Heute früh haben wir uns also nach dem Frühstück im Hotel, das leider etwas länger gedauert hat, auf den Weg zu Matthias‘ Haus gemacht. Den Roller von gestern haben wir auch heute noch behalten.
Etwas verspätet kamen wir an und wurden trotz unseres reichhaltigen Frühstücks im Hotel nochmal zum Frühstück eingeladen, Kaffee, Reis und Bohnen.
Dann war es an der Zeit uns einzukleiden. Beziehungsweise uns einkleiden zu lassen. Alle möglichen Onkel, Tanten und sonstige Verwandte schienen ins Haus zu strömen und Hand anzulegen als es darum ging uns in die traditionellen Gewänder zu stecken. Ein Erlebnis an sich.
So ausstaffiert haben wir uns zu Fuß zum Dorfzentrum aufgemacht. Das ganze Dorf schien auf den Beinen zu sein und in die selbe Richtung zu marschieren.


Am Dorfplatz angekommen haben wir gemerkt, dass wir wohl schon etwas zu spät dran sind, denn da waren schon hunderte von Leuten und praktisch keine Sitzplätze mehr frei. Aber für uns beide wurden in Windeseile zwei Plätze aufgetrieben. Dann konnten wir erst mal dem katholischen (Flores ist fest im Griff der katholischen Kirche) Gottesdienst beiwohnen von dem uns zum Glück schon die erste Stunde erspart blieb. Aufgelockert wurde das ganze immer wieder mit Tanzeinlagen traditionell gekleideter Frauen und Männer.




Es zog sich immer mehr in die Länge und irgendwann kam raus, dass das keine Hochzeit ist, sondern das jährliche fünftägige Treffen der Clans im Dorf wo alles wichtige besprochen und gefeiert wird. Vielleicht war „Hochzeit“ einfach nur ein Übersetzungsfehler.
Jedenfalls zog sich das ganz schön hin. Irgendwann war der Gottesdienst rum und es begannen die verschiedensten Ansprachen, Danksagungen und kleinere Rituale.
Alles in allem schon interessant aber etwas lang für meinen Geschmack.
Um zwei hatten wir es danm geschafft, der offizielle Teil war vorbei und es gab was zu essen. Hunderte Kinder liefen in eine Küche und versorgten alle anwesenden mit Reis und Rindfleisch sowie Arak, der hier übliche Palmwein.
Das bedienen der gut tausend anwesenden Gäste dauerte natürlich etwas, in der Zwischenzeit hat es zu regnen begonnen aber die Kids wussten sich zu helfen.
Das Essen war gut, etwas scharf und etwas zu viel Reis. Ich hab meine Portion nicht geschafft, obwohl ichs versucht hab. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte.
Zum Essen liefen dann die Kinder mit Bambusrohren rum in denen der Arak war den es aus Kokosschalen zu trinken gab. Der erste den wir hatten war wohl etwas schlecht vergoren, der schmeckte stark nach Essig. Die anderen waren da schon besser.
Nach dem Essen wurde dann alles etwas aufgelockerter und alle liefen rum und redeten miteinander. Wir wurden in eines der 18 Häuser um den Dorfplatz eingeladen. Im Haus gab es wieder ein Buffet und es wurde erwartet, dass wir uns bedienen. Ebenso gab’s wieder was zu trinken, diesmal etwas das kein Arak war sondern mehr in Richtung Whisky ging. Ablehnen war nicht drin. Wir erfuhren langsam den Grund für die Einladung in dieses Haus als wir mit einem redeten der ziemlich gut Englisch sprach: Dadurch, dass wir als Gäste ins Haus kommen und essen und trinken segnen wir das Haus, genauso werden wir dadurch durch die Familie gesegnet. So eine Einladung ins Haus abzulehnen ist also eine schwere Beleidigung und absolutes No-Go. Ebenso wenn man nichts isst oder trinkt. Man kann sich denken, dass unsere Mägen auf eine harte Probe gestellt wurden, denn wir waren unter den nicht mal zehn Ausländern auf der Feier die beiden einzigen in der Tracht hier, deshalb hat uns auch jeder an dessen Haus wir vorbei kamen eingeladen. Das essen war auch immer gut, aber irgendwann geht’s halt nur noch unter Qualen weiter rein zu schaufeln.


Die einzige Pause bot eine Teilnahme am Tanz der ununterbrochen auf dem Dorfplatz stattfand. Es war wirklich nicht schwer die Grundschritte zu lernen und in den Singsang einzustimmen.



Aber ewig konnten wir auch nicht tanzen, und sobald wir aufhörten wurden wir wieder eingeladen zum essen. Manchmal auch in Häuser in denen wir schon waren, aber wir hatten sprachlich einfach keine Möglichkeit denen mitzuteilen, dass wir dieses Haus schon besucht hatten. Also mussten wir wieder da rein und weiter essen.
Irgendwann hatten wir aber echt genug und wir wollten uns auf den Rückweg machen. Doch dazu mussten wir erst mal Matthias finden, denn bei dem mussten wir ja unsere Klamotten abgeben.
Bis wir ihn gefunden hatten wurden wir in zwei weitere Häuser eingeladen. Bis wir ihm erklärt haben, dass wir gehen wollen waren wir schon im nächsten Haus. Bis wir dann den Dorfplatz verlassen haben wurden wir nochmal in zwei Häuser eingeladen. Jenny war mit ihrer Geduld schon ziemlich am Ende und auch mein Magen war zum bersten gefüllt. Den Weg zurück zu Matthias Haus war auch ne Qual, das Laufen fiel schon schwer. Trotzdem war es ein echt klasse Erlebnis.
Dort angekommen gab’s nochmal Kaffee und wir haben und verabschiedet. Mit dem Roller sind wir zurück zum Hotel gefahren wo wir nach diesem langen Tag nicht mehr viel gemacht haben. Das Abendessen haben wir uns auch gespart.
Genial ausstaffiert (bis auf den Stilbruch grünes T-Shirt;-)