Wanderung in Chaguaramas

Ein bisschen Text vorneweg: Dieser Eintrag hat mich sicher an die 8 Stunden gekostet, nicht nur wegen des Schreibens, sondern weil ich ihn erst nicht hochladen konnte und dann die Bilder aus einem mir unerfindlichen Grund gedreht waren. Was ich auch angestellt hab, ich hab die Bilder nicht richtig hingekriegt. Aber jetzt ist Schluss damit, ich lass es so. Der Eintrag hat mich genug Nerven und Zeit gekostet. Bei manchen Bildern muss man jetzt den Kopf halt schief legen.

Für heute hatte ich ein Wanderung durch den Chaguaramas National Park geplant. Dafür hab ich mich um zehn Uhr morgens mit Anna in der Stadt getroffen. Sie kommt aus Deutschland und ist für zwei Monate in Trinidad um für ihre Abschlussarbeit zu forschen. Kennengelernt hab ich sie auch auf dem Couch Surfing Netzwerk und wir haben die Wanderung gestern Abend sehr spontan angesetzt. War auch mal wieder ganz nett nach so langer Zeit eine längere Unterhaltung auf deutsch zu führen. Muss aber zugeben, dass es mir öfter passiert ist, dass ich sie englisch angeredet hab oder dass ich zwar auf englisch wusste was ich sagen wollte, mir aber das ein oder andere deutsche Wort grad nicht eingefallen ist. Ganz schön verrückt.
In Port of Spain haben wir uns dann noch in einem Supermarkt mit Wasser und Snacks eingedeckt bevor wir dann in eines der Maxi Taxis gestiegen sind die uns nach Chaguaramas brachten.
Als ich hier gestern zum Golfplatz gelaufen bin hab ich mich an die geteere Straße gehalten die das Tal entlang nach Norden führt. Diesmal sind wir aber gleich am Taleingang nach links in den Wald. Der Weg war größtenteils recht breit, hat sich aber stellenweise zu nem Trampelpfad verengt. Nach wie vor finde ich diese Mischung aus Palmen, Bambus und Bäumen die ich vorher noch nie gesehen hab faszinierend.
Nach einer guten halben Stunde ist unser Weg dann mehr in nen Feldweg umgeschlagen der uns durch zwei so Art Bauernhöfe immer weiter nach Norden führte.wpid-20140312_112409.jpg

Erstes Highlight der Wanderung war dann ein Adler den wir in einem Baum haben sitzen sehen. Ein richtig großer Brocken, nur leider haben wir uns wohl zu laut genähert, denn er ist davon geflogen ehe ich meine Kamera zücken konnte.
Wir haben uns dann immer mehr dem Golfplatz genähert, allerdings nicht auf direktem Weg, wir sind auch in ein paar Sackgassen gelaufen und mussten wieder umkehren.wpid-IMG_7079.jpgwpid-IMG_7081.jpg

Kurz vor dem Golfplatz ging dann ein Trail nach links weg der uns zu den Edith Falls bringen sollte. Das Hinweisschild ist mir gestern schon aufgefallen, aber da hatte ich keine Zeit dem Wasserfall einen Besuch abzustatten. Da wir außerdem in der Trockenzeit sind ist sowieso fraglich ob da überhaupt Wasser fällt.
Nichts desto trotz sind wir drauf los marschiert. Etwa eineinhalb Kilometer sollte es laut Hinweisschild bis zum Wasserfall sein. Die Strecke lässt sich mit nur einem Wort zusammenfassen: Wow!
Die etwas längere Beschreibung: Der Weg startet noch relativ flach, durch ziemlich offenen Bambuswald.wpid-IMG_7086-1024x768

Man merkt aber schon, dass es stetig nach oben geht. Praktisch von Meter zu Meter wird man immer mehr vom Wald umschlossen, der Bambuswald weicht immer mehr etwas was ich gut und gerne Dschungel nennen möchte. Wenn man kurz inne hält und lauscht hört man die verschiedensten Tiere, Affen, Vögel, Grillen, Frösche. Und dazu das Rascheln der Blätter, das knacken der sich im Wind wiegenden Bambusstäbe. Dreimal haben wir auch deutlich etwas umfallen hören, wahrscheinlich auch Bambus.wpid-IMG_7087.jpg

Der Weg wurde nun auch immer steiler und teilweise sehr schmal. Die letzten dreihundert Meter waren dann nochmal ein Leckerbissen und ich war froh in der Trockenzeit gekommen zu sein. Denn die einzige Möglichkeit noch irgendwie vorwärts zu kommen war das Flussbett mit den mancher Orts riesengroßen Felsbrocken hochzuklettern. Ein richtiger Fluß wars nicht mehr, nur ab und zu hat sich in einer Senke ein kleiner See gebildet, in dem aber auch kleine Fische waren.wpid-IMG_7089.jpgwpid-IMG_7090-1024x768

Nach all der Kletterei, bei der ich doch sehr vorsichtig war wo ich meine Hände und Füße hinsetzte, denn ich wurde des öfteren vor Schlangen und Skorpionen hier in der Gegend gewarnt, tauchte dann plötzlich diese riesige Felswand auf. Ein starker Anblick. Der Wasserfall selbst war im Prinzip nur eine sprühregenartige Dusche, aber trotzdem sehr beeindruckend. Leider zu groß um ihn auf ein Foto zu bannen, deshalb ein Video.


Hier haben wir dann auch unsere Mittagspause verbracht und ne halbe Stunde die Füße hochgelegt bevor wir uns auf den Rückweg gemacht haben.wpid-20140312_132601-1024x768wpid-20140312_133035-1024x768

Das war echt spitze. Ein weiteres Must See für jeden den es mal nach Trinidad verschlägt. Gesehen haben wir übrigens keine Menschenseele als wir auf dem Trail waren, was die Sache noch besser machte. Ein Geheimtipp.
Danach führte uns unser Weg über den Golfplatz.wpid-IMG_7085.jpg

Am nördlichen Ende sind wir dann auf einen weiteren Trail gestoßen der uns auf einen der Berge brigen sollte der die nördliche Steilküste Trinidads bildet und anschließend nach Westen verläuft um dann in der Macqueripe Bay endet wo wir vorhatten ein erfrischendes Bad zu nehmen.
Also ging’s los. Anfangs war der Trail auch sehr von Bambus dominiert. Man kommt sich da echt winzig vor wenn man so daneben steht.wpid-IMG_7097.jpg

Dann ging’s irgendwann richtig steil den Berg hoch. War bei der Hitze und der Luftfeuchtigkeit kein Vergnügen, wir wurden aber mit einer schönen Aussicht nach Süden über das Tal und nach Norden hin auf die Küste belohnt.wpid-20140312_140702-1024x768

Als wir dann immer weiter nach Osten den Berggrat entlang wanderten kam irgendwann auch die Macqueripe Bay in Sicht.wpid-20140312_141854.jpg

Das war so gegen halb drei, und bei all der Hitze hatten wir dann nur noch eins im Sinn: Ab ins Wasser.wpid-20140312_145743.jpg

Das Wasser hier auf der Nordseite ist auch bedeutend besser als im Süden oder Westen der Insel. Die Nordseite ist halt die Karibik. Das Wasser ist zwar nicht blau sondern leicht grün, aber sehr klar.
Nachdem ich die Bucht jetzt also auch mal bei Tageslicht gesehen hab und wir uns ausreichend abgekühlt haben sind wir weiter. Ein Highlight stand noch auf meinem Programm für den heutigen Tag. Ein verlassener US Stützpunkt auf einem Berg in der Nähe auf dem eine riesige Radarantenne rumsteht die früher mal Teil des BMEWS (Balistic Missile Early Warning System) war. Der Aufstieg dort hoch war so gegen Ende des Tages schon sehr fordernd. Am Anfang ging der Weg noch durch die so genannte Bamboo Cathedral, eine Allee die zu beiden Seiten so mit Bambus zugewachsen ist, dass die Stäbe ein natürliches Dach zu bilden scheinen.wpid-IMG_7119.jpg

Nach einem etwa einstündigen Aufstieg haben wirs dann geschafft. Der Vegetation und dem Grad des Verfallens nach zu urteilen müssen die Amerikaner den Stützpunkt wohl schon kurz nach dem zweiten Weltkrieg aufgegeben haben.wpid-IMG_7102.jpgwpid-IMG_7103.jpgwpid-IMG_7116-1024x768

Ja, die ist groß. Mein Forscherdrang war geweckt und so war klar, dass ich mir das Ding mal etwas aus der Nähe anschaue. Die Tür zum Inneren fehlte, so war das auch kein Problem. Im Turm hab ich dann ein paar Leitern gesehen die nach oben führten. Erfreulich. Bis zur ersten Ebene wars noch einfach, da ist Anna auch noch mitgekommen.wpid-IMG_7113.jpgwpid-IMG_7114.jpg

Für mich war hier jedoch noch nicht Schluss. Zwar wurde die Kletterei nun etwas schwieriger, Teile der Leitern und der Boden in höheren Ebenen waren durchgerostet (so richtig mit Loch im Boden) und es wurde zunehmend enger. Aber wenn man vorsichtig genug ist ist’s kein größeres Problem oben aus dem Turm rauszuklettern. Das hab ich dann auch gemacht und ich hatte einen echt guten Ausblick von der Stellmechanik der Radarschüssel. Und richtig windig wars hier oben.wpid-IMG_7104.jpgwpid-IMG_7105.jpgwpid-IMG_7107.jpgwpid-IMG_7108.jpgwpid-IMG_7109.jpg

Rost

Rost

Wie man sieht, das ganze ist schon sehr angerostet. Da wird sich nicht mehr viel bewegen. Als ich mich dann schon wieder auf den Weg nach unten machen wollte ist mir doch noch ein Weg ins Auge gesprungen wie ich ganz in die Schüssel kommen konnte. Das wollt ich natürlich nicht auslassen, wenn ich schon mal so weit gekommen bin.

Einstiegsluke in die Schuessel

Einstiegsluke in die Schuessel

 

In der Radarschuessel

In der Radarschuessel

 

Radarempfaenger

Radarempfaenger

 

Die Schuessel ist deutlich groesser als sie hier auf dem Bild wirkt...

Die Schuessel ist deutlich groesser als sie hier auf dem Bild wirkt…

Dann ging die Kletterei nach unten los. War ein echtes Erlebnis. Unten angekommen hab ich mich dann mit Anna wieder auf den Weg zurück ins Tal gemacht. Der Abstieg war schon wesentlich angenehmer als der Aufstieg. Als wir dann wieder die Bamboo Cathedral durchquerten haben wir plötzlich sehr laute und seltsame Schreie gehört. Fast schon unheimlich, das hat sich nach sehr großen Tieren angehört. Doch wie das so ist, die kleinsten schreien am lautesten. Eine Frau die wir dort getroffen haben hat uns erklärt das wären Houwler Monkey, also Heuler Affen. Die hab ich im Zoo gesehen, und die sind auch nicht größer als Katzen. Hier im Wald haben wir sie allerdings nur gehört und nicht gesehen. Auf unserem Weg zurück zur Hauptstraße wo wir ein Maxi Taxi zurück zur Stadt nehmen wollten bekamen wir aber immerhin noch ein paar Kapuziner Äffchen zu sehen.

Abenddaemmerung im Tucker Tal

Abenddaemmerung im Tucker Tal

Gegen sechs sind wir dann auch in ein Maxi Taxi gestiegen und zurück nach Port of Spain gefahren. Abschließende Bilanz: sieben Stunden unterwegs, davon sechs gewandert. Laut GPS 23,5 Kilometer zurück gelegt. Kein Sonnenbrand, keine Blasen und keinen einzigen Moskitostich. Ein ziemlich guter Tag.
In Port of Spain hab ich dann noch schnell für Abendessen eingekauft, schnell und billig sollte es sein, denn ich hatte echt großen Hunger. Doch alles was der chinesische Supermarkt hergab waren Zutaten für Pasta mit Tomatensauce. Naja, gibt schlimmeres.
Nachdem ich dann gekocht hab bin ich um zehn auch schon ins Bett, war doch ein anstrengender Tag.