Heute musst ich feststellen, dass unser Hostel sehr nah an einer Moschee liegen muss. Ich weis nicht wann es war, aber es war noch stockdunkel als der Muhezin zum ersten Gebet aufrief und mich aus dem Schlaf riss. Ging zum Glück nur ein paar Minuten. Die Schule die gleich nebenan war hat offenbar jemand sehr wichtiges besucht, Kameras, singende Kinder, ein Blumenstrauß zum Überreichen und viel Polizei war zu sehen.
Nach dem Frühstück, natürlich auf der Dachterrasse mit grandiosem Bergpanorama, kam die Idee auf für ne Wanderung zu nem Wasserfall in die Berge hoch zu fahren. Es haben sich dann auch 6 Leute gefunden womit das Taxi ganz nach marokkanischer Art voll ist. 2 auf dem Beifahrersitz und 4 auf der Rückbank. Die Fahrt hin und zurück kostete zusammen 300 Dirahm, also für jeden 50 Dirahm. Also ging’s in der Sardinenbüchse ne dreiviertel Stunde raus aus Chefchaouen und rein in die Berge. Alles wunderschön aber doch irgendwie ganz anders als ich mir Marokko vorgestellt habe. Ist am ehesten mit Andalusien zu vergleichen denk ich. Nur dass in den Dörfern halt Moscheen an Stelle der Kirchen stehen. Und es gab erstaunlich viele freilaufende Tiere die gerne mal auf der Straße rumlungerten, Hühner, Hunde, Katzen, Schafe, Esel und Pferde.
Als wir gegen 11 Uhr am Eingang des Talassemtane National Parks waren sind wir auch gleich losgelaufen. Nen Führer wollten wir nicht nehmen, da uns zwei Mädels aus unserem Hostel gesagt haben wir sollen einfach nur da hin laufen wo alle hinlaufen, dann würden wir schon beim Wasserfall rauskommen. Also gings los. Unsere Gruppe ist allerdings recht schnell zerfallen, Brian, Adonne und ich haben uns mehr Zeit gelassen und haben so die anderen 3 irgendwann aus den Augen verloren. Der Weg führte zunächst an einem Fluß entlang und wurde je weiter wir ihm folgten immer mehr zum Fluß selbst. Heißt es ging runter ins Flußbett, über trocken liegende Steine und Felsen hinweg, manchmal über „Brücken“ die im Prinzip nichts anderes als Holzbretter waren und manchmal gab’s auch kurze Abschnitte die kletternd zurück gelegt werden mussten. Bei einem dieser Abschnitte hätts mich auch beinhahe in der Fluß gehauen. Das Problem war der Rucksack mit zwei Wasserflaschen drin. Ich hab ihn nicht all zu eng an meinen Rücken geschnallt und als ich in Rücklage klettern musste und der Rucksack dann immer mehr von meinem Rücken wegrutschte und damit meinen Schwerpunkt weiter weg von der Wand bewegte, wurds echt schwierig mich noch zu halten. Aber ich hab’s geschafft. Alles in allem lässt sich sagen, dass das eine anspruchsvolle Route war, definitiv nichts für Kinder und eine gewisse Fitness sollte man wohl auch mitbringen. Und um meine Wanderschuhe war ich auch wieder froh. Aber wenn man mal in der Gegend ist, dann ist das hier ein absolutes Muss.
Was ich auch cool fand waren die paar Leute die entlang des Flußes gecampt haben. Die waren auch so eingerichtet als wären die mehr als eine Nacht hier.
Aber der Reihe nach: hier erst mal ein paar Fotos
In diesem Tal ging’s also entlang. Schwer zu sagen wie ich mir Marokko vorgestellt habe, aber so wahrscheinlich nicht. Hier warrn wir noch auf dem Weg etwas von Fluß entfernt, aber dann ging’s recht bald runter.
Wie gesagt, nen Kinderwagen kriegt man hier nicht mehr durch. Nach etwa ner dreiviertel Stunde sind wir dann auf so ne Art „Café“ gestoßen. Am Wasser gebaut, aus Lehm und Stroh die Hütte und mit einfacher Feuerstelle zur Zubereitung der traditionellen Tajine.
Wir haben dann beschlossen ne kurze Pause einzulegen, da die anderen 3 sowieso schon außer Sichtweite waren und einen Minztee zu uns zu nehmen. Und zwar hier:
Nach der Stärkung ging’s dann weiter. Irgendwann haben wir dann auch Gods Arc erreicht, eine Felsenbrücke die den Fluß in über 100 Meter überspannt.
Da wir zu dem Wasserfall wollten und offensichtlich kein „Weg“ durch den Gods Arc durch führt gab’s nur eins: Schuhe aus, Badehosen an und rein ins Wasser, die Sachen überm Kopf haltend. Das haben wir dann auch 50 Meter weit gemacht, bis wir uns auf einem Felsen im Fluß unterhalb des Arcs niederließen. Brian und Adonne sind dann mal vorausgeschwommen um zu schauen ob da irgendwann wieder ein richtiger Weg kommt. War nicht der Fall, so kamen wir nicht zum Wasserfall. Für uns war also hier Endstation:
Eigentlich auch gar nicht so schlimm, denn das war was fürs Auge. Dieses herlich türkisblaue Wasser, die rötlich schimmernden Felsen und das grün der Bäume. Echt klasse.
Nach etwa einer viertel Stunde sind wir dann wieder zurück geschwommen. Dabei sind wir dann auf eine Gruppe jugendlicher Marokkaner gestoßen mit denen wir uns dann mehr oder weniger angefreundet haben. Von denen haben wir dann auch erfahren, dass der Wasserfall auf diesem Weg nicht zu erreichen ist. Tatsächlich sind wir den Weg ganz von Anfang an schon falsch gegangen, wir hätten zu Beginn den Fluß mit einer Brücke überqueren müssen und dann auf der linken Flußseite mehr in die Berge hoch gehen müssen um zu dem Wasserfall zu kommen. Ein Hinweisschild wär da echt nett gewesen. Also sind wir wieder umgekehrt und dachten wir hätten eigentlich noch genug Zeit um zum Wasserfall zu kommen bevor unser Taxi uns wieder abholt. So weit kam es dann aber nicht, wir sind nur bis zu dem provisorischem Café gekommen, da haben die Marokkaner uns gefragt ob wir nicht mit ihnen essen wollen. Also gut, da wir schon etwas hungrig waren willigten wir ein. Für uns wurde eine weitere Tajine zubereitet die dann über eine Stunde im Feuer stand. Das Feuerholz wurde übrigens immer frisch von den umliegenden Bäumen abgeschlagen. Irgendwann wars dann so weit und wir konnten essen.
Hat wirklich ausgezeichnet geschmeckt, um Welten besser als die Tajine die ich gestern Abend im Restaurant hatte.
Als wir uns dann nach dem Essen auf den Rückweg machten hats noch angefangen zu regnen. Das hat die ganze Strecke nochmal ordentlich anspruchsvoller gemacht, denn jetzt waren alle Steine ziemlich glitschig. Aber wir habens ohne größere Probleme zurück geschafft. Am Eingang des National Parks haben wir dann die anderen 3 die mit uns hergefahren sind wieder getroffen. Hat sich herausgestellt, dass die eine Abzweigung genommen haben die sie auf den Gods Arc führte. Aber den Wasserfall haben sie auch nicht gesehen.
Was ich hingegen relativ häufig in Marokko sehe sind deutsche Nummernschilder. Schriftart ist deutsch, das D mit den Europasternen ist drauf aber trotzdem noch was arabisches. Da konnt ich mir bisher noch keinen Reim drauf machen.
Wir sind dann also wieder nach Chefchaouen gefahren. Dort angekommen gab’s nochmal nen starken Platzregen. Als der dann vorbei war sind wir zurück zum Hostel gelaufen. Da hab ich mich erst mal zum entspannen für zwei Stunden auf die Terrasse gelegt.
Abends haben wir uns dann mit den Marokkanern die wir bei unserer Wanderung getroffen haben getroffen. Wir sind dann auf die Dachterrasse einer Riad gegangen die einer Spanierin gehörte die mit denen befreundet ist. War ein nettes Beisammensein, es wurde natürlich Minztee serviert und wir haben uns gut unterhalten. Kulturell gab’s vielleicht noch die eine oder andere unterschiedliche Auffassung aber wir hatten sehr interessante Gespräche. Vor allem, als es darauf kam, dass Duke, Brian, Adonne und Othoniel schwul sind (in Marokko gesetzlich verboten), das kam Said schon schwer damit klar. Mohammed nam das gelassener. Da wir in unserem Hostel morgen raus mussten und gerne noch ne Nacht in Chefchaouen bleiben wollten haben wir uns in dieser Riad gleich ein Zimmer für morgen genommen. Es wurde dann auch sehr spät bis wir zu unserem Hostel zurück sind, ich glaub wir waren um 3 da.
Viele Grüße aus Neuburg! Weiterhin viele neue Eindrücke, lass es dir gutgehen.