Entscheidungsprozess

Der Sonnenbrand war schon etwas besser als gestern. Aber das war nicht mein Problem des heutigen Tages. Wenn ich mich mit Paul in Venezuela treffen will, dann müsste ich heute ein Ticket für die Fähre kaufen und morgen früh losfahren. Einerseits wärs denk ich ziemlich gut da nen Reisepartner zu haben, auch wenn ich die ersten zwei Tage alleine reisen müsste bis ich zu ihm komm. Andererseits hat mir die Vorstellung morgen aufzubrechen überhaupt nicht zugesagt. Ich fühlte mich nicht vorbereitet genug. Es gäb schon noch ganz schön viel was ich tun müsste bevor ich hier abreisen kann. Muss noch Wäsche waschen, hab noch ne Woche im Blog nachzuholen, müsste mir raussuchen wie ich am besten in Venezuela von A nach B komme, das ganze dann auch schön vorher aus spanisch übersetzt und auf Papier geschrieben damit ich mein Anliegen auch vorbringen kann, denn meine Spanischkenntnisse sind nach wie vor ausbaufähig. Genügend Geld hab ich zwar schon, sowohl in Bolívares als auch US$. Aber trotzdem. Mir war nicht wohl dabei. Ich hätte mich zum Beispiel von all den Leuten hier nicht richtig verabschieden können. Außerdem hatte ich immer noch die Idee im Hinterkopf nicht doch mal zum Segel Club zu gehen und zu fragen ob einer noch jemanden auf ne andere Insel mitnehmen kann.
Ich war wirklich hin und her gerissen. Konnte mich zu keiner Entscheidung durchringen. Über Stunden hinweg bin ich nur rumgelegen und hab alles immer wieder gegeneinander aufgewogen. Und die Zeit lief mir davon, denn wenn ich morgen los wollte, müsste ich mir heute noch ein Ticket kaufen. Das geht auch nur in Chaguaramas wofür ich dann nochmal eineinhalb Stunden Fahrzeit einrechnen müsste.
Gegen eins hab ich dann eine Entscheidung getroffen. Ausschlaggebend war, dass Venezuela eine Gelbfieber Impfung vorschreibt wenn man einreisen will. Paul hatte zwar eine, seine war aber schon nicht mehr aktuell und hätte eigentlich aufgefrischt werden müssen. Er kam aber trotzdem rein. Dieses Extrarisiko hat dann die Entscheidung für mich herbeigeführt. Ich wollte nämlich wegen so ner Lappalie nicht wieder zurück geschickt werden. Also hab ich mal für mich festgelegt, dass ich nicht diesen Mittwoch fahre, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit nächsten Mittwoch. Das sollte mir genug Zeit geben damit ich gut vorbereitet und mit gutem Gefühl nach Venezuela aufbrechen kann.
Doch dafür musste jetzt natürlich erst mal eine Gelbfieber Impfung her. Also schnell das nächste Privatkrankenhaus rausgesucht, angerufen ob ich gleich vorbei kommen kann und mich dann auf den Weg gemacht. War zum Glück nur ne halbe Stunde entfernt.
Trotzdem der Wartesaal ziemlich voll war bin ich gleich drangekommen. Gleich rein zum Doktor, Spritze gesetzt bekommen, das ganze, wichtig, wichtig, im Impfpass eingetragen und anschließend gezahlt. 500TT$. Wenn ich die Preise von der Gelbfieber Impfstelle im Globetrotter in München noch richtig im Kopf hab, dann war das hier sogar etwas günstiger als Zuhause in Deutschland.
Nachdem das dann erledigt war bin ich noch schnell zum Supermarkt und hab für die restlichen Tage die ich bei Keren verbring eingekauft.
Wieder Zuhause angekommen hab ich dann erst mal nen Plan für die kommende Woche aufgestellt, damit auch alles erledigt wird. Für morgen hab ich mit Anna ne Wanderung zum Mount Saint Benedict geplant und am Freitag wollen wir per Fähre nach Tobago fahren und da dann das Wochenende verbringen. Ich hab also den abend dann noch damit verbracht ein Hotel/Hostel zu finden und mich seelisch auf eine gewaltige Umstellung vorzubereiten: Zum ersten mal seit über vier Monaten die ich jetzt in der Karibik bin, werde ich aller Voraussicht nach für eine Unterkunft bezahlen müssen. Ein schauriger Gedanke…