Kayaktour

Heut stand mal wieder etwas Action auf dem Programm. Doch zuerst musste ich mir am Geldautomaten neues Bargeld holen. Immer ein kritischer Moment, denn wegen der Gebühren heb ich immer recht viel auf einmal ab. Ging aber auch dieses mal wieder glatt, der Weg vom Geldautomaten zu Keren nach hause war zum Glück nur ein halber Kilometer.
Nachdem das dann erledigt war hab ich mich, nachdem ich meinen Rucksack für alle Eventualitäten des Tages gepackt hab, auf den Weg gemacht. Zuerst mit einem Maxi Taxi nach Port of Spain gefahren. Da wars dann auch schon langsam an der Zeit was zu essen zu besorgen, denn gefrühstückt hab ich auch noch nichts. Bin dann schnell in den Food court einer Mall gegangen. Da kann man immer recht günstig essen, hat sogar so ein bisschen Mensa Flair.
Nach dem essen hab ich dann noch schnell ne große Flasche Wasser gekauft und hab mich ins nächste Maxi Taxi gesetzt das mich nach Norden, in den Chaguaramas National Park bringen sollte. Durch all den Verkehr hat das aber auch ne Zeit lang gedauert. Im Endeffekt war ich dann so gegen halb eins dort. Mein Plan war entweder ein Fahrrad zu leihen und dann die Gegend etwas abzufahren und eventuell eine Runde Golf auf dem Golfplatz hier zu spielen oder ein Kayak zu mieten und damit ein bisschen die Küste entlang und zu den kleinen Inseln zu paddeln. Da ich allerdings nirgends ein Fahrrad leihen konnte liefs aufs Kayak hinaus. Mit 40TT$ pro Stunde auch in Ordnung, trotz Wochenendaufschlag. Sind ziemlich genau 5€. Ich habs dann gleich für drei Stunden gemietet, damit sichs auch lohnt. Das Kayak selber machte einen halbwegs vertrauenswürdigen Eindruck, nur die Tatsache, dass ich keine wasserdichte Tonne für mein Zeug dran festmachen konnte hat etwas gestört. So eine Tonne gab’s bei dem Verleih nämlich gar nicht. Also musste mit einem Müllbeutel improvisiert werden, denn mein Zeug wollt ich nicht zurück lassen. Am Kayak befestigen konnte ich das ganze auch nur notdürftig. Obwohl meine Kamera und Handy in nem Zipp Lock Beutel wasserdicht und schwimmfähig gelagert waren, wäre kentern für den Rest meiner Sachen keine gute Idee gewesen. Aber das Meer lag zum Glück ziemlich ruhig da.
Um eins bin ich dann in See gestochen, das war dann erst mal ne riesige Bucht in der nicht wirklich viel zu sehen war. Die musste also erstmal durchquert werden bevor ich irgendetwas spannendes sehen konnte. Hat mich auch ne gute halbe Stunde gekostet, waren schon ein paar Kilometer. Die erste Insel die ich angesteuert hab war wohl so ne Art Schiffsfriedhof. Ich hab acht Schiffswracks gezählt die halb versunken, halb verrostet im Wasser lagen. Dort hab ich erst mal ne kleine Pause eingelegt. Ein nettes Plätzchen, man hört nichts anderes als das sanfte rauschen der kleinen Wellen.

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Gestrandet


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Pelikan


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Nachdem ich die Schiffswracks ausgiebig erkundet hab bin ich weiter die Küste entlang gefahren. Gab dann lange Zeit keinen Ort mehr wo man hätte anlegen können. War aber ne sehr schöne Landschaft, sehr wild und unberührt (wenn man von den Wracks mal absieht).
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Je weiter ich dann auf die Westseite der Insel gepaddelt bin, desto stärker wurden dann auch die Wellen und ich hab mir kurzzeitig überlegt nicht doch umzudrehen. Bin aber doch weiter. Man muss halt gut die Balance halten. Und wenn mal wieder ein Schiff vorbei gefahren ist sofort das Kayak senkrecht zu den Wellen ausrichten, sonst hätten die mich sicher umgeworfen. Meine nächste Pause hab ich dann im Schatten dieses Baumes gemacht.
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Schatten war nötig, denn Wolken gab’s nur wenige. Noch dazu hatte der Baum so viele Luftwurzeln runterhängen, dass ich mich da problemlos verankern konnte um nicht gegen die Felsen getrieben zu werden.
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Nach ein paar Minuten Verschnaufpause im Schatten ging’s dann wieder weiter bis ich die nächste kleine Bucht erreicht hab.
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Vom Wasser aus hab ich hier noch ne ganze Menge Vögel gesehen die so ein bisschen wie Geier aussahen, die haben sich aber leider verzogen bevor ich an Land kommen konnte.
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Versteinertes Insekt?


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Kein grüner Kartoffelchip sondern eine vom Meer glattgeschliffene Galsscherbe


Dann waren auch schon zwei Stunden rum und es war Zeit, dass ich mich auf den Rückweg machte. Nochmal vorbei an einem größeren Schwarm Pelikane, und wieder einmal ganz durch die große Bucht.
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Ziemlich genau um Punkt vier war ich dann wieder an Land. Mein Kayak Verleiher hatte zum Glück ne Dusche, denn diese Mischung aus Sonnencreme und dem wenig sauberen Meerwasser wollt ich doch von mir runterwaschen.
Danach stand ich erst mal vor der Frage wie’s jetzt weiter gehen soll. Ich hatte die Option um sieben mit zwei anderen Couchsurfen die mich heute morgen angeschrieben haben zum Abendessen zu gehen. Aber da hätt ich dann noch drei Stunden rumzukriegen. Oder ich fahr heim zu Keren und verbring den Abend da. Konnt mich echt nicht entscheiden, deshalb hab ich mich erst mal auf ne Bank an der Bucht gesetzt und mich von der Sonne etwas trocknen lassen.
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Als ich dann halbwegs trocken war bin ich rüber zur Straße gegangen und hab auf nen Bus oder ein Maxi Taxi gewartet. Ein Bus kam zuerst. Ich bin eingestiegen, wollte bei dem Busfahrer ein Ticket kaufen und bekam zu hören, dass er keine Tickets verkauft. Als ich ihn dann gefragt hab wo ich denn ein Ticket kaufen muss hat er gemeint das weiß er auch nicht. Aha. Letztendlich hat er mich dann aber ohne Ticket mitfahren lassen. Ich war immer noch unentschlossen was ich jetzt dan tun soll, heim oder in der Stadt bleiben. Der Bus hat mir dann die Entscheidung abgenommen, denn der fuhr am One Wodbrook Plaza vorbei, der große Wohnkomplex mit dem Pool. Also bin ich da ausgestiegen, hab so getan als würde ich dort wohnen und hab mich nochmal zwei Stunden an den Pool gelegt.
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Da hab ich den anderen beiden Couchsurfern geschrieben, dass ich mit ihnen mitgehen würde zum Abendessen. Wir wollten zum Golden Bell gehen, einem Koreaner. Wenn ich so darüber nachdenke war ich noch nie koreanisch essen, ich wusste also nicht was mich genau erwarten würde. Um sieben Uhr war ich dann dort und um sieben Uhr karibische Zeit sind dann auch Ruby und Tyron gekommen. Ganz nette Leute, er studiert Medizin, sie ist selbstständig und hat ein Kosmetikstudio. Was die Wahl des Essens anging hab ich mich dann von den beiden beraten lassen und mir dann zusammen mit Tyron ein Beef Shabu-Shabu geteil. Das hatte ein bisschen was von Erlebnisgastronomie. Man kriegt da nen Topf mit einer Brühe hingestellt die durch eine im Tisch eingelassene Kochplatten zum kochen gebracht wird. Dazu dann eine Platte Sprossen, Pilze, Spinat und sonstiges Gemüse und natürlich hauchdünne Scheiben Rindfleisch. Das ganze läuft dann wie ein Fondue ab, nur dass das Fleisch in fünf Sekunden gar ist, weils so dünn ist. Was immer man sich da dann gerade gekocht hat kommt dann raus aus dem Topf und rein in ein Schälchen in das zuvor, ganz nach eigenem Geschmack, eine Soße aus Knoblauch, Schnittlauch, irgendeinem scharfen Zeug und Sojasoße gemischt wurde. Und dann ab in den Mund. War ausgezeichnet. Zum Abschluss, wenn dann alles gegessen ist wird nochmal eine Portion Nudeln gebracht die man dann in der Brühe kocht und als Abschluss ist. War wirklich klasse. Mit 100TT$ wars auch spottbillig.
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Anschließend wollten wir noch in eine Bar auf der Ariapita Avenue gehen, da es aber erst neun Uhr war, war da noch nicht wirklich was los. Also sind wir zuerst noch zur Movie Towne Mall gefahren und dort in eine Eisdiele gegangen.
Danach gings zurück zur Ariapita und ins Nove Sera. Das war um ehrlich zu sein doch etwas langweilig, richtige Partymenschen scheinen die beiden nicht zu sein.
All zu lang konnte ich dann auch nicht bleiben, denn ich hatte keine Ahnung wann denn die letzten Maxi Taxis aus der Stadt in Richtung Flughafen fahren, denn in diese Richtung musste ich um zurück zu Keren zu kommen. Also hab ich mich dann um zwölf verabschiedet und bin ne halbe Stunde nach Downtown gelaufen. War fast etwas unheimlich, bis auf ein paar Obdachlose am Straßenrand wirkte die Stadt wie ausgestorben. Am Busterminal angekommen dann ein kurzer Schockmoment als ich gesehen habe, dass die Gitter alle unten waren. Ich konnte aber zum Glück außen rum gehen und hab auch noch ein Maxi Taxi erwischt dass mich dann nach hause brachte. Dort kam ich dann so um halb zwei an und bin auch gleich ins Bett gefallen.

Zurück zu Keren

Hab wieder mal sehr gut geschlafen hab dann all mein Zeug zusammen gepackt und war um neun auch schon bereit zum frühstücken. Bacon, Rührei und Toast. Dann hieß es Abschied nehmen von meiner Gastfamilie. Mir wurde noch mit auf den Weg gegeben, dass sollte ich irgendwelche Schwierigkeiten haben oder sonst was, ich könne jederzeit wieder hier auftauchen. Auch an meine Freunde und Verwandte soll i h das weiter geben, was ich hiermit tue: Wer Trinidad mal besuchen will ist jederzeit bei Marcelle willkommen. Einfach bei mir melden, ich hab die Kontaktdetails.

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Abschiedsfoto

Dann ging’s auch schon raus in die Hitze und mit dem Rucksack drei Kilometer bis ich die Straße erreicht hab wo ich ein Maxi Taxi nehmen konnte. War mit dem sperrigen Rucksack nicht ganz problemlos, aber es ging. Gegen Mittag rum bin ich dann bei Keren angekommen, hatte zum Glück nen Schlüssel dabei, denn sie war grad in der Stadt unterwegs. Ich brauchte dann erst mal ne Dusche und etwas Zeit mich von den zwei Stunden Reisezeit zu erholen.
Eigentlich wollte ich heute dann noch schnell zu Mall schauen um mir ne neue Hose zu kaufen, denn eine der beiden die ich dabei hab fällt langsam komplett auseinander. Außerdem war mal wieder ein Besuch in nem Barber Shop nötig, mein letzter Haarschnitt war auch schon fast zwei Monate her. Keren hat mir dann um zwei geschrieben, dass sie auf dem Weg zurück ist und Kebabs mitbringt, so lange wollt ich dann noch warten. Tja, aber sie kam und kam und kam einfach nicht. Um fünf war sie dann da, offenbar war auf den Straßen mal wieder die Hölle los. Da fünf Uhr schon recht spät ist und die Mall doch etwas weiter weg ist bin ich nur noch schnell zum Frisör gegangen. Wie schon beim letzten mal auf Barbados doch etwas ungewohnt wenn kein einziges mal eine Schere zum Einsatz kommt. Es ist dann auch etwas kürzer ausgefallen als ichs mir vorgestellt hab, aber das wächst schon wieder nach. Nachdem ich die umgerechnet fünf Euro gezahlt hab ist mir außerdem aufgefallen, dass meine Bargeldreserven langsam zu Neige gehen. Da aber schon die Dunkelheit hereinbrechen begann hab ich das auf morgen verschoben.
Zuhause war ich dann allein, denn Keren ist den abend über zu ihrer Mutter gefahren. Fernseher blieb aus, ich hab gelesen und mich außerdem für meinen morgigen Ausflug schlau gemacht.

Zurück zu Marcelle

Hab heute sehr gut geschlafen, nur das Aufstehen fiel sehr schwer, denn die Klimaanlage lief auf 17 Grad und solche Temperaturen lassen mich mittlerweile offenbar in eine Kältestarre verfallen. Nachdem ichs dann aus dem Bett geschafft hab, hab ich erst mal noch ne Weile gelesen und konnt mich dann auch Tagsüber nicht richtig dazu aufraffen endlich losgehen um zu Marcelle zu fahren und mein Zeug zu holen das ich da noch eingelagert hab bevor ich zum Carnival zu Keren gezogen bin. Denn wenn ich da erst mal angekommen bin gibt’s nicht mehr viel für mich zu tun. Deshalb wollt ich da erst abends rum auftauchen.
Gegen vier rum hab ich mich dann auch auf den Weg gemacht. Zuerst von hier aus zu Fuß den Highway überquert und dann in ein Maxi Taxi nach Curepe eingestiegen. Dort dann in ein Maxi Taxi Richtung Chaguanas eingestiegen. Das war dann eine dreiviertel Stunde Fahrtzeit.

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Im Maxi Taxi nach Chaguanas

Aber die Preise sind wie schon mal erwähnt zum Glück sehr human. In Chaguanas angekommen hatte ich dann noch etwa drei Kilometer zu Fuß vor mir bis ich endlich angekommen war. Und einmal mehr wurde mir klar warum Trinis es „travelling“ nennen wenn sie mit den Öffentlichen fahren und nicht einfach „going“.
Bei Marcelle angekommen wurde ich erst mal wieder herzlich willkommen geheißen. Abendessen war kurz darauf auch fertig. Ich hatte auch noch das Vergnügen Rupert kennen zu lernen, einen Freund von Marcelle der ebenfalls zu Besuch war. Der hat in Miami nen richtig interessanten Beruf: Er baut Sportwagen. Aber nicht irgendwelche, sondern die richtig teuren, Ferrari, Lamborghini, Bugatti. Nun technisch gesehen baut er sie nicht wirklich. Es ist mehr so eine Art Umwandlung eines Autos das ihm seine Kunden liefern in eines dieser Autos. Er hat mir auch Bilder gezeigt, seine Autos sehen absolut identisch mit den Originalen aus. Die kann er dann natürlich auch zu nem billigeren Preis verkaufen als die Originale und scheinbar ganz gut davon leben. Ist aber natürlich auch nur so halblegal… aber auf jeden Fall ein interessantes Gespräch.
Das wars dann auch schon wieder mit diesem Tag. Halt, noch nicht ganz. Eine Sache musste ich noch erledigen. Wäsche waschen. Einmal ganz normal in der Maschine und dann meine Badehose, Socken und Shorts die ich zu J’ouvert anhatte, per Hand im Waschbecken. Das weiße T-Shirt hab ich gleich weggeworfen, das war nicht mehr zu retten. Aber meine Badehose wollt ich doch gerne retten. Denn die Klamotten waren alle so voller roter Farbe, dass ich die auf keinen Fall mit anderen oder auch nur alleine in die Waschmaschine werfen wollte, aus Angst um die Waschmaschine. Ich hab dann auch ne gute halbe Stunde versucht da die Farbe raus zu kriegen, aber es hat nicht geklappt. Wer schon mal ne Farbrolle nach dem Streichen einer Wand sauber machen musste weiß wie das ist. Da kommt einfach immer noch Farbe raus, egal wie oft man die Rolle schon gespült hat. So wars auch hier. Ich habs dann irgendwann sein lassen und werd die Hose einfach so anziehen wenn ich schwimmen geh. Irgendwann wirds schon alle Farbe rausgelöst haben. Und wenn nicht, auch ok. Ne rot gefärbte Badehose ist auch kein Weltuntergang.

Cool down

Der Tag danach. Irgendwie waren alle um mich rum noch in einem kollektiven Zustand des Ausnüchterns und runter kommens. Jeder ist nur lethargisch irgendwo rumgelegen und hat den Tag an sich vorüber ziehen lassen. Ich hatte das aber ehrlich gesagt nicht nötig, bin die meiste Zeit dann mit nem Buch auf dr Couch gelegen und hab gewartet das hier irgendwas mal vorwärts geht. Da musst ich allerdings lange warten.
Am Nachmittag bin ich dann mit Keren und Ginelle schnell zum Chinesen gefahren um was zu essen zu besorgen. Landestypische Information am Rande: obwohl indischstämmige Menschen hier die absolute Mehrheit der asiatischstämmigen Bevölkerung stellen, sieht man doch enorm viel chinesische Restaurants hier. Keren meinte das liegt an der „chinese community“, wenn mans ganz genau nimmt wohl so was wie die Mafia, die neu angekommen chinesischen Familien Geld zur Eröffnung eines China Restaurants leiht, natürlich verbunden mit gewissen Auflagen wie strikte Abschottung von der übrigen Gesellschaft, Heirat ausschließlich untereinander und natürlich großzügige Rückzahlung des Darlehens. Das könnte durchaus etwas sein was Trinidad in den nächsten paar Jahrzehnten größere Probleme bereiten könnte.
Nach dem Essen, was übrigens echt gut war, hab ich die Zeit dann mit Bloggen verbracht bis wir Zia, Thomas und Ginelle zum Flughafen gefahren haben, denn die mussten wieder zurück nach Barbados.
Da es dann schon recht spät war hab ich beschlossen heute nicht mehr zu Marcelle zu fahren, denn die Fahrt dort hin dauert auch locker ne Stunde, je nach Verkehr sogar länger. Also hab ich die Nacht nochmal bei Keren verbracht, diesmal sogar auf so nem aufblasbaren Gästebett und nicht auf der Couch. Den restlichen Abend hab ich dann größtenteils mit lesen und MTV schauen verbracht. Hier auf Trinidad wird auch die US Version der TV Sender ausgestrahlt und ich muss sagen dass ist echt noch ein krasser Unterschied zu den deutschen Sendern. Eine zwanzig Minuten Show wird mit Werbung so breit getreten, dass eine ganze Stunde damit gefüllt wird. Und die Werbung die da gezeigt wird… Wow. Brainless, stupid shit. Als wäre die Zielgruppe in der geistigen Entwicklung im Kindergarten hängen geblieben (und dies jetzt bitte nicht als Beleidigung der Kindergartenkinder auffassen). Zum Niveau der Shows an sich sag ich mal lieber gar nichts…

Carnival Tuesday

Ich hatte das Privileg heute länger zu schlafen als die anderen. Denn die Mädels mussten schon um 3 Uhr in der Früh losfahren um das passende Make up fürs Kostüm zu kriegen. Um sechs Uhr sollten sie dann schon abmarschbereit bei ihrer Band sein. Ich war zu dieser Zeit noch im Bett und bin so gegen sieben aufgestanden. Alles in allem war ich dann gegen neun in der Stadt und der Umzug war schon in vollem Gange. Heute war dann auch jedes Bandmitglied entsprechend im Kostüm. Lässt sich mit den Kostümen die man so in Deutschland sieht aber nur schwer vergleichen. Ist schon deutlich exotischer hier. Liegt aber sicher auch daran, dass es hier halt einfach warm ist und man deshalb auch mit (deutlich) weniger Stoff auskommt. Was nicht nur für Frauen gilt. Beispiel gefällig?
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Erfreulicherweise waren die Frauen in knappen Kostümen aber in der Überzahl. Ich hab mich ein bisschen an den Straßenrand gestellt und dem ganzen zugeschaut, kurz vor der Bühne mit der Jury, damit auch ja alle ihr Bestes geben.

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Da das ganze aber ein ewig langsamer Prozess war, hab ich mich entschlossen mal durch die Stadt zu laufen und die anderen zu suchen. Da gefühlt das ganze Land und auch die ein oder anderen Touristen in der Stadt waren und in jeder Straße eine weitere feiernde Menschenmenge durchquert werden musste bin ich allerdings nur langsam vorangekommen. Was aber nicht schlimm war, denn der Weg ist das Ziel.



Die ersten die ich dann nach längerem Suchen gefunden hab waren Carin und Jolenne.
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Als nächstes hab ich mich aufgemacht um Margot zu suchen, die sollte eigentlich in der selben Band sein. Da diese aber sicher über 1000 Mitglieder hatte und sich über gut 200 Meter Länge erstreckt hat, hab ich sie nicht gefunden. Stattdessen wollt ich mal zu Ginelle, Keren, Zia und Thomas schauen deren Band Paparazzi nicht all zu weit entfernt sein sollte.
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Doch zwischendurch hab ich durch puren Zufall Margot mit Felix und Jeremy getroffen. Also mit denen ein paar Bier getrunken und die Straßenparty genossen bevor ich dann wieder weiter bin um endlich Ginelle zu finden.
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Aber ihre Band konnt ich einfach nicht finden. Stattdessen bin ich in nem Park auf Elisa und Gabriel gestoßen die sich zusammen mit hunderten anderen im Schatten der Bäume ne Mittagspause gegönnt haben. Bei der Hitze hab ich mich da dann auch erst mal etwas in den Schatten gesetzt.
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Als ich da dann wieder weiter wollte ist mir Carin auch nochmal übern Weg gelaufen und die Gelegenheit wurde gleich nochmal für ein Foto genutzt.
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Irgendwann hab ichs dann doch geschafft den Paparazzi Zug zu finden, dort allerdings nur Zia und Thomas. Also bin ich mit den beiden ne Weile mit. Normalerweise werden die Bands auf der Straße links und rechts mit langen Seilen abgeschirmt um die zahlenden Band Mitglieder von den nichtzahlenden Zuschauern zu trennen, beziehungsweise die Zuschauer draußen zu halten. Und eigentlich wird man da ohne Kostüm oder sonstigem Band-Erkennungszeichen auch gleich wieder von der Security rausbefördert. Ich habs mal drauf ankommen lassen und bin einfach unterm Seil durch und in der Band mitgelaufen. War kein Problem.

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Gegen vier rum hat die Band dan ne Pause eingelegt und es gab Lunch auf nem Fußballplatz. Da haben wir dann auch erfahren, dass Ginelle und Keren schon auf dem Heimweg waren, war wohl schon genug für heute…
Ich hab mich danach dann die Ariapita Avenue entlang gekämpft, noch schnell nen Snack zu mir genommen, und bin dann zur Brooklyn Bar um mich da nochmal mit Margot zu treffen.
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Die hatte inzwischen noch ein paar weitere Deutsche aufgegabelt und ich hatte dadurch mal wieder etwas Gelegenheit deutsch zu sprechen. In der Bar waren wir aber nicht lange sondern sind dann wieder raus auf die Straße, wo ich nach und nach wieder alle verloren hab. Macht aber nichts, man ist nie lange allein.
Irgendwann wars dann aber auch an der Zeit sich auf den Nachhauseweg zu machen. Um acht Uhr ist auch der letzte Sound Truck verstummt und die Leute auf der Straße sind weniger geworden. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass es so abrupt und früh endet. Aber gut, war trotzdem wieder ein klasse Tag. Also bin ich zum Busterminal gelaufen um nach Hause zu kommen. Die Idee hatten aber tatsächlich mehrere. Es hat dann echt ne gute viertel Stunde gedauert bis ich in einen Bus steigen konnte, denn die waren alle sofort voll als sie angekommen sind und die Türen geöffnet haben. Trotzdem muss ich den öffentlichen Nahverkehr hier auf Trinidad loben. Alle fünf Sekunden (!) ist ein neues Maxi Taxi eingefahren und hat wieder 13 Leute weggeschaufelt. Es hatte was von nem Skilift…
Als ich dann endlich nen Platz ergattert hab, sogar in nem richtigen Bus, wollte der Fahrer das Geld für die Fahrt natürlich im Voraus haben. Die 6TT$ Fahrpreis waren auch kein Problem, ich hatte noch 200. Blöderweise in zwei Hundertern. Als mir der Fahrer dann mit nem drei Zentimeter dicken Geldbündel in der Hand erklärt er könne auf meinen Hunderter nicht rausgeben war ich schon etwas fassungslos. Denn genug Geld hatte der da auf jeden Fall. Hab dann im Bus gefragt ob denn jemand wechseln kann, konnte oder wollte aber keiner. Zu meiner Überraschung hat mir dann die Frau die neben mir gesessen ist nen Zehner in die Hand gedrückt und gemeint das passt schon. Ein weiterer Schritt nach vorne auf der Freundlichkeitsskala für Trinidad.
Von der Bushaltestelle dann das letzte Stück übern Highway nach Hause gelaufen und dann hab ich mich um zehn auch schon gemütlich auf der Couch ausgestreckt.
Zusammengefasst kann ich sagen der Carnival hier ist echt ein gigantisches Erlebnis. Tausende von Menschen auf den Straßen der Stadt und alle am feiern. Eine riesige ausgelassene Party. Ausschließlich nur gute Stimmung, nicht das kleinste bisschen Aggressivität. Auch ansonsten muss ich sagen ich hab mich immer absolut sicher gefühlt. Ich hab da im Vorfeld viel Panikmache gelesen und gehört wie gefährlich das doch alles sei, besonders wenn man dann auch noch betrunken ist. Ich will jetzt nicht sagen, dass es ausgeschlossen ist, dass was passiert aber wenn man sich nicht komplett ins Delirium schießt und sich noch ein bisschen Menschenverstand bewahrt (und diesen auch walten lässt) dann ist das nicht gefährlicher als andere Großeregnisse. Es war wie schon gesagt spitze und wer den Carnival in Trinidad noch nicht auf seiner Liste der Dinge stehen hat die man einmal im Leben gemacht haben will, dem kann ich nur raten jetzt zum Stift zu greifen.

Carnival Monday

Nach drei Stunden Schlaf ging mein Wecker und ich hab mich wieder auf dem Weg zum Taxi Stand gemacht. Hab mich erstaunlicherweise auch gar nicht müde gefühlt. Die anderen scheinbar schon, denn die haben noch weiter geschlafen.
Um kurz vor vier war ich dann wieder in der Stadt und hab mir die Bands an einer der Haupttribünen in Downtown angesehen. Man musste um dort mitzulaufen zwar verkleidet sein, aer noch nicht in den prächtig geschmückten Kostümen, die waren für morgen reserviert. Waren trotzdem ein paar tolle Kostüme dabei.
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Gegen sechs haben sich dann auch Keren und Ginelle entschieden doch nochmal in die Stadt zu kommen. Wir haben dann ausgemacht uns in der Ariapita Avenue zu treffen. Hat dann doch ne ganz schöne Weile gedauert bis ich durch all die Menschenmengen dort hin gekommen bin. Noch dazu hat sich langsam der Hunger gemeldet, denn gegessen hab ich auch noch nichts. Also noch schnell nen Chickenburger geholt, an Straßenverkäufern herrschte zum Glück kein Mangel. Zusammen mit Ginelle und Keren hab ich dann auch Elisa und Gabriel getroffen.
Wir haben uns dann auf den Weg gemacht in der Stadt ihre Band, Paparazzi, zu finden. Kein leichtes Unterfangen, da die sich ja alle ständig bewegen und irgendwie auch keine feste Route zu haben scheinen. Irgendwann haben wir die dann doch in der Nähe der Savannah getroffen und sind mit denen ne Weile rumgezogen. Gab natürlich nur Freigetränke für die Band Mitglieder, ich bin aber dank großzügiger Spenden meiner Freunde auch zum ein oder anderen Freibier gekommen. Thomas und Zia haben wir hier übrigens auch getroffen.

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Party Everywhere


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Zeus


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Einer der "Wee Wee Trucks" die bei jeder größeren Band mitfuhren


YouTube Direkt
Alles in allem wieder ein klasse Tag. Mit vielen Leuten geredet, die Stimmung war generell ausschließlich positiv. Jeder hatte einfach ne gute Zeit.
Gegen zehn Uhr ist das ganze dann etwas abgeflaut und es war an der Zeit den Heimweg anzutreten. Keren hat ihr Auto vernünftigerweise recht weit außerhalb geparkt, so dass uns da noch ein halbstündiger Fußmarsch bevor stand ehe wir wieder nach hause fahren konnten.

J’ouvert

Heute war es also soweit, die letzten Stunden vor dem vielgelobten Carnival auf Trinidad haben begonnen. Um 9 Uhr bin ich mit einem wieder mal reichhaltigen Frühstück in den Tag gestartet. Anschließend hab ich mir nen kleinen Rucksack gepackt in den alles rein kam was ich die nächsten drei Tage brauchen würde, denn für die Carnivalszeit ist eine Unterkunft in oder nahe Port of Spain schon etwas was man braucht. Glücklicherweise hat sich Keren angebotenen mir für diese Zeit eine Unterkunft in ihrer Wohnung zu gewähren. Hab ja vorgestern schon auf ihrer Couch geschlafen. Um elf haben Ginelle und Keren mich dann abgeholt. Mein restliches Zeug hab ich bei Marcelle gelassen. Die Fahrt hab ich auch gleich genutzt um ein paar Schnappschüsse von der Landschaft zu machen damit man mal ne Vorstellung kriegt wies hier so auf dem Land aussieht.

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Bei Keren haben wir (naja „wir“ ist etwas übertrieben, Thomas und ich haben das Kochen den Frauen überlassen) dann Mittagessen gekocht. Es gab Rotis, wobei ich ja jetzt zum Glück weiß wie man die richtig isst.

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Keren und Ginelle beim Rotis kochen

Nach dem Essen kam dann der angenehme Part wo man nochmal versucht ein paar Stunden Schlaf zu erhaschen. Ich hab dann bis um acht auch ganz komfortabel auf der Couch geschlafen.
Dann ging die Vorbereitung los. Zusammen mit Margot und anderen hatte ich ein Ticket für die J’ouvert Party in einer der Carnival Bands.
Vielleicht mal ein kurzes Wort zu den Bands: mit einer Musik Band hat das wenig zu tun, das sind im Prinzip Carnivalsvereine. Davon gibt’s in Port of Spain sicher an die hundert Stück, in allen Größen. Die organisieren dann eben solche Pre-Carnival Partys und natürlich die Mas (= Carnivalsumzüge) für ihre Mitglieder, wobei Mitglied jeder mit einem entsprechenden Ticket ist. Das ganze hat selbstverständlich auch Wettkampfcharakter, die einzelnen Bands versuchen bei den Umzügen die Jury mit Kostümen und Performance zu überzeugen um als Sieger aus dem Carnival hervorzugehen. Kostüme sind absolute Pflicht wenn man bei der Mas mitmachen will und dass Design der Kostüme wird von jeder Band vorgegeben. Die Tatsache, dass man das Kostüm allerdings nur ein einziges Mal benutzt, denn jedes Jahr gibt’s ein anderes Motto, und der Preis von 500€ und deutlich aufwärts haben mich aber davon abgehalten selber aktiv mitzumachen. Stattdessen eben nur J’ouvert was mit etwa 70€ zu buche schlug. Aber das Geld auf jeden Fall wert war.
J’ouvert, wie gesagt eine Pre Carnival Party beginnt Montags um 2 Uhr morgens und dauert bis um 10 Uhr am morgen und geht dann quasi nahtlos in die Umzüge über. Ich hatte so ein bisschen Unsicherheit was ich den zu J’ouvert anziehen soll, denn nach allem was ich weiß ist das ne durchaus dreckige Angelegenheit. Letztendlich hab ich mich für ne Badehose entschieden, dazu meine Turnschuhe und ein T-Shirt das freundlicherweise im Eintrittspreis enthalten war. Fotos wollte ich nach Möglichkeit natürlich auch ganz gerne machen. Mit meinem Handy in nem Zipp Lock Plastikbeutel hab ich mich dann auch ganz wohl gefühlt. Zumal meine Badehose eine Reißverschlusstasche hatte in der das Handy grad so reingepasst hat. Denn gerade solche Partys sind für Taschendiebe natürlich ein Paradies. Dadurch dass das Handy allerdings grad so reingepasst hat hab ich mich da schon sehr sicher gefühlt. Selbst ich brauchte ne knappe halbe Minute um es da wieder raus zu holen, also konnte ich, solange mir meine Badehose als ganzes nicht abhanden kommt, mir der Sicherheit meiner Wertsachen doch sicher sein. Brille war natürlich ebenfalls nicht angebracht, also mussten zwei meiner Reserve Kontaktlinsen ran.
Ich war also bereit und noch etwas unsicher was mich denn genau erwartet hab ich mich um elf auf den Weg zum Highway gemacht, denn Margot und Felix sind vor kurzem aus Barbados eingeflogen und konnten mich mit in die Stadt nehmen. Der Taxifahrer musste im Prinzip nur kurz am Straßenrand halten und mich einsteigen lassen. Das war aber offenbar so ein wahnsinniger Aufwand für ihn, dass er mich am liebsten stehen gelassen hätte. Ich habs Margot zu verdanken die ihn doch noch dazu bringen konnte anzuhalten. Er hat sich dann während der Fahrt auch als wirklich der erste unfreundliche Trini herausgestellt der mir bisher begegnet ist. Kommt vor.
In Port of Spain angekommen haben wir drei uns dann mit Jeremy und Matthieu getroffen. Margot und Felix haben ihre Sachen bei einer Freundin abgeladen, denn für die zwei Wochen Carnival wurde Margot ja aus ihrer Wohnung geworfen, und wir haben uns dann zu Fuß auf den Weg zu unserem J’ouvert Treffpunkt gemacht. War ein ganz schöner Marsch, etwas über eine Stunde. Aber zum Glück war der Weg dorthin reichlich mit kleinen Ständen bestückt die einem das ein oder andere Bier verkauften um den Marsch erträglicher zu machen. Gegen drei waren wir dann auch endlich angekommen.
Zusammen mit etwa dreihundert anderen Leuten haben wir auf ner Wiese dem Abmarschtermin entgegen gefiebert. Den J’ouvert ist eine sich bewegende Straßenparty. Doch dazu später mehr. Wir haben also gleich nach unserer Ankunft ein Foto gemacht, denn uns war klar, dass wir nicht lange so präsentabel bleiben würden.

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Hinter uns auf dem Foto sieht man übrigens eine der auf einen Truck montierten Bars bei denen wir freie Auswahl an Getränken hatten. Da ich wusste, dass es ne lange Nacht wird solltens für mich zu Beginn erst mal ein paar Red Bull sein bevor die Sache so richtig losging.
Dann ging’s auch los. Es wurden Plastikflaschen verteilt die mit Farbe gefüllt waren und Löcher zum spritzen im Deckel hatten. Dazu noch kübelweise Matsch und Schlamm und schon war jeder ausgerüstet für ne richtig gute Schlammschlacht. Das war schon mal ein guter Auftakt für die Nacht und ich bin auch froh um den Plastikbeutel der sich um mein Handy herum befand. Die Tatsache, dass die Farbe zum größten Teil blutrot war hat das ganze dann auch nochmal n bisschen gruseliger gemacht.

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Margot und Felix

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Um vier rum waren wir dann endlich on the Road. Drei rollende Bars, dutzende Leute mit kleinen Wägen voller Eis und Dosenbier und natürlich das wichtigste: ein Soundtruck. Ein Lastwagen dessen gesamte Ladefläche von zwei Dingen ausgefüllt war. Einem DJ und Lautsprecherboxen. Und der DJ hat nicht wirklich viel Platz beansprucht. Der Sound war enorm, wenn wir an parkenden Autos vorbei sind (Mal ehrlich, an Carnival parkt man sein Auto nicht in der Stadt, ich nehme an diese Lektion haben heute Nacht einige Leute schmerzhaft gelernt) haben die Scheiben vibriert als waren sie kurz vorm zerspringen. Und da das ganze Spektakel bis um zehn Uhr am morgen ging und wir nicht die einzigen waren sondern nur eine Band aus fast einhundert bin ich mir ziemlich sicher, dass in dieser Nacht nicht eine Person in Port of Spain geschlafen hat. Das kann physikalisch nicht möglich gewesen sein. Die Musik war natürlich dem Carnival entsprechend nur das beste aus den aktuellen Carnivals Hits.

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Ansonsten wars echt klasse und hat alle meine Erwartungen übertroffen. Es war ne super Stimmung, jeder war gut drauf. Ich hab sogar Elisa aus Barbados in ner anderen Band getroffen als sich unsere Wege mal wieder mit ner anderen Band gekreuzt haben. Dafür hab ich unterwegs auch irgendwann mal Margot und die anderen verloren, es waren aber immer andere Leute da, ich war nie allein. Gegen acht neigte sich unser Umzug dann langsam dem Ende und ein weiterer Truck kam zum Einsatz. Der Wassertruck. Der fuhr ne ganze Weile mit uns mit und seine einzige Aufgabe war die Leute abzuspritzen um den Schlamm und die Farbe wenigstens etwas abzuspülen. Kleine Nebeninfo: Temperatur sowohl vor als auch nach Sonnenaufgang: 27-29 Grad.
Als wir dann wieder an den Ausgangspunkt kamen gab’s für jeden nochmal ein Frühstück und ich hab eigentlich gedacht ich finde die anderen hier wieder. War aber nicht so.

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Wieder halbwegs sauber

Also blieb mir nichts anderes übrig als mich langsam auf den Heimweg zu machen. Das beinhaltete einen halbstündigen Marsch durch Port of Spain. Ich war jedoch nicht der einzige dem man ansah, dass er von J’ouvert kam. Ich hab dann noch nen kurzen Snack bei KFC zu mir genommen bevor ich mich dann im Busterminal in eines der Maxi Taxis gesetzt hab das mich zurück zu Kerens Apartment bringen sollte. Jedoch war Carnival scheinbar genug Anlass für die Fahrer etwas mehr Kohle rausschlagen zu wollen. Denn ich musste drei Taxis nehmen weil jeder nur eine Teilstrecke fuhr und bei jedem natürlich den vollen Fahrpreis zahlen. Verglichen mit Europa zwar immer noch günstig aber eben doch nervig. Die letzten paar hundert Meter musste ich dann laufen, noch einmal über den Highway und schon war ich da. Die anderen waren auch schon Zuhause. Ich bin dann unter die Dusche, hab glücklicherweise den Großteil der Farbe runter gebracht und mich dann um 12 für nen dreistündigen Powernap hingelegt.

Ausflug nach Süden

Heute ging es sehr früh los, um halb acht musste ich abfahrbereit sein. Doch zuvor gab’s natürlich noch ein Frühstück. Salat, Toast und ein (großes) Stück panierter Fisch. Hatte ich zum Frühstück auch noch nie.
James, unser Fahrer, hat uns mit in den Süden genommen, ich bin mitgefahren weil ich dachte so bekomm ich n bisschen was von der Insel zu sehen. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass die Fahrt so lange dauert. Judy ist in Point Fortin ausgestiegen um einzukaufen und ein paar Erledigungen zu machen und James ist mit Essa, Jessy und mir weiter in den Süden gefahren. Nach eineinhalb Stunden sind wir dann am Ziel angekommen, ein Strand der mir als einer der schönsten Strände Trinidads verkauft wurde. Gleich neben einer riesigen Ölraffinerie.

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Der Strand

Die allgemeinen Hoflichkeitsregeln haben es dann nötig gemacht, dass ich mit Essa ins Wasser bin. Mag ja sein, dass ich von Barbados her ein bisschen verwöhnt war was Strände angeht. Aber das hier… das Wasser war… ich sag mal so, wenn ich bis zur Hüfte im Wasser war hab ich das Ende meiner Badehose nicht mehr gesehen, knapp über meinen Knien. Der Strand, der immerhin sandig war, hatte auch eine ganz schöne, schwarze Färbung. Ich tippe einfach mal auf Öl. Und als ich dann endlich genug Zeit im Wasser verbracht hatte um wieder raus zu kommen fühlte ich mich wie ne Seemöve nach einer Ölpest. Ich war ungelogen ölig als ich aus dem Wasser raus bin. Duschen waren natürlich keine in Sicht.
Als wir dann wieder ins Auto gestiegen waren, ging es langsam wieder Richtung Norden. Zuvor haben wir aber noch an nem Haus das Marcelle vermietet vorbeigeschaut. Wer so viele Häuser besitzt muss sich natürlich keine Sorgen um die Rente machen.
Als nächstes haben wir bei einem Onkel von Essa gehalten, auch sehr freundliche Leute die uns gleich sehr herzlich empfangen haben. Überhaupt muss ich sagen, dass ich von der Gastfreundlichkeit der Leute hier angenehm überrascht bin. Liegt sicher daran, dass ich auf Barbados viele Geschichten gehört hab wie unfreundlich die Leute auf Trinidad doch alle wären. Stimmt einfach nicht. Klar gibt’s auch die Leute die wohl das Gegenteil davon sind, aber ich hatte das Glück bisher nur an die richtigen Leute gelangt zu sein. Aber auf der Straße und in den Geschäften beispielsweise ists doch noch anders als auf Barbados. Da wird man schon sehr selten gegrüßt. Ein weiterer Unterschied zu Barbados ist die Tatsache, dass die Leute hier nochmal ne ganze Menge langsamer arbeiten als auf Barbados. Supermarktkassen, Fast Food Restaurants, Kellner und Imbisstände mit Ausnahme von Doubles sind hier wirklich eine Qual. Nicht nur dass generell alles langsam gemacht wird, zwischendurch wird auch noch nett mit den anderen Mitarbeitern gequatscht oder schnell ne SMS geschrieben. Ich hab dann immer das Bild von der Kassiererin bei Aldi im Kopf die fünf Artikel pro Sekunde übern Scanner zieht. Ich will auch nicht sagen, dass man sich schnell an die Langsamkeit gewöhnt, aber es wird mit der Zeit leichter zu tolerieren.
Als wir dann wieder im Auto saßen ging’s weiter, noch ein kurzer Stop zum tanken (für nen 10er war der Tank voll) und einmal um ein Bündel Bohnen zu kaufen. Aber um eins waren wir dann wieder Zuhause.
Ich hatte zwar wenig Hunger, aber das essen war dann auch gleich fertig. Es gab hausgemachte Rotis, ein Einfluß der indischen Küche. Den Teller voller Bohnen, Kichererbsencurry, Kürbismus, Hähnchen und die Teigfladen. Ich musste dann auch erst mal fragen wie man das jetzt isst, denn bisher hatte ich Rotis nur auf der Straße gekauft und da waren alle Zutaten schon schön in den Teig eingewickelt. Und das krieg ich so mit Sicherheit nicht hin. Mir wurde dann erklärt, dass wenn mans nicht als Streetfood isst, man die Fladen in kleine Fetzen reißt, damit dann die verschiedenen Füllungen „greift“ und ab in den Mund damit. Im Prinzip wie man auch in Marokko isst. Dass es wieder mal sehr gut war muss ich wohl nicht extra erwähnen, auch dass ich mich wieder absolut überfressen hab hat mich nicht gewundert. Aber ich hab den Teller leer gebracht. Danach musste ich mich erst mal n bisschen in die waagerechte bringen, denn nach viel Bewegung war mir da grad nicht mehr zu Mute.
Gegen halb fünf ging’s mir dann wieder besser und ich wurde von Carin abgeholt. Wir sind ins Woodford Café gefahren und hatten ein paar Drinks. Um acht hat sie mich dann wieder heim gebracht und ich bin dann auch direkt ins Bett, hab noch ein bisschen gelesen und gebloggt bevor ich dann um elf schlafen gegangen bin. Schließlich ist heute meine letzte Nacht bevor der 72 Stunden Carnival Marathon los geht.

Ein Tag voller Glück

Ich hatte Glück und musste nicht wie Keren in der früh arbeiten, deshalb konnte ich bis zwölf rum schlafen. Da ich im Wohnzimmer/Küche geschlafen hab wurde ich auch durch den Duft von Rührei, Speck und Würstchen geweckt die Ginelle zum Frühstück gekocht hat.

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Blick vom Balkon auf die größte Flagge Trinidads


Da ich für heute so ziemlich keinen Plan hatte was ich denn tun könnte, hab ich mich mal Zia, Ginelle und Thomas angeschlossen die per Maxi Taxi in die Stadt gefahren sind um ihre Kostüme für den Carnival abzuholen. Das Highlight der etwa zwanzig minütigen Fahrt nach Port of Spain war dann etwas das man so wohl nur einmal im Leben sieht. Auf einem Friedhof neben dem Highway haben sich zwei Kühe gegenseitig bekämpft. Verrücktes Land.
Im Busterminal in Port of Spain angekommen mussten wir dann noch etwa ne halbe Stunde laufen bis wir an der Kostümausgabestelle angekommen sind.
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Harbour Lights gibt's scheinbar nicht nur in Barbados


Es war natürlich heiß, heiß, heiß und keine Abkühlung in Sicht. Als wir uns dann grad in die Reihe zum Kostüm abholen angestellt haben, ich auch, obwohl ich ja keins hab, hat mein Glück einmal mehr zugeschlagen, in Form eines Mitarbeiters bei der Kostümausgabe der unter den Wartenden eiskaltes Freibier verteilt hat. Das war natürlich mehr als willkommen.
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Die Zelte für Carnival stehen schon


Als dann alle nach einiger Zeit ihre Kostüme hatten haben wir uns zusammen mit Keren, die inzwischen aus der Arbeit her gekommen ist, auf den Weg nach Hause gemacht. Einen kleinen Umweg haben wir auch noch eingebaut um am Lady Young Aussichtspunkt vorbei zu fahren. Von dort hat man ne ganz nette Aussicht über Port of Spain, nur war heute das Wetter etwas diesig.
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Ich hab mich dann dazu entschlossen mich auf den Weg zu Marcelle zu machen, da ich ihr gesagt hab ich würde heute abend wieder da sein. Hab mich dann von Keren in Curepe absetzen lassen und von dort ein Maxi Taxi genommen das mich bis auf drei Kilometer nach hause brachte. Mit all dem Verkehr hier auf den Straßen hat das auch recht lange gedauert und so hat sich langsam etwas Hunger breit gemacht. Da mein Ausstiegspunkt an einem KFC war hab ich mir schon schwer überlegt ob ich nicht ein bisschen Kleingeld in etwas Chicken investieren soll. Habs aber dann gelassen und wurde sogleich vom nächsten glücklichen Zufall überrascht. An der Straße stand nämlich Essa, der auch bei Marcelle wohnt mit zwei großen Tüten vom KFC. Wir haben dann zusammen eines der inoffiziellen Taxis genommen, was ich alleine wohl auch eher vermieden hätte, und sind nach hause gefahren. Dort gab’s dann auch gleich Abendessen, mit dem kleinen Unterschied, dass es hier für mich umsonst war.
Es war dann auch schon recht spät, deshalb bin ich nach dem essen nicht mehr all zu lange aufgeblieben.

Momentum

Da ich gestern noch im Bett ein bisschen länger gelesen hab bin ich heute erst um acht aufgestanden. Bin dann in die Küche um nur schnell ne Tasse Kaffee zu trinken, viel Hunger hatte ich nicht. Aber kaum hab ich mich hingesetzt haben Jessy und Jane schon angefangen Tomaten und Zwiebeln in die Pfanne zu hauen, Toast zu toasten und Salat zuzubereiten. Und keine fünf Minuten hatte ich ein äußerst reichhaltiges Frühstück, mit einer Tomaten-Zwiebel-Herings Paste (sehr ungewohnt zum Frühstück aber lecker), dazu Salat und Früchte. Inzwischen hab ich auch das Sozialgefüge hier durchschaut. Marcelle, meiner eigentliche Gastgeberin, gehört das Haus und sie zahlt für alles. Die anderen vier wohnen hier und arbeiten dafür für sie. Die Frauen im Haushalt und die Männer auf der Baustelle nebenan. Das ist wohl die Sache mit der Nächstenliebe, denn alleine hatten die’s wohl sehr schwer bis keine Chance. Was ich gestern abend so mitgekriegt hab waren mindestens die Jungs beide schon im Knast und alle vier sind etwas langsam.
Nachdem ich also dieses unfreiwillige aber gute Frühstück intus hatte musst ich mich erst mal aufs Bett legen, denn nach viel bewegen war mir nicht zu Mute. Hab die Zeit zum bloggen genutzt, war nämlich wieder mal ne Woche hinten dran. Auch wenn ich blöderweise nicht hochladen konnte. So verging die Zeit und um zwei hats an meiner Zimmertür geklopft und Jane meinte sie hätte das Mittagessen fertig. Und das wo das Frühstück noch gar nicht so lange her ist. Aber gut. Ich geh also in die Küche und blöderweise hatte ich mein Handy beim laden in meinem Zimmer. Denn davon hätt ich gern ein Foto gemacht. Ich beschreibs mal. Auf dem Tisch befand sich: ein Glas gefüllt mit Eiswürfeln, abgedeckt mit einem Glasuntersetzer. Daneben eine eiskalte Dose Birnenlimonade. Kreisförmig um meinen Teller, mit Besteckanordnung wie im Nobelrestaurant, befand sich, alles natürlich mit kleinen Deckelchen zugedeckt, Salat, einTeller Spearribs, ein Fisch, ein Teller karibisch gewürzter Reis, und ein Teller mit drei Sorten gedämpfter Gemüsesorten die ich alle noch nie gesehen hab. Alles war spitzenmäßig zubereitet. Ich habs auch wirklich versucht alles zu essen aber es ging nicht. Den Reis hab ich nicht mehr ganz gepackt. Nachdem ich mit essen fertig war und meine Teller zur Spüle tragen wollte, wurde mir explizit gesagt ich soll einfach alles stehen lassen, sie kümmern sich schon drum.
Nachdem ich also erfahren hatte wie sich Hänsel im Märchen gefühlt hat bin ich zurück in mein Zimmer gerollt und hab mich aufs Bett geworfen.
Der eigentliche Plan für heute war, dass ich mich mit Ginelle treffe, wir dann nach Port of Spain fahren und dort auf ne Party gehen. Sie hat den Zeitpunkt für unser Treffen aber immer weiter hinausgezögert, so dass ich letztendlich um fünf losgelaufen bin, denn ich wollte laufen solange es noch hell war und der Weg hat mich ne gute dreiviertel Stunde gekostet. Da ich aber immer noch zu früh dran war bin ich am Treffpunkt in ne Bar auf zwei Bier gegangen.
Als die Zeit dann gekommen war bin ich mit Ginelle in eines der Maxi Taxis gestiegen und wir sind nach Curepe gefahren wo uns dann Ginelles Freundin Karen abgeholt hat. Wir sind zu ihrer Wohnung gefahren und haben uns nen Film angeschaut bevor wir dann Thomas und Zia vom Flughafen abgeholt haben, denn die sind heute aus Barbados eingeflogen.
Das hat alles etwas länger gedauert als wir dachten, speziell da wir noch schnell bei KFC vorbei gefahren sind um noch schnell was zu essen zu holen, nur um eine halbe Stunde in der Schlange im drive through zu stehen und dann gesagt zu bekommen sie hätten jetzt kein Chicken mehr. Wir haben sarnn etwas hin und her verhandelt und dann doch noch das Zeug gekriegt das die Mitarbeiter eigentlich für sich als Pausensnack zur Seite gelegt haben. Glücklicherweise haben wir uns schon für den Abend mit Getränken eingedeckt, denn nachdem wir Thomas‘ und Zias Gepäck in Karens Apartment abgeladen haben sind wir gleich weiter gefahren zum Momentum in Chuagaramas. Eine Cooler Party, das heißt jeder bringt ne Kühlbox mit viel Eis und Getränken nach eigenem Geschmack mit, bei der verschiedene DJs und Soca Sänger auftreten um die Menge mit den aktuellen Carnival Songs in Stimmung für die große Party in fünf Tagen zu bringen.
War soweit echt gut, wir sind zwar erst um eins dort aufgetaucht aber haben doch noch viel mitgekriegt. Major Lazer waren echt gut, die restlichen waren auch ok. Nur einer ist meiner Meinung nach nicht gut gewesen. Der schnellste Mann der Welt, Usain Bolt. Der ist auf ner Sprintstrecke wirklich besser aufgehoben als auf ner Bühne.
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Ein Video wollt ich übrigens auch aufnehmen nur ist mir dabei dummerweise mein Handy aus der Hand geschlagen worden. Es hat jetzt ne weitere Delle, nun an insges drei von vier Ecken. Aber der Bildschirm ist immer noch ohne Sprung. Und das bei nem Sturz auf zwei Metern Höhe. Ich frag mich wirklich was die Leute anstellen die alle mit gesprungen Bildschirmen am Handy rumlaufen…
Um vier war das Konzert zwar noch nicht zuende aber unsere Fahrerin musste morgen früh arbeiten, da mussten wir uns fügen. Ich hab dann die Nacht zusammen mit Karen, Ginelle, Zia und Thomas bei Karen verbracht und tatsächlich und wahrhaftig das erste mal auf einer Couch geschlafen.