigen Skipper, treffen soll. Die Straße am Strand entlang war sehr ruhig, der Strand und das Meer wirkten auch sehr einladend. Hab auch eine mir neue Art von Friedhof entdeckt: Ein Strandfriedhof. Direkt am Srand, ein paar Haufen Sand mit Kreuzen drin. Als letzte Ruhestätte kann mans auch schlechter treffen.

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Strand von Saint Lucia

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Wie ich vermutet habe war es kein Problem an der Hauptstraße einen Bus Richtung Norden zu kriegen. Einen US$ sollte mich die knapp halbstündige Fahrt zur Rodney Bay kosten.
An der Marina in Rodney Bay angekommen hab ich schnell bei Reinhard angerufen und wir haben einen Treffpunkt ausgemacht. Fünfzehn Minuten später kam er auch schon in einem kleinen Schlauchboot angefahren. Wir sind erst mal auf ein Eis in der Marina gegangen, hatte ich auch schon länger nicht mehr. Da haben wir dann alles wichtige so ein bisschen durchgesprochen.
Anschließend ging’s raus zum Katamaran. Wir haben alle meine Sachen in das Schlauchboot, in der Fachsprache Dinghy genannt, gepackt und sind losgefahren. Ursprünglich dachte ich sein Katamaran liegt hier in der Marina, dem war aber nicht so. Er lag weiter draußen in der Bucht vor Anker. Ein schöner Katamaran, sah sehr modern und auch groß aus. Bei der Wahl der Kabine hatte ich freie Auswahl, da ich neben Reinhard die einzig andere Person an Bord war. Hab dann natürlich die größte genommen, hinten links im Schwimmkörper. Hatte ein Doppelbett drin, an Platz hats also nicht gemangelt.

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Nachdem ich alles erst mal ein bisschen verstaut habe, sind wir an Land gefahren um für die nächsten Tage einzukaufen. Von den Preisen hier im Supermarkt war ich schon etwas überrascht, ganz schön teuer. Wir haben mal soviel eingekauft um die nächste Woche ganz gut über die Runden zu kommen. Die Einkäufe haben wir alle aufs Dinghy geladen und sind dann zurück zum Boot gefahren. Gerade noch rechtzeitig für den Sonnenuntergang.
Danach gab’s noch eine kleine Einführung in die Sicherheitssysteme und Küchennutzung und so weiter.
Die Küche war ganz gut ausgestattet, so war es auch kein Problem den Klassiker Nudeln mit Tomatensauce zuzubereiten.
Danach ging’s noch ans Knoten lernen, denn das gehört einfach dazu. Die vier wichtigsten hab ich noch solange geübt bis ich sie blind konnte und danach wars zeit für meine erste Nacht an Bord.

Trinidad

Heute ging’s wieder früh raus, es musste noch einiges erledigt werden bevor ich abreise. Zum einen musste ich mein ganzes Zeug zusammen packen, was auch ganz gut geklappt hat. Um 9:30 bin ich dann mit Mia nochmal zum Accra Beach um ne letzte Runde zu schwimmen.

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Mia und ich am Strand

Nach ner Stunde sind wir dann wieder zurück zum Appartement gegangen. Ich hab schnell geduscht und bin dann mit meinen restlichen Barbados$ zur Scotiabank um zu wechseln. Ich hab gehofft, dass das ähnlich glatt geht wie gestern. Natürlich wurde ich enttäuscht. Erstmal musste ich ewig warten bis ich dran war und dann hab ich natürlich auch noch einen Mitarbeiter erwischt der alles ganz penibel genau nimmt. Über fünf mal hat er mein Geld gezählt, alle möglichen Formulare musste ich ausfüllen und alles in allem hats dann über ne Stunde gedauert bis ich in der Bank fertig war. Aber dafür hatte ich jetzt zum Glück alles in US$ getauscht. Dann schnell heim gelaufen und zuende gepackt. Und dann musste ich mir auch noch n paar nette Zeilen für Alfredos Gästebuch einfallen lassen. Aber ich hab dann alles noch zeitig geschafft.
Um kurz nach zwölf hat mich Alfredo dann zum Flughafen gefahren. Meinen Rucksack aufgegeben und den Boardingpass geholt. Dann hatten wir noch etwas Zeit, deshalb sind wir zum Abschluss noch auf nen Burger zu Chefette gegangen. Dann wars auch schon Zeit für den großen Abschied. Tränen sind zwar keine geflossen, dafür haben wir uns versprochen, dass wir uns irgendwann mal wieder sehen. Die Welt is ja n Dorf.

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Dann durch die Ausreise und Sicherheitskontrolle. Ich war dann doch schon etwas später dran als gedacht, ich wurde sogar per Lautsprecher zum Bording aufgerufen. Am Gate angekommen wurde ich dann zusammen mit drei anderen Nachzüglern von der LIAT Mitarbeiterin nach draußen aufs Rollfeld entlassen, „Your plane is the one over there“ und dann sind wir da hingelaufen.
Der Flieger war ne recht kleine Propeller Maschinen, war aber voll gebucht.

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Mit so ner richtigen Propeller Maschine bin ich eigentlich noch nie geflogen, immer nur Jets. Ich hatte nen Platz direkt neben nem Triebwerk, war ganz cool mit anzusehen wie die Propeller langsam hochgedreht haben bis dann der ganze Flieger ordentlich zu vibrieren angefangen hat. Die Beschleunigung beim Start war natürlich nicht ganz so groß wie bei nem Düsenjet, brauchts aber auch nicht, ist ja ein kleines Flugzeug.
Der Flug war dann recht angenehm, noch ein paar Blicke auf Barbados erspäht bevor wir zwanzig Minuten später auch schon im Landeanflug auf Saint Vincent waren. Die Landebahn ist da ziemlich knapp am Meer gebaut, deshalb hat man fast das Gefühl im Wasser zu landen wenn man aus dem Fenster gesehen hat.

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Nach dem Aussteigen ging’s dann zur Einreisekontrolle, ich brauchte eigentlich nur ein Transitvisum. War auch kein Problem. Zu meiner Überraschung wurde ich damit im Gegensatz zu allen anderen Passagieren einfach ohne Kontrolle durch den Zoll gewunken. Gut zu wissen…
Im Flughafengebäude hab ich dann ne kleine Bar gefunden in der ich meien drei Stunden Wartezeit überbrücken konnte. Natürlich musste ein lokales Bier her.
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Das hatte dann auch noch ne kleine Überraschung für mich bereit: Es war mein Geburtstagsbier.
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Gezahlt hab ich hier übrigens mit US$. Das ist schon sehr angenehm, dass man damit praktisch überall auf der Welt zahlen kann.
Nachdem ich die drei Stunden dann recht effektiv mit bloggen und Flugzeuge beobachten verbracht hab bin ich runter zur „Abflughalle“, war eigentlich nicht mehr als ein kleiner Warteraum mit 10 Leuten drin.
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Dann gings in der Abenddämmerung zur Maschine und ab nach Trinidad.
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Anflug auf Trinidad bei Nacht


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Die Einreise hat dann etwas länger gedauert, scheinbar kommen Deutsche nur sehr selten hier her. Und ne weiterreisen per Schiff nach Venezuela ist noch ungewöhnlicher, so dass sich gleich zwei Beamte um mich kümmern mussten bis alles seine Ordnung hatte und ich mein Visum gekriegt hab. Die ganze Prozedur hat auch fast ne halbe Stunde gedauert. Als das dann erledigt war hab ich alle drei Wechselstuben im Flughafen abgeklappert und nach Bolívares gefragt. Leider hatte nur noch einer welche übrig. Hab ich dann gleich alle gekauft. So konnte ich für 34 US$ 1600 Bolívares statt der offiziellen 200 Bolívares bekommen. Sollte zumindest für die ersten paar Tage in Venezuela genug sein.
Dann gings raus aus dem Flughafengebäude. Die übliche Schar von Taxifahrern war natürlich gleich um mich rum. Margot hat mir allerdings schon im Vorfeld nen Taxifahrer organisiert, nur konnt ich den nirgends sehen. Der war wohl schon weg, weil ich echt lange bei der Einreise gebraucht hab. Also hab ich ihn schnell angerufen, seine Nummer hatte ich ja. Fünf Minuten später war er dann auch da und ne halbe Stunde später waren wir an Margots Wohnung in Port of Spain. So vom ersten Eindruck her ist das wohl ne etwas bessere Wohngegend, upper middle class.
Nachdem ich dann mein Zeug abgeladen hab sind wir zur Brooklin Bar gegangen, die praktischerweise 50 Meter von der Wohnung entfernt war. „Bar“ wäre wohl etwas übertrieben, es ist mehr ne Hütte in der vier Kühlschränke voll Bier stehen.
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Dazu die übliche Soka Musik die aus den Lautsprechern dröhnt. Und auch erstaunlich viele Leute, wenn man bedenkt, dass es eigentlich Mittwoch nachts ist. Etwas später kam dann auch ihr Mitbewohner Jeremy dazu. Kommt auch aus Frankreich, ich hatte also genügend Gelegenheit meine Französisch Kenntnisse etwas aufzupolieren. Nach ein Paar Bier die den angenehmen Preis von 10 TT$ haben, etwa 1,25 €, sind wir dann noch auf die Ariapita Avenue, was sowas wie die Partymeile hier ist. Etwas hungrig waren wir auch und so wurde es auch Zeit für meine ersten Doubles. Doubles sind ein klassiches Streetfood aus Trinidad. Zwei Art Pfannkuchen auf einem Blatt Papier. Auf die Pfannkuchen kommt dann ein Kichererbsencurry und verschiedene Chutneys. Man isst dann den oben liegenden Pfannkuchen gerollt, mit so viel wie möglich der Füllung. Was nicht mit dem ersten Pfannkuchen in den Mund wandert tropft auf den zweiten der anschließend in der selben Weise gegessen wird. Sehr lecker und mit etwa 50 Cent auch ein ganz erschwinglicher Imbiss. Ich hab gleich drei genommen, dann war ich aber auch echt satt. Noch ein Hinweis zum Schärfegrad: Hier leben ziemlich viele Leute indischer Herkunft, deshalb ist hier alles etwas schärfer als man erwarten würde. Die Doubles die ich hatte waren alle „Slight“, also mot nur ein klein bisschen der Pfeffersoße. „Medium“ wäre für mich wohl schon deutlich zu viel des Guten gewesen, auch wenn ich gerne scharf esse. Und „Spicy“ ist dann wohl was wofür man schon ganz schön abgehärtet sein muss.
Nach diesem Imbiss sind wir noch in ne andere Bar, Shakers. Hat schon auch ein ganz nettes Nachtleben hier, hätt ich so vielleicht nicht erwartet. Gegen eins haben wir uns dann auf den Heimweg gemacht.
Schlafen musste ich übrigens wieder mal nicht auf ner Couch, Margot hat ein freies Bett in ihrem Zimmer stehen.